Ganz Italien kämpft mit der Wirtschaftskrise und drastischen Sparmaßnamen. Ganz Italien? Nun ja: Eine 598-Seelen-Gemeinde leistet Widerstand, gibt eine eigene Währung hinaus und will unabhängiges Fürstentum werden – das abtrünnige Filettino.

Unabhängigkeit von den Sparplänen

Es scheint dem Bürgermeister Luca Sellari der einzige Weg, um sein Dörfchen vor den Sparplänen der italienischen Regierung zu retten. Ganz nach dem Vorbild von San Marino und Monaco soll das Dorf zu einem Fürstentum werden. Eigenes Geld ist schon gedruckt, nun muss eine eigene Nationalbank gegründet werden, dazu sind fünf Millionen Euro nötig.

Hintergrund sind die Sparpläne Berlusconis, die kräftig bei Städten, Gemeinden und Provinzen sparen sollen. Alle Ortschaften mit weniger als 1000 Einwohnern sollen verschmolzen werden, um Verwaltungskosten zu sparen. Das gefällt vielen nicht, aber nur wenige stellen sich so quer wie die kleine Gemeinde Filettino – angeführt von einem Bürgermeister, dessen Konterfei nun die 10er-Banknote der eigenen Währung „Fiorito“ ziert.

Ego-Trip oder kleine Revolution?

Handelt es sich bei dem Vorhaben um die Ego-Show eines Bürgermeisters oder sehen wir hier die Symptome einer kleinen Revolution: einem Aufbegehren unzufriedener Bürger, die ihrem Unmut über die politischen Machenschaften nicht nur durch Demonstrationen Luft machen wollen, sondern mehr Selbstbestimmung und Unabhängigkeit realisieren möchten? Die Zeit wird es zeigen. Immerhin hat die kleine Gemeinde für einiges Aufsehen gesorgt und es schon bis ins russische Fernsehen und die New York Times geschafft.

 

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