Die Lösung der Blockierung ist die Lösung

Bernd Senf war von 1973 bis 2009 Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin. Schon lange vor Ausbruch der Weltfinanzkrise hat er die destruktiven Tendenzen des bestehenden Geldsystems aufgezeigt und grundlegende Veränderungen angemahnt. Darüber hinaus hat er sich intensiv mit Lebensenergie-Forschung beschäftigt und ist auch bekannt durch seine Veranstaltungsreihen über Wilhelm Reich und über die „Entstehung und Überwindung von Gewalt in Mensch, Natur und Gesellschaft“. Anlässlich eines Vortrags, zu dem ihn die Partei der Violetten eingeladen hat, geht er im folgenden Interview auf diese Themenbereiche und ihren inneren Zusammenhang ein.

 

Die Überschrift Ihrer Website lautet: „Die Lösung der Blockierung ist die Lösung – behutsam, nicht gewaltsam“. Was hat das mit Ökonomie und Weltfinanzkrise einerseits und mit Lebensenergie andererseits zu tun?

Nach meinen Erkenntnissen gibt es gemeinsame Muster des Fließens der Lebensenergie im Menschen, des Wassers in der Natur und des Geldes im sozialen Organismus einer Wirtschaft. Alle drei Gebiete haben auf den ersten Blick nicht viel mit einander zu tun. Zu den einzelnen Themenbereichen gibt es Forscher, die jeweils Grundlegendes heraus gefunden haben: Wilhelm Reich, Viktor Schauberger und Silvio Gesell. Obwohl sie sich nicht kannten und auch von den Forschungen der jeweils anderen nichts wussten, hatten sie alle eine ähnliche Erkenntnis: dass nämlich Störungen der natürlichen Fließprozesse lebende Systeme krank und destruktiv werden lassen – und dass allein die Behandlung oder Bekämpfung der Symptome keine wirkliche Lösung sein kann, sondern die Probleme oftmals noch vergrößert.

 

Was haben die drei Forscher den vorherrschenden Wegen der Symptombekämpfung entgegen gesetzt?

Bezogen auf die unterschiedlichen Gebiete ihrer Forschungen haben sie erstaunlich ähnliche Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt, die die jeweiligen Probleme von ihren tieferen Ursachen her angehen. Bei allen Unterschieden im Einzelnen scheint mir das gemeinsame Grundmuster das gleiche zu sein – und sich dadurch gleichermaßen vom „mainstream“ herrschender Wissenschaft und Technologie abzuheben, den ich mittlerweile übrigens als „mainblock“ bezeichne, weil er sich gegenüber grundlegend anderen und zukunftweisenden Erkenntnissen oftmals besonders stark blockiert. Ich habe die Erkenntnisse dieser drei Forscher – und vieler anderer – in einem Satz verdichtet: Die Lösung der Blockierung ist die Lösung.

 

Können Sie das bezogen auf die Lebensenergie kurz erläutern?

Wilhelm Reich, der Begründer der körperorientierten Psychotherapie, hat aus seinen therapeutischen Erfahrungen in den 30er Jahren die bewegende Kraft der Emotionen entdeckt, naturwissenschaftlich erforscht und sie als „Lebensenergie“, „Bioenergie“ und später als „Orgonenergie“ bezeichnet. Sie ist die gleiche Energie wie diejenige, die der chinesischen Akupunktur und vielen anderen Energiebehandlungen zugrunde liegt. Wenn das natürliche Strömen der Lebensenergie zum Beispiel durch schlimme Erfahrungen in der frühen Kindheit gestört wurde, gerät der Organismus in chronische Kontraktion, wofür Reich die Begriffe „Charakterpanzer“ und „Körperpanzer“ prägte. Er fand heraus, dass es verschiedene Segmente der körperlichen Panzerung gibt, die durch verschiedene Konfliktverdrängungen entstehen und die verhindern, dass die Lebensenergie naturgemäß fließen kann. Die Folgen davon sind emotionale Dürre oder Überflutungen, die nicht nur psychische Störungen bewirken, sondern auch organische Krankheiten – bis hin zu Krebs. Durch behutsame Auflockerung der körperlichen, emotionalen und energetischen Blockierungen – und zuweilen auch durch zusätzliche bioenergetische Aufladung mit einem dazu entwickelten Gerät, dem „Orgon-Akkumulator“ – konnte die gestörte Selbstregulierung des Organismus allmählich wieder gewonnen werden und die Symptome lösten sich auf, das heißt es geschah ein Heilungsprozess.

 

Wie lässt sich dieses Muster bei Viktor Schauberger finden?

Schauberger hat unter anderem die Fließbewegungen von Gewässern in der Natur sehr eingehend und einfühlsam beobachtet und heraus gefunden, dass sie ihre Lebendigkeit und Selbstreinigungsfähigkeit verlieren, wenn man sie begradigt und sie an ihrem naturgemäßen Schlängeln und Wirbeln hindert. Als Folge davon werden sie als Lebensraum zunehmend ungeeignet, lagern Geröll ab, treten über die Ufer, werden gewaltsam und reißen Uferböschungen nieder. Die Blockierung des natürlichen Fließens stört die natürliche Selbstregulierung und treibt Destruktion hervor. Die vorherrschende Art, mit diesen Problemen umzugehen, besteht in immer mehr Eindämmung, wodurch die Selbstregulierung noch mehr zerstört wird – mit der Folge wachsender Überschwemmungen – ein Teufelskreis.

 

Und wie wollte er diesen Problemen begegnen?

Durch Lösung der Blockierung des natürlichen Fließens, zum Beispiel dadurch, dass er dem Bach oder Fluss wieder Raum zum Schlängeln und Wirbeln gab. Oder durch einfache technische Hilfsmittel, die die Wirbelbewegungen des Wassers wieder anregten, bis sie sich von selbst trugen. Dadurch gewannen die Flüsse ihre Selbstregulierung und Selbstreinigung wieder zurück und verloren ihre zerstörerische Qualität. Mit entsprechenden Methoden konnte er auch das durch gerade Wasserleitungen geführte und damit leblos gewordene Wasser wieder in lebendiges, lebensenergetisch angereichertes Wasser zurückverwandeln, was für die Trinkwasserqualität von wesentlicher Bedeutung ist. Auf ihn gehen verschiedene Methoden der Wasserbelebung zurück, die heute in Wasserläden angeboten werden.

 

Was meinen Sie mit dem zweiten Teilsatz auf Ihrer website: „behutsam, nicht gewaltsam“?

Wenn man verhärtete, mehr oder weniger lebensfeindliche Strukturen gewaltsam aufzubrechen versucht, ist die Gegenreaktion eines lebenden Systems eine umso größere Verhärtung oder Abwehr. Das gilt für alle drei hier angesprochenen Bereiche. Das heißt aber nicht, dass überhaupt keine Auswege möglich sind. Die behutsame Auflockerung zeigt vielmehr, dass das verschüttete Lebendige und seine selbstregulierenden Funktionen allmählich wieder aktiviert werden können. Dadurch geschieht Heilung.

 

Wie stellt sich denn das Muster beim Geldfluss innerhalb einer Wirtschaft dar?

Hier kommen wir zu Silvio Gesell. Er war kein studierter Ökonom, sondern zeitweise ein Kleinunternehmer, der aus seinen praktischen Erfahrungen und Beobachtungen in der Wirtschaft einen Zusammenhang zwischen Wirtschaftskrisen und dem Geldsystem vermutete. Er entdeckte eine grundlegende Problematik des Zinssystems, die in den verschiedenen Wirtschaftstheorien vor ihm und auch nach ihm nicht thematisiert wurde und wird. Den Zins betrachtete er als Folge eines in seinem Wesenskern gespaltenen Geldes: einerseits Tauschmittel in der Realwirtschaft zu sein und andererseits Spekulationsmittel, das der Realwirtschaft von den Geldvermögenden entzogen werden kann. Der Abfluss des Geldes führe zu Nachfragemangel, Absatzkrisen, Firmenpleiten, Entlassungen, Lohnausfall, Steuerausfall und zu weiterem Nachfrageausfall – ein Teufelskreis in Richtung sich verschärfender Wirtschaftskrise. Mit dieser Einschätzung sah er übrigens die Weltwirtschaftskrise Anfang der 30er Jahre schon 1918 klar voraus, von der die meisten Ökonomen und Politiker völlig überrascht waren.

 

Wird denn das der Realwirtschaft entzogene Geld nicht über den Zins wieder zu den Banken gelockt, um durch sie als Kredit weiter geleitet zu werden und damit die Nachfragelücke zu schließen?

Ja, das haben die Ökonomen – angefangen bei Adam Smith bis hin zu den Neoklassikern – lange Zeit angenommen, und die Neoliberalen tun es bis heute. Sie betrachten den Zins als einen segensreichen und unentbehrlichen Regulator der Marktwirtschaft. Im Gegensatz dazu sah Gesell, dass der Zins selbst ein langfristig destruktives Mittel der Sicherung des Geldumlaufs ist, weil er als Zinseszins ein exponentielles Wachstum von Geldvermögen und Schulden hervor treibt – und damit krebsartig wachsende Zinslasten auf Seiten der Schuldner, von denen immer mehr zusammenbrechen müssen: private Haushalte, Unternehmen und der Staat. Die Schulden sind das Spiegelbild der Geldvermögen, die ihrerseits nur wachsen können, wenn auch die Schulden wachsen. Das sollte eigentlich zum kleinen Einmaleins der Ökonomie gehören, aber kaum jemand will diesen Zusammenhang sehen, zuallerletzt die meisten Ökonomen und Politiker.

 

Könnten denn die wachsenden Zinslasten nicht durch ein entsprechendes Wirtschaftswachstum problemlos erwirtschaftet werden?

Das Wirtschaftswachstum stößt langfristig auf Grenzen und muss sich aufgrund begrenzter Ressourcen und Absatzmärkte zwangsläufig verlangsamen. Das drückt auf die Durchschnittsrendite in der Realwirtschaft und auf den Kredit- und Sparzins, und dann wird es immer unattraktiver, Geld in die Realwirtschaft zu investieren. Stattdessen flutet es dann an die spekulativen Finanzmärkte, treibt dort die Kurse in die Höhe und führt zu Spekulationsblasen, die schließlich unvermeidlich platzen müssen. Wir haben das alles ja mit der Weltfinanzkrise gerade erst durch gemacht. Ich hatte schon lange vor Ausbruch der Krise von „Börsenfieber und kollektivem Wahn“ gesprochen und eindringlich vor dieser Entwicklung gewarnt. Und als dann die Krise ausbrach und sich zuspitzte, zeigten sich wieder die meisten Ökonomen und Politiker völlig überrascht.

 

Im Grunde nutzen wir Geld doch auch als – vermeintliche – Sicherheit, weil wir uns in der Schöpfung nicht mehr aufgehoben fühlen.

Das ist die Folge einer sehr weit verbreiteten emotionalen und spirituellen Entwurzelung. Was wir in der Ökonomie „Tausch“ nennen, beruht ja auf Leistung und Gegenleistung. Indem man etwas hingibt, fühlt man sich ärmer, und dieser Verlust soll mindestens durch etwas Gleichwertiges ausgeglichen werden. Dabei ist die bedingungslose Hingabefähigkeit schon verloren gegangen, und an ihre Stelle ist die Verlustangst getreten. Das ist ganz tief in den emotionalen Strukturen innerhalb patriarchaler Gesellschaften verankert. Die bedingungslose Hingabe existiert nur noch in Randbereichen: wenn es gut geht, zwischen Mutter und Baby – oder allgemein zwischen Liebenden. Unsere Ökonomie ist demgegenüber wesentlich begründet auf Verlustangst. Kaum jemand kann sich noch vorstellen, dass bedingungslose Hingabe nicht ärmer machen muss, sondern Menschen emotional bereichern und zutiefst erfüllen kann.

Die meisten glauben, dass eine Gesellschaft nur so funktionieren kann wie die heutige. Aber sie funktioniert immer weniger, es brechen immer mehr Krisensymptome an die Oberfläche durch. In vorpatriarchaler Zeit gab es Gesellschaften, die nicht nur kein Geld kannten, sondern auch keinen Tausch. Für sie stand die Hingabe im Vordergrund – nicht nur im Bereich des Wirtschaftens, sondern auch emotional und spirituell. Sie kannten Kooperation statt Konkurrenz, Genügsamkeit statt Gier, Gemeinschaft statt Vereinzelung, Partnerschaft statt Herrschaft. Sie hatten Vertrauen und waren eingebettet in ein größeres soziales und kosmisches Ganzes. Das waren völlig andere emotionale, ökonomische und gesellschaftliche Strukturen, die vor allem von der Matriarchatsforschung wieder entdeckt wurden. Davon sind wir weit entfernt und bezeichnen das als Fortschritt – weit fort von der materiellen, emotionalen und spirituellen Verbundenheit mit den wesentlichen Quellen des Lebens.

Kann man sagen, dass der Zinseszins wie ein therapeutisches Lockmittel ist, um loszulassen? Vertrauen wird durch ein Lockmittel ersetzt? Wenn man also nach einer grundlegenden Lösung sucht, müsste man etwas anderes finden, was Vertrauen schafft?

Zunächst einmal müsste man überlegen, ob man auf der Grundlage der weit verbreiteten Bewusstseins- und Motivationsstrukturen – die sich ja nicht so schnell ändern lassen, wie man es vielleicht wünscht – etwas tun kann, um die Störungen des Geldflusses zu mildern und die schlimmsten Folgen von Wirtschaftskrisen abzuwenden und sie in Zukunft zu vermeiden.

 

Im Moment haben wir ja akuten Handlungsbedarf, zum Beispiel durch den drohenden Staatsbankrott in Griechenland. Wie können wir schnelle Rettungswege aufzeigen, ohne das langfristige Ziel aus den Augen zu verlieren?

Auch der drohende Staatsbankrott – nicht nur in Griechenland – ist systemimmanent, das heißt er gehört zum Zinssystem dazu. Die exponentiell wachsenden Schulden setzen ja voraus, dass sich immer wieder verschuldungsbereite und verschuldungsfähige Gruppen finden, zum Beispiel private Haushalte und Unternehmen. Wenn die aber immer mehr an ihre Grenzen stoßen, dann muss sich umso mehr der Staat verschulden. Entgegen allen politischen Absichtserklärungen wird die Staatsverschuldung immer schneller wachsen, und die entsprechenden Anlässe dazu werden sich ergeben. Deswegen müssen unbedingt neue Fragen gestellt werden: Warum eigentlich muss sich der Staat zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben mit einem Geld verschulden, das mit Zins belastet ist?

 

Behandelt wird die Verschuldungsthematik aber quasi wie ein Naturgesetz.

Das ist ja das Unglaubliche! Es wird wie ein Naturgesetz und als unabwendbar dargestellt, während sich mit einem Blick auf die tieferen Zusammenhänge erkennen lässt, dass exponentiell wachsende Schulden die Folge der Verknüpfung des Geldes mit dem Zins sind. Silvio Gesell hatte schon Überlegungen angestellt, wie diese Verknüpfung aufgelockert oder aufgelöst werden könnte. Es ging ihm nicht darum, das Geld als solches abzuschaffen, denn er sah im Geld als Tauschmittel eine ganz wichtige Funktion in einer hochkomplexen arbeitsteiligen Wirtschaft. Es ging ihm „nur“ darum, das Geld und die Wirtschaft vom Zins zu befreien. Er sprach deswegen auch von „Freigeld“ und von „Freiwirtschaft“.

 

Da sind wir wieder beim Vertrauen, oder?

Nein. Gesell wollte nicht die Motivationsstrukturen der Menschen ändern. Er wollte vielmehr auf der Grundlage vorhandenen Bewusstseins an der Stelle im Wirtschaftskreislauf ansetzen, wo der Geldfluss ins Stocken gerät, wo die Vermögenden das Geld der Realwirtschaft entziehen. Dort sollte das entzogene Geld wieder zum Fließen in der Realwirtschaft angeregt werden. Zu diesem Zweck forderte er die Installierung einer Umlaufsicherungsgebühr: Diejenigen, die der Realwirtschaft Geld entziehen, sollen das nicht kostenlos tun können, sondern so belastet werden, dass das Entziehen für sie unattraktiv wird – und sie das Geld auch ohne hohe Zinsen am Kapitalmarkt anbieten, um der Gebühr auszuweichen. Durch das gesteigerte Geldangebot würde dann der Zins nach marktwirtschaftlichen Gesetzen ganz von selbst absinken. Ein Zinsverbot, wie es in manchen Religionen gefordert wurde und zum Teil noch wird, wäre dann gar nicht nötig – und auch keine harten Strafen auf dessen Umgehung. Mit sinkendem Zins würden sich auch die von ihm hervor getriebenen Krisensymptome von selbst abschwächen: eine Art Heilung des sozialen Organismus einer Wirtschaft und Gesellschaft: behutsam, nicht gewaltsam.

 

Es ist schwierig sich vorzustellen, dass wir bald einen Euro mit einer Umlaufsicherungsgebühr bekommen.

Aber es wäre Not-wendig – im wahren Sinn des Wortes: um die Not zu wenden, die aus den zinsbedingten Krisen entstanden ist und noch verstärkt entstehen wird. Darüber hinaus wären allerdings nach meinen Erkenntnissen noch weitere grundlegende Veränderungen im Geldsystem erforderlich sein, denn ein weiteres Problem liegt in der bisherigen Art der Geldschöpfung. Das jetzige Geld ist ja schon von seiner Erzeugung an mit Zins verknüpft. Es wird von den Zentralbanken auf dem Weg über Kredit – verbunden mit dem „Leitzins“ – in den Wirtschaftskreislauf gebracht. Hinzu kommt noch die Giralgeldschöpfung der privaten Geschäftsbanken. Giralgeld sind die Guthaben auf Girokonten. Deren Rolle ist den wenigsten Menschen bewusst: Die Banken sind in der Lage, in begrenztem Maße bargeldloses Geld aus dem Nichts zu schaffen, es als Kredit in Umlauf zu bringen und dafür von den Schuldnern Zinsen und dingliche Sicherheiten zu verlangen, die im Ernstfall zwangsversteigert werden. Mit aus dem Nichts geschöpftem Geld werden also knallharte Forderungen der Banken gegenüber Schuldnern geschaffen und erbarmungslos eingetrieben. Das ist ein unglaubliches Privileg, das kaum thematisiert wird. Und wo es in den volkswirtschaftlichen Lehrbüchern mit abstrakt-mathematischen Modellen behandelt wird, wird der wesentliche Kern – nämlich die Kreditschöpfung aus dem Nichts – verschleiert.

 

Was wäre die Alternative zur Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken?

Geldschöpfung gehört nicht in private Hand und darf sich nicht an privaten Geschäftsinteressen orientieren. Geld hat eine öffentliche, gesellschaftliche Aufgabe zu erfüllen und sollte deswegen auch von einer öffentlichen Institution geschöpft, in Umlauf gebracht und gesteuert werde. Sie gehört allerdings auch nicht in die Hand von Regierungen, weil sie da missbraucht werden könnte. Daraus ist die Idee entstanden, neben der Legislative, der Exekutive und der Judikative eine vierte Säule des Staates zu schaffen, die ich vor einigen Jahren „Monetative“ genannt habe. Inzwischen gibt es eine Initiative, die diesen Gedanken in die öffentliche Diskussion hinein tragen will. Diese Monetative sollte übrigens nicht nur unabhängig von den anderen drei staatlichen Instanzen sein, sondern ebenso unabhängig vom privaten Bankensystem. Sie könnte den Staat in wohl dosiertem Maße direkt mit Geld versorgen, das nicht mit Zinsen und Tilgung belastet ist. Auf diese Weise könnte die Staatsschuld allmählich zurückgeführt werden und die Politik bekäme wieder mehr Gestaltungsspielraum.

 

Und was gäbe es im Kleinen für Alternativen?

Zum Beispiel Regionalwährungen mit Umlaufsicherung und eine stärkere Ausrichtung von Gemeinschaften an Selbstversorgung oder Subsistenz und an Kooperation statt Konkurrenz. Es gibt mittlerweile schon so viele zukunftsweisende und lebenspositive Wege und Erkenntnisse auf ganz vielen verschiedenen Gebieten. Wenn sich die darin engagierten Menschen noch mehr der Gemeinsamkeiten und des Verbindenden bewusst werden und sich gegenseitig unterstützen, können daraus starke Kräfte der Veränderung erwachsen, um die vielfältigen destruktiven Strukturen zu überwinden und das Lebendige mehr und mehr zur Entfaltung kommen zu lassen – in den einzelnen Menschen, in Gemeinschaften, in der Gesellschaft und in der Natur. Mit einem tieferen Verständnis der natürlichen Fließprozesse und ihrer Störungen lassen sich Heilungen auf allen Ebenen anregen, die heute noch das Vorstellungsvermögen der meisten Menschen übersteigen. Mit einem anderen Geldsystem lassen sich auch regionale Wirtschaftsblüten in ansonsten krisengeschüttelten Zeiten und Ländern bewirken. Das zeigt die historische Erfahrung mit dem „Wunder von Wörgl“ 1932 und mit ähnlichen Modellen Anfang der 30er Jahre in den USA. Inzwischen gibt es schon wieder eine Reihe von Regionalwährungen – auch in Deutschland, zum Beispiel den „Chiemgauer“. Warum sollten diese Erfahrungen nicht auch auf das große Geldsystem im nationalen und internationalen Rahmen übertragen werden können?

 

Rudolf Bahro hat es trefflich beschrieben, dass es im Moment nicht darum geht, die Kabinenlüfter auf der Titanic nachzusehen, sondern dass wir die Titanic auseinander bauen müssen, um eine neues Schiff flott zu machen.

Es geht darum, im Kleinen etwas zu verändern und das Große nicht aus den Augen zu verlieren. Wir brauchen die kleinen Veränderungen. Wenn eine Chance besteht, aus den sich immer mehr zuspitzenden destruktiven Strukturen herauszukommen, dann doch in den Zeiten der Krise, wo es offensichtlich wird. Die ganzen Jahrzehnte vorher ist man ja mehr oder weniger ausgelacht worden, wenn man auf die Krisentendenzen gezeigt hat. Es hieß immer, dass es uns doch gut geht. Aber jetzt ist die Zeit, um aus den grundlegenden problematischen Strukturen heraus zu kommen. Wann, wenn nicht jetzt! Wenn wir jetzt diese Erkenntnisse über die zentrale Wichtigkeit von Fließprozessen auf die verschiedensten Bereiche anwenden, dann lassen sich Himmel und Erde bioenergetisch beleben und dann entstehen sogar in Wüstengebieten wieder sich selbst regulierende Prozesse, die vorher zum Teil jahrtausendelang gestört waren. Und dann ist es möglich, dass in wenigen Jahren aus Wüste fruchtbares Land wird – wie z.B. das Modellprojekt in Algerien beweist. Es ist genug Wissen vorhanden und wenn man dieses Wissen verknüpft – anstatt es gegeneinander auszuspielen – dann sind Gesundungs- und Heilungsprozesse möglich, die unser Vorstellungsvermögen übersteigt. Das ist die andere Seite in dieser zugespitzten Krisensituation. Heute können aus Wüsten Gärten entstehen!

Wann, wenn nicht jetzt ?



 

Abb. 1: „Jonas Müller“ / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc)
Abb. 2: „Jannik Schall“ / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc)

 

Das Interview mit Bernd Senf führte Haidrun Schäfer

 

Haidrun Schäfer

Jahrgang 62, Studium der deutschen und französischen Literaturwissenschaften. Seit der Geburt eines Sohnes 1992 Beschäftigung mit ganzheitlichen Themen. 10 Jahre Redakteurin für die Zeitschrift „Körper Geist Seele Berlin“. Ausbildung als Astrologin bei Sylvia Grotsch. Lebt und arbeitet als Journalistin und Autorin in Berlin.

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Bücher von Bernd Senf:

Die Wiederentdeckung des Lebendigen


 

 

 

 

 

 

Der Nebel um das Geld

 

 

 

 

 

 

 

Der Tanz um den Gewinn

 

 

 

 

 

 

 

Die blinden Flecken der Ökonomie.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Links:

Videos mit Bernd Senf: www.dailymotion.com und www.blip.tv (Suchwort: Bernd Senf).

 

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www.berndsenf.de

www.monetative.de

www.desert-greening.com

 

 

Über den Autor

Avatar of Bernd Senf

war von 1973 bis 2009 Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin. Schon lange vor Ausbruch der Weltfinanzkrise hat er die destruktiven Tendenzen des bestehenden Geldsystems aufgezeigt und grundlegende Veränderungen angemahnt. Darüber hinaus hat er sich intensiv mit Lebensenergie-Forschung beschäftigt und ist auch bekannt durch seine Veranstaltungsreihen über Wilhelm Reich und über die „Entstehung und Überwindung von Gewalt in Mensch, Natur und Gesellschaft“.

Mehr Infos

Vortrag von Bernd Senf: „Die Lösung der Blockierung ist die Lösung“, 12.05.10, 18 Uhr, „zeit-und-raum“, Grunewaldstr. 18, 10823 Berlin-Schöneberg, Tel.: 4798 1626 .

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3 Responses

  1. WellenbeobachterHH

    Bei allem Respekt und so sympathisch und ehrlich der Mann insgesamt erscheint – seine Schlußfolgerungen bezüglich der kapitalistischen Wirtschaft sind genauso falsch wie die von Silvio Gesell.

    So schlüssig die Idee des Fließens von Lebensenergie in Bezug auf tatsächlich(!) organische Systeme ist, so wenig tiefgehend und ignorant ist dieser Ansatz gegenüber dem Kapitalismus und ökonomischer Zusammenhänge. Das ist letztendlich eine rein bürgerlich bornierte, völlig kleinkarierte Rechtfertigungsideologie für den Kapitalismus!!!

    Das lässt sich auch mit einer einfachen Analogie darstellen: ein organisches System wie der Körper des Menschen braucht eine fließende Energie, z.B. transportiert das Blut als gelöste Bestandteile Sauerstoff, Proteine, Fette und Kohlenhydrate (alles chemische Energieformen) und transportiert diese Bestandteile in jede einzelne Zelle. Dort wird sie schließlich abgeliefert (bzw. genau genommen ausgetauscht gegen Abbauprodukte). Im Gegensatz zum Kapitalismus erfolgt dies jedoch allein nach dem Bedarfsprinzip einer Zelle. Das Blut ist kein Händler, der nach dem Marktprinzip von Angebot und Nachfrage der Zelle zu aktuellen Preisen auf Basis einer abstrakten Wertebene diese chemischen Energielieferanten verkauft. Das ist etwas völlig anderes und wird von Herrn Senf leider genau so wenig hinterfragt wie damals von Gesell. Dabei ist die basale Struktur, also diese Wertebene alles andere als naturgegeben!!! Sie ist fetischhaft verdinglicht, historisch determiniert und nicht entsprechzend den kosmischen, spirituellen Gesetze!!!!! Sie ist eine kapitalistische Tautologie mit dem Ziel, Profit zur alleinigen Leitinstanz der Steuerung menschlichen Handels zu machen. Die Bedürfnisbefriedigung ist somit nur ein Abfallprodukt dieser Kapitalverwertung, ein Mittel, um den eigentlichen Zweck, der Mehrwertbildung, Rechnung zu tragen. Allein in der Trennung von Arbeitsleistung (verausgabter Lebensenergie) und Belohnung (Unternehmergewinn, Lohn, Gehalt am Monatsende) waren damit das Potential und die Möglichkeit von zwei Weltkriegen, Versklavung, Zwangsarbeitern und Holocaust schon strukturell angelegt.

    Die Anfänge des Kapitalismus liegen etwa im frühen 17. Jahrhundert und sind mit Gewalt und gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt worden. Damals wussten und spürten die Menschen das auch noch. Deshalb ist die Geschichte des Kapitals auch eine von sozialen Widerständen und Revolten gegen die Verwertungslogik. An genau dieser Verwertungslogik will Herr Senf aber rein gar nichts ändern. Er möchte alles nur wieder zum „Fließen“ bringen, ohne den Charakter dieses Formprinzips in den Mittelpunkt zu stellen. Schade…

    Das zeigt nur, wie sehr er wie alle um ihn herum, schon domestiziert ist zugunsten des Kapitals.

    Der interessierte Leser sollte sich lieber mal mit der modernen Wertetheorie (z.B. Bücher von Robert Kurz) beschäftigen. Deren Ansätze stimmen mit den spirituellen Grundideen überein.

    Antworten
  2. BoKa

    Bernd Senf spricht endlich das aus, was seit langem in mir gärt.
    Ich bin seit 5 Jahren Benutzer eines Orgonakkumulators, der ja nicht nur die Orgonenergie zum Heilen des Körpers akkumliert, sondern der auch ein ausgezeichneter Ort zum meditieren und nachdenken ist. Wer einmal das Fließen der Lebensenergie gespürt hat und auch seinen Geist dabei fließen lässt, wird offenbar bis zum Grund der Wahrheit gespült.
    die gedankliche Symbiose, die der Volkswirtschaftler Senf mit den Fließprozessen von Wilherlm Reich, Viktor Schauberger und Silvio Gesell eingegangen ist, erklärt auf bestechend einleuchtende Weise das Prinzip allen Lebens und der Evolution. Ich fühlte meine Erkenntnisse tief bestätigt, als ich hier zum ersten Mal lesen konnte, was auch mich seit langem umtreibt.
    Es werden anscheinend immer mehr, die zu Erkenntnissen gelangen, die uns
    behutsam in eine neue bewußtere Zukunft führen.
    Die Platform wird immer größer auf der die Kulturkreativen sich finden.
    Die Vernetzung beginnt, muß aber noch viel weiter geführt werden.
    Dann wird es einen friedlichen Übergang geben.

    Antworten
  3. Gerold Schleritzko

    bernd senf war für mich die „rote pille“ …

    vor ca. 1,5 – 2 jahren habe ich nach ursachen der finanzkriese gegoogelt und bin irgendwann auf den link zu bernd senf gekommen

    nach den paar stunden videos war meine welt eine völlig andere

    danach bin ich zu themen gekommen von denen ich nicht gedacht habe dass es sie gibt und habe einen kleinen teil davon in meinem blog zusammengestellt

    ich habe bernd senf zwei drei mails geschrieben die er immer nett und schnell beantwortet hat – ein aus meiner sicht ganz besonderer mensch

    ich kann den weg den ich seither „durchgemacht“ habe nicht mehr zurückgehen … und auch nicht so einfach erklären …
    jedenfalls fällt bei mir eine blockade nach der anderen …

    lustiger ist es (für mich) deswegen nicht geworden
    aber SINNvoller und „tiefer“

    heute habe ich samen für salat gurken und ca. 20 andere gemüsesorten gekauft … aus meiner sicht eines der wenigen dinge die noch wirklich SINN machen

    auf einen text den ich als umweltgemeinderat in horn gedruckt habe weise ich abschließend noch hin

    http://neunzehnhundert84.blogspot.com/2010/01/aus-den-horner-stadtnachrichten.html

    wer aufmerksam das origimal und den von mir gedruckten artikel liest
    wird feststellen, dass eine zeile fehlt …
    das war der kompromiss den ich eingehen musste damit es im druck erscheinen kann …

    wir brauchen mehr menschen die zusammenhänge verstehen, aufklären und handlungen setzen

    DRINGEND!

    es gibt keinen mangel an möglichkeiten
    sondern nur einen mangel an mut und phantasie

    ALLES GUTE und LIEBE

    Antworten

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