Mit dem Satz “Alle unsere Patente gehören euch” verkündete Tesla Chef Elon Musk in seinem Blog am 12. Juni die Freigabe aller Tesla-Patente für Elektrofahrzeuge. Damit lädt er die gesamte Mobilbranche ein, Tesla-Patente frei zu nutzen. Ziel der Aktion: die stagnierende Weiterentwicklung von Elektrofahrzeugen voranzutreiben.

Patente ersticken den Fortschritt

„Lotterielose für die Anklagebank“ so die Bezeichnung des Tesla-Chefs für Patente, die schon seit langem scheinbar hauptsächlich dazu dienen, dass sich Großkonzerne gegenseitig mit millionenschweren Klagewellen überziehen. Patente ersticken den Fortschritt, meint Musk. Sie führen dazu, dass wertvolles Know-how aus Profitgründen in den Unternehmen liegen bleibt und Technologien, die bereits fix und fertig in der Schublade liegen, nicht genutzt werden.

Zur Zeit der Firmengründung glaubte Tesla, dass ihre Technologie vor dem Kopieren der Mitbewerber geschützt werden müsse. Doch entgegen dieser Befürchtungen stellen die großen Autofirmen praktisch keine eigenen Elektroautos her. „Auf die gesamten Autoverkäufe der größten Hersteller entfallen weit weniger als ein Prozent Elektroautos.“ – Für Elon Musk eine „unglückliche Realität“, die er ändern will.

Durchbruch der Elektromobilität?

Experten wie der Chef des CAR-Instituts an der Uni Duisburg-Essen Dudenhöffer sind begeistert: “Die Ankündigung könnte der Elektromobilität weltweit zum Durchbruch verhelfen”, denn Tesla führt über 160 Patente, darunter Patente für robuste Batterien und verbesserte Rotor-Konstruktionen in Elektromotoren. Diese erzielen mit 500 km eine rund doppelte Reichweite pro Fahrzeug als die Entwicklungen der Mitbewerber.

Geht die Rechnung des Tesla-Chefs also auf, werden diese  Mitbewerber und eventuell auch technologieorientierte Startups die Patente nutzen und in der Zukunft für einen deutlich höheren Marktanteil an Elektroautos sorgen.

Kritiker vermuten, dass bei der Entscheidung, die Tesla-Patente freizugeben, nicht nur selbstlose Gründe im Spiel waren, denn interessierten Herstellern wird auch mit Tesla-Patent das Know-how zum Nachbau fehlen. Tesla könnte darauf spekulieren, durch die Freigabe zur Zusammenarbeit aufgefordert zu werden. Eventuell ist es nichts weiter als eine schlaue Strategie, aus Mitbewerbern Auftraggeber zu machen.

Die (Patente)Mauer ist weg

„Gestern gab es eine Mauer aus Tesla-Patenten in der Lobby unseres Hauptsitzes in Palo Alto. Das ist nicht mehr der Fall. Sie wurde entfernt, im Geist der Open-Source-Bewegung, für den Fortschritt der Elektrofahrzeugtechnologie“ erklärt Monk zu beginn seines Posts. Klingt gut, aber welche Motivation immer hinter der Freigabe lag – Tesla könnte mit der Patentfreigabe zum Wegbereiter einer neuen Unternehmensphilosophie werden: weg von profitorientiertem Wettbewerb- und Konkurrenzdenken und hin zu einem Know-how-Sharing, von dem alle profitieren: Autohersteller, Autofahrer und die Umwelt.

 

Foto:
The Summit 2013 © CC Dan Taylor/Heisenberg Media

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