Wir sitzen zu viel, bewegen uns zu wenig und atmen zu flach. Dabei werden die Belastungen trotz moderner Technik eher größer. Die Folge sind oft Müdigkeit, Rückenschmerzen und Migräne bis hin zum Burnout. Der Diplomsportwissenschaftler und Yogalehrer Tom Beyer hat viele Jahre Erfahrungen im Präventions- und Leistungssport gesammelt und mit Hilfe von Gurten ein spezielles Yoga für Rücken und Gelenke entwickelt.

 

Eine intelligente Yogapraxis soll wirksamen Ausgleich zu den Belastungen des Alltags schaffen, und genau hier setzt Rücken- und Gelenke-Yoga an: Auf physischer Ebene aktivieren wir die vernachlässigte Muskulatur, die uns stützt, hält und trägt, finden also eine anatomisch sinnvolle Ausrichtung der Gelenke und der Muskulatur, damit Leichtigkeit entstehen kann. Auf geistiger Ebene gönnen wir unseren Sinnesorganen eine Pause, lösen uns aus dem permanenten Strom der Gedanken und verankern uns im gegenwärtigen Moment.

„Die Absicht, Körper und Geist auszubalancieren, ist bei allen Yogarichtungen vorhanden; viel von dieser Absicht geht jedoch im Bemühen verloren, den eigenen Körper in extreme Positionen zu zwingen, seine Schwächen zu ignorieren, statt intelligent mit ihnen umzugehen“, erklärt Tom Beyer. Das führt häufig zu Verletzungen. Oftmals sind es gerade die beweglichen Schüler, denen alles zu gelingen scheint, die über chronisch verspannte Schultern, Schmerzen in der Hüfte oder im Becken klagen.

Im Rücken-und-Gelenke-Yoga lernt jeder Schüler, seine Schwächen schrittweise und gezielt in Stärken umzuwandeln. Rücken-und-Gelenke-Yoga beruht auf einigen einfachen, aber sehr wirksamen Prinzipien: gerichteter Atem, gerichtete Aufmerksamkeit, gerichtete Bewegungsimpulse.

 

Natürliches Gleichgewicht

Zentrale Hilfsmittel sind von Tom Beyer eigens entworfene Yogagurte, einer für die Beine und einer für die Arme. „Wir nutzen das einfache Prinzip von Druck und Gegendruck, dadurch entsteht ein natürliches Gleichgewicht, eine Balance.“

Der Beingurt verbindet die Körperteile von der Mitte aus miteinander, etwa Oberschenkel und Becken oder Becken und Wirbelsäule. Je mehr man sich von der Mitte aus in den Gurt hineinbewegt, sich dem Gurt anvertraut und hineinstreckt, beispielsweise in den stehenden Positionen Virabhadrasana (Krieger) 1 und 2, desto mehr Kraft wirkt von außen wieder zur Mitte zurück. Es entsteht ein natürliches Gleichgewicht zwischen Beweglichkeit und Stabilität. Die Muskeln ermöglichen Bewegung und stabilisieren, der Körper sackt nicht zusammen.

Neu an Rücken-und-Gelenke-Yoga ist außerdem die intensive Arbeit mit einem Armgurt. Hier wird die Verbindung von Rumpf, Schultern und Armen neu ausgerichtet. Die Arbeit mit dem Gurt ermöglicht dem Schüler schon bald, eine sinnvolle anatomische und physiologische Ausrichtung der Gelenke und der Muskulatur von Handgelenken, Ellbogen, Schultern, Hals, Nacken und Rumpf zu finden. Die Übungen selbst sind simpel: Die Schüler strecken beide Arme über dem Kopf in den Gurt, die Handflächen und Arme schieben den Gurt mit der Einatmung aktiv nach außen, mit der Ausatmung drehen sie sich leicht nach oben, die Ellbogen werden gebeugt. Und dann heißt es wieder Augen schließen und gemeinsam atmen.

 

Optimaler Trainingseffekt

Ob an Armen oder Beinen: Der Gurt gibt eine unmittelbare Rückmeldung und hilft uns, dahin zu gehen, wo unser Körper der Asana und dem Atem einen Widerstand bietet. Jeder einzelne unserer 640 Muskeln im Körper wird aktiviert und lernt, sich wieder maximal zu kontrahieren, sich maximal zu dehnen und maximal zu entspannen. So wird die täglich auf unseren Körper wirkende Schwerkraft gleichmäßig auf alle Körperstrukturen verteilt. Dies entlastet spürbar unsere Gelenke, denn die Muskeln federn diese Last ab. Die Gelenke und Knorpel – etwa im Knie, den Füßen, Sprunggelenken, Hüften, Schultern, Ellbogen, Handgelenken und der Wirbelsäule – werden effektiv geschützt.

Vervollständigt wird Rücken-und-Gelenke-Yoga durch eine geführte, intensive Ujjayi-Atmung. „Wir atmen gemeinsam, richten unsere Aufmerksamkeit auf unseren Körper und gehen dann weiter nach innen. Dadurch wird die Dimension jenseits des Verstandes wahrnehmbar, wir kommen in Kontakt mit dem Zustand der Stille und des Friedens in uns. Unabhängig von äußeren Umständen und inneren Befindlichkeiten sind wir wieder in erfahrbarem Kontakt mit dem Zustand, in dem wir Verbundenheit mit allem Leben erfahren und Geborgenheit finden. Hier entstehen Klarheit, tiefe Einsicht und kreative Impulse. Wir können Ängste ablegen, weil wir mit etwas Größerem verbunden sind.“

Durch die Arbeit mit den Gurten und die intensive Atmung zeigt Rücken-und-Gelenke-Yoga schnelle Wirkung: Anfänger entwickeln innerhalb kurzer Zeit Kraft, Stabilität und inneren Fokus. Fortgeschrittene spüren eine deutliche Verbesserung der Stabilität in stehenden Asanas, Balance-Haltungen sowie mehr Flexibilität in Rückbeugen und seitlichen Drehungen.

Über den Autor

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stellt am Sonntag um 12.15 Uhr auf dem Yoga-Festival sein Rücken-und-Gelenke-Yoga in einer Übungsstunde vor.

Ab Oktober 2010 vermittelt er diese Methode erneut im Rahmen einer umfassenden Yogalehrerausbildung und bietet bereits ausgebildeten Yogalehrern eine Zusatzqualifikation im Bereich Rücken-und-Gelenke-Yoga an.

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