Der friedliche Weg ist auch der Wahrhaftige

Die Macht der Gefühle kann uns in schwindelerregende Höhen oder auch in nahezu endlose Abgründe stürzen.

Beginnen möchte ich mit einer möglichen Definition des Wortes an sich. Gefühle stellen einen Sammelbegriff für verschiedene Zustände dar und bilden eine Art Brücke zwischen dem Körper und den Gedanken. Vielleicht kann man Gefühle am besten mit der Bewegung zwischen Gedanken und Körper vergleichen. Das bedeutet, dass Gefühle den bewussten und auch unbewussten Gedanken folgen und Einfluss auf den Körper nehmen.

Es gibt unterschiedliche Bewusstheitsgrade von Gefühlen:
Die unbewussten Gefühle haben bereits einen großen Einfluss auf die Persönlichkeit und wir wissen von ihnen nicht einmal, dass oder wie sie wirken.
Den unterbewussten Gefühlen sind wir schon auf der Spur, aber derzeit noch von einer Veränderungsmöglichkeit entfernt. Das Meiste liegt noch im Dunkeln und befindet sich im unerkannten Prozess.
Die wachbewussten Gefühle sind wir in der Lage zu reflektieren. Wir sind ihnen nicht mehr hilflos ausgeliefert. Vielleicht wenden wir schon eine Methode an, um sie aufzulösen. Die innere Wandlung und der bejahte Lernprozess nehmen ihren Lauf.
Vollständig wachbewusst sind wir frei von destruktiven Gefühlen oder Gedanken gegen uns selbst oder andere.

 

Man benötigt viel innere Kraft, um Nein zur Destruktivität zu sagen

Negative Gedanken und Gefühlsstrukturen aufzulösen bedeutet nicht nur, diese zu analysieren und intellektuell zu verstehen. Werden sie nicht in der Tiefe aufgelöst, wiederholen sie sich, so dass sich nur das äußere Gewand ändert. Da die Zeit nicht die Fähigkeit hat, Wunden auszuheilen, sondern neue Ereignisse die alten ungelösten lediglich überdecken, ist ein Abwarten in der Regel nutzlos. Die Gefühle und Gedanken beruhigen sich zwar, gleiten jedoch langsam und sicher ins Unterbewusstsein ab, wenn sie nicht aufgearbeitet werden.

Stelle Dir bewusst folgende Fragen:
1. Bin ich glücklich mit meinem Leben oder schwimme ich irgendwo im Mittelfeld und denke, dass es andere gibt, denen es noch schlechter geht als mir?
2. Wie löse ich Konflikte? Wie gehe ich in eine Partnerschaft hinein und aus ihr hinaus? Im Konflikt wird es am deutlichsten, ob man sich aus der Bahn werfen lässt und seinen eigenen Frieden „zugunsten“ des Streits aufgibt.
3. Welcher Anteil in mir spielt ein Drama oder möchte im Moment gar nicht „gerettet“ werden?
4. Welcher Anteil in mir nimmt sich so wichtig, dass er andere Anteile blockiert? 

So sind negative Gefühle auch häufig an vergangene Erlebnisse und Gedankenmuster gebunden und richten ihre Kraft stets gegen sich selbst und damit oft, im Konflikt wird es deutlich, auch gegen andere. Meist reicht schon ein kurzer kritischer Blick oder eine spitze Bemerkung aus, um die alten Gefühlsmuster voll zu reaktivieren und das Drama nimmt seinen Lauf.

Dass negative oder ungelöste Gefühle, Erlebnisse und Gedanken am Werk sind, lässt sich ggf. schnell überprüfen. Jede Sucht, z.B. nach Alkohol, Süßigkeiten oder Zigaretten, lässt Rückschlüsse auf ungelöste Gefühle zu. Auch die Suche nach einem Schuldigen während eines Streits offenbart deutlich, dass keine Ausheilung erfolgt ist.

Dennoch gibt es nach dem Polaritätsgesetz in jeder Dunkelheit auch ein Licht, sofern erkannt wird, dass es sich um einen Lernprozess handelt und wir lernen, unsere Gefühle zu beobachten. Die Meditation bietet hier eine wahrhaft kraftvolle Unterstützung, die weit über ein intellektuelles Verstehen hinausgeht.

Wenn eine Bereitschaft oder Einsicht für ein tiefes und inneres Lernen vorhanden ist, so kann dieser negative Schatz in ein kreatives und erfüllendes Potential umgewandelt werden. Sich seiner Schattenseite zu stellen, ist zunächst leichter gesagt als getan. Die meisten von uns werden kaum einem Schokoladenkeks widerstehen können, ganz zu schweigen davon, sich der eigenen Schattenseite zu stellen.

Grundsätzlich gilt: „Jeder muss seine Kohlen selbst aus dem Feuer holen“. Dieses Sprichwort ist nur dann wirklich verständlich, wenn das Leben als Lernprozess verstanden wird, ohne ein Schuldbewusstsein aufzubauen.


Drei mögliche Lösungsansätze für den Umgang mit destruktiven Gefühle

1. Hilft das positive Denken? Die Antwort ist ein klares Jein. Es gibt grundsätzlich viele Situationen, die negative Gefühle hervorrufen und krank machen können: Stress, finanzielle Nöte, gesundheitliche Probleme, Partnerschaftskonflikte und vieles mehr. Wahrscheinlich wird es nur selten gelingen, diese einfach positiv “wegzudenken“. Hier stehen Realität und Wunsch zu weit auseinander und letztendlich wäre dies wahrscheinlich auch zu einfach. Die wenigsten Menschen bringen tatsächlich die Ausdauer auf, sich über einen längeren Zeitraum täglich hinzusetzen und nur positiv zu denken. Im Alltag sind die meisten von uns schon mit fünf Minuten positivem Denken überfordert. Wie soll es dann erst in einer Notsituation sein?

Hinzu kommt, dass der Entschluss, etwas ändern zu wollen, nicht nur gedacht werden, sondern auch gefühlt werden muss. Auf diese Weise kann der Stein ins Rollen kommen. Auch disziplinierte Arbeit, Motivation und Begeisterung entscheiden über den Erfolg. Die Heilung von destruktiven Gefühlen ist ein Weg des Lernens, aus der alten Spur herauszukommen. Wenn zum positiven Denken das Gefühl und auch die Liebe hinzukommen, so ist die Wahrscheinlichkeit einer Veränderung am größten.

 

2. Gleiches gilt für Wünsche aus dem Universum. Dass unangenehme Zustände einfach weggewünscht werden sollen, klingt verlockend. Genau hier findet der Kampf zwischen Realität und Wunsch statt. Der transformierende Lernprozess, sich mit der Schattenseite auseinanderzusetzen, wird geschickt umgangen. Leicht übertrieben heißt es: Ich wünsche mir einen tollen Partner, Geld und Gesundheit. Doch wenn im Außen alles zusammenbricht, stellt sich die Frage, wie stark der innere Frieden in uns tatsächlich gewachsen ist. Somit kann schnell eine Flucht ins leichte Glück gewünscht werden, ohne sich den Herausforderungen zu stellen.

Der Schlüssel liegt dort, wo nicht mehr innerlich gekämpft wird, sondern der Zustand inneren Friedens, so bescheiden dieser auch sein mag, akzeptiert wird. Akzeptieren bedeutet dabei nicht, alles willenlos hinzunehmen. Den Versuch einer Veränderung sollten wir stets unternehmen, friedlich und selbstbewusst zugleich.

Es gilt der Spruch „Klopfet an und es wird euch aufgetan“. Die innere göttliche Stimme kann manchmal sehr leise sein und wird schnell in der Alltagshektik überhört, weil sie zurückhaltender und von sanfter Natur ist.

Beim Wünschen aus dem Universum kommt eine neue Kraft ins Spiel, die beim positiven Denken meist weggelassen wird. Es ist die schöpferische Dimension Gott, welche außerhalb des Verstandes liegt. Wenn diese universelle schöpferische Dimension aber nur als Absprungbrett für die bequeme schnelle Lösung herhalten soll, ist sie leider missverstanden.

So bietet das Wünschen aus dem Universum eine gute Alternative, da die schöpferische  höchste Dimension einbezogen wird. Erfolgreich wird die Methode um ein Vielfaches, wenn die leiseren Anteile gehört werden und die schöpferische oder göttliche Dimension wirklich einen festen Platz im Leben bekommt.

 

3. Der Weg der Vergebung ist wahrscheinlich der wahrhaftigste von allen. Im Eifer des Gefechts scheint eine aktive Vergebung wohl kaum möglich. Auch braucht es sicherlich etwas Zeit, bevor wir wirklich vollständig vergeben können. Eine bestimmte Lebenseinstellung gehört ebenso dazu. Dennoch lohnt sich der Weg. Bei der Vergebung geschehen für uns selbst meist die größten Wunder, auch wenn der anfängliche Weg schwer erscheint. Auf diesem Weg ist die Wahrscheinlichkeit, dass die destruktiven Gefühlskräfte langsam  ihre Kraft verlieren am größten, weil wir uns der Herausforderung stellen.

Wenn die negativen Gefühle übermächtig werden, sollten wir erfahrene Therapeut/innen aufsuchen. Wir geben damit deutlich zu erkennen, dass wir uns unserer Schattenseite stellen, auch wenn es unangenehm ist und nicht warten, bis alles in Schutt und Asche liegt. In einer therapeutischen oder geführten meditativen Sitzung kann man sich seinen negativen Gefühlen bewusst stellen, ihnen Raum geben und sie auflösen.

Erstelle dir ggf. eine eigene Liste. Schreibe Deine Gefühle auf und gehe mit ihnen in den Konflikt und ins Gespräch. Scheue die innere Auseinandersetzung nicht. Sei mutig und erkenne, dass destruktive Gefühlsmuster in Wahrheit leer sind und dir ihre Dunkelheit in Wirklichkeit nichts anhaben kann.

Andreas Klose, November 2014

Foto: Annette Fischer, (pixelio.de)

Über den Autor

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Geboren am 14.02.1972 und seit September 2005 als Heilpraktiker tätig. Schwerpunkte: Entgiftung, Fußreflexzonentherapie, Darmsanierung. Magnetfeldtherapie, Bioresonanz. Meditation (Körper-Atem-Stille), Vorträge und Seminare.

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Ab dem 01.04.2015 findet jeden Mittwoch eine regelmäßige Meditationsgruppe in der Gutenbergstr. 65, 14467 Potsdam um 19:00 Uhr statt. Es wird eine Körper-Atem-Stille Meditation mit einem Herzensgebet vereint. Eine Anmeldung ist erforderlich, die Kosten betragen pro Teilnahme 8,00 €.