Bhutan ist das einzige Land auf der Welt, das seinen Wohlstand nicht am Bruttonationalprodukt misst, sondern an einem Glücksindex, der Aufschluss darüber geben soll, wie glücklich seine Bürger sind. Bald wird Bhutan noch ein weiteres Alleinstellungsmerkmal haben: Innerhalb der nächsten zehn Jahre will das Land per Gesetz komplett auf ökologische Landwirtschaft umstellen. Der Verkauf von Pestiziden und Pflanzenschutzmitteln wird nach dieser Frist verboten sein und ganz Bhutan wird mit erstklassigem Bio-Gemüse versorgt.

„Bhutan hat sich für eine grüne Wirtschaft entschieden“, sagt Landwirtschaftsminister Pema Gyamtsho. Der Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft steht für die Regierung Bhutans weder im Einklang mit dem Nationalglück, noch mit dem Buddhismus – beides verlange, in Einklang mit der Natur zu leben. Man ist überzeugt, dass natürliche Nahrung für alle nur ein Gewinn sein kann.

Die Umstellung sollte dem Land leicht fallen: Der Großteil der Bauern in Bhutan arbeitet ohnehin bereits ökologisch, weite Teile des Landes sind noch nie mit Chemikalien in Kontakt gekommen.

Das neue Gesetz reiht sich nahtlos ein in die bemerkenswerte Politik des kleinen Himalaya-Landes, das viele große und kleine Schritte unternimmt, die von gänzlich anderen Werten zeugen, als wir sie in den industriellen Nationen gewohnt sind. Glück als oberstes Staatsziel, komplette Umstellung auf Bio und ein autofreier Dienstag – das sind Schlagzeilen, bei denen man in Deutschland denken würde, das goldene Zeitalter wäre angebrochen.

 

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