Besitzer von Hunden mögen es genauso gern wie Halter von Katzen oder anderen Tieren: das Stück Fleisch auf dem Teller oder die Wurst auf dem Brot. Merkwürdig? Tiere als Lebensmittel: einige Gedanken der Tierkommunikatorin Iljana Planke

Im Frühjahr war ich zum Urlaub in der Eifel. Was ich vorher nicht wusste, war, dass die Herbergsleute auch noch zehn Kühe in einem kleinen Stall hatten. Durch die offene Stalltür sah ich: Jede hatte so viel Platz, dass sie sich gerade mal so hinlegen konnte. Erst in acht Jahren würden sie das erste Mal wieder ein paar Schritte tun und von ihren 3,5 Quadratmetern weg ins Freie kommen – wenn sie auf den Schlachttransporter getrieben würden. Aus solchen Verhältnissen kommen zirka 80 Prozent der Milch, des Käses, des Joghurts und des Fleisches.
Sie wendeten mir ihre Köpfe zu, als ich ihnen betroffen „Hallo“ sagte. Was sie mir daraufhin erzählten, habe ich als Tierkommunikatorin schon so oft von anderen Schlachttieren gehört. Ob von Schweinen, Schafen, Laufenten, ausgemusterten Reitpferden, von Kälbern und deren Müttern auf der Weide, von Tauben, Damwild, Fischen, Krabben, Krebsen, Hühnern und Stallkaninchen…
Es erschreckt, wenn man direkt mit den Tieren in Kontakt kommt und erfährt, welche emotionalen Leiden und körperlichen Qualen ihnen zugefügt werden. Und es ist bitter, wenn ich ihnen auf ihre immer wieder gestellte Frage „Warum machen Menschen das nur?!“ zusammengefasst nur sagen kann, dass es den „Herstellern“ ums Geldverdienen und den „Abnehmern“ im Grunde um den Geschmack geht.

Tiere: innerer Reichtum

Durch hunderte Gespräche mit Tieren aller Gattungen habe ich erfahren, dass jedes Tier wirklich ein facettenreiches Individuum mit zum Teil großem innerem Reichtum ist. Dass eine Kuh ihr Kleines so liebt wie eine Menschenmutter ihr Kind. Mit dem einzigen Unterschied: Die schmiert ihrem Kind zum Abendessen genau dieses Kälbchen auf die Stulle.
Ab 1998 hatte ich kaum noch den Impuls, im Einkaufsregal nach Fleisch- oder Milchprodukten zu greifen. Es bekam mir einfach nicht mehr. So aß ich sechs Jahre lang nur noch ein bis drei Mal im Monat etwas Fleisch oder Fisch. Ende 2004 wurde mir immer schlecht, wenn ich beim Essen daran dachte, was ich da gerade ohne Not und Notwendigkeit aß. Und so hörte ich Anfang 2005 vollständig damit auf, Tiere zu essen.
Aber erst ein Jahr später begriff ich beim Lesen einer Zeitschrift so richtig, dass Kühe und Hühner wegen ihrer Milch und ihrer Eier vieles mehr erleiden müssen als zum Beispiel Schweine. Sie sind diejenigen Schlachttiere, die doppelt „ausgeschlachtet“ werden. In dem Artikel kam ein Großbauer zu Wort. Wenn sich bei seinen Kühen die wegen der „Hochleistungsproduktion“ (bis zu acht Mal) vergrößerten Euter entzündeten, so erzählte er, ließ er trotzdem weiter melken – auch wenn die Kühe nur noch wie wahnsinnig brüllten vor Schmerzen. Würde er ihnen Antibiotika geben, dürfte er deren Milch so lange nicht mehr verkaufen, wie das Medikament nachgewiesen werden kann. Und „Abstillen“ geht nicht. Er hatte die Haltung: Entweder sie werden von alleine wieder gesund, oder sie krepieren irgendwann an ihrem Zustand. Dann bekommt er die Hunderter vom Schlachter eben eher und hat dafür die Tierarztkosten, Medikamente und die Bluttests gespart, die notwendig sind, um die Milch verkaufen zu können.

Neue Sichtweise

Es war, als hätte ich zum ersten Mal hinter einen Schleier geblickt und erkannt, was wirklich ist. Dieses Erkennen traf mich mit Wucht. Ich sah danach die Welt anders. Mahatma Gandhi sagte einmal: „Ich glaube, dass das Leben an einem gewissen Punkt von uns verlangt, dass wir aufhören, unsere Mitlebewesen zur Befriedigung unserer körperlichen Genüsse zu töten. Die Größe und den Fortschritt einer Gesellschaft kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt.“
Ich esse immer noch die gleichen Gerichte wie früher: Gulasch mit Gemüse und Kartoffeln, Milchreis, Eis, Kuchen, Fischfilet mit Reis, Grillknacker… Doch ich nehme dafür Hafer-, Soja- oder Reis-„Milch“ und genieße ohne schlechtes Gewissen Joghurt, Käse, Sahne, Puddings, Kuchen und köstliches Eis, die daraus vegan hergestellt werden. Meine „Fleisch“- und „Fisch“-Gerichte und „Wurst“-Aufschnitte sind aus Tofu und anderen leckeren Kreationen.
In Deutschland sind es mittlerweile über zehn Prozent der Konsumenten, die sich rein vegetarisch oder vegan ernähren. Die Tendenz ist steigend. Und laut einer Umfrage sollen sich zirka 30 Prozent immerhin „zum Teil vegetarisch ernähren“. Was natürlich auch sein kann, wenn man morgens Müsli und Marmeladenbrötchen, mittags Pommes mit Ketchup und abends Chips und Schokolade isst…

Wirtschaft und Fleischverzehr

War das Bewusstwerden der Folgen für die Tiere, die Umwelt und die Menschen (Leo Tolstoi: „Solange es Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben“) und die Versuche, es zu ändern, bisher eher eine „Bewegung von unten“, beginnt seit einigen Monaten das Thema auch globale Wellen zu schlagen.
Bedingt durch die erstmals alle Kontinente treffende Welternährungskrise, die einem Tsunami gleicht, werden plötzlich auch Regierungs- und politische Kreise wach. Der Weltagrarrat und die UNO fordern einen „radikalen Wandel“. Und Angela Merkel appelliert mit anderen europäischen Staatschefs an eine wachsende Zahl von Staaten, doch bitte wieder ihre Export-Beschränkungen bei Agrarprodukten aufzuheben. Indien, Vietnam und Thailand (als weltgrößter Reis-Exporteur), Argentinien (das die Hälfte seines Weizens bislang immer verkaufte) und andere Länder haben nämlich angesichts der Lage seit dem Frühjahr Exportstopps verhängt, um die eigene Bevölkerung versorgen zu können.
Zahlte man 2005 für eine Tonne Reis noch 250 Dollar, waren es im Mai 2008 1050 Dollar. Für eine Tonne Weizen stieg der Preis von 130 auf 330 Dollar. Die Tonne Milchpulver kostete vor zwei Jahren schon 2200 Dollar, jetzt schlägt sie mit 4800 Dollar zu Buche.

Diese weltweite Krise ist eine Folge aus mehreren Faktoren:

  1. Ernte- und Bödenverluste infolge des Klima- und Wetterwandels,
  2. die sich immer schneller ausbreitende Nahrungsmittelkonkurrenz durch den Wahnsinn „Agrotreibstoffe“. Die EU will gesetzlich festlegen, dass bis 2020 den Kraftstoffen für Ottomotoren 20 Prozent Biosprit beigemischt sein muss. Die USA und Schwellenländer wollen nachziehen. Rein rechnerisch gibt es aber gar nicht so viel Ackerfläche weltweit, um das zu erreichen. Schon jetzt werden die „erneuerbaren Energien“ auf Kosten der einheimischen Bevölkerung hergestellt. Zum Beispiel verzehnfachte Kolumbien von Ende 2006 bis Ende 2007 auf Kosten von Land- und Menschenrechten sowie des eigenen Anbaus von Nahrungsmitteln seinen Export von Palmöl nach Deutschland, wo es subventioniert und in Blockheizkraftwerken zu Strom gemacht wird.
  3. Weiter heizen Börsenspekulationen die weltweite Nahrungsmittelkrise an und
  4. die sich verändernden Essgewohnheiten in China und Indien (mehr Fleisch) sowie
  5. der Dauerfaktor „Tiere als Nahrung für Menschen“ überhaupt.

Keiner müsste hungern

Für nur ein Kilogramm Rindfleisch werden sieben Kilogramm Getreide und 9.000 (!) Liter Wasser gebraucht. Zirka 30 Prozent des Wasserverbrauches der westlichen Welt fließt in die Massentierhaltung. Mit 9.000 Litern Wasser könnten 80-100 Kilogramm Obst und Gemüse heranwachsen. Zirka 50 Prozent der Weltgetreideernte wird nur an Schlachttiere verfüttert.
Jakob von Uexküll, der Stifter des Alternativen Nobelpreises, meinte kürzlich: „Nur drei Prozent weniger Fleischkonsum in den Industrieländern würde das Hungern von einer Milliarde Menschen verhindern.“ Und sechs Prozent? Oder sogar zwanzig? Dafür müsste man nur jedes fünfte Mal statt Fleisch mal was anderes essen. Dann könnten sich über zwölf Milliarden Menschen gut ernähren.
Dass es gesundheitlich und auch gesellschaftlich möglich ist, zeigt die Vergangenheit von China, Tibet und Japan. Dort wurde aufgrund der buddhistischen Religion zum Teil über Jahrhunderte kein Fleisch von Tieren gegessen. In Japan erließ der Kaiser nach dem Vorbild von China im 9. Jahrhundert einen ersten, einschränkenden Erlass, und ab dem 11. bis zum 19. Jahrhundert lebte die gesamte japanische Bevölkerung komplett vegetarisch.
Das änderte sich erst, als 1846 amerikanische, kanonenbestückte Walfangschiffe kamen und das japanische Inselreich zur Öffnung seines Wirtschafts- raumes für Amerika und Europa zwangen. Da Japan zu der Zeit keine Schießpulverwaffen, sondern nur die Künste der Samurais kannte, musste es sich dem Druck beugen. Dadurch bringen wir die japanische Esskultur mit Fisch, Fleisch und Sushi in Verbindung statt zum Beispiel mit fünfzehn verschiedenen Arten von Tofu.

Ganze Völker leben vegetarisch

Es gibt viele Menschen (und auch jetzt noch ganze Völker, beispielsweise die Bisnois in Indien), die vegetarisch oder vegan leben. Ebenso der Dalai Lama, Bryan Adams, Kate Moss, schon die zweite Miss Schweiz, Carl Lewis, Bodybuilding-Weltmeister, Ärzte, Ironmen, Bekannte von mir und deren Kinder, quietschgesunde Hunde und Katzen, zu denen ich zur Tierkommunikation gerufen wurde, Pink und Prince, der Staatspräsident von Slowenien, Janez Drovsek, u.v.a.
Aber egal, ob man seine Gewohnheiten – und damit sich selbst und gleichzeitig etwas in der Welt – aus religiösen, gesundheitlichen, ethischen, ökologischen, spirituellen, wirtschaftlichen, mainstreamigen, energetischen, Tierschutz-, Erziehungs- oder Entdeckergründen zu verändern anfängt – es wird schön sein, wenn wir wieder mit allen Tieren in Frieden zusammenleben werden.

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