Auszüge aus dem Buch: „Das Lied der Freiheit“ von Eli Jaxon-Bear (mit freundlicher Genehmigung des Alf Lüchow Verlags, vorraussichtliches Erscheinen: April ‘99) Das Buch gibt Auszüge aus Satsangs wieder, die Eli Jaxon-Bear in den letzten Jahren gehalten hat.

Frage: Du hast einmal geschrieben, als du deinen Lehrer trafst, warst du bereit, alles aufzugeben außer der Liebe zu deiner Frau. Das hat mich sehr berührt.
Eli Jaxon-Bear: Bevor ich meinen Lehrer treffen konnte, hatte ich mich selbst zu prüfen. Ich wußte nicht, wen ich treffen würde, ich wußte nicht, wo ich ihn finden würde. Ich wußte nur, ich hatte jemanden zu finden, der erwachter war als ich. Ich wurde auf magische Weise ins Unbekannte gezogen. Um für den letztendlichen Lehrer bereit zu sein, mußt du schonungslos ehrlich mit dir sein. Auch ich mußte mich überprüfen, um herauszufinden, was ich wirklich wollte, und was ich nicht bereit war, aufzugeben. Für eine lange Zeit war ich wirklich nicht gewillt, Sex aufzugeben. Ich wußte nicht, ob das Leben von mir diese Wahl fordern würde. Aber ich spürte, daß ich nicht wollte, daß es die Wahl war. Ein klares Zeichen für meine tiefe Anhaftung an dieses Thema. Doch schließlich mußte ich mich fragen: „Was ist es, was ich wirklich will? Wäre mein sexuelles Vergnügen wirklich wichtiger als mein Erwachen, wenn ich zu wählen hätte?“ Obwohl es wesentlich schwerer aufzugeben war als das Überleben, war ich letztendlich bereit: „Wenn es das erfordert, so sei es.“ Die Liebe zu meiner Partnerin konnte ich nicht aufgeben. Später fand ich heraus, das es kein Erfordernis gibt, daß die Liebe die Liebe aufgibt. All die Formen der Liebe können sich ändern, das wurde sehr getestet. Aber die Liebe wurde nicht berührt. Die Formen unserer Beziehung wurden stark verändert. Es lag nicht länger in unseren Händen. Doch wahre Liebe wird durch den Wechsel der Form nicht berührt. Da du Liebe selbst bist, kann nichts dich berühren. Wenn du gewillt bist, die selbstsüchtige Anhaftung an „mir“ aufzugeben, erkennst du dich als Liebe. Ab da bezieht sich dein Name, wann immer du ihn nennst, auf die Liebe und nicht mehr auf ein Stück Fleisch. Du gibst deine Identifikation mit einem Stück Fleisch auf, um die Wahrheit über dich zu entdecken. Was für ein guter Handel!

Frage: Wie hat sich die Begegnung mit Papaji auf die Beziehung zwischen dir und Gangaji ausgewirkt?
Eli Jaxon-Bear: Meine Partnerin und ich sind jetzt über 20 Jahre zusammen. Nachdem wir unseren Lehrer getroffen hatten, hat es allem den Boden entzogen. All die Strukturen, die wir sehr bequem ausgearbeitet hatten, waren plötzlich weg. Sie war diese Hysterische, die von mir abhängig war. Ich war dieser kompetente Macho, der sich um alles kümmerte. Dann veränderte sich alles. Sie war plötzlich der Satguru und ich war der Türsteher. Ich hörte auf, meine eigenen Gruppen zu leiten, um ihren Satsang zu unterstützen. So veränderten sich unsere finanziellen Positionen vollkommen. So wurde jede Struktur, die wir hatten, weggenommen. Aber das alles berührte die Liebe nicht. Tatsächlich offenbart es die Liebe, denn es deckt all die verborgenen Identifikationen auf. Wenn diese verbrennen, leuchten die Liebe und die Wahrheit immer reiner. Dies ist es, was du willst. Es ist das, was jeder will. Es ist das Potential menschlicher Beziehungen. Gib deine Selbstsucht auf und sei in all deinen Beziehungen ein spiritueller Freund. Ein spiritueller Freund ist leer, präsent und in Liebe. In spiritueller Freundschaft liegt die Möglichkeit wahrer Intimität.

Frage: Fühlst du dich eins mit Gangaji wie mit uns?
Eli Jaxon-Bear: (Lachen) Wenn da jemand ist, der sich eins fühlt mit anderen, das ist es nicht. Es gibt nur Eines. Nur Eines. Nur ein Bewußt- sein, nur ein Ich. Nur Eines. Und dieses eine Ich scheint durch einen Spiegel in Millionen von Ichs gebrochen zu sein. Trillionen von Ichs. Jedes einzelne sagt: „Ich“. Doch es sind alles nur Reflexionen des Einen. Wenn die Reflexionen und Projektionen aufhören, erkennst du: Nur ein Ich. In der Erscheinung eines Eli, dieses Körper-Mind, ist die Beziehung dieses Eli zu seiner Ehefrau sehr verschieden zu seiner Beziehung zu dir. Das ist die Ebene der Unterscheidung. Auf der Ebene von Unterscheidung gibt es viele Unterschiede. Es ist nicht alles ein Pudding. Doch woher kommen die Unterscheidungen? Sie erscheinen aus einem Bewußtsein. Es ist erfüllt mit Bewußtsein und kehrt zurück zu Bewußtsein. Unendliche Unterschiede erscheinen und versinken im EinsSein.

Frage: Du sagtest einmal, daß ich mich selbst verletze, wenn ich in einem anderen Menschen Eifersucht auslöse. Womit verletze ich mich dabei?
Eli Jaxon-Bear: Du bleibst der feinsten Ebene der Wahrheit nicht treu. Wenn du absolut ruhig bleibst, wirst du nicht durch Leidenschaft angetrieben. Leidenschaft ist Gefängnis der Konditionierung. Dieser Selbstverrat ist schmerzhaft. Beginne als erstes damit, diese schmerzvolle Beziehung im Inneren zu beenden. Die Leidenschaft ist lediglich die Art, in der das Ego versucht, Liebe hineinzusaugen. Solange du Energie in die Leidenschaft hinein ausblutest, steht sie dir nicht für die Liebe zur Verfügung.

Frage: Was ist nach der Erleuchtung mit sexueller Lust? Gibt es noch die Motivation, mit deiner Frau zu schlafen?
Eli Jaxon-Bear: Sehr gute Frage. Wenn Wollust als Antrieb nicht mehr da ist, was dann? Dann erlebst du eine Frische, die von der Liebe angetrieben wird. Das ist eine grundverschiedene Erfahrung. Du kannst es nicht beschreiben, wenn du es nicht erfahren hast. Eines kann ich dir sagen, es ist eine gute Nachricht. Es ist viel besser als alles, was du bis dahin erlebt hast.

Frage: Eli, in einer Woche sollte unsere Hochzeit stattfinden. Es gibt in unserem Leben ein Chaos wie nie zuvor. Ich schaue mir zum ersten Mal die dicksten Themen meines Lebens an und renne nicht weg. Was von dieser Heirat ist wahr und was ist nur eine Idee? Ich spüre tief in mir, daß es absolut wichtig ist.
Eli Jaxon-Bear: Ja. Heiraten ist das Schließen der Tür. Es ist eine Herausforderung. Es bringt alles hoch. Wirklich verheiraten bedeutet für ein ganzes Leben, bis zum Tod. Weißt du, ich bin kein gutes Vorbild dafür. Als Gangaji und ich heirateten, war unser Heiratsversprechen, das Erwachen des anderen zu unterstützen. Das war bedeutender als die Heirat. Das ist unser Herzensversprechen die ganze Zeit über geblieben. In einer Beziehung der Wahrheit bist du bis zum Tod, was auch immer sie für eine Form annimmt.

Wenn deine Beziehung der Freiheit verpflichtet ist, dann transzendiert das die Selbstsüchtigkeit jeder Beziehung. Es ist eine Arena geworden, um Lügen aufzudecken und aus ihnen auszusteigen.
Wenn du der Herzensverpflichtung zur Freiheit treu bleibst, schließt du alle Ausgänge. Dann gibt es nichts mehr, wohin du rennen könntest. Du bist hier. Du nimmst diesen Platz ein und bewegst dich nicht. Dann erfolgt eine wunderbare Vertiefung. Alles verbrennt und dein Leben erleuchtet sich. Deine Herzensverpflichtung erfüllt sich selbst, in dem sie das selbstsüchtige Leiden transzendiert. Dann wirst du ein Quell der Wahrheit. Andere werden kommen, um zu trinken. Wenn sie sehen, daß es für dich möglich ist, erkennen sie, daß es auch für sie offen steht. Auf diese Weise verändert sich die Welt. Das ist die Möglichkeit für jeden. Gib dich selbst der Wahrheit, gib dich selbst deinem eigenen Herzen. Vollziehe eine Herzensverpflichtung an etwas, was größer ist als deine eigene selbstsüchtige Verstrickung. Dann wird dein Leben ein Leben der Glückseligkeit, ein Leben von Freiheit und Frieden. Ein Leben der Liebe.

Frage: Sind wir sehr durch die Vergangenheit geprägt worden?
Eli Jaxon-Bear: Wer du bist, ist nicht geprägt. Gedanken sind konditioniert, Emotionen sind konditioniert, der Körper ist konditioniert. Was, wenn du dich für einen Moment von deinen Gedanken, Gefühlen und deinem Körper abwendest? Was, wenn sie nicht deine wären? Dann gibt es keine Konditionierung mehr. Dann ist jeder Moment frisch. Das ist die menschliche Möglichkeit. Wer du bist, ist das Einfachste. Ein natürliches Leben zu leben ist das Leichteste. Es ist sehr schön und es ist deine Möglichkeit. Es hängt ab von deiner Bereitwilligkeit, all das zu erfahren, was du bis jetzt vermieden hast. Was dich im Land der Konditionierung hält, ist das Vermeiden von Erfahrung. Wenn du nicht bereit bist, zu erfahren, was in der Gegenwart ist, dann rennst du in die Vergangenheit oder in die Zukunft.

Frage: Sind unsere persönlichen Geschichten nur dafür da, uns zu trennen und die Liebe zu unterdrücken?
Eli Jaxon-Bear: Tatsächlich tun Geschichten überhaupt nichts. Es erscheint nur so, als ob sie es tun. Es ist das Gleiche wie einen Film ansehen. Im Kino sieht es vielleicht so aus, als ob gerade jemand getötet wurde, aber niemand starb wirklich. Wenn die Geschichte nicht geglaubt wird, gibt es keine Geschichte. Glaube den Geschich-
ten nicht. Bleibe der Wahrheit treu.

Antwort: Da wird mir ganz heiß.

Eli Jaxon-Bear: Gut. Das ist der Anfang des Verbrennens. Gut. Laß es so heiß wie möglich werden. Es ist dein Scheiterhaufen. Wirf alles Holz darauf. Die Holzstücke sind die Kulissen deiner Geschichte. (lacht)

Über den Autor

Avatar of Gangaji

ist eine amerikanische spirituelle Lehrerin und Autorin. Sie reist um die ganze Welt und spricht zu Suchenden jeglicher Herkunft. Ihre Botschaft ist kraftvoll, klar und einfach: Wahrer Frieden und immerwährende Erfüllung sind die wahre Natur deines Seins. Gangaji lädt dich dazu ein, die Möglichkeit zu entdecken, dein Leben in Frieden und Freude zu leben, indem du einfach bist.

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