Neulich stieß ich in einer älteren Ausgabe der Zeitschrift „Kraut & Rüben“ auf einen Artikel über die Süßlupine und dachte sofort: „Klar, das ist es!“ – endlich eine Alternative zu Soja aus den USA, zum Tofu aus dem Bioladen und womöglich eine Unterstützung für die regionale Landwirtschaft. Nachdem ich diesbezüglich aber in mehreren Bioläden nicht nur auf Unwissenheit, sondern z.T. regelrechtes Desinteresse stieß, dachte ich, dass man helfen müsse, diese Informationen zu verbreiten.

Die Verwendung von Lupinenprodukten in der menschlichen Ernährung ist z.Zt. noch von wenig Bedeutung, könnte aber mit der Diskussion um die Gefährdung der Sojabohne durch Genmanipulation Auftrieb erhalten. Hier soll die Rede sein von einer Unterart der bei Gartenfreunden, Gärtnern und Landwirten bekannten Lupine (Lupinus albus). Diese attraktive Zier- und Nutzpflanze wurde bisher zwar schon in der Garten-, Land- und Tierwirtschaft genutzt, aber nun ist die Zeit offenbar reif für ihr Comeback als Lebensmittel.
Lupinenbohnen sind, was ihren hohen Eiweißgehalt (30-40%) angeht, ein Spitzenreiter unter den pflanzlichen Lebensmitteln. Sie sind leicht verdaulich, enthalten kein Cholesterin und keine blähenden Substanzen, sind reich an Mineralstoffen wie Calzium, Eisen, Magnesium und Phosphor und an ungesättigten Fettsäuren. Sie enthalten alle essentiellen Aminosäuren in ausgewogenem Verhältnis, wie z. B. Lysin, Methionen und Cystein. Lysin fördert die geistige Leistungskraft und stärkt das menschliche Immunsystem. Besonders Soja- und Milcheiweißallergiker profitieren von Lupinen-Produkten. Lupinen sind außerdem purinfrei, was für Gichtkranke von Vorteil ist. So ist die Süßlupine eine rundum gesunde und interessante Ergänzung des Speiseplans.

Die Geschichte der Lupine

LupineDie Heimat der Weißen Lupine liegt im Mittelmeergebiet. Im alten Griechenland war sie eine bekannte Kulturpflanze und auch im späteren römischen Schrifttum wird ihre Bedeutung für arme Böden und als Vorfrucht für Getreide hervorgehoben. Schon 218 n. Chr. wird die „Entbitterung“ der Samen für die Ernährung von Mensch und Tier erwähnt. Durch die Entbitterung (Verringerung der Alkaloidanteile) wurden die Lupinensamen erst genießbar. In Mitteleuropa tritt die Weiße Lupine als Viehbona = „Feigbohne“ im 12. Jahrhundert (von der heiligen Hildegard von Bingen beschrieben) in Erscheinung. Friedrich der Große hat 1781 erste Versuche mit der Einführung der Weißen Lupine gemacht. Aber erst in den Notzeiten des ersten Weltkrieges begannen in Mitteleuropa Anbauversuche mit Lupinus albus als Körnerfrucht zur Eiweiß- und Ölgewinnung. Hierbei wurde die Nutzung der ganzen Pflanze als Nahrungs- und Rohstofflieferant propagiert. Im Herbst 1918 lud in Hamburg die „Vereinigung für Angewandte Botanik“ zu einem „Lupinen-Festessen“ ein: auf einem Tischtuch aus Lupinenfaser (aus der reifen Pflanze) wurden serviert: Lupinensuppe, Lupinenbeefsteak in Lupinenöl gebraten und mit Lupinenextrakt gewürzt, als Nachtisch Lupinenbutter und Lupinenkäse mit einem Lupinenschnaps und zum Schluss einem Lupinenkaffee. Zum Händewaschen lagen Lupinenseife und Handtücher aus Lupinenfaser bereit. Auch Schreibpapier aus Lupinenfaser und Umschläge mit Lupinenklebstoff wurden angeboten. Im Volksbrockhaus von 1941 wurde die Lupine noch als wichtiger Proteinlieferant in Deutschland aufgeführt.
Die Weiße Süßlupine konnte sich in den nördlichen Gebieten Europas infolge stark schwankender Erträge durch Krankheitsbefall und schlechte Ausreife leider nicht wirklich durchsetzen. Mit den wachsenden Importmöglichkeiten von Eiweiß und anderen Rohstoffen aus dem Ausland schwand das Interesse an diesen heimischen „Hilfsgütern“. Zum Glück ist aber das Interesse von Forschern und Lebensmittel-Designern sowie einiger weniger Bio-Bauern an der Süßlupine erhalten geblieben, und langsam gelangt sie wieder mehr ans Licht der Öffentlichkeit. Das erste rein pflanzliche Lupinen-Speise-eis*) wurde erst im Januar dieses Jahres auf der Grünen Woche in Berlin vorgestellt.

Information:
Vielleicht hilfreich für eure Bioläden:
Lupinenprodukte gibt es bei den Großhandelsfirmen unter den Marken:
Alberts Tofuhaus (www.alberts-tofuhaus.de),
Landkrone (www.landkrone.de)
und Kato (www.katotofu.de).
Die Firma Lupina (www.lopino.de) hat sich auf Lupinenprodukte spezialisiert
und stellt aus Lupinen ein quarkähnliches, mit Tofu vergleichbares Eiweißkonzentrat
(Lopino), Bratlinge, Brotaufstriche und Teig- und Nudelwaren unter anderem her.
Buchtipp (mit vielen leckeren Rezepten): „Eiweißwunder Lupine“ von Paul Bremer,
Fit fürs Leben-Verlag, ISBN 3-89526-027-4
 

4 Responses

  1. Dendera Medicine
    Lupinien sind KEINE Zierpflanzen.

    Lupinien sind doch keine Zierpflanzen liebe, die haben auf dem Planet Erde als Wildpflanzen IMMER gelebt- auch heute noch in vielen Gebirgen wie Mexiko Mongolei etc. Die Lupinie war im alten ägypten nicht nur als Heilpflanze auch in der Magischen Medizin sehr wohl bekannt- aber eine ZIERPFLANZE war sie NIE!!! Bitte.

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  2. LeckerBiss

    Man kann noch viel mehr Rezepte mit Süßlupinen machen, z.B. Gnocchi:
    http://leckerbiss.wordpress.com/2014/12/14/golden-pumpkin-gnocchi-with-sweat-lupin-flour/

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  3. Harald Gottschling

    Tag auch,
    weiche „ganz paar“ Speiselupinen 1 Tag ein, gibt es in Libanon- u. Türkenläden (Badstraße) im Weddeing (Berlin) als Kilopackung, dann werden
    4 bis 8 Stck der schön gelb aufgequollenen Hülsenfrüchte im Mörser zerstammpft. Granit-Mörser gibt es in Chinah-Importläden, wenn man Glück hat, für schon 11.-E, Marmor etwas teurer. Oder in Mixer verbreien!

    Dieses “ a bisserl“ Brei als Ergebis könnte man ja nun noch mit Tomatenmark, Sojasoße oder sonstwas vermengen, ich lasse es wie´s ist denn die Würzkraft, und jetzt kommts, des angeblich so unangenehmen Bitterstoffes ist vorzüglich zu Pellkartoffeln (wenn man die denn immer noch essen will… glykämischer Index!) oder eben zu Salaten. Eine Chance für jeden der besser leben will! Bitterkeit ist kein Warnstoff der Natur, im Gegenteil, moderne Ernährungslehren deuten auf bittere Kräuter als Salatpflanzen hin usw.! Die Zubereitung der orientalischen Hausfrau per
    Salzlake und Kochen verdirbt die Aminosäuren, natürlich besonders für Veganer in dieser Hülseenfrucht begehrenswert! Carnetariern und Vegetariern mag das ja egal sein… nicht ahnend das ihre Nieren von Fleisch Milch und Eiern langsam aber im stetig höhlenden Stein ramponiert werden;
    Da sind Lupinen schon ein wahrer Schatz für die, die Aminosäuren direkt
    von Pflanzen (weniger Nierenpflicht anfallend) beziehen wollen…das Eiweiß!

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