Probleme sind unsere täglichen Begleiter. Ein Problem ist zunächst einmal nur eine Frage. Ob in der Firma, in privaten Beziehungen, im Team oder Entscheidungssituationen: Probleme fordern uns, bringen uns nach vorn und ein anderes Mal zur Verzweiflung.

von Agnes Pfrogner

Bei Entscheidungen im Beruf fehlt die nötige Klarheit, die Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein. Konflikte im Team sind an der Tagesordnung, aber oft verstellen die individuellen Interessen den Zugang zu naheliegenden Antworten. In der Partnerschaft wissen wir vielleicht um einen blinden Fleck und können ihn nicht lokalisieren…Wo hängen wir fest? Andere hadern mit körperlichen Symptomen: warum treten sie in bestimmten Situationen immer wieder auf?

Wir haben wohl alle schon die Erfahrung gemacht: manche Fragestellungen oder Konflikte lassen sich nicht mit der Ratio, quasi am Schreibtisch lösen. Selbst gut gemeinte Beratungen und Gespräche bringen oft kein Licht in das Problem oder führen nicht zu befriedigenden Antworten.

Warum ist das so? Weil wir manchmal bei der Lösungsfindung unsere eigenen Gegner sind: gefangen in rationalen Konzepten, Denkmodellen und Ego-Beschränkungen. Anders ausgedrückt: Vom Verstand geschaffene Probleme können nicht unbedingt mit dem Verstand entknotet werden. Und so drehen wir uns im Kreis, die vermeintlichen Antworten sind dünn und unbefriedigend – dabei wäre die Lösung, die Antwort so naheliegend.

Wir suchen nach tieferen Überzeugungen, Gewissheiten…

Auf dem Weg gehen wir gerne andere Pfade: eine Nacht drüber schlafen, dem Problem Luft geben, auf den richtigen Tipp warten, auf die „gute Idee“ hoffen. Was wir wirklich brauchen ist die Kraft der Intuition. Was, wenn es eine Methode gäbe, die genau dort ansetzt? Was, wenn diese Methode über körperlich-seelische Empfindungen genau diese tieferen Wahrheiten, Gewissheiten ans Licht bringen kann, die sonst nicht zu sehen wären – und das mit einer größeren Treffsicherheit und Klarheit, als jede intellektuelle Auseinandersetzung das erreichen könnte? Was, wenn wir die Intuition bewusst wecken können? Wäre das zu unwahrscheinlich, um es zu glauben?

Es gibt genau diese Methode und wir können sie für uns nutzen. Sie basiert auf der alten indianischen Weisheit, dass du einen Menschen nicht verstehen kannst, bevor du nicht eine Meile in seinen Mokassins gegangen bist. „Walking in your shoes“ nannten das die Begründer John Cogswell und Josef Culp, die Mitte der 80er-Jahre mit der Erforschung dieser Körper-Seele-Technik begannen.

Wie funktioniert “ Walking in your shoes“?

„Walking in your shoes“ ist genau das, wonach es klingt: jemand geht in meinen „Schuhen“, ich gehe in die „Schuhe“ eines anderen. Konkret sieht das so aus, dass ein Stellvertreter oder Sie selbst in die Rolle Ihres Anliegens gehen. Mit dieser Absicht beginnt die Person sich im Raum zu bewegen. Dabei verzichtet sie auf Imitation oder kognitive Mutmaßungen und stimmt sich ganz auf die Körperempfindungen ein.

Durch die Verlagerung der Bewusstheit und durch die Bewegung wird Information frei und kommt zum Ausdruck. Der Walk wird durch spezielle Fragestellungen und Anregungen begleitet, wobei das Anliegen im Fokus steht. Greifbar wird“ Walking in your shoes“, wenn man die Erfahrung selber macht.

Die Theorie spricht vom Einfühlen in das sogenannte“ morphische Feld“, eine Kraft, die uns alle und alles miteinander verbindet.

„Die erkennbaren Informationen weisen einen hohen Grad an Treffsicherheit auf, ob der Geher nun etwas von der Person weiß oder nicht. Menschen, die „gegangen“ worden sind, berichten häufig, dass sie sich vorher noch nie so tief verstanden und akzeptiert gefühlt haben…“ J.Culp

 

Foto: Florian Fierz / pixelio.de