Die Frage nach dem Sinn ist eine der wichtigsten Fragen, weil es die ­Frage über unser Leben an sich ist. Marion Augustin hat darüber sinniert: Alles macht Sinn!

 

Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist uralt und höchst individuell. Das Leben hat keinen objektiv gültigen Sinn, es kommt ganz auf die Perspektive an. Sinn scheint selbst unserer Wissenschaft unerklärbar und ist doch in jedem Menschen, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung, als Antriebsfeder kollektiv-menschlicher und persönlicher Evolution vorhanden. Ein Mensch auf dem Land in Südafrika stellt sich vermutlich andere Lebens- und Sinn-Fragen als ein erfolgreicher Schauspieler in den USA. Eine Person aus einem freien Lebens- und Sozialkontext hat vielleicht weitgefasstere philosophische Ansichten und Definitionen über den Sinn des Lebens als ein Mensch, der in einer starren Konzept-strukturierten Gesellschaftsschicht oder in einer religiös geprägten Umgebung aufwächst. Ein Tier würde, wenn wir es verstehen, die Frage sicherlich anders beantworten – und auch Pflanzen haben bestimmt ein anderes Konzept von Sinn.

Der Sinn menschlicher Existenz besteht für mich darin, sich zu erleben und Erfahrungen zu machen. Eng verbunden damit sind die Fragen „Warum bin ich hier?“ oder „Was ist meine Bestimmung?“. Wobei ich die Bestimmung nicht „fremdbestimmt“ definiere, sondern ich erlebe die Frage der „Bestimmung“ eher als eine Art Vorahnung, dass ich bei Ankunft auf diesem Planeten etwas Bestimmtes erfahren bzw. bezwecken wollte. Seitdem hat mich die Sinn-Frage mein Leben lang begleitet. Der Sinn des Lebens ist für mich keine externe Norm oder ein externer Wert, es ist der rote Faden, der mich vorantreibt und mir immer wieder eine gute Basis zur Selbstreflexion bietet. Wenn mir eine Sache, ein Erlebnis oder eine Erfahrung durch die Reflexion sinnig erscheint, wird sie durch diese Erkenntnis sinnvoll. Ergo: Es hat oder macht das Sinn, was wir mit Sinn füllen. 

 

Sinn und Sinne

Unser Sein füllen wir dort mit Sinn, wohin wir unsere Sinne lenken. Es kommt nicht von ungefähr, dass unsere Wahrnehmungsfähigkeiten als Sinne bezeichnet werden: Sehsinn, Hörsinn, Geschmackssinn, Geruchssinn, Tastsinn. Die Frage ist, welchen Wert wir den Bildern, Eindrücken und Empfindungen geben, die wir mit unseren Sinnen aufnehmen, und wie wir diese verknüpfen. Unsere Konditionierungen geben das Wertschema vor und die daraus resultierenden Bewertungen dieser Sinnesempfindungen lösen unsere Gefühle aus.

In den letzten Jahren erfährt die menschliche Entwicklung die Wiederentdeckung und Rekultivierung unserer Hellsinne wie Hellfühlen, Hellsehen, Hellwissen u.a. Auch wenn diese Entwicklung derzeit noch von der Wissenschaft und dem Mainstream als Humbug der Eso- oder Spiri-Ecke abgetan wird, ist sie meiner Meinung nach unumkehrbar. Die menschliche Spezies befindet sich auf allen Ebenen mitten in einem Paradigmenwechsel und somit vor einem großen Evolutionsschritt. Eine zeitgemäße Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens kann angesichts dieser Entwicklungen nicht allein von der Wissenschaft geliefert werden.

Hier ist vielmehr das achtsame Betrachten aus einer reifen Fülle an Lebenserfahrungen hilfreich. Das ist nicht unbedingt eine Sache des Alters, sondern eine Frage der Erlebnisdichte. Es gibt viele Menschen, die zwanzig oder mehr Jahre fast immer das Gleiche tun und von daher einen anderen Erfahrungsschatz haben als andere, vielleicht sogar jüngere Menschen, die durch vielfältige Veränderungen in ihrem Leben hindurchgegangen sind. Die Erfahrungsdichte, die Fähigkeit der Reflexion und den Grad der Bewusstheit halte ich hier für Schlüsselqualifikationen, um die komplexe Multidimensionalität des menschlichen Lebens und die Sinnfrage in ihrer Vielfältigkeit zu erfassen.

 

Alles ist richtig – Alles macht Sinn

Wenn wir einmal annehmen, dass alles Sinn macht, was wir erleben, gemacht haben oder gerade tun, verändert sich die Perspektive radikal. Dann können sich Geschehnisse neu ordnen und schaffen sich Gedanken- und Synapsen-Verbindungen von völlig neuer Art.
Folgen wir dieser Annahme wirklich einmal, lernen wir die kausalen Zusammenhänge verstehen, warum wir mit unseren Annahmen, unserem Denken und Verhalten die jeweiligen Erfahrungen im Außen gemacht, sprich: co-inszeniert haben. Wir können erkennen, dass wir Erfahrungen nur des Erlebens wegen kreiert haben und dass wir absolut richtig sind, wie wir sind: Keine Erfahrung, keine Begegnung, keine Ausbildung, keine Betätigung war „umsonst“ oder zu viel. Alles hat dazu beigetragen, dass wir jetzt hier sind, wo wir sind. Wenn solche Erkenntnisprozesse wirken, lösen wir uns immer mehr von den Ergebnissen unserer Handlungen und erschaffen einen neuen Innenraum, den Raum des Beobachters. Er birgt das wunderbare Geschenk noch tieferen Verstehens und des Friedens mit sich selbst. Aus diesem inneren Frieden heraus kann Frieden auch im Außen entstehen. Sehr oft erlebe ich, dass Menschen, wenn sie sich in diesem Beobachtungs-Raum wiederfinden, einen neuen und kraftvollen Ansatz für das Herangehen an ihre Lebensthemen erhalten. Sie fühlen sich Sinn-erfüllt und kommen in deutlichen Schritten ihrer „Bestimmung“ näher. Wenn ich eine umfassendere Aussage zum Sinn machen sollte, ­würde ich sagen, dass der Sinn des Lebens darin besteht, mit sich in Einklang zu kommen – was übrigens sehr gesundheitsfördernd ist.


Abb: © Tomasz Trojanowski – Fotolia.com

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