Das Leben von Frauen ist komplex: Zwischen Kindern, Karriere und Selbstoptimierung bleibt im Alltag meist nur wenig Zeit, sich ausreichend um die eigene Fitness, Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Körper und Geist zu kümmern. Doch spätestens in den Wechseljahren spüren manche den Verlust von vitaler Lebensfreude und Kraft, wenn sie nicht aktiv gegensteuern.

von Kerstin Rosenberg

Aus ayurvedischer Sicht ist Gesundheit das dynamische Gleichgewicht der körperlichen, geistigen und seelischen Kräfte. Es wird bestimmt durch viele Faktoren, welche die Gesundheit stärken oder schwächen, wie die tägliche Ernährung, das Schlafverhalten, die sexuellen Gewohnheiten und… das Alter. Denn mit dem Alter sind auch zyklische Prozesse verbunden, die sich unmittelbar auf das persönliche Wohlbefinden auswirken.

Zyklen des Lebens

Ein indischer Dichter sagte dazu einmal: „Das Leben ist wie ein Garten. In der Lebensmitte erstrahlt alles unter der wärmenden Sonne des Sommers. Kommt dann der Herbst des Alters, so reifen die Früchte des Lebens, bevor im Winter alles vergeht.“ Dieses Bild lässt sich auch auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Frau in den Wechseljahren übertragen: So wie der Sommer von der wärmenden Sonne geprägt ist, so ist das energetische Gleichgewicht der Frau in ihrer Lebensmitte vom Feuer bestimmt. Sie befindet sich in der dynamischen Pitta-Phase des Lebens (Pitta ist, neben Vata und Kapha, eine der drei Lebenskräfte „Doshas“), die sich durch kraftvollen Tatendrang, Leidenschaftlichkeit sowie körperliche und mentale Leistungsfähigkeit auszeichnet. Die Monatsblutung ist aus ayurvedischer Sicht ein Abfallprodukt des inneren Feuers, welches im Rhythmus des Mondes den Körper von überschüssiger Hitze und Pitta-Energie befreit.

Kommt die Frau dann in den hormonellen Wechsel der Menopause, so geht auch ihr Pitta- Lebenszyklus zu Ende und eine neue, von Vata geprägte Lebensphase setzt ein. Diese zeichnet sich auf der mentalen Ebene durch eine erhöhte Feinfühligkeit, Intuition und Steigerung der heilerischen Fähigkeiten aus. Körperlich jedoch verliert die Frau an Stabilität, Immunität und Belastungsfähigkeit. Nun heißt es also die äußeren Aktivitäten und Ansprüche herunterzuschrauben, um sich nicht zu überanstrengen, und gleichzeitig den neuen Dimensionen des Geistes mehr Raum zu geben. Gelingt es der Frau auf diese Weise, die neuen Qualitäten ihrer Persönlichkeit in den Alltag zu integrieren, so gewinnt sie an innerer Zufriedenheit, strahlender Lebensfreude und einfühlsamer Herzensgüte.

Kraft für den Körper – Gelassenheit für den Geist

Die ayurvedische Frauenheilkunde kennt viele einfache Tipps, welche die körperliche Belastungsfähigkeit und emotionale Ausgeglichenheit der Frau in den Wechseljahren stärken. Einen besonderen Stellenwert räumt sie hier der richtigen Ernährung ein. Denn mit der richtigen Auswahl und Zubereitung der Nahrung kann ein direkter Einfluss auf das körperliche und mentale Gleichgewicht ausgeübt werden. Gelingt es der Frau, mindestens einmal am Tag in innerer Ruhe eine frisch zubereitete vegetarische Mahlzeit einzunehmen, so hat sie einen wertvollen Baustein für ihre nachhaltige Gesundheitsfürsorge gelegt. Besonders gute Inhaltsstoffe für den Hormonhaushalt sind in Karotten, Äpfeln, Trauben, Mandeln und Kresse enthalten. Zur geistigen Stärkung empfiehlt Ayurveda den Genuss von Zucchini, Kürbis und Rosmarin, gekochtem Knoblauch, Walnüssen und Datteln.

Empfehlenswerte Nahrungsmittel für die Wechseljahre

• Weizen, Reis, Hirse, Mungbohnen und rote Linsen, Kürbis, Zucchini, Blattgemüse, grüner Spargel.
• Bananen, Mangos, Trauben, Granatapfel, Rosinen und Datteln, Schwarzer Sesam, Bockshornkleesamen und -sprossen.

Nicht empfehlenswerte Nahrungsmittel für die Wechseljahre

• Fermentierte Nahrungsmittel, wie Joghurt, Quark, Käse, Brot oder Essig.
• Essen aus Konserven oder Fertignahrung.
• Scharfe Gewürze, trockene und erhitzende Substanzen wie Kichererbsen, Senfsamen und Chili.

Mehr Leichtigkeit durch Bewegung

Die einfachste Form, um das körperliche und emotionale Wohlbefinden zu steigern, ist regelmäßige Bewegung. Denn spätestens ab dem 40. Lebensjahr benötigen Muskelaufbau und Energieversorgung stetige Aktivität, welche den natürlichen Abbau des Alters aufhält. Besondere Wirksamkeit entfalten die Bewegungsabläufe in Kombination mit einem harmonischen Atemfluss. Egal ob beim Yoga, Laufen oder Tanzen – fließen Bewegung und Atem in einer harmonischen Einheit, so zirkuliert auch die vitale Lebensenergie (Prana) durch unsere Körperkanäle (Srotas) und versorgt uns mit Lebenslust und Antriebskraft.

Anti-Aging mit Glücksfaktor

Um die mit der hormonellen Umstellung einhergehenden Menopausen-Beschwerden – wie beispielsweise Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, trockene Haut und Gewichtszunahme – auszugleichen, empfiehlt die ayurvedische Heilkunde wirkungsvolle Gewürze und Kräuter, sogenannte Rasayanas. Diese aktivieren nicht nur die Zellerneuerung und den verjüngenden Gewebestoffwechsel, sondern sollen auch Libido und Glückshormone stimulieren. Wichtigste Rasayanas in den Wechseljahren sind Kurkuma, Kardamom, Amalaki, Guduchi, Shatavari und Süßholz, die als natürliche Anti-Aging-Therapie zusammen mit Milch, Honig, Nüssen und Trockenfrüchten eingenommen werden sollten. Gut für die Psyche und als Akuthilfe gegen depressive Verstimmungen wirken Ölmassagen mit warmem Sesam- oder Johanniskrautöl sowie das regelmäßige Einölen der Naseninnenwände (Nasya).

Ayurveda-Tipps gegen Wechseljahrsbeschwerden

Hitzewallungen

Bei Hitzewallungen hilft eine Ganzkörperölmassage mit Mandelöl, angereichert mit ätherischem Calendula- und Rosenöl sowie ein Bad mit Rosenblüten. Kühlende Gewürze sind Koriander, Kurkuma, Fenchel und Kardamom. Diese können sehr gut als Tee aufgegossen werden.

Trockene Schleimhäute

Werden die Schleimhäute zu trocken, so sollten warme, gekochte und ölige Nahrungsmittel bevorzugt werden. Speziell Reis-Linsensuppen, mit süßem Wurzelgemüse und ausreichend Ghee oder Sesamöl zubereitet, sind nun empfehlenswert. Für die lokale Anwendung werden in der Ayurveda-Heilkunde Vaginal-Einläufe mit Ghee und Shatavari verabreicht.

Depressive Verstimmung

Bei mentaler Instabilität und depressiver Verstimmung helfen neben einer regelmäßigen Yoga- und Meditationspraxis auch entspannende Atemübungen besonders gut. Als ayurvedische Kräuterrezeptur haben sich Brahmi und Shaktapushti, mit etwas Honig und warmem Wasser gemischt, sehr bewährt.

Osteroperose

Für den Knochenhaushalt empfiehlt Ayurveda am Abend eine Tasse warme Milch mit etwas Ghee und Shatavari und Guduchi zu trinken. Ebenso haben sich Nahrungsergänzungen aus Muschelkalk sehr bewährt.

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