Vor den Toren Berlins auf dem Weinberg von Gräbendorf bei Bestensee entsteht derzeit ein ­gemeinnütziges Projekt, das sich für eine nachhaltige Lebenskultur und vor allem für bedrohte Tiere und Pflanzen einsetzt. Alexandra Jedrych sprach mit Jan Keizers und seiner Frau Agnes über die Motive und Ziele des Projekts.

Lieber Jan, du bist ja der Eigentümer des Geländes, welches nun zur ­„Arche Weinberg“ gestaltet werden wird. Wie bist du zu diesem ­schönen Ort gekommen?

Wie die Jungfrau zum Kinde. Nachdem ich im Jahre 2000 das Institut für Lebenskunst am Mehringdamm ausgebaut hatte, wurde uns deutlich, dass es ein schöner ergänzender Weg wäre, irgendwo in der freien Natur ein Seminarhaus zu haben. Aus dem Verkauf meines Ingenieurbüros verfügte ich gerade über die notwendigen Mittel. Und zwei ­Wochen später war ich ­Eigentümer des Grundstücks am Weinberg von Gräbendorf. Doch jahrelang habe ich nicht die richtigen Partner gefunden, und deswegen dümpelte alles vor sich hin. Es sollte 15 Jahre dauern, bis der richtige Mensch kam, nämlich ­Lothar Gütter, der die entschei­dende Idee mitbrachte und auch bei der SEIN-Initiative „We Go ­Paradise“ aktiv ist.

Und du hast das Gefühl, dass es jetzt das richtige Projekt ist?

Wenn ich nicht das Gefühl hätte, wäre ich nicht dabei.

Was bedeutet das Projekt für dich?

Ein wirkliches Lebensprojekt. Und vielleicht ein Stück Wiedergutmachung für all das, was ich im Laufe meines Lebens geplant und verbaut habe – an profanen Industriebauten und dergleichen mehr. Vielleicht ­gebe ich damit der Natur auch ­wieder ein Stück zurück. Es geht also nicht um Gewinnmaximierung, ­sondern es ist einfach ein Zurückgeben – und wenn man das gewisse Alter erreicht hat, ­sollte man sich so etwas erlauben.

Und warum eine Arche?

Der Gedanke ist sehr alt, der geistert schon seit vielen Jahren in meinem Kopf herum, nachdem ich den einen oder anderen Arche-Bauernhof besucht habe. Der ­Gedanke ist vertieft worden durch Lothar, der eine ähnliche Idee hat, aber nicht nur vom Aussterben bedrohte Tiere, sondern im gleichen Maße auch Pflanzen im ­Fokus hat. Hier sollen auch die ­Anbaumethoden unserer Vorväter wieder zum Leben erweckt werden. Der Anfang ist gemeinsam mit der Flächenagentur Brandenburg bereits gemacht. Die Streuobstwiese ist entstanden und eine kleine Schafherde wird diese nun kurz halten. Die ­Wiedererrichtung eines Weinberges ist geplant.

Wo siehst du dich in dieser Arche?

Ich sehe mich als Baumensch. Meine Verwirklichung ist es, das, was hier an vorhandenen Nutzflächen restauriert werden soll, zu realisieren oder zumindest mit zu planen. Das ist, glaube ich, Aufgabe genug. Und ich möchte in dem kleinen Birkenwäldchen am Fuße des Weinbergs meine letzte Ruhe finden.

Warum stiftest du das in den ­Verein?

Ich kann nichts mit ins Grab nehmen, und das, was ich einmal ­geschaffen habe oder angeschafft habe, sollte in gute Hände kommen. Das ist kein Selbstläufer, da muss schon Butter bei die Fische getan werden, und das tue ich hiermit.

Agnes, wo siehst du dich als Jans Partnerin in diesem Projekt?

Ich taste mich gerade langsam ­heran und finde es sehr interessant, etwas ganz Neues zu lernen, zum Beispiel alles rund um Schafhaltung. Und ich merke, meine frühere Idee, hier tatsächlich einen Ruhesitz mit Jan allein zu genießen, hat sich verflüchtigt.

Jetzt habe ich wirklich die Vorstellung, dass eine Gemeinschaft von Menschen um mich herum aktiv sein wird. Ich weiß es im Moment noch nicht, aber vielleicht bin ich irgendwann wirklich einmal Begleiterin der Schafe. Das interessiert mich gerade sehr.

Ist dieses Gemeinschaftsprojekt am Rande der Stadt auch ein Wohnprojekt?

GBN-AgnesJanInterviewAls Wohnprojekt ist es in erster ­Linie nicht zu verstehen, da es rechtlich nicht möglich ist, am Weinberg ­seinen ersten Wohnsitz anzumelden. Es soll vielmehr ein gemeinsam zu bewirtschaftender Landsitz mit ­Gewerbebereich, Veranstaltungsbereich und Übernachtungsmöglichkeiten im Nahverkehrsbereich Berlins sein. Viele Menschen sollen hier wirken und sich dabei wohl fühlen – Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die Arche am Stadtrand Berlins soll ein Sinnbild für den Aufbruch zu ­neuen Ufern sein – und wir sind offen für naturorientierte Menschen, die hier gewerblich, teilgewerblich oder auch ehrenamtlich im Rahmen unseres Freundeskreises „Arche Weinberg“ mitwirken, mitfeiern und für unsere bedrohte Flora und Fauna Patenschaften übernehmen.

www.facebook.com/archeweinberg
Kontakt über: mitmachen@sein.de

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Eine Antwort

  1. Barbera Franz
    Tiere?

    Was da entsteht ist super , nur der Umgang mit den Schweinen ist nicht richtig.
    Lasst die einfach weg , am 2. Weihnachtsfeiertag ohne Futter im Schlamm ohne feste Stallung für die Kleinen?. Und der Eber läuft frei herum .? Macht doch lieber was mit seltenen Pflanzen.

    Antworten

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