Von der Tiefenpsychologie zur Seelenreise

Was ist überhaupt Depression, wie fühlt sie sich an? Wer drin steckt, kann sich oft kaum vorstellen, je wieder herauszufinden. Unterstützung von außen anzunehmen, ist meist der entscheidende Schritt. Doch welche? Die Möglichkeiten reichen von schulmedizinisch anerkannten Therapien wie der tiefenpsychologischen Gesprächsarbeit bis zu nonverbalen, „energetischen“ Vorgehensweisen, wie sie seit jeher von Heilern und Schamanen angewandt werden. Über Unterstützung in seelischer Not – ein Einblick von Clara Welten.

 

Fühlen Sie sich manchmal unendlich schwer, haltlos, traurig und leer? Haben Sie keine Lust aufzustehen, den Tag zu beginnen, auch wenn der Himmel blau ist und die Sonne in Ihr Zimmer scheint? Bloß weil wir so einen „schlechten Tag“ haben, sprechen wir noch nicht von Depression. Nach dem weltweit gültigen Klassifikationssystem psychischer Krankheiten ICD 101 handelt es sich bei der Depression um eine „affektive Störung“, eine Störung im Bereich der Stimmungslage und des Antriebs. Was hat der Mensch durch eine solche Einordnung gewonnen?    

Psychiater haben mit dieser Diagnose eine klare, abgrenzbare Interpretation gewonnen, auf die sie reagieren können – medikamentöse Einstellung und/ oder Auswahl der Therapieform – von der Verhaltenstherapie (VT) bis zur Psychoanalyse. Alles über die Kasse abzurechnen. Klarheit tut gut.

Was machen Betroffene mit der Ansage, psychisch krank und affektiv gestört zu sein? Tut das gut? Kann das helfen? Davon abgesehen, dass jede Einordnung in einen Krankheitsbegriff den Menschen, den es betrifft, abstempelt und eher davon abhält, gesund zu werden, ist die Klassifikation keine Wahrheit, sondern lediglich Begrifflichkeit. Wahr ist, dass der Mensch, der unter Depressionen leidet, sich unsäglich belastet fühlt, und zwar über lange Zeiträume hinweg und manches Mal schon ein ganzes Leben lang. Dass er weder Halt noch Sinn finden kann, insbesondere nicht durch Versprechen auf Glück, Freude und Licht. Das Positive erscheint ihm als eine Lüge von netten Leuten, erfunden, um ihm von dem, was tatsächlich ist, abzulenken: von der Dunkelheit. 

 

Das schwarze Loch

In diesen Zeiten hat das Leben einen schalen Nachgeschmack, der jeden Morgen beim Aufwachen als Vorgeschmack auf den neuen Tag zu fühlen ist. Schwermut legt sich über das Heute, und auch die Vergangenheit scheint nur dazu beigetragen zu haben, die voraussehbare Strecke von Leben mit Steinen zu bepflastern. Der ganze Körper neigt sich der Erde zu, der Geist ist oft unklar und verschwommen, ertränkt von der Hoffnungslosigkeit des gesamten Daseins. Auf die Frage: „Was mache ich hier? Wozu bin ich eigentlich da?“ gibt es keine Antwort (mehr) oder hat es nie eine gegeben. Ein spezifisches Gefühl von Leere hüllt den Menschen ein und umgibt ihn – ganz und gar. So wie der Kosmos unendlich ist, so ist er grenzenlos. Vielleicht erleben Sie manchmal grenzenloses Glück, ein inneres Jubilieren, ein tanzendes Herz, allumfassend? Der depressiv fühlende Mensch kennt hingegen das Gegenstück, das kosmische Leid – eben ohne Halt, ohne Erdanziehung, ohne Anker – mit Ewigkeitswert. Das macht seine unendliche Verzweiflung aus… Der französische Literat Maurice Blanchot2 hat das kosmische Gefühl der „Gefühllosigkeit“ als das Verweilen im Nichts (le néant), im „schwarzen Loch der menschlichen Existenz“, treffend formuliert.

 

Was kann helfen?

Wenn der Mensch, der innerlich so wahnsinnig leidet und abgeschlossen ist von der Welt, isoliert in seiner Unerreichbarkeit negativer Stimmung, sich auf den Weg macht, um Hilfe zu suchen, dann können wir Unterstützung bei der Suche nach Licht-Einfall anbieten. Wir – das ist die gesamte Crew von TherapeutInnen und HeilerInnen, die sich dazu befähigt fühlt, Menschen in ihrer seelischen Not zu begleiten: von der tiefenpsychologischen Gesprächsarbeit über Körperarbeit bis zur Rückführung und schamanischen Heilweise. 

 

Unterstützung in seelischer Not: Unbewusste Verletzungen klären

Mit der Tiefenpsychologie, resultierend aus der Psychoanalyse, die einst Freud entwickelte, ist ein reiches Instrumentarium seelischer Einsicht entstanden. Sie muss gelernt werden, gut und gründlich, auf dass der Mensch, der sie anwendet, nicht erneut nur diagnostiziert und interpretiert, sondern über diese allzu menschliche Eigenschaft der Kategorisierung hinaus wächst, um sie mit allen sieben Sinnen zu praktizieren. Voraussetzung ist unser Kontakt zum Gegenüber, meine empathische Verbindung zu dem, der mir gegenübersitzt und in seiner Lebensunlust zunächst gefangen ist. Die Tiefensychologie geht von der Annahme aus, dass es für das seelische Leiden immer Ursachen gibt, die irgendwann seit der Geburt entstanden sind, sich insbesondere in den ersten drei Lebensjahren manifestieren und eben in der Tiefe der Seele verborgen liegen, auf der unbelichteten Wiese des Lebens, im Unterbewusstsein, um mit C.G. Jung zu sprechen. Der frühe Kontakt zu Vater und Mutter, zu den ersten Bezugspersonen, bereitet den Boden für Liebe und Geborgenheit, mitunter aber auch für grenzenlose emotionale Leere und Kommunikationslosigkeit. Es liegt an mir als Seelenbegleiterin, als psychoanalytisch Geschulte, mit dem suchenden Menschen den Weg seiner Geschichte zurückzugehen und das Schwere aufzulösen.

 

Der Weg der Seele   

Doch manches Mal reicht das Wort, die verbale Gesprächsarbeit nicht aus.
Der Weg des Wortes beginnt in unserem zweiten Lebensjahr, ungefähr. Viele Leiden liegen noch vor dieser Zeit, in dem Moment selbst, als wir auf die Welt kamen (Geburtstrauma). Manche Leiden fühlten wir bereits, als wir noch im Leib unserer Mutter schwammen, getragen durch das fließende Element Wasser, durch Wärme und Struktur. Andere Verletzungen jedoch bringt unsere Seele hinein in dieses Leben, von all ihren Reisen, die sie als Mensch (und auch anderswie) gemacht hat… Die Seele ist eine Reisende, die – wenn das Haus des Menschen, sein Körper, verfällt – sich wieder auf den feinstofflichen Weg machen wird, raus aus der Materie, hinein in das energetische Feld, das uns alle umgibt und miteinander verbindet. Die Seele ist eine energetische, mit Bewusstsein ausgestattete Einheit, die für sehr begrenzte Zeiten ihres Daseins MENSCH wird. Wir.

 

Methoden der Seelenheilung

Die Seele sucht nach Wahrheit und möchte erkannt werden. Wenn sie leidet, möchte sie, dass Veränderung geschieht. Sie ruft. Wenn unsere Ohren taub sind, meldet sie sich mittels des Körpers. Weshalb? Sie möchte Frieden schließen. Ob die Verletzung von gestern, von vorgestern oder vom Jahr 12.000 vor unserer Zeitrechnung her wirkt, ist ihr nicht wichtig. Seele erinnert sich so lange, bis Heilung eingetreten ist. Und da die Linearität der Zeit eine Erfindung des Menschen ist, um den Kosmos besser zu erfassen, gibt es bei Seelenreisen keine Begrenzung zeitlicher Dimension. Seelenreisen können dank Rückführung – die streng genommen keine Reise zurück, sondern ein Hinein in das imaginäre Gedächtnis der Seele ist –, dank schamanischer Weltenarbeit oder auch dank Heilreisen stattfinden. Allen Seelenreisen ist gemein, dass wir unsere körperliche Hülle verlassen und uns als Geistwesen in Zeiten, Leben, in Zuständen und Dimensionen frei bewegen können. Wir erfahren, was die Seele gesehen, erlebt und wahrgenommen hat. Heilung geschieht hier: Wenn Erkenntnis nicht (mehr) reicht, um zu klären, warum sich ein Mensch so wahnsinnig leer und schwer, also depressiv, fühlt, dann reist die Seele zum Ursprung der Entstehung  des spezifischen Leidens. Sobald dort Frieden geschlossen ist, verändert sich das Heute praktisch in Lichtgeschwindigkeit. Wir lösen 12.000 vor Christus und ahnen 2014, wie wir die Beziehung zu unserem Liebsten oder wie wir unser Selbst von einem Schmerz er-lösen können… Wie ist das möglich? Die Verletzung, die als Blockade des energetischen Licht-Flusses wirkte, ist aufgehoben. Wir sind wieder Teil des Ganzen, des Universellen. Wir fühlen uns angebunden.

Unterstützung in seelischer Not: Welche Methode Ihnen auch immer richtig erscheint, von der Körper- bis zur nonverbalen Therapiearbeit, um aus der Schattenwelt der Depression herauszutreten – wichtig ist, dass Sie in Ihrem Leben, in Ihrer Aktualität ankommen, sich verankern und sagen können:
„Ja, ich will – ich will leben (lernen). Jetzt.“4

 


1 Geschwind nachlesbar bei Wikipedia mit gesamter Diagnostik.
2 Maurice Blanchot, L’Espace littéraire, 1955
3 Das nächste Buch von Clara Welten:
„Was die Seele weiß. Von der Psycho-analyse zur Seelenreise.“ erscheint 2014
4 Wie ich leben lernte: „Auf der Suche nach Leben – eine politische Autobiographie“, Clara Welten, agenda Verlag, 2010
 
Abb: © eyetronic – Fotolia.com

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