Immer mehr Menschen haben bereits von Feng Shui gehört, der Kunst, den Menschen mit seiner Umgebung durch eine besondere Gestaltung der Wohn- und Lebensräume in eine harmonische ­Balance zu bringen. Mittlerweile gibt es jede Menge Literatur ­darüber. Doch beim Lesen fällt auf, dass die Betrachtungen der Autoren oft sehr oberflächlich sind. Sucht man nach mehr Tiefe und Hintergründen, lohnt sich ein Besuch im Herkunftsland China.

 

Auf der Suche nach den Wurzeln und Wahrheiten dieser Lehre lassen sich in China viele wertvolle Geheimnisse entdecken – und das an Plätzen, die eher ungewöhnlich sind: bei den Gräbern. Nach den alten Meistern wurden alle Gräber traditionell auf fruchtbaren und energiereichen Plätzen ausgerichtet. Man meinte, dass das Qi der Toten den Lebenden durch die Erde zur Verfügung stehen wird. Auf der Spurensuche durch das Land fällt schnell auf, dass es keine Friedhöfe gibt wie bei uns, sondern dass die Grabstätten vereinzelt, meistens unweit von den Häusern der jeweiligen Familien errichtet worden sind. Einem aufmerksamen westlichen Besucher wird das bei seiner ersten Reise durch China erst einmal sehr verwunderlich erscheinen, da ja im Westen das Thema Tod und Sterben sehr in die Ferne gerückt ist und Trauer schnell bewältigt werden muss. Ganz anders im Reich der Mitte, wo ein wahrer Kult um den Tod herrscht und die Verehrung der Ahnen bis heute sehr wichtig ist.

Derjenige, der schon mal beim Familienaufstellen dabei gewesen ist, weiß, wie präsent unsere Ahnen sein können und dass sich heutige Probleme im eigenen Stammbaum zurückverfolgen lassen. Wussten die Chinesen schon vor tausenden von Jahren um diese Verbindung und gibt es deshalb das Feng Shui der Gräber? Und nimmt vielleicht gerade deshalb die Ehrung der Verstorbenen sehr viel Platz im alltäglichen Leben ein?

 

Wie der Grabstein, so das Leben der Nachfahren

Beim Yin Feng Shui geht es darum, den Leichnam des Verstorbenen an einem Ort mit gutem Qi zu bestatten, damit die günstige Energie durch die Erde an die lebenden Nachkommen weitergeleitet wird. Die alten Gräber geben sehr gute Hinweise darauf, wie es um die Feng- Shui-Regeln und deren Anwendungen bestellt ist, denn vorteilhafte Bergformen und auch Wasserwege sollen so das Qi des Ortes anreichern und sogar tausendjährige Grabsteine wie neu aussehen lassen. Wichtig bei der Ortswahl für eine Bestattung ist unter anderem, auf die Beschaffenheit der Berge zu achten: Gebrochene Strukturen und fehlende Begrünung können auf ungünstige Energien für die Nachfahren hinweisen.

Auch ohne daran zu glauben, dass das Qi der Begrabenen unser Leben beeinflusst, ist es ein bereicherndes Erlebnis, an einem alten Grab zu stehen und sich der Umgebung bewusst zu sein. Mancher Ort ist dabei herrlich erfrischend und energetisierend. Der Grabstein selbst gibt nach Feng Shui auch sehr viel Aufschluss darüber, wie es den heutigen Nachfahren ergeht. Risse und defekte Grabsteine zum Beispiel weisen demgemäß auf ein eher unglückliches Leben der Nachkommen hin.

Der berühmte Feng-Shui-Meister Yang Yun Song, der vor 1200 Jahren lebte, richtete nicht nur Gräber, sondern ganze Städte und Häuser nach Feng Shui aus. Bei der Besichtigung dieser Orte ist es immer wieder faszinierend zu sehen, dass alte Häuser nach mehr als einem Jahrtausend noch immer bewohnbar sind und nichts von der alten Struktur verloren ging. In der Ortschaft Ganzhou und der umliegenden Hakka-Region finden Eingeweihte viele Gestaltungsmerkmale, die den Wirkungskreis des Meisters anzeigen. Heute hat sich dort ein Forschungszentrum gebildet, in dem genau Buch geführt wird, wie das Leben der Menschen in den Häusern und Orten ausgesehen und wie sich das Leben der Nachfahren entwickelt hat. Die Ergebnisse sind beeindruckend, denn viele Familien im “Feng-Shui-Gebiet” konnten wie beschützt durch die Kulturrevolution gehen, ohne arge Verluste an Hab und Gut zu verzeichnen.

 

“Frischhalte-Architektur” Feng Shui

Auch alte Tempelanlagen sind – wie unsere Kirchen im Westen – ein wichtiger Anhaltspunkt in Bezug auf das einstige Leben. Einige Tempel sind mit Holzdecken versehen, die wie gerade frisch angebracht aussehen. An manchen Ort behaupten die Mönche, dass die Decken in den Hunderten von Jahren kein einziges Mal von Spinnweben belagert gewesen seien und es daher nie nötig gewesen sei, die Decke sauber zu machen.

Der erste Eindruck ist auch bei uns im Westen bei einer Feng-Shui-Beratung ausschlaggebend, denn wenn Häuser eine Art Frische aufweisen, ist das Qi des Ortes meist von hoher Kraft – was sich auch auf seine Bewohner auswirkt.

Untersucht man, warum Krankheiten entstehen und wie der Mensch sein höchstes Gut, die Gesundheit, erhalten kann, trägt Feng Shui erheblich dazu bei, das Potenzial eines Ortes zu ergründen und zu verbessern. Menschen, die in einer Umgebung leben, die für sie persönlich ausgerichtet ist, sind oftmals viel ausgeglichener und zufriedener als vor den Feng-Shui-Maßnahmen und können ihr ganzes Potenzial nutzen.


Abb: © Smulsky – Fotolia.com

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