Bild: http://www.scarboromissions.caEthische Weltformel 2. November 2009 Zusammenleben 1 Kommentar Im Gegensatz zur physikalischen Weltformel ist die Ethische bereits bekannt! „Was du nicht willst, dass man dir tu´, das füg´ auch keinem andern zu.“ Oder: „Behandle andere so, wie du auch von ihnen behandelt sein willst.“ Allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz funktioniert die Goldene Regel in der Praxis ganz vorzüglich. Ihre Ablehnung beruht meist auf intellektueller Hochnäsigkeit („primitives Prinzip“) oder moralischer Bequemlichkeit: um unangenehmen Konsequenzen für das eigene Handeln aus dem Wege zu gehen. Tatsache aber ist: Wenn sich alle Menschen an diese Regel hielten, wären augenblicklich 99 Prozent aller Übel, die sich durch moralisches Handeln beseitigen lassen, beseitigt! Und WEIL die Goldene Regel wie die PHYSIKALISCHE WELTFORMEL einen so großen Bereich abdeckt und auf den Punkt bringt, nenne ich sie auch ETHISCHE WELTFORMEL. Ein beliebter Einwand gegen diese ethische Weltformel ist, dass sie nicht berück-sichtige, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Interessen haben. Dies führe dazu, das die Befolgung der Goldenen Regel absurde Konsequenzen zeige: 1. Wörtlich genommen, fordere die Regel einen Masochisten auf, ein Sadist zu werden: jemandem, der gerne von anderen gequält werden möchte, werde befohlen, andere zu quälen. 2. Wer zu stolz sei, sich helfen zu lassen, dürfte anderen nicht helfen. 3. Der Abstinenzler könnte voller Freude allgemein vorschreiben, dass niemand Wein oder Bier trinken sollte. Zum Einwand, dass die Goldene Regel oder ethische Weltformel nicht berück-sichtige, das die Menschen unterschiedliche Interessen und Wünsche haben, ist folgendes zu sagen: 1. Unterscheiden sich die Menschen im Hinblick auf die grundlegenden Interessen und Wünsche kaum voneinander: Wer will schon belogen, betrogen, beleidigt oder gequält werden! Der Masochist ist zweifellos eine Ausnahme. 2. Und vor allem aber: Wo sich die Menschen in ihren Interessen und Wünschen unterscheiden, da berücksichtigen wir dies bei der Anwendung dieser Regel ohnehin automatisch, da alles andere ihrem Geist aufs gröbste widerspräche! Vor die Frage gestellt, ob ich einem Behinderten beim Überqueren der Straße behilflich sein sollte, ist mein Gedankengang doch nicht: Da ich selbst nicht behindert bin und so weiter, sondern: Wenn ich jetzt an seiner Stelle wäre, würde ich mir wünschen, dass mir geholfen wird! Oder: Wenn ich jemandem mit einer Einladung zum Essen eine Freude bereiten möchte, serviere ich natürlich nicht MEINE, sondern SEINE Lieblingsspeise! Kurz: Bei der Anwendung der Goldenen Regel geht es SELBSTVERSTÄNDLICH nicht darum, dem anderen die EIGENEN Wünsche aufzuzwingen, sondern darum, die Wünsche des ANDEREN zu berücksichtigen. Sinnvoll und akzeptabel ist deshalb selbstverständlich ausschließlich jenes Verständnis dieser Regel, bei dem man seinen Mitmenschen nicht SEINE eigenen, sondern IHRE eigenen Wünsche, Interessen und Bedürfnisse unterstellt. Die Frage darf also NICHT lauten: Wie würde ich, mit all MEINEN Eigenschaften, an seiner Stelle behandelt werden wollen? Sondern: Wie würde ich, mit all SEINEN Eigenschaften, an seiner Stelle behandelt werden wollen? Die sinnvolle Formulierung der Goldenen Regel oder ethischen Weltformel lautet also: Behandle andere so, wie du selbst an ihrer Stelle wünschtest, behandelt zu werden. Und diese Regel ist für alle, DIE MORALISCH HANDELN WOLLEN, ein ganz hervorragendes und in seiner Wirksamkeit kaum zu überbietendes Mittel, um diese Welt zu einem schöneren, besseren und glücklicheren Ort zu machen! Die Goldene Regel und Tiere Der Einwand, dieses Prinzip sei gegenüber Tieren nicht anwendbar, weil wir nicht wüssten, wie Tiere behandelt werden möchten, ist angesichts unseres Wissens um tierliche Interessen und Bedürfnisse faktisch absurd und moralisch verlogen. Wenn wir wollen, wissen wir nämlich sehr genau, wie Tiere behandelt werden möchten. Und vor allem, wie sie NICHT behandelt werden möchten: Dass das Leben, das wir vielen Tieren zumuten, nicht das Leben ist, das sie leben wollen – und das wir an ihrer Stelle leben wollten! – weiß jeder, der nicht vollkommen verrückt ist. Das wirkliche Problem bei der Anwendung der Goldenen Regel auf Tiere, genauer: beim Sich-hinein-Versetzen in die Lage der Tiere ist, dass uns dies so LEICHT gelingt – und dass das Ergebnis oft so schauerlich ist: Wer sich auch nur oberflächlich über das, was auf Tiertransporten, in Tierfabriken, in Schlachthäusern usw. passiert, kundig macht und sich dann seinen Hund oder seine Katze in diesen Situationen vorstellt (quasi als Brücke zum Sich-hinein-Versetzen in andere Tiere), der droht vor Mitleid und Entsetzen verrückt zu werden. Diese exakte sachliche und emotionale Veranschaulichung, die die Goldene Regel bewerkstelligt, diese Verdichtung moralischer Situationen, dieses Auf-den-Punkt-Bringen moralischer Wertigkeit und moralischer Verantwortung sind wohl auch der häufigste Grund für die Ablehnung dieses Prinzips: Wer sich auf die Goldene Regel, diese ethische Weltformel, einlässt, gerät in moralischen Zugzwang. Dieser Text beruht auf dem Abschnitt „Goldene Regel“ des im Trafo Verlag, Berlin, erschienenen Buches „Ich esse meine Freunde nicht“. Buch Helmut F. Kaplan Ich esse meine Freunde nicht oder Warum unser Umgang mit Tieren falsch ist Taschenbuch: 131 Seiten Verlag: trafo Wissenschaftsverlag; Auflage: 1 (15. Oktober 2009) ISBN-10: 3896269410 ISBN-13: 978-3896269416 Die Goldene Regel in den Weltreligionen Baha’i Religion Bürdet keiner Seele eine Last auf, die ihr selber nicht tragen wollt, und wünscht niemandem, was ihr euch selbst nicht wünscht. Baha’u’llah, Ährenlese 66,9 Buddhismus Verletze andere nicht auf eine Weise, die auch dich verletzen würde. Der Buddha, Udana-Varga 5,18 Christentum Alles, was du von anderen erwartest, das tue auch ihnen! Das ist das Gesetz und die Propheten. Jesus, Matthäus-Evangelium 7,12 Hinduismus Dies ist the Summe aller Pflichten: Tue keinem anderen an, was dir selbst weh tun würde. Mahabharatha 5,1517 Indianische Spiritualität Wir bleiben nur in dem Maße am Leben, wie wir die Erde am Leben erhalten. Chief Dan George Islam Keiner von euch ist wahrhaft gläubig, solange ihr nicht anderen wünscht, was ihr für euch selbst begehrt. Der Prophet Muhammad, Hadith Jainismus Man sollte alle Lebewesen so behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte. Mahavira, Sutrakritanga 1,11,33 Judentum Was dir verhasst ist, das tue keinem anderen an. Das ist die Weisung der Thora ganz und gar; alles andere ist ihre Auslegung. Geh und lerne. Hillel, Talmud, Shabbath 31a Konfuzianismus Dies ist die Grundlage allen rechten Verhaltens: ein gutes Herz. Was du nicht selbst erleiden magst, das füg‘ auch keinem anderen zu. Konfuzius, Analekte 15,23 Sikhismus Keinem bin ich fremd, und niemand ist mir fremd – freundschaftlich verbunden bin ich allen. Guru Granth Sahib, S.1299 Taoismus Betrachte den Gewinn deines Nachbarn als deinen eigenen und ebenso seinen Verlust als den Deinen. Lao-Tse, T’ai Shang Kan Ying P’ien, 213-218 Unitarismus Wir bekunden Ehrfurcht and Achtung vor dem ineinander verwobenen Netz allen Lebens, in das auch wir eingebunden sind. Unitarischer Leitsatz Zoroastrismus Tue anderen nicht an, was dir schaden würde. Shayast-na-Shayast 13.29 Quelle: http://www.scarboromissions.ca Eine Antwort Valentin Anker 8. Februar 2013 Super Beitrag habe ihn gleich verlinkt auf http://terranetz.org der Wahrheits-Community. Antworten Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. Durch Deinen Klick auf "SENDEN" bestätigst Du Dein Einverständnis mit unseren aktuellen Kommentarregeln.
Valentin Anker 8. Februar 2013 Super Beitrag habe ihn gleich verlinkt auf http://terranetz.org der Wahrheits-Community. Antworten