Contact Improvisation ist eine zeitgenössische Tanzform. Die Besonderheit dieser Form ist die Bewegung mit geteiltem Gewicht. Ziel ist es, im Kontakt mit einem oder mehreren Menschen Bewegung frei zu improvisieren. Die Improvisation basiert auf  Berührung und genauem Hinhören, was beim Partner geschieht und auf die eigenen körperlichen Empfindungen.

Contact Improvisation lebt durch fließende Körperbewusstheit vom Genuss an Gewicht und Kontakt. In jeder getanzten Begegnung schwingt das Potential einer tief entspannenden, befreienden und belebenden KörperReise. Die freiwerdende Energie erweitert die Wahrnehmungs- und Spielräume immens und kann sich in einer neuen Leichtigkeit und Flow im Tanz ausdrücken.

Bewegung, Berührung und Begegnung

Wir, Daniel Werner und Volker Eschmann forschen in unserer Arbeit systematisch in einer Vielzahl von Projekten in Zusammenarbeit mit qualifizierten Lehrern und Künstlern in Europa und Asien. Wir verbinden die Disziplinen Contact Improvisation, Watermotion, frühkindliche Bewegungsentwicklung, Somatische Bewegung (somatic movement) und Faszienarbeit in Bodywork und Bewegung.

Dabei setzen wir den Fokus auf den Erfahrungsraum, um Inspiration, Verkörperung, Versinnlichung und Bewusstseinsentwicklung zu fördern.

Volker Eschmann2Wir orientieren uns an grundlegenden menschlichen Bedürfnissen wie Bewegung, Berührung und Begegnung. Ein  Weg die persönliche Kreativität in urteilsfreier Atmosphäre zu erforschen und den eigenen kreativen Bewegungsausdruck zu erweitern. Achtsamkeit und Berührung helfen die intuitive Körperintelligenz zu vertiefen und eigene Heilkräfte zu nähren.

Die Grundprizipien zeitgenössischer Tanz- und Bewegungstechniken fallen im Zusammenspiel mit dieser Präsenz für Körper-Geist (Body Mind) auf „fruchtbaren Boden“ und werden sowohl technisch als auch spielerisch thematisiert.

Dieser Prozess wird unterstützt durch zusätzliche Disziplinen, die dabei helfen, Gemeinschaft in der Gruppe zu fördern und die Möglichkeit geben, das Hauptmaterial tiefer zu verstehen und zu integrieren. Mit Singkreisen, Stimme, Sharings (Erfahrungsaustausch) und Übungen zu emotionaler Aufmerksamkeit.

Emotionales Bewusstsein, offene Wahrnehmung und tiefe Heilung

Contact Improvisation tanzt man in engem körperlichen Kontakt mit Menschen, die man möglicherweise das erste Mal trifft. Die Tanzform ist von Natur aus intim. Das geht nur mit Vertrauen und hat das Potenzial tiefe Heilung zu aktivieren.  Wir sind uns in der Contact Improvisation Gemeinschaft bewusst, dass nur mit klaren und respektvollen Absichten, das was auf der Tanzfläche stattfindet, auch wirklich Tanz ist. Auch wenn Sinnlichkeit entsteht und die Erfahrung nährt, bleibt der Fokus auf dem Tanz. Wenn wir bewusst Sinnlichkeit in unseren Tanz einladen ist es wichtig, dass wir im gegenwärtigen Moment verwurzelt bleiben und mit Aufmerksamkeit unsere körperlichen Empfindungen und Emotionen wahrnehmen.

Die Absicht mit unserer Arbeit emotionales Bewusstsein zu entwickeln kommt aus der Sehnsucht die Selbstwahrnehmung zu öffnen und zu erweitern, um das Leben in seiner ganzen Fülle erleben zu können. Das Zentrum dieser Arbeit sind somatische Übungen. Wir fokussieren damit darauf unsere sinnliche Sensibilitität zu verstärken, um die Empfindung unserer inneren und äußeren Lebensumstände  zu vertiefen. Wir arbeiten mit den grundlegenden Bewegungsprinzipien der menschlichen Entwicklung. Das verschafft uns Zugang zum eigenen Unterbewusstsein, was dazu führen kann schlafende Emotionen, Körpererinnerungen oder Traumata aus der Vergangenheit zu wecken. Emotionale Intelligenz zu entwickeln bedeutet sich durch die vielen Schichten der eigenen Menschlichkeit zu arbeiten. Bewegung mit verkörpertem Bewusstsein ist ein einfacher und effektiver Weg emotionalen und körperlichen Stress loszulassen, der tief in einem vergraben sein kann.

Wir erforschen vorgeburtliche und frühkindliche Bewegungsmuster, die sich überlappen und die vom Einzeller im Wasser bis zum aufrechten Gang an Land zunehmend komplexer werden. Diese Muster sind sehr frühe und basale Triebkräfte, die unsere physische und psychische Matrix maßgeblich gestaltet haben. Im bewussten Wahrnehmen dieser Kräfte und Reflexe integrieren sich „ausgelassene“ Entwicklungsschritte und wir bekommen zunehmend mehr Wahlmöglichkeiten im Ausdruck unseres Seins.

Frühe menschliche Entwicklungsstadien sind abhängig von Berührung und Bewegung. (z.B. Hand-Auge-Koordination.)  Wenn wir nicht die angemessene nährende Aufmerksamkeit in unserer Kleinkindentwicklung bekommen haben oder äußere Stressfaktoren uns beeinflusst haben, dann hat möglicherweis der Körper bestimmte Bewegungsstrukturen und Prinzipien nicht integriert. Das wiederum kann große Lücken in unserer Entwicklung verursachen. Als Erwachsene kann es dann passieren, dass wir diese unbefriedigten Kindheitsbedürfnisse mit unbewussten und ungesunden Mustern in unserer Sexualität kompensieren. Das Nervensystem dominiert das Erleben, mit der Tendenz starke neuronale Erfahrungen zu kreieren, die Berührung und Bewegung nicht integrieren. Wenn Berührung, Bewegung und Propriozeption (empfangene Anregung/Impuls in Bezug auf die Position/Bewegung des Körpers) entwickelt und genährt wurden, dann kann sich die gesunde Lust als sinnlich fühlendes Wesen natürlich ausdrücken und entfalten.

Getragen Sein erfahren, körperliche Sensitivität entwickeln

“Der Grund dafür, dass der Mensch vollständig bleibt ist, dass er als Kind getragen wurde” Jean Ligoff

Wir brauchen das Gefühl getragen zu sein. Sich anzuschmiegen und anzudrücken mit unseren Gewicht lässt dieses Gefühl entstehen. Körperarbeit, Bewegung und Contact Improvisation gibt uns die Möglichkeit dazu. In den somatischen Übungen geben wir unserem Körper die Zeit und den Raum mehr Sensitivität zu entwickeln. Unsere Sinne nähren die inneren Organe, und mit unserem größten Organ, der Haut, treten wir in direkte Verbindung mit der Umwelt. Unser Nervensystem ist ein Kommunikationsmittel, das in beide Richtungen aktiv ist.

Kindliche Bewegungsentwicklung in warmem Wasser 

Die  warme und weiche Unterstützung des Wassers lädt uns ein in rein körperliche Empfindungen zu entspannen. Zarte Bewegungen und Berührungen helfen in einen Seinszustand zu kommen, in dem die ersten Erfahrungen des lebenden menschlichen Körpers erspürt werden können.

Durch das Spielen mit Elementen der frühkindlichen Bewegungsentwicklung finden wir eine tiefe körperliche Verbindung zu unserer Bewegung. Von diesem sicheren und nährenden Gefühl in uns ausgehend erlauben wir unserem Körper mit der Umwelt in Verbindung zu treten. Mit Neugierde und Verspieltheit entfaltet sich ein Contact Tanz im Wasser, wodurch wir neue Dimensionen in der Organisation unserer Bewegungen entdecken.

An Land geben wir dem Körper Zeit und Raum die Erfahrung, von der Gravitation getragen und unterstützt, zu integrieren. Wir schmiegen uns an und geben uns an alles hin, was uns trägt. Unterstützung geht der Bewegung voran: Vor jeder Bewegung sucht der Körper nach einer klaren Beziehung zur Schwerkraft und deren Unterstützung.  Auf dieser Grundlage entwickeln wir Mühelosigkeit und Leichtigkeit in der Körperspannung und organischen Kraft.

Mit unterschiedlichen Spielanleitungen (scores) kreieren wir Räume und Stimmungen, in denen Verspieltheit, Technik und Improvisation zusammen fließen in eine wahrhaftig mehrdimensionale Erfahrung aus Sein und Tanz.

Spielplatz und Jam. In der Contact Improvisation ist ein wunderbares Erfahrungsfeld entstanden, die so genannte „Contact Jam“. Dies ist ein Ort, wo Körper, Geist und Seele in Kontakt kommen, um in freier Form miteinander zu spielen, zu üben und zu feiern. In dieser Improvisation geht es primär darum, die Bewegungsoptionen, die man hat, zu erkennen und mit deren Möglichkeiten zu spielen.

 

Termine:
Body Love Festival 14 -19. Juli 2015 am Barniner See
Wir möchten Raum schaffen für Interdisziplinarität, Begegnung und Austausch, und die internationale Gemeinschaft für Körper-Bewusstsein, Musik und Tanz zusammenführen.
www.body-love.org 
Berlin Contact Festival 13-17. Mai
In Touch Journey Ibiza im September, Barcelona Contact Festival im Oktober 2015 . In Touch Festival Goa/Indien, 13-19 Januar 2016.
www.in-touch.es

Über den Autor

Avatar of Volker Eschmann

Volker Eschmann ist Künstler aus Berlin. Er ist Co-Leiter des Goa Contact Festivals in Indien und der In Touch Journeys & Festivals international. Er ist Mitbegründer des Yoga & Tanz Zentrums “Ibiza Moving Arts” in Spanien und Gründungsmitglied des internationalen Netzwerkes Spacewalk. Interventionen in sozialen und räumlichen Spannungsfeldern mit Mitteln und Methoden aus Theater, Tanz, Musik, Video und bildender Kunst. Er setzt seine künstlerische Arbeit in Bezug zu seinen anthropologischen Studien. Besonders die Arbeit mit dem Griot Nago Koite, einem traditionellen Mythen Erzähler aus Senegal/Westafrika hat ihn maßgeblich geprägt.



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