Im September 2007 lief der Film “Farmer John – mit Mistgabel und Federboa” in deutschen Kinos. Mit Unterstützung von Demeter und Rapunzel war John Peterson,  Filmemacher und Gründer von “Angelic Organics”, einer Familienfarm, die 1200 Familien mit frischem Obst und Gemüse in Bioqualität versorgt, damals auf Werbetour für seinen Film in Deutschland. Bei zunehmendem Bevölkerungsdruck und der Verknappung der Ressource Land findet die Idee der Familienfarmen als Zukunftsmodell für die sichere Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln auch hier immer mehr Anhänger.

Spätestens seit der Einführung des sechseckigen Bio-Siegels ist Bio ein Teil des Mainstream geworden. Laut einer Forsa-Umfrage achten 51 Prozent der Befragten beim Einkauf von Lebensmitteln auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, auf den sich die Bundesregierung und Vertreter der Biobranche als Qualitätsnachweis für Bioprodukte  im Jahr 2001 einigen konnten. Mittlerweile ist die Marke auf über 40.000 Produkten zu finden und nicht nur Besserverdiener  greifen zu den Bio-Podukten. Was zur Folge hat, dass das Warenangebot langsam knapp zu werden droht, falls sich nicht mehr Landwirte dazu entschließen, auf biologische Wirtschaftsweise umzusteigen. Noch sind es nur fünf Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland, die von Biobetrieben bewirtschaftet werden. Immer mehr Bio-Lebens- mittel aus weit entfernten Regionen, sogar aus China, finden Zugang in die Bioregale.  Viele befürchten nun eine Verwässerung des Biostandards und besinnen sich auf die stärkere Vernetzung mit der Region, genau so, wie es einst John Peterson in den USA initiiert hatte, nur dass er die Städter ansprach. 

Längst wird John Peterson als „Al Gore der Landwirtschaft“ gefeiert. Dabei hatte er nur den einen Wunsch, Farmer zu bleiben. Sechs Millionen Farmer gab es 1950 in den USA, 1994 waren es kaum  mehr zwei Millionen. Als das große Farmsterben Mitte der Achtziger seinen Höhepunkt erreichte, beschloss Bauer Peterson den Neuanfang: Er stellte den Hof auf biologisch-dynamischen Landbau nach Rudolf Steiner um – und teilte fortan seine Farm mit 2000 Menschen: die „Angelic Organics“-Familienfarm. Das Prinzip dahinter: GesellschafterInnen investieren in das Land und in Maschinen und sichern so das finanzielle Überleben der Farm. Zum Ausgleich  bekommen die AnlegerInnen biologisch angebautes Gemüse, Obst und auch mal ein paar Eier von glücklichen Hühnern. Jede Woche frisch in einer sogenannten Abo-Kiste, die in der Stadt per LKW ausgeliefert wird.

Und umgekehrt reisen Familien mit Kindern zu “ihrer” Farm und besuchen „Angelic Organics“ und sehen, woher ihre Nahrung eigentlich herkommt. Sie lernen, wie das Wetter und die Jahreszeiten die Ernte beeinflussen, wie lange eine Möhre zum Wachsen braucht und wie sich gute Humuserde an den nackten Füßen anfühlt . 
Heute ist, man würde es im Land des Fast Food nicht vermuten, eine starke Bio-Bewegung auch in den USA zu spüren. Mittlerweile gibt es rund 2000 biologisch wirtschaftende TeilhaberInnen-Höfe in den USA – nach dem Vorbild von Petersons „Angelic Organics“.

Und auch hier in Deutschland ist diese Idee am Keimen. Noch herrscht das klassische Erzeuger-Verbraucher-Verhältnis vor. Doch mit zunehmendem  Druck auf die Ackerflächen durch Spekulanten und Energieerzeuger, die meist nur den schnellen Profit mit dem Anbau von Biomasse für Ihre Biogasanlagen suchen, wächst auch der Bedarf an Solidarität zwischen Erzeuger und Konsument. Warum nicht hier den Schulterschluss wagen und eine Familienfarm gründen, deren Land einer großen Gemeinschaft (Community) gehört und von deren Mitgliedern regelmäßig besucht wird, die auch ihre Arbeitskraft im Rahmen der individuellen Möglichkeiten mit einbringen. Wie vielen Kindern würde man einen Herzenswunsch erfüllen, indem man sie im Kontakt mit der Natur aufwachsen ließe. Mit neuen Freunden, die in der Gemeinschaft und im  Umgang mit der Erde und den Tieren eines typischen Bauernhofes das Erfolgsprinzip Natur kennenlernen.

Für die Kontaktaufnahme zu den Höfen kann in vielen Fällen schon auf einen regionalen Bio-Einkaufsführer zurückgegriffen werden. Steht dieser nicht zur Verfügung, ist über die Anbauverbände  Bioland – Biopark – demeter – Gäa – Verbund Ökohöfe oder Naturland der Kontakt zu suchen. Dort gibt man gerne Auskunft.

 

John Peterson

Farmer John. Mit Mistgabel und Federboa

SUNFILM Entertainment, 2008
ASIN: B00142HOXE
DVD, 83 Min.,

14,99 Euro

Absolut sehenswertes Juwel der Zeitgeschichte

Website der Farm: www.angelicorganics.com

http://de.wikipedia.org/wiki/Anbauverband

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