Interview mit den Mitgliedern der Partei, DIE VIOLETTEN, Direktkandidatin für Berlin Steglitz/Zehlendorf Ingrid Cölsch, Bernhard Rath, Armin Grassert.

 

 

 

SEIN: Die Violetten treten an zur Bundestagswahl. Zieht man Parallelen zur Wahl vor 30 Jahren, als die Grünen erstmals antraten, gab es damals eine breite Bewegung, die die Teilnahme dieser neuen Partei an der Bundestagswahl stark unterstützte, und ihr zu einem Ergebnis von 3,2 % verhalf. Betrachtet man das Ergebnis der Violetten bei der Europawahl, da waren es 0,2 %. Darf ich fragen, was macht euch so hoffnungsvoll, so optimistisch, bei der Bundestagswahl erfolgreich zu sein? Warum eine neue Partei?

Armin Grassert: Ich kenne Umfragen, wonach 30 % der Bevölkerung spirituell interessiert sind. Das sind für mich genau die Menschen, die man für das, was heute fast schon Mainstream ist interessieren könnte. Ganzheitliches Denken über das Materielle hinaus, dass in einer speziellen Politikform einen Rahmen findet.
Ich sehe den Trend, genau wie damals mit den Grünen, die ihre Chance genutzt haben, als die ökologische Frage virulent wurde, und die sich für neue Gesellschaftsformen eingesetzt haben. Das war eine sehr starke Bewegung – dieses „Nein danke“ hat eine ganze Generation geprägt, weil das damals der Protest gegenüber der Vätergeneration war. Und heute  sehe ich, dass es nicht mehr up to date ist, „nein danke“ zu sagen, sondern FÜR etwas zu stehen. Und dieser Paradigmenwechsel – so glaube ich, wird von allen Menschen gespürt, und das kann durch eine Partei gebündelt und in Politik umgesetzt werden. 

Ingrid Cölsch: Schon Einstein sagte, dass Probleme nicht in demselben System gelöst werden können, in dem sie entstanden sind, deswegen auch die von den Violetten angestrebte Veränderung von Strukturen. Und das bedeutet eben ein völliges Umdenken, um auch eine wirkliche  Verbesserung unserer Lebensverhältnisse schaffen zu können.

Bernhard Rath: Ich glaube, jeder Einzelne von den Violetten hat sich vorher gefragt: in welcher Partei kann ich mich wiederfinden um dann erschreckt festzustellen, ich kann mich nirgendwo mehr wiederfinden. Und nach der Entdeckung der Violetten war der Entschluss so mächtig, da Mitglied und politisch aktiv zu werden.

SEIN: Bei den Grünen standen am Anfang radikale Ideen, gar ein neuer Gesellschaftsentwurf. Nach und nach haben sich bei den Grünen jedoch die bürgerlichen Karrieristen an die Schalthebel der Parteimacht vorgedrängt. Das könnte den Violetten auch passieren, wenn sie nur annähernd 5 % erreichen, dann könnten sich Kräfte an die Parteispitze vorarbeiten, die statt spiritueller Politik, Realpolitik machen werden. Was bewegt euch, jetzt den richtigen Zeitpunkt für das Wirken dieser Partei auf Bundesebene erkannt zu haben? Ist das Zeichen am Horizont die Finanzkrise?

Bernhard Rath: Wir werden mehr! Das ist der ausschlaggebende Punkt. Wenn wir nicht so viele wären, hätten wir auch die Zulassung gar nicht erreicht. Das ist eine Bewegung, die stärker wird und jetzt auch mehr und mehr Richtung Bundestag strebt.

Ingrid Cölsch:
Die Partei ist nur eine von sehr vielen Bewegungen, die innerhalb Deutschlands und weltweit stattfinden. Es gibt so viele Organisationen, die sich zusammengeschlossen haben, die im Grunde genommen alle das Gleiche wollen. Und eine Partei ist nur eine Möglichkeit, diese Essenz zu bündeln und in politisches Handeln zu transformieren.

Armin Grassert: Ich sehe, dass immer mehr Menschen spirituelle Bedürfnisse haben und das nicht nur im Privaten ausleben, indem sie in die Stille oder in Meditation gehen, sondern dass sie auch diesen Theorie-Praxis-Konflikt lösen wollen, indem sie etwas tun wollen. Gerade der jüngeren Generation kann man nicht mehr mit Theorien und Vorträgen kommen, die wollen etwas bewegen. Und das bedeutet, ganzheitlich denken, fühlen UND handeln. Und zum Handeln gehört dann auch das Bilden von Gemeinschaften und das Politisch-Werden. Wenn man sich auf den Erfüllungsweg begibt und ernsthaft überlegt: Was bedeutet spirituelle Entwicklung für mich?, dann wird es irgendwann einen Punkt geben, wo man entscheidet: Das kann ich nicht nur in meinem Meditationszimmer allein machen, sondern das muss auch in meinem praktischen Leben Konsequenzen haben. Und wo gehe ich dann hin? Da versagen die alten Parteien, weil die noch das alte System vertreten, und wenn man da mit Idealen kommt, wird man als Sozialromantiker oder sonstwer ausgegrenzt. Es müssen sich hier neue Werte mit einem neuen Bewusstsein in einer neuen Partei formen.

Ingrid Cölsch: Es gibt sehr viele Menschen, die bewusst leben. Mir ging’s auch so, 2005, als ich von den Violetten erfuhr und sah, was die wollen. Da wusste ich, die vertreten das was ich lebe. Mein erster Beitrag war, einzutreten in die Partei, um mich mit diesen Gedanken zu verbinden. Denn je mehr Menschen so denken, desto eher kann sich auch eine neue Vision einer neuen Gesellschaftsordnung verwirklichen.

SEIN: Wenn ich mich so erinnere an die ersten Reden der Grünen im Bundestag und die Reaktion der übrigen Parlamentarier auf diese Reden – die haben sich ja die Bäuche gehalten vor Lachen und haben einfach die Neuen nicht ernst genommen – wie wollt ihr denn bestehen in dieser Maschine Parlament? Wie wollt ihr euch treu bleiben? Was sind eure  Werkzeuge, um nicht abzustumpfen in diesem Apparat?

Bernhard Rath: Vorleben! Den anderen vorleben, wie wir leben.

Ingrid Cölsch: Richtig.

Bernhard Rath: Einfach eine harmonische Partei auch darstellen, ein ganzheitliches Denken einfach in die Politik bringen in der kurzen Redezeit die man als kleine Partei bekommt. Und da werden die dann anfangs durchaus sagen, hei, die Spinner schon wieder – aber mit der Zeit werden sie merken, hoppla! Da ist vielleicht doch etwas dran.

SEIN: Sind die Menschen, die sich bei den Violetten neu sammeln –  diejenigen, die damals bei den Grünen eben andere Werte vertreten haben und sich heute bei den Grünen nicht mehr wiederfinden?

Armin Grassert: Ich bin einer davon. Ich habe Anfang der Achtziger die Grünen in Baden-Württemberg mit aufgebaut, habe am Anfang gemeint, ich bin ein hoffnungsloser Realo, und ohne dass ich meine Position geändert habe, war ich nach 15 Jahren plötzlich auf dem Fundiflügel. Wir haben die Müllverbrennungsanlage verhindert, wir haben die Verkehrsberuhigung eingeführt und solche Dinge. Heute, nach 20 Jahren, ist das sowas von normal, die neue Generation kennt es gar nicht anders, und für uns ist das etwas, was einfach nachhaltig wirkt; auch wenn sich die Partei verbraucht hat. Wenn ich denke, die Grünen haben Hartz IV mit verbrochen, dann ist das für mich völlig indiskutabel. Es ist nur natürlich, dass sich solche Menschen, die ihre Ideale nicht aufgegeben haben, wieder neu formieren. So wie in der Natur der Baum der sich im Herbst zurückzieht und im nächsten Jahr mit neuer Blüte da steht. Die Ökologie haben wir in unserem Programm zwar drin, aber das hätte längst nicht die Stoßkraft wie das, was jetzt ansteht, denn jetzt geht’s um die menschliche Freiheit und die Entwicklungsmöglichkeiten bis hin zur spirituellen Entwicklung.

SEIN: Durch die zunehmende Automatisierung, Roboterisierung geht uns die Arbeit aus. Uns wird die Illusion verkauft, wir bräuchten nur   entsprechende Maßnahmen einzuleiten und die Vollbeschäftigung wäre kein Problem. Es wird die These aufgestellt, dass Parteipolitik, so wie wir sie kennen und wie sie die Violetten wahrscheinlich auch angehen müssten, eigentlich nur ablenkt von dem, was wirklich zu tun wäre, d.h. regionalwirtschaftliche Zusammenhänge entwickeln, vor Ort im Kleinen neue Strukturen schaffen – Stichwort: Transition Towns  – die Umstellung der Wirtschaft auf ein ganzheitliches, nachhaltiges Konzept, regenerativer Energieversorgung, den Bio-Lebensmittelanbau in der Region entwicklen, statt Lebensmittel aus fernen Ländern importieren. Das alles wäre im Grunde genommen genau das, was es jetzt dringend bräuchte. Auf der anderen Seite würde man die Menschen durch den Antritt einer neuen überregionalen Partei der Hoffnung ausliefern, dass es jemanden gibt, der ihnen diese Arbeit abnimmt.

Armin Grassert: Da würde ich widersprechen wollen. Direkte Demokratie ist einer unserer zentralen Programmpunkte. Der Wähler kann nicht erwarten, dass man ihm weiterhin alles abnimmt, sondern dass wir ihm ins Stammbuch schreiben, dass jeder für seine Entwicklung selbst verantwortlich ist.

Durch die Jahrhunderte hat der Staat, die Kirche oder sonstwer für einen gesorgt, und der Einzelne konnte sich zurücklehnen und jammern und sich als Opfer beklagen, wenn er auf der falschen Seite geboren wurde. Das ist genau das, was wir überwinden wollen. Seit der Aufklärung, seit der Französischen Revolution; mit der Verbreitung der Demokratie geht die Menschheitsentwicklung in die Richtung. Die Menschen heute sind reif, sind intelligent genug – jetzt geht es nur noch darum, es vom Verstand in das Herz zu bekommen und vom Herzen in die Hände.

Ich glaube, viele Menschen sind dazu bereit und wollen, dass der Staat das unterstützt, dass der Rahmen geschaffen wird um sich frei zu entfalten.

Ingrid Cölsch: Es geht um die Selbstverantwortung. Das, was jeder kleine Organismus, ob es ein Mensch oder eine Gruppe ist, in sich trägt, das bringt er auch nach außen.

Armin Grassert: Das heißt in der Konsequenz, so wenig Staat wie möglich. Und schon gar kein Kontrollstaat, zentral von oben alles verordnen und überwachen, sondern genau das Gegenteil.

SEIN: Ich habe hier einen schönen Passus aus eurem Programm. Er betrifft die Punkte Wirtschaft, Finanzen und Soziales. Da schreibt ihr, als Ideal, als Fernziel stellen wir uns alle Menschen als so verantwortungsbewusst vor, dass es keiner Gesetze und Regeln mehr bedarf, von deren Überwachung und Durchsetzung ganz zu schweigen. Das ist ein wunderbares Ziel, und wenn man Überlieferungen Glauben schenken darf, gab es solche Kulturen früher schon. Was bräuchte es eurer Meinung nach, um dort wieder hinzukommen? Was sind die Werkzeuge, die Mittel, die Wege dorthin?

Ingrid Cölsch: Es bedeutet Vertrauen, denn mit dem Vertrauen, das ich einem anderen gebe, wächst auch seine Mitverantwortung.

Armin Grassert: Wenn wieder einmal jemand in einer Debatte eine Verschärfung und mehr Kontrollen fordert, würden wir dagegen halten, dass das die falsche Richtung ist. In Richtung Vertrauen und Freiheit zu gehen bedeutet auch, Gesetze zurückzunehmen, einen gewissen Missbrauch, sage ich sogar extrem, einzuplanen und nicht das Kind mit dem Bade auszuschütten.

Bernhard Rath: Es bringt schon sehr viel, einfach neue Wege aufzuzeigen, wie es funktionieren kann. Denn wie es im Moment zugeht in der Politik, das ist nur Machtspielerei. Wir sind für weniger Machtspiele.

SEIN: Vertrauen und Verantwortungsbewusstsein sind also die großen Themen.

Ingrid Cölsch: Richtig, und die Macht, die von innen kommt. Macht an sich ist nichts Schlechtes. Es kommt nur darauf an, ob ich sie zum Wohle des Einzelnen oder der Gemeinschaft einsetze. 

SEIN: Stichwort Macht. Die Finanzkrise und die Macht der Banken über die Politik. Es sieht wohl so aus, dass wir, der Souverän, uns dem Geschäftsgebaren und der Macht der Banken ausgeliefert haben. Sie diktieren uns den Weg ihrer Rettung und verpflichten uns, die Kosten dafür auf unsere Schultern zu laden. Eine immer größer werdende Noch-Minderheit in diesem Lande, stellt jetzt dieses Wirtschaftssystem bzw. dieses Geldsystem und das Zinssystem infrage. Wie stehen die Violetten zur Zinswirtschaft?

Armin Grassert: Für mich ist das im Moment kein Machtthema der Banken, sondern ein Ohnmachtthema. Die haben alle Angst um ihre Existenz und tun alles um gerettet zu werden. Das zeigt aber nur, dass unser Geldsystem einen Geburtsfehler hat, und Teil des Geburtsfehlers ist der Zins, vor allem wenn er dann über die Zinseszinsen so gesteuert wird, dass immer ein Wachstum notwendig ist, um die Zinsen zu bedienen. Dieser Teufelskreis ist genügend beschrieben. Das würden wir auch so sehen. Allerdings ist es nicht damit getan, auf staatlicher Seite den Zins zu verbieten, denn der Zins hat auch eine gewisse natürliche Berechtigung. Ich denke, wenn man das Übel an der Wurzel anpackt, nämlich die Versorgung der Menschheit mit Geldmitteln richtig organisiert, dann gibt es auch keine Exzesse mehr wie heute, wo die Deutschen mehr Geld für Versicherungen, für Ihre Zukunft ausgeben als für Nahrungsmittel und dadurch dem Wirtschaftskreislauf so viel Geld entzogen wird, das irgendwo im Finanzwesen geparkt werden muss und sich dann zu so schlimmen Dingen entwickelt. Wenn man das durch Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens abstellt, und den Menschen das Geld, das sie zum Leben brauchen,  „just in time“ zur Verfügung stellt, wird sich die gesamte Finanzwirtschaft ändern. Das Geld wird nicht mehr zu Spekulationszwecken zur Verfügung stehen, und die Zinsfrage wird sich von alleine regeln, weil dann nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage, niemand mehr groß Kredite aufnehmen wird, weil jeder liquide ist sich der Zins auf einem recht niedrigen Niveau einpendeln wird.

SEIN: Ich frage noch mal nach: Ist das Konsens innerhalb der Violetten, dass grundsätzlich an der Zinswirtschaft nicht gerüttelt wird. Gibt es da eine einheitliche Meinung?

Armin Grassert: Nein, bei den Violetten ist alles work in progress, da gibt es keine festgestanzten Meinungen, sondern wir sind noch im offenen Dialog. Und wir sind offen für Wissenschaftler, die sich mit dem Thema beschäftigt haben. Wir haben da auch einige kompetente Menschen in unseren Reihen. Was wir nicht wollen – wenn ich zum Beispiel an Silvio-Gsell-Anhänger denke, dass es dann gleich ideologisch wird und es sofort wieder von oben verordnet werden muss. Da glauben wir nicht dran, das ist nicht die Methode, wie wir etwas Neues in die Welt bringen möchten.

Bernhard Rath: Wenn wir uns anschauen: Die Banken melden zunächst große Verluste an, bekommen dann Unterstützung, zahlen sich dann wieder große Boni aus – irgendwo stimmt das System nicht. An welcher Schraube man letztendlich drehen muss, um das zu verändern, können wir aus der aktuellen Situation, wie wir hier sitzen, da wir keinen Einfluss nehmen können und nicht in die Bücher hineinschauen können, auch nicht wirklich einschätzen. Wären wir im Bundestag, dann gäbe es vielleicht die Möglichkeit, eine Verfügung oder Ähnliches durchzusetzen, dass die Bücher offengelegt werden müssen, um nachzuschauen: was ist denn da los? – um dann entsprechend zu agieren. Aus unserer jetzigen Warte ist es schwierig zu sagen, das und das muss gemacht werden.

SEIN: Die Finanzkrise ist ein Thema, das zur Zeit die Menschen landauf, landab extrem beschäftigt.

Armin Grassert: Das Gute an der ganzen Finanzkrise ist eben, dass jetzt Bewusstsein entsteht: Was passiert mit meinem Geld? Und was kann ich als Einzelner tun? Wir hatten hier vor ein paar Monaten einen schönen Vortrag mit dem Vorsitzenden der GLS-Bank, Herrn Jorberg, der deutlich gemacht hat, wie eine Bank auch anders mit dem Geld umgehen kann, sodass jeder Mensch, der verantwortungsvoll handeln möchte, Alternativen aufgezeigt bekommt und im besten Fall sich wesentliche Dinge im Alltag ändern.

SEIN: Auch Herr Jorberg und die GLS stellen die Zinswirtschaft nicht in Frage.

Armin Grassert: Das ist richtig. Ich denke, man sollte sie jetzt hier auch nicht stellen, sondern der Zins ist ein integraler Bestandteil dieses Geldsystems. Wie man mit dem Zins umgeht und ob man den Zins als Selbstzweck betrachtet im Sinne von: Ich entscheide, wie ich mit meinem Geld umgehe, nur danach, ob ich da den höchsten Zins dafür bekomme – und das macht ja die GLS-Bank gerade nicht, da kann man den Zinssatz selber festlegen oder sogar Geld zinslos verleihen – dieses Primat oder dieser Automatismus, dass man sofort an hohe Verzinsung denkt, wenn man „Zins“ hört – das ist eine verkürzte Darstellung. Ein Zins kann auch anders gesehen werden, nämlich als Gebühr, wenn man Geld haben möchte, mit dem man etwas unternehmen kann. Und alles, was als Ergebnis der Investition herauskommt, sollte, wenn es eine gute Unternehmung war, eben auch einen Mehrwert geschaffen haben, und von daher ist in diesem System ein Zins etwas ganz Legitimes. Wenn der dann zu Spekulationszwecken verwendet wird oder so, wie es sich auf den Finanzmärkten in den letzten Jahren verselbständigt hat, dass man rund um die Welt nur noch nach den lukrativsten Anlagen giert – das ist für mich dann das Krebsgeschwür, das aber nur entstehen konnte, weil das Bewusstsein nicht da war.

SEIN: Habt Ihr noch ein Anliegen, was ihr an unsere Leserschaft adressieren wollt ? Was habt ihr auf dem Herzen?

Bernhard Rath: Für uns wäre es schon schön, wenn wir viele Leser erreichen könnten mit unseren Botschaften. Dass wir diesen Geist weitertragen können und somit mehr werden. Dass wir stärker werden – und von daher in Zukunft tatsächlich etwas ändern können.

Armin Grassert: Ich möchte alle Menschen ermutigen, ihre spirituelle Entwicklung nicht nur innerlich für sich selbst zu leben, sondern auch nach außen mit gesellschaftlichem Handeln ganzheitlich zu verbinden. Wenn ich sehe, wie viele Bürgerinitiativen es jetzt schon gibt, die Kindergärten, freie Schulen und andere Dinge machen, wo sie sich verwirklichen können – das sind für mich die Hoffnungszeichen, davon kann es gern noch mehr geben. Und das ist für mich auch ein Beweis, dass ich erfolgreich sein kann. Ich muss nicht immer warten, bis der Staat alle positiven Rahmenbedingungen geschaffen hat – da wird man ewig warten – , sondern das Selbst-ins-Tun-Kommen, das ist für mich die Kernbotschaft.

SEIN: Also Verantwortung leben, als eine Form aktiver Teilnahme.

Armin Grassert: Ja! „Unternimm die Zukunft“ – Götz Werner hat es so schön auf den Punkt gebracht. Jeder ist sein eigener Lebensunternehmer, nimm es in die Hand. Jeder hat heute so viele Möglichkeiten, wenn man es mit den Jahrhunderten vorher vergleicht, und es gibt keinen Grund mehr, nicht einfach loszulegen. Vielleicht ein bisschen bescheidener, demütiger. Nicht denken, ich muss bloß einen Finger krumm machen, und schon bin ich Millionär – das ist dann vielleicht illusionär. Auf der anderen Seite auch die Werte hinterfragen, ob es wirklich die Million sein muss oder nicht lieber tragende soziale Beziehungen, oder etwas für die Umwelt getan haben. Über solche Dinge werden sich immer mehr Menschen Gedanken machen. Das ist das, was ich unterstützen möchte. Und eben auch positive Beispiele geben, dass es funktioniert. Dass man da nicht so alleine ist – und nicht diese Schwarzweiß-Malerei, dass eben alles so schlimm ist und man kann ja eh nichts tun, sondern wenn man genauer hinguckt, wie viele Menschen schon unterwegs sind und für sich schon im Kleinen etwas anders machen.

Bernhard Rath: Es gab ein Super-Beispiel in der jüngsten Vergangenheit: Wie die Susanne Wiest nach vorne geprescht ist und einfach ihre E-Petition reingestellt hat. Ich fand das so schön, wie die Zahl der Mitzeichner dann hoch ging – ich war auch dabei und  fand es einfach herrlich. Das ist so ein Beispiel, wo ein Mensch einfach etwas tut, und es folgt eine ganze Heerschar von Menschen. Und wenn wir alle so etwas machen im Kleinen, dann funktioniert etwas.

Ingrid Cölsch: Mein Wunsch ist es, dass möglichst viele Menschen erkennen, welche Selbstmacht sie haben. Dass wir alle Möglichkeiten haben und dass sie diese Selbstmacht mit dazu nutzen, ihr Leben so zu gestalten, dass wir alle mehr Lebensfreude und Lebensqualität haben können.

Bernhard Rath: Dann kann man natürlich noch sagen: Liebe Leser, kommt zu unseren Infoabenden (lacht), es werden immer mehr Teilnehmer, sehr schön, und da kann man sich austauschen.

SEIN: Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass Direktkandidaten mit der Erststimme gewählt werden.

Ingrid Cölsch: Ja.

SEIN: Viele kennen sich da nicht aus. Du kandidierst für den Bezirk Steglitz-Zehlendorf als Direktkandidatin. Wie siehst du selbst die Chancen gerade im Bezirk Steglitz-Zehlendorf?

Ingrid Cölsch:
Ich denke positiv! Als ich jetzt in der Öffentlichkeit unterwegs war und mit den Menschen, mit den Bürgern gesprochen habe, da habe ich gespürt, dass sie Vertrauen haben, weil sie spüren, dass unsere Begeisterung von einer echten Überzeugung ausgeht. Ich habe gestaunt, wie viele ältere Menschen, die zunächst sehr vorsichtig und abweisend waren,  mich angesehen haben und mir, oder dem, was ich gesagt habe vertraut haben. Es geht nicht um mich, oder um einzelne Personen in der Partei, das möchte ich deutlich herausstellen, es geht um die Essenz – um das, was wir wollen.

SEIN: Magst du ganz kurz etwas über deinen Werdegang erzählen, privat und beruflich? Damit die Leser wissen, mit wem sie es zu tun haben.

Ingrid Cölsch: Ja – ich bin selbständige Unternehmensberaterin seit 2005, bin seit 20 Jahren in dem Bereich Steuern und Wirtschaft tätig und habe da auch einiges an Wissen und Erfahrung gesammelt. Andererseits bin ich auch Mutter von vier erwachsenen Kindern, und ich bin außerdem freischaffende Künstlerin. Ich habe zu einem spirituellen Selbsthilfebuch, das mein Freund geschrieben hat, spirituelle Bilder gemalt, um mich selbst in dieser Entwicklung weiter zu fördern. Und mein Beitrag – und auch der meines Freundes –  ist es, dass wir dieses Buch kostenlos im Internet zur Verfügung stellen, so dass jeder kostenlos die Möglichkeit hat, sich spirituell weiterzuentwickeln und sein eigenes Potenzial zu erkennen.

SEIN: Magst du die Internetadresse noch nennen?

Ingrid Cölsch: Ja: www.indjana.de

SEIN: Darf ich noch eine Abschlussfrage stellen über eure eigene spirituelle Praxis? Wenn man sich den Strapazen des Weges durch die Instanzen – in diesem Fall ist es der Bundestag – aussetzt, dann ergibt sich die Frage, was ist die eigene spirituelle Praxis, um diesen Herausforderungen persönlich zu widerstehen oder ausreichend gelassen zu begegnen?

Ingrid Cölsch: Also wenn ich für mich sprechen kann: Ich gehe regelmäßig in die Stille. Dadurch bekommt man Abstand von allen anderen, äußeren Einflüssen, die einen sonst manipulieren können. Und aus dieser Stille erwächst eben auch die Kraft, Neues zu schaffen. Das ist es, was ich regelmäßig für mich praktiziere und was die Parteimitglieder regelmäßig praktizieren, auch bei unseren Infoveranstaltungen: sich zu sammeln, frei zu werden von all dem, von der Vergangenheit oder von den Gedanken, die wir zuvor hatten.

Armin Grassert:
Ich kenne keinen Stress, weil das nicht mit meiner spirituellen Vorstellung einhergeht. Stress bedeutet ja, ich überfordere mich, oder ich will etwas, was noch nicht reif ist, beschleunigen, indem ich da Gewalt anwende, deswegen fühle ich mich sehr gelassen und entspannt. Das, glaube ich, ist ein Ergebnis meiner jahrelangen Schulungs- und Erkenntnisarbeit, die ich in der Anthroposophie gefunden habe.

Bernhard Rath:
Also um meinen Stress, der ja doch in der beruflichen Tätigkeit manchmal aufkommt, loszuwerden, bin ich jeden Morgen bis zu einer Stunde unterwegs, zu Fuß und immer allein, und da kann ich mich sammeln, da erfahre ich viel. Und das alles noch vor dem Frühstück. Das ist eine hochinteressante Geschichte, wenn man das öfter macht. Und dann kommt noch dazu eine halbe Stunde Meditation im Laufe des Tages, um einfach richtig loslassen zu können. Damit bin ich dann meistens ganz ruhig und stressfrei.

SEIN: Danke für das Interview

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