Über das “bedingungslose Grundeinkommen”

Der Unternehmer Götz Werner propagiert seit einigen Jahren ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle und löst damit heiße Diskussionen aus. Wäre mit solch einem Einkommen wirklich die Basis unserer Gesellschaft bedroht und das Ende persönlicher Verantwortung gekommen? Karin Gerlach lädt zu einer Umkehr eingefahrener Denkweisen ein.

 

Wenn wir fern aller in uns angehäuften Glaubenssätze aufmerksam nach innen schauen, wird irgendwann erkennbar: Jeder Mensch auf diesem Planeten besitzt bis zu seinem Tod ein Einkommen im Sinne eines Auskommens, das „göttliche“ Liebe ist und allein durch die Geburt „verdient“ wird. In diesem Bewusstsein ist der menschliche Wert unabhängig von Alter, Geschlecht, Religion, vom körperlichen Zustand, den Lebensumständen, von Erziehung und Bildung und auch davon, wie Menschen darüber denken. Weil der diesbezüglich bewusste Mensch ein intaktes Selbstwertgefühl besitzt, definiert er sich nicht durch eine persönliche Leistung und auch nicht durch die Art seiner Tätigkeit, nicht als Hausfrau, Handwerker, Minister oder Arbeitslosengeldempfänger. Diese richtige Wertschätzung des eigenen Seins lässt dabei genügend Raum für Dankbarkeit und ehrliche Wertschätzung anderer. Ohne die Dienstleistung anderer kann niemand leben. Diese Klarheit bewirkt respektvolles, verantwortungsbewusstes Denken und Handeln. Es ist erfüllt von Lebensfreude, innerem Frieden, geistiger Beweglichkeit und Vertrauen in dieses wunderbare Leben. Im Zustand dieser Freiheit gibt es keine diskriminierende Trennung zwischen Erfolgreich und Erfolglos, Arm und Reich, Privilegiert und Nichtprivilegiert, Bedürftig und Nichtbedürftig.

Armut ist Mangel an Bewusstsein

Die Vision von Götz Werner steht diesbezüglich auf dem Boden der Wirklichkeit, weil auch sie davon ausgeht, dass jeder Mensch vom Ansatz her gut, wertvoll, sozial und in jedem Moment seines Lebens zur richtigen Zeit am richtigen Platz ist. Sie geht davon aus, dass jeder ein schöpferisches Potenzial besitzt und dass dieses ohne Druck, Kontrolle, Manipulation und Arbeitszwang frei ins Leben fließt. Dieser Denkansatz beruht auf der intelligenten Vorstellung, dass wir ohne die Verherrlichung von Arbeitsplätzen und Wirtschaftswachstum nicht untergehen.

Die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens ist ein praktischer Ausdruck für die Bereitschaft, sich selbst und anderen das zu geben, was an das persönliche Wertbewusstsein gekoppelt ist: dieses wirksame schöpferische Potenzial. Der finanzielle Ausdruck dieses Gebens ist kein stolzer Akt großzügiger, samaritischer Nächstenliebe. Der Verzicht auf die Verherrlichung des Leistungsdenkens ist vielmehr notwendige Voraussetzung für ein friedliches Miteinander und daher eine intelligente Handlung. Es ist ein wirksames Mittel gegen Diskriminierung. Wenn unabhängig vom bisherigen Arbeitsbegriff allen Menschen ein Grundeinkommen gegeben ist, wird sich unsere Gesellschaft reformieren. Das, wonach wir uns alle sehnen, verwirklicht sich: Frieden und Freiheit. Ökonomie und Ökologie sind eins.

 

Freiheit ist Freiheit von der Existenzangst

Durch Selbst-bewusst-Sein findet im jeweiligen Menschen eine Entkopplung des persönlichen Wertes vom Geldwert statt. Die Kraft der eigenen Würde löst die Angst vor Entwertung durch andere, die Angst vor Geldentwertung, vor Entlassung, vor der Zukunft auf. Der einzelne Mensch ist nicht mehr durch politische und wirtschaftliche Maßnahmen manipulierbar. Er ist befreit von der zwanghaften Ausbeutung des eigenen Körpers und entwickelt darüber hinaus auch eine andere Haltung gegenüber dem Körper der Erde. Weil sich durch Selbst-bewusst-Sein die auf persönlichem Profit beruhende Denkweise auflöst, hebt das die auf Angst vor dem Untergang beruhenden kapitalistischen Grundsätze aus den Angeln. Wie Freiheit im Einzelfall aussieht, das kann niemand wissen, bevor er/sie nicht selbst bewusst ist.

Blockaden

Die persönliche Freiheit ist blockiert durch ursprünglich unbewusst geprägte Grundüberzeugungen (Glaubenssätze) wie beispielsweise: Der Mensch ist faul, wenn er nicht unter Druck steht. Ohne Anstrengung schaffe ich nichts. Mein Verdienst beweist meinen Wert. Es ist möglich, zu versagen. Es gibt Schmarotzer. Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn es mir niemand sagt. Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser. Ich habe keine Chance. Der Mensch ist selbst schuld.

Könnte aber die Umkehrung dieser Glaubenssätze nicht genauso wahr oder sogar wahrer sein? Die ehrliche Antwort – nämlich erst einmal zu erkennen, dass das alles nur Glaubenssätze sind und nicht die Wahrheit – ist das Tor in die Freiheit. Es steht jedem offen. Für diejenigen, die bereit sind, aus einem anderen Blickwinkel als dem der persönlichen Grundüberzeugung zu schauen, eröffnen sich bislang ungeahnte Perspektiven. Diese einfach durchzuführende Verfahrensweise reformiert das persönliche Denken. Physische und und psychische Blockaden lösen sich. Das bewusste Sein offenbart seine heilsame Kraft und die richtige Handlung.
Und wie Götz Werner sagt: „Die Vision verwirklicht sich, wenn es genügend Menschen gibt, die sie denken können.“

 

Literatur: Götz Werner: „Einkommen für alle“
www.grundeinkommen.de

Bild oben: © Carly_Hennigan-fotolia.com

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