Ticket teilen in Berlin – Nimm jemanden mit!

Seit Januar 2014 läuft in Berlin eine Kampagne für den solidarischen Nahverkehr: Die legalen Möglichkeiten der Beförderungsrichtlinien der BVG + VBB sollen offensiv für Fahrer und Mitfahrer genutzt werden. Gleichzeitig soll solidarisches Handeln gefördert und die zunehmende Armut sowie Kriminalisierung von Menschen thematisiert werden.

Ticketteilen! ist eine einfache und praktische Möglichkeit für Karteninhaber, selbst etwas zu tun.

Hast du’n Ticket?

Wem ging das auch schon mal so: Fahrkartenkontrolle in der Berliner U-Bahn und neben dir wird jemand beim Schwarzfahren erwischt. “Mist!“ denkst du, denn es ist Sonntag und theoretisch hätte der Mensch, der gerade von den BVG Kontrolleuren nach draußen geführt wird, auf deiner Umweltkarte kostenlos mitfahren können. Diesen Gedanken hatte wohl auch der Verein „NaturFreunde Berlin“ und gründete die  Buttonkampagne „Ticketteilen!“

Die Idee ist so simpel wie genial: Entsprechend den Bestimmung der Verkehrsbetriebe ermöglichen die VBB Umweltkarten ganz legal die ganztägig Mitnahme von einem Erwachsenen und bis zu drei Kindern (von 6 bis einschließlich 14 Jahren) von Montag bis Freitag nach 20.00 Uhr sowie samstags, sonntags und an gesetzlichen Feiertagen. Also kann man in diesen Zeiten jemanden mitfahren lassen und das kann über Ticketteilen! organisiert werden: Einfach auf der Webseite einen Button bestellen und diesen beim nächsten Trip mit den Öffentlichen außen gut sichtbar an der Kleidung anbringen. So können Menschen, die kein Ticket haben, den Buttonträger ansprechen und die Mitfahrt mit ihm absprechen.

Nach einer Recherche des Tagesspiegelspiegels saß 2008 jeder dritte Insaße der Haftanstalt Plötzensee wegen Schwarzfahrens. Viele Menschen seien vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen und manchmal darauf angewiesen „schwarz“ zu fahren, um nicht vollständig ins soziale Abseits zu geraten, sagen die Initiatoren. Die Kampagne „Ticketteilen!“ soll politische Forderungen mit solidarischer Praxis verbinden.

Das lief gut an. Anfang Februar wurden bereits über 1.500 Buttons bestellt. In einem Radiointerview wies ein Sprecher der Berliner Verkehrsbetriebe darauf hin, dass man auch ein Ticket benötige, um sich im U-Bahnhof aufzuhalten, also müssten  spontane Solidargemeinschaften, die sich z. B. über die Aktion Ticketteilen! zusammenfinden, den Bahnhof theoretisch gemeinsam betreten und auch gemeinsam verlassen.

Am 24.  Februar 2014, 20 Uhr stellt Judith Demba von den NaturFreunden Berlin und Initiatorin der Kampagne das Projekt im Montagscafé (JUP, Berlin-Pankow) vor. Informationen findet man auf der Webseite.

 

 

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ur / Sein.de

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