Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

In der Geburtsdoku „Der lange Weg ans Licht“ äußert sich die Hebamme Edeltraud Hertel, die sowohl in Deutschland als auch in Afrika entbindet, wie folgt: „Wenn ich schwarze Babys sehe, dann bin ich einfach high, weil die so interessiert in die Welt gucken, als müssten sie in den nächsten fünf Minuten den Rest der Welt erkundet haben. Und insgesamt sind sie wach und bleiben wach, und das über eine lange Zeit, deswegen, weil sie auch ganz, ganz viel Körperkontakt und speziell Hautkontakt kriegen. Die werden immer rumgetragen von der Mutter oder von irgendeinem weiblichen Angehörigen aus der Familie oder von älteren Geschwistern – und Hautkontakt macht ganz wach. Und man weiß, dass die Kinder bis etwa eineinhalb Jahren einen deutlichen Entwicklungsvorsprung vor europäischen und amerikanischen Kindern haben!“

Die Milch eines Kollektivs von Frauen

Ein ganzes Kollektiv von Frauen hat mit ihrer Milch – gesammelt über die gesamte Stillperiode – zu der Herstellung der homöopathischen Arznei Lac maternum beigetragen. „Kollektive Muttermilch“ ist die Fortsetzung des Natrium-Themas (siehe SEIN 8/17), dieses ersten unerträglichen Schmerzes angesichts der Trennung von der Mutter nach unserer Geburt. Sie kann zur Heilung dieser tiefsten Ur-Vertrauensstörung beitragen und ist damit ein hochaktuelles Mittel unserer Zeit. Nachdem homöopathisches Natrium bei mir persönlich die Wunde des Ungeliebtseins wieder voll spürbar gemacht hatte, brauchte ich so viele Massagen von so vielen verschiedenen Frauen wie noch nie in meinem Leben, um mich zu vergewissern, dass „Mutter Erde“ mich nährt und nicht verhungern lässt. Berührung wurde für mich zum Inbegriff des Genährtseins und zu einer Frage des Überlebens. Gleichzeitig entwickelte sich ein allergisches Hautekzem und damit eine panische Angst davor, dass mich niemand mehr anfassen möchte. Die krasse Kurzform lautete: „Werde ich nicht berührt, dann habe ich Angst zu sterben!“

Ich arbeite bereits seit einigen Jahren homöopathisch mit Lac humanum, der Milch von einer! Mutter (SEIN 2/11). Getreu dem Ähnlichkeitsgesetz brauchte es nun die Milch eines Kollektivs von Frauen, da ich jetzt ja auch nach Berührung bei vielen verschiedenen Frauen suchte. So bin ich überhaupt auf die Idee gekommen, Lac maternum, die Milch von neun! Frauen, für mich und für den Monat Oktober zu thematisieren.

Noch keine eigene Identität – Lac maternum und Inkarnation

Homöopathisch brauchen wir Lac maternum, wenn wir noch gar nicht wirklich hier angekommen, nicht wirklich inkarniert sind. Wir sind noch weltfremd, befinden uns noch in einem vorgeburtlichen Schwebezustand. Inkarnation ist ein Prozess, der lebenslang passiert. Er beginnt zwar mit der Geburt, vollzieht sich aber nicht ad hoc, sondern ist ein wellenartiger Prozess. Wenn ich die Grenzen meiner Identität nicht kenne, weil ich eine ausgeprägte Persönlichkeit noch gar nicht entwickelt habe, dann muss ich natürlich dicke künstliche Schutzwälle hochziehen und empfinde meine Umwelt als feindlich. Dadurch habe ich zwangsläufig auch eine feindliche Ausstrahlung. Der beste Schutz jedoch gegen ein schädigendes, feindliches Außen ist gerade eine gut entwickelte Persönlichkeit, was bedeutet, dass ich mir meiner ureigenen Identität bewusst werde.

Lac maternum hilft homöopathisch, sich seiner eigenen Grenzen überhaupt erstmal bewusst zu werden (und die eigene Energie von all dem zu reinigen, was man nicht selbst ist)! Dass es in diesem Zusammenhang auch ein zentrales Mittel für schwerste Hautprobleme ist – Neurodermitis mit furchtbarem Jucken – ist geradezu logisch. Keine Identität bedeutet keine Körpergrenze, und unsere Haut ist die größte Grenze und Kommunikationsfläche nach außen. Dass sich das Lac-maternum-Thema dort somatisiert, ist völlig klar!

Warum bin ich nicht ich selbst?

Warum bin ich eigentlich nicht entspannt ich selbst? Das frage ich mich im Urlaubshotel am Frühstücksbüffet. Plötzlich total verklemmt bin ich nicht mehr bei mir, sondern voll im Außen, gucke mit dem Blick der anderen auf mich. Wie sieht das aus, wenn ich kaue, fällt mir etwas aus dem Mund oder ist etwas merkwürdig an mir? Ich merke: Ich kann beim Essen nicht ich selbst sein, weil ich den Frauen (der Mutter) nicht missfallen will. Intuitiv geübt stelle ich mich auf die jeweilige weibliche Erwartung ein und entferne mich vom entspannten Ich-selbst-Sein. Da ist immer noch ein Teil in mir, der an der Mutterbrust hängt, der die Liebe der Mutter sucht, versucht, ihr zu gefallen, um ihre Liebe nicht zu verlieren. Und dann erfahre ich den frappierenden Unterschied nach der Einnahme von Lac maternum – einen Unterschied, den man sich theoretisch nicht einmal vorstellen kann und der sich auch einer Beschreibung entzieht. Lac maternum zeigt mir, was es bedeutet, wirklich ganz inkarniert, ganz in meinem Körper, in meiner Identität, ganz ich zu sein.

Hierzu auch ein Klienten-Feedback aus meiner Praxis:
„Eine Viertelstunde nach der Einnahme von kollektiver Muttermilch kamen bei mir ganz zentrale Glaubenssätze an die Oberfläche, die ich dann mit einer speziellen Methode bearbeiten konnte. Das ging über Stunden, und dabei traten heftiges Schütteln, emotionaler Schmerz, Übelkeit und verstärktes Jucken (ich habe Neurodermitis) auf. Alle Glaubenssätze haben mit der Erkenntnis zu tun, dass ich von meiner Mutter nicht die Aufmerksamkeit und Liebe bekommen habe, die ich gebraucht hätte, und darum zu dem Schluss gelangt bin, dass mit mir etwas nicht stimmt: ‚Ich bin falsch, nichts wert und zu hässlich (dumm, dick, unfähig, jeder hat da eine andere Variante gewählt), um geliebt zu werden.‘ Natürlich gibt das Baby nicht auf – es will ja schließlich leben – und kommt zu der Erkenntnis, dass es vielleicht etwas tun kann, um geliebt zu werden (wenn schon das reine Sein nicht reicht), denn die Eltern reagieren ja immer wieder unterschiedlich auf das Kind. Also beobachtet es das elterliche Verhalten und entwickelt daraus ganz instinktiv eine Verhaltensstrategie, mit der es hofft, doch all das zu bekommen, was es sich so sehnlichst wünscht. Auslöser für den ganzen Prozess war ein Termin, zu dem ich gerade musste. Glaubenssatz: ‚Ich muss mich beeilen‘ (um pünktlich bei meinem Termin zu sein, obwohl mich das in totalen Stress versetzt, weil ich noch eine Menge zu tun habe). Als ich diesen Satz bearbeitet hatte, wurde mir klar, dass noch ein weiterer Glaubenssatz dahinter steckt: ‚Die Bedürfnisse der anderen sind wichtiger als meine (und ich muss mich nach ihnen richten).‘ Schnell ploppte der nächste Satz hoch: ‚Es ist richtig und in Ordnung, die Bedürfnisse der anderen über meine zu stellen.‘ Und im Gefolge dessen: ‚Es ist richtig und in Ordnung, mich zu verbiegen und zu verdrehen, um Aufmerksamkeit, Anerkennung, Liebe (usw.) zu bekommen.‘ Da spricht das kleine Baby, das alles tut, um zu überleben. Daraus ergab sich schnell der nächste Glaubenssatz: ‚Ich muss die Bedürfnisse der anderen über meine stellen, um zu überleben.‘ und ‚Die Bedürfnisse der anderen nicht an die erste Stelle in meinem Leben zu setzen, ist für mich lebensgefährlich.‘ Und weiter: ‚Ich bin wertlos und muss etwas tun, um gemocht, anerkannt, respektiert und geliebt zu werden.‘ Und sich daraus ergebend: ‚Es ist nicht in Ordnung, mein Eigenes zu machen.‘ Und darum: ‚Ich muss mich rechtfertigen‘ – für alles, was ich tue. Die Folge dieser komplexen Verstrickungen: null Selbstbewusstsein, totaler Dauerstress ohne jemals abschalten zu können, Depressionen, dauernde Krankheiten (weil keine Lebensenergie mehr für mich da ist), Todessehnsucht.“

Imitation

Ein anderer Aspekt einer nicht entwickelten Identität ist die Suche nach Vorbildern im Außen, die man dann imitieren kann. Unter Lac maternum verstärkte sich zunächst ein Gefühl von männlicher Wertlosigkeit. Ich fühlte mich absolut und in einer unerträglichen Weise nicht wahrgenommen von Frauen. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich von Jugend an immer männliche Vorbilder beobachtet habe, die gut ankamen bei der weiblichen Welt, und dann habe ich versucht, genau so zu werden. Eigentlich wollte ich als Mann immer jemand anderes sein, habe versucht, mich zu jemand anderem zu machen, meine Identität quasi am Außen orientiert. Aber ich habe mich nie darauf eingelassen, dieses unbekannte Eigene zu erfahren, darauf, wie er eigentlich aussehen könnte, „der Mann Werner Baumeister“. Ich wusste bisher gar nicht, wie das geht, war eigentlich immer nur ein Schauspieler, der andere Männer nachgespielt hat.

Muttermilch: Sucht-Heilmittel Nr. 1

Muttermilch ist unsere erste (süße) Nahrung nach der Geburt! Essen und Trinken hängen insofern eng mit unserer Inkarnation zusammen. Das weiß auch die Industrie, und so kommt die Werbung diesbezüglich wie die Mutterbrust daher, weiß genau, wie sie den seelischen Mangel durch Nahrung kompensiert. Homöopathische Drogenentzugstherapie Nr. 1 sind darum die Muttermittel, vor allem die Muttermilch, die unsere individuellen Süchte deutlich werden lässt. Hunger ist eigentlich psychologisch und nicht physiologisch, denn jedes Mal, wenn wir für einen Moment unser Verlangen nach dem „Objekt unserer Begierde“ nicht befriedigen, taucht letztendlich das eigentliche Bedürfnis dahinter auf. Also jedes Mal, wenn wir nicht gleich unseren Hunger auf was auch immer stillen, ob es jetzt Massagen, Drogen, Süßigkeiten, Zigaretten oder Alkohol sind, dann arbeiten wir an unserer Bedürftigkeit und kommen automatisch in Kontakt mit dem eigentlichen Mangel. Dieser homöopathische Ansatz wäre in Bezug auf Essstörungen zur Abwechslung mal eine intelligente Diät, mit der man direkt an der Ur-Sache ansetzen kann, statt sich durch tausend Diäten zu krampfen. Die Sicherheit und Tragfähigkeit des Lebens zu spüren, erfordert eine gut ausgebildete Identität! Zu ihr dringen wir durch, indem wir uns unseren eigentlichen Bedürfnissen stellen. Die homöopathische Arznei Lac maternum unterstützt uns genau dabei!

Weitere homöopathische Muttermittel sind: Lac maternum, Fruchtwasser, Plazenta, Nabelschnur, Käseschmiere

 

Schlagworte (mit Links zu weiteren Artikeln von Werner Baumeister):
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Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite „Homöopathie am Puls der Zeit

(mit Themenregister aller Artikel) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

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Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich immer auch

als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

 

 

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