Plädoyer für einen einheitlichen Standard

Ayurveda wird auch außerhalb Indiens immer populärer. Es sind nicht mehr nur Medizinstudenten, Ärzte und Heilpraktiker, die sich für diese uralte Wissenschaft interessieren, auch der Durchschnittsbürger baut immer mehr Elemente aus dem Ayurveda in seinen Alltag ein. Doch wie soll man all diese unterschiedlichen Menschen Ayur­veda lehren? Ayurveda lernen – aber wie? Der Ayurveda-Arzt Dr. Jeevan fordert ein Umdenken.

Wie kann man das komplexe System Ayurveda verständlicher machen, ohne seine grundlegenden Prinzipien außer Acht zu lassen? Der gegenwärtige Trend in der europäischen Ayurveda-Ausbildung geht leider dahin, dass wenige Bruchstücke ohne vernünftigen Lehrplan vermittelt werden. In Deutschland gibt es verschiedenste Schulen, aber jede besitzt andere Lehrpläne, die gelegentlich zu stark vereinfachen und die hauptsächlichen Konzepte des Ayurveda nicht berücksichtigen. So gibt es zum Beispiel viele Lehrer, die Kurse über 10 Wochenenden anbieten und letztendlich nur verwirrte Studenten hinterlassen.

Einheitliche Lehrpläne und Qualität

Bei diesem Problem helfen kann im Grunde nur eine Qualitätskontrolle für die Ayurveda-Ausbildung samt einheitlichen, für alle Schüler/innen geltenden Lehrplänen. Ein möglicher Ausbildungsplan, der sich an den unterschiedlichen Bedürfnissen und Kenntnissen der Schüler orientiert, könnte so aussehen:

1. Sutra (Basiskurs): Einjähriges Studium für Ayurvedainteressierte (350 bis 500 Stunden). Es enthält die Themen Dosha, Dhatu und Malas (Basis des Ayurveda: die drei Bioenergien, sieben Körpergewebe und Abfallprodukte), ihre Funktionen und Fehlfunktionen, übliche Hausmittel, Ernährung, lokal und weltweit verfügbare Nahrungsmittel und ihre Eigenschaften, ihre positiven und negativen Wirkungen, tägliche und jahreszeitliche Abläufe sowie medizinische Pflanzen. Jede/r Interessierte ohne Vorkenntnisse – von der Hausfrau bis zum Yogalehrer oder zur Ärztin – kann hier teilnehmen. Dieser Kurs unterrichtet nicht die Behandlung von Patienten, sondern vermittelt nur ein Grundverständnis des Ayurveda.

2. Chikitsa (Fortgeschrittene): Dieses zweite Modul umfasst weitere 500 Ausbildungsstunden und befähigt zur Behandlung von Patienten unter Anleitung eines Ayurveda-Arztes. Es beinhaltet praktische Übungen zu ayurvedischen Ölanwendungen, wie sie beim Panchakarma (Entgiftungskur) verwendet werden. Kräuterbehandlungen wie Abhayanga, Kayaseka, Pinda sweda und ähnliche Ayurveda­anwendungen sollten hier ebenso gelehrt werden wie die Herstellung pharmazeutischer Zubereitungen.

3. Bhishak (Ayurveda Praktizierende): Das dritte Modul richtet sich ausschließlich an Mediziner, die aus anderen Gebieten wie der westlichen Medizin kommen, Homöopathen und Heilpraktiker, die im jeweiligen Land eine Zulassung haben. Es umfasst weitere 750 Ausbildungsstunden und beschäftigt sich mit den Krankheiten, die im Ausbildungsland vorkommen. Der Kurs thematisiert lokal und weltweit verfügbare Pflanzen, Herstellung medizinischer Präparate aus lokalen Pflanzen sowie ihre Verordnung. Nach Abschluss dieses Kurses ist der Absolvent in der Lage, Ayurveda in seine sonstige medizinische Praxis zu integrieren.

Ayurveda lernen: Checkliste Ayurveda-Lehrer

Ein Ayurveda-Lehrer sollte in der Lage sein, sich in der jeweiligen Landessprache auszudrücken. Er sollte Kultur, Esskultur und verbreitete Krankheiten des Landes kennen und wissen, wie er sie mit dort vorkommenden Pflanzen behandeln kann. Der Lehrer sollte nicht versuchen, Ayurveda durch Erkenntnisse der modernen Medizin zu erklären. Das führt immer zu Verwirrungen, da sich die moderne Medizin alle 10 Jahre verändert. Er sollte in der Lage sein, Ayurveda ausschließlich mit Ayurvedabegriffen zu erklären. Und jeder Lehrer sollte mindestens einen Abschluss als B.A.M.S. (Bachelor of Ayurvedic Medicine and Surgery) oder ein weiterführendes Studium von einer Ayurveda-Universität von AYUSH (Department of Ayurveda, Yoga & Naturopathy, Unani, Siddha and Homoeopathy des indischen Gesundheitsministeriums) vorweisen können. Fünf Jahre Lehrerfahrung an indischen Universitäten sollten ein Muss seien, um einen hohen Standard der Ayurveda-Ausbildung in Deutschland zu gewährleisten.

Weitere Lehrinhalte

Ayurveda ist tief in der indischen Philosophie und Spiritualität verwurzelt, was bei der Ausbildung nicht ignoriert werden sollte. In westlichen Ländern fehlt oft die richtige Einstellung zum Leben, den Lebenszielen und dem, was wir im Leben erreichen müssen. Materialistisches Denken ist die Hauptursache von Krankheiten und führt zu Stress und den Zivilisationskrankheiten der westlichen Welt. Konzentriert man sich nur auf die medizinischen Aspekte des Ayurveda, kann man dem Gesamtkonzept des Ayurveda nicht gerecht werden.

Info-Abend Ayurveda lernen in Berlin:

Fr, 28. November 14

Eintritt 10 € 

Bei Vorzeigen dieses Artikels freier Eintritt.

 

Bodhicharya Zentrum, Ambulantes Hospiz

Kinzigstr. 31, 10247 B.

www.hospiz-bodhicharya.de

Tel.: 030 – 29 00 97 40

Michaela Dräger 

(Koordination)

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