Adbusting: Keine Lust auf Werbung 16. September 2010 Atem & Bewegung 8 Kommentare Werbung überall; man kann sich ihr quasi gar nicht mehr entziehen. Sie steuert unser Konsumverhalten, schönt das Image von Großkonzernen, Organisationen und Politikern und tischt uns märchenhafte Lügen auf. Wen das stört, der kann ja die Augen zumachen! Dann wäre es von da an aber finster. Deshalb beschäftigen sich seit 25 Jahren Menschen damit, wie man der ständigen Manipulation durch Werbung entgegenwirken kann – oder ihre Wirkung sogar verwenden kann, um gesellschaftskritischen und politischen Positionen zu mehr Öffentlichkeit zu verhelfen. Angesichts der scheinbaren Übermacht der Werbung braucht man also keineswegs den Kopf in den Sand stecken – denn oft reicht eine kleine aber ausdruckskräftige Veränderung an bekannten Slogans, Logos und Werbekampagnen, um die Botschaft ins rechte Licht zu rücken. Was ist Adbusting? Das hat sogar einen Namen. Es nennt sich Adbusting, was eine Zusammensetzung aus den beiden englischen Wörtern „advertisement“(Werbung) und „bust“(zerschlagen) ist. Adbusting ist eine Straßenkunst, sozusagen eine kreative Kritik an unserer Konsumgesellschaft und am Kapitalismus. Bereits existierender Werbung wird mit kleinen Veränderungen eine neue Bedeutung verliehen bzw. deren Botschaft einfach umgekehrt. Es reicht manchmal nur ein Buchstabe oder Wort und schon kann man auf einen Skandal, eine Riesenlüge oder einer unausgesprochen Wahrheit aufmerksam machen. Es werden aber auch ganze Logos verändert, was dann schon nach etwas mehr Arbeit verlangt. Wichtig beim Adbusten ist, dass die Veränderung farblich und stilmäßig zur alten Werbung passt, damit die Botschaft seine volle Wirkung entfaltet. Diese Veränderungen werden dann ausgedruckt und über die richtigen Stellen des Plakates geklebt oder man übersprüht die Stellen einfach. Die Geschichte von Adbusting Adbusting hat seinen Ursprung in der Adbusters Media Foundation, eine Organisation, die 1989 in Kanada von Kalle Lasn gegründet wurde, um den zunehmenden Markenwahn entgegenzuwirken. Denn in den 80ern und 90ern begann der große Aufschwung von Werbung für Markenprodukte, um den Konsum anzukurbeln. Gerade Jugendliche werden davon stark beeinflusst, weswegen sich auch viele Erzieher der Organisation angeschlossen haben und auch andere Aktivisten und Personen, die ehemals für die Werbebranche gearbeitet haben. Diese Ausnutzung des öffentlichen Raumes für kommerzielle Zwecke hat so stark zugenommen, dass man begonnen hat, zu recherchieren, was hinter der Fassade von Großkonzernen liegt und hinter der Werbung steckt bzw. ob sie der Wahrheit entspricht. Es gibt natürlich viele weitere Organisationen, die sich dem Adbusting verschrieben haben. 1994 haben sich in den USA gleich zwei weitere Organisationen gegründet; einmal Law&Democracy, die die Regierungsautorität von Konzernen kritisieren und dann das National Labor Committee, das sich mit den Arbeitsbedingungen von Arbeitern der Großkonzerne beschäftigt und diese dann an die Öffentlichkeit bringt. Andere Organisationen konzentrieren sich mitunter nur auf eine Marke und verändern nicht nur die Werbekampagnen aussagekräftig, sondern entwickeln Cartoons und Karikaturen. In Deutschland entwickelt sich das Adbusting langsam. Es ist hier noch nicht so weit verbreitet, aber in den Großstädten wie Hamburg, Berlin und München findet man schon ziemlich viele Adbusts. Adbusting hat sich seit 1989 auf der ganzen Welt verbreitet und erzielt viele Erfolge, denn es bringt den richtigen Denkanstoß, macht Menschen auf Missstände aufmerksam und bewahrt sie ein Stück weit vor unbedachten Konsumverhalten. Warum Funktioniert es? Das Gute am Adbusting ist, das es wirkt. Hier werden die Großkonzerne und Organisationen mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Werbung, die bereits teuer von ihnen entwickelt und umgesetzt wurde, kann man mittels Adbusting einfach und vor allem kostengünstig verändern. Man braucht sich keine Sorgen zu machen, dass die Botschaft vielleicht übersehen wird, denn das Plakat wird garantiert nach wie vor wirken, denn Hunderte von Werbepsychologen wurden mit Sicherheit darauf angesetzt, unsere Manipulierbarkeit als Konsumenten auszuspionieren und daraufhin eine raffinierte Reklame zu entwickeln, die auf uns abgestimmt ist und uns in ihren Bann zieht. Werbung wirkt hauptsächlich durch Farben und Bilder und diese werden durch Adbusting in ihrer Wirkung nicht gemindert, sondern eben nur leicht verändert. Wo kommt es vor? Adbusting findet in jedem Bereich statt, in dem Werbung existiert. Also überall. Der ganze öffentliche Raum ist geradezu plakatiert und gespickt von Werbeleinwänden entlang der Autobahn, an Bushaltestellen oder in den Einkaufsstraßen und -Tempeln selbst. In dem Bereich Werbung für Konsum, seien es Lebens- bzw. Genussmittel, Kleidung oder sonstige Konsumgüter, wird Abdusting hauptsächlich verwendet. So wird z.B. der Slogan von Kinderschokolade umformuliert, so dass er wie folgt lautet: „Kinderschokolade – mit der Extraportion Zucker“, anstatt wie ursprünglich „mit der Extraportion Milch“ . Das enttarnt Kinderschokolade als ungesunde Süßigkeit für Kinder. Hier auch ein Vorher/Nachher Beispiel von einem Plakat von McDonalds, die ja nicht gerade selten Reklame, z.B. im TV mit Heidi Klum, machen, wie gesund ihr Fastfood doch sei. Hier noch eine geradere Nase, da noch etwas größere Augen und den Pickel noch schnell retuschieren. Ach ja, vollere Lippen müssen auch noch her. Unsere Schönheiten, wie Musikstars und Schauspieler werden natürlich auch genauer unter die Lupe genommen. Dieses tolle Plakat macht deutlich, wie sehr die Stars mit Photoshop bearbeitet werden, um auf Plakaten und Zeitungscover so auszusehen. Es wirkt dem Schlankheits- und Schönheitswahn entgegen, dem gerade Jugendliche sich ausgesetzt sehen, weil ihnen von der Werbung andauernd suggeriert wird, wie sie auszusehen haben. Des Weiteren ist der Bereich Politik beliebt bei Adbustern. Parteien werden kritisiert und Politiker werden in einem anderen Licht dargestellt. Und gerade Umweltschutz ist derzeit ein beliebtes Ziel. Speziell der Öl Konzern BP bekommt das zu spüren. Sein Logo wurde nun schon zahlreich verändert. Hier sind zwei Bilder, die die Greenpeace UK in ihrer Aktion, dass BP Logo angesichts der Umweltkatastrophe passend umzugestalten, zum Gewinner bestimmt hat. Das Schöne an Adbusting ist, das es so kreativ ist. Einfallsreichtum ist gefragt. Es dient nicht nur der Verbreitung von offensichtlichem Wahrheiten, sondern es lässt unsereins schmunzeln in diesem gefährlichen Märchenwald, in dem man sich in Acht nehmen muss vor Lügen und Illusionen und, nicht dem Konsumwahn zu verfallen. Also volle Hoffnung voraus. Mit Adbusting kann man etwas verändern, denn mit Adbusting erreicht man viele Menschen weltweit. 8 Responses melanie 13. Mai 2011 lol Antworten Schelli 15. Oktober 2010 Kreativität und Wiederstand wurden noch nie hingenommen. Das ist das Risiko und das Glück, denn dadurch wird die Öffentlichkeit Aufmerksam gemacht und aus ihrem Konsumschlaf geweckt. Eine Klage kann auch Wirksam sein und für die Konzerne schnell nach hinten los gehen, wie der Fall Helen Steel und Dave Morris gezeigt hat. Antworten Vigor Calma 29. September 2010 Weil jemand Geld und Macht besitzt, berechtigt das noch lange nicht dazu, in mein Gehirn einzudringen. In einer Stadt wie Berlin ist es unmöglich fünf Meter zu gehen, ohne von irgendwelcher Werbung angeschrieen zu werden. Und nichts von all dem hat irgendwelche Bedeutung für mich! Nicht eine einzige Werbung erinnert mich daran auf mich zu achten, den Tag zu genießen, oder zu lächeln. Anders gesagt: Es sind visuelle Belästigungen. Genau wie Radio(werbung), die in fast jedem öffentlichen Raum aufgedrängt wird, Geräuschabfall ist. All das beschneidet meine Freiheit frei zu entscheiden, was ich denken oder wahrnehmen will. Wer schützt MICH? Welches Gericht würde einen solchen Fall überhaupt verhandeln? Das ist die Antwort zur Rechtslage. Es braucht Rebellen und Piraten, die den Mut haben, die Idiotie der Konsumwelt bloß zu legen. Es gibt kein „Copyright“. Kein Kreativer mit Beobachtungsgabe wird jemals sagen können woher „seine/ihre“ Idee kommt. Wie kann also irgendwer so tun als wäre es „seines/ihres“? Alles Lüge. Hoch leben die Piraten und Rebellen, die die Lüge aufzeigen. Es sind die Helden des 21sten Jahrhunderts! P.S. Danke für den Artikel. Immer wieder schön in sein.de zu stöbern! Antworten Kat Steiner 24. September 2010 Das ist es! Damit hat man als „Aussteiger der Will-Haben-Generation“ die Möglichkeit, mit vielen Gleichgesinnten in Kontakt zu treten und somit die Chance, etwas an diesem verdammten Kreis-System zu verändern, um auch seine Mitmenschen zum „Aufwachen“ zu bewegen. Klasse! Freut mich, danke für diesen Artikel… Und falls jemand mal Lust hat in Graz (Ö) was zu starten – mit meiner Unterstützung ist fix zu rechnen 😉 Alles Liebe, Kat. 🙂 Antworten Conni 19. September 2010 Die großen Konzerne haben ihrem Image in den letzten Jahre selbst geschadet. Ich wusste bis vor kuzem nichts von Adbusting, misstraue den immer größer werdenden Konzernen aber schon lange. Dieses Misstrauen im Form von „Werbung“ einer großen Masse zugänglich zu machen, finde ich gut. Antworten Alexander Przibill 19. September 2010 Gute Sache das ist mit Sicherheit wirksam…. Die Frage ist nur: Ist das erlaubt, denn es müssten ja Urheberrechte drauf sein und es ist auch ein Schädigung des Unternehmens! Und das könnte unter Umständen sehr teuer werden… Wie ist die rechtslage uund wer kennt die herzliche Grüße Alexander Antworten Axel Wartburg 19. September 2010 Danke, sehr interessanter Artikel. Aus meiner Sicht. ♥liche Grüße Antworten Michaela Albrecht 17. September 2010 Das ist zwar eine gute Idee, aber sehr gefährlich. Denn die großen Konzerne werden diese Image-Schädigung nicht einfach hinnehmen. Antworten Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. Durch Deinen Klick auf "SENDEN" bestätigst Du Dein Einverständnis mit unseren aktuellen Kommentarregeln.
Schelli 15. Oktober 2010 Kreativität und Wiederstand wurden noch nie hingenommen. Das ist das Risiko und das Glück, denn dadurch wird die Öffentlichkeit Aufmerksam gemacht und aus ihrem Konsumschlaf geweckt. Eine Klage kann auch Wirksam sein und für die Konzerne schnell nach hinten los gehen, wie der Fall Helen Steel und Dave Morris gezeigt hat. Antworten
Vigor Calma 29. September 2010 Weil jemand Geld und Macht besitzt, berechtigt das noch lange nicht dazu, in mein Gehirn einzudringen. In einer Stadt wie Berlin ist es unmöglich fünf Meter zu gehen, ohne von irgendwelcher Werbung angeschrieen zu werden. Und nichts von all dem hat irgendwelche Bedeutung für mich! Nicht eine einzige Werbung erinnert mich daran auf mich zu achten, den Tag zu genießen, oder zu lächeln. Anders gesagt: Es sind visuelle Belästigungen. Genau wie Radio(werbung), die in fast jedem öffentlichen Raum aufgedrängt wird, Geräuschabfall ist. All das beschneidet meine Freiheit frei zu entscheiden, was ich denken oder wahrnehmen will. Wer schützt MICH? Welches Gericht würde einen solchen Fall überhaupt verhandeln? Das ist die Antwort zur Rechtslage. Es braucht Rebellen und Piraten, die den Mut haben, die Idiotie der Konsumwelt bloß zu legen. Es gibt kein „Copyright“. Kein Kreativer mit Beobachtungsgabe wird jemals sagen können woher „seine/ihre“ Idee kommt. Wie kann also irgendwer so tun als wäre es „seines/ihres“? Alles Lüge. Hoch leben die Piraten und Rebellen, die die Lüge aufzeigen. Es sind die Helden des 21sten Jahrhunderts! P.S. Danke für den Artikel. Immer wieder schön in sein.de zu stöbern! Antworten
Kat Steiner 24. September 2010 Das ist es! Damit hat man als „Aussteiger der Will-Haben-Generation“ die Möglichkeit, mit vielen Gleichgesinnten in Kontakt zu treten und somit die Chance, etwas an diesem verdammten Kreis-System zu verändern, um auch seine Mitmenschen zum „Aufwachen“ zu bewegen. Klasse! Freut mich, danke für diesen Artikel… Und falls jemand mal Lust hat in Graz (Ö) was zu starten – mit meiner Unterstützung ist fix zu rechnen 😉 Alles Liebe, Kat. 🙂 Antworten
Conni 19. September 2010 Die großen Konzerne haben ihrem Image in den letzten Jahre selbst geschadet. Ich wusste bis vor kuzem nichts von Adbusting, misstraue den immer größer werdenden Konzernen aber schon lange. Dieses Misstrauen im Form von „Werbung“ einer großen Masse zugänglich zu machen, finde ich gut. Antworten
Alexander Przibill 19. September 2010 Gute Sache das ist mit Sicherheit wirksam…. Die Frage ist nur: Ist das erlaubt, denn es müssten ja Urheberrechte drauf sein und es ist auch ein Schädigung des Unternehmens! Und das könnte unter Umständen sehr teuer werden… Wie ist die rechtslage uund wer kennt die herzliche Grüße Alexander Antworten
Axel Wartburg 19. September 2010 Danke, sehr interessanter Artikel. Aus meiner Sicht. ♥liche Grüße Antworten
Michaela Albrecht 17. September 2010 Das ist zwar eine gute Idee, aber sehr gefährlich. Denn die großen Konzerne werden diese Image-Schädigung nicht einfach hinnehmen. Antworten