Ist Bio auch automatisch ökologisch?

So schön es ist, dass immer mehr Menschen sich für Bio-Lebensmittel interessieren, die gesteigerte Nachfrage bringt auch Probleme mit sich. Denn Bio-Landwirtschaft im industriellen Maßstab hat mit Nachhaltigkeit nicht viel zu tun. Und so ist manches Bio-Produkt alles andere als ökologisch. Schuld daran sind vor allem die lockeren Kriterien des Bio-Siegels, das wichtige ökologische Faktoren außer Acht lässt.

Ein Beispiel, das für viel Aufsehen in den Medien gesorgt hat, sind die Bio-Produkte aus Andalusien – insbesondere die Erdbeeren. Spanien sieht aus der Luft betrachtet durch die ganzen Gewächshäuser ohnehin schon aus wie eine Mischung aus Computerplatine und Legoland, nun drohen ganze Landstriche zu Wüsten zu werden. Denn auch die „Bio-Bauern“ in Südspanien (meist Zulieferer großer Konzerne) begegnen dem Wassermangel der Region mit immer mehr Brunnenbohrungen.

Der Anbau von nur einem Kilo Erdbeeren verschlingt zum Beispiel 115 Liter Wasser – und das muss irgendwo herkommen. Zwar ist es gesetzlich verboten, in den betroffenen Anbaugebieten weitere Brunnen zu bohren, aber dass hält die Bauern trotzdem nicht von dieser Praxis ab. Denn da die Regelungen zur Zuteilung der lebenswichtigen Ressource kaum durchgesetzt werden, nehmen Bauern die Wasserversorgung lieber selbst in die Hand. Viele legen ihre Brunnen in Wäldern an, manche auch unverdeckt auf den Feldern. Sie müssen dabei immer tiefer bohren, denn der Grundwasserspiegel sinkt ständig – manche Brunnen sind schon mehr als 1000 Meter tief. „Allein in Spanien werden tausende Hektar Anbaufläche mit rund 500.000 illegal gebohrten Brunnen bewässert“, berichtet Dorothea August, WWF-Wasserexpertin.

Martin Geiger, ebenfalls vom WWF erklärt dazu: „Bei Bio-Erdbeeren aus Spanien, aber auch aus Deutschland muss man wissen, dass weder die Wasser-Effizienz noch die Legalität der Wasserversorgung bei der Zertifizierung der Betriebe geprüft wird, weil es nicht in den Standards für Bio enthalten ist.“

Natürlich sind es nicht nur Bio-Produkte, für die die Bauern die Wäler abholzen und statt dessen Plastikplanen spannen – aber es ist schon bedenklich, dass das Siegel solche offensichtlich ökologisch relevanten Kriterien ausklammert.

Einmal mehr ein Grund beim Einkauf vor allem auf eines zu achten: auf möglichst regionale Saisonfrüchte und -gemüse. Wirklich schmecken tun die wässrigen Tomaten und Erdbeeren ohnehin nicht.

 

Quellen

Text: WWF, Sueddeutsche.de, zeitpunkt.ch
Bild: BPARiedl / Wikimedia

 

Unterstütze SEIN

Vielen Dank an alle, die den Journalismus des SEIN bisher unterstützt haben.
Die Unterstützung unserer Leser trägt dazu bei, dass wir unsere redaktionelle Unabhängigkeit behalten und unsere eigene Meinung weiter äußern können. Wir sind sicher, dass unsere redaktionelle Arbeit und unsere Themenvielfalt und Tiefe den gesellschaftlichen Wandel beflügeln. Wir brauchen Deine Unterstützung, um weiterhin guten, kreativen "Lösungs-Journalismus" zu liefern und unsere Offenheit zu wahren. Jeder Leserbeitrag, ob groß oder klein, ist wertvoll. Wenn Du unsere Arbeit wertschätzt, unterstütze SEIN noch heute - es dauert nur wenige Minuten. Vielen Dank.
SEIN unterstützen





Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*