von Martina Simon

Wir leben in einer Zeit wo wir uns wieder bewusst werden dürfen, was natürlich ist und unsere ureigenen Heilkräfte fördert. Wir vergessen allzu oft die einfachen natürlichen Hilfen. In diesem Sinne verstehe ich die Bedeutung des Atems als eine Rückkehr zu den Wurzeln, zu unseren innewohnenden Ressourcen und Lebenskräften.

Der Atem ist unser Einstieg ins Leben

Mit dem ersten Moment unserer Geburt ins Leben sind wir mit dem Atem verbunden und beginnen über ihn in Austausch mit der Welt um uns herum zu treten. So entscheidend sind die ersten Momente des Atmens als kleines Baby, das aus dem geschützten Universum des Mutterleibs heraustritt und mit der Welt um sich herum konfrontiert wird. Über den Atem treten wir ein Leben lang in Austausch mit der Welt und empfangen unaufhörlich neue Lebensenergie!

Der Atem ist dein Schlüssel zur Gesundheit und zum inneren Gleichgewicht

Seit meiner Jugend fasziniert mich das Atmen. Über mein Interesse an Therapie und Heilkunde habe ich verschiedene Atemtechniken kennengelernt und in ihrer Wirkung auf meinen Körper und mein inneres Gleichgewicht erfahren. In meiner Zeit als tätige Physiotherapeutin bekam das Atmen eine wichtige Rolle im Beobachten und Behandeln, aber auch im Wahrnehmen des Körpers bei Stress, Ruhe oder bei sportlicher Betätigung.
So hilft das achtsame Atmen, unabhängig vom Atemstil auf Stress in uns selbst und in unserem Umfeld Einfluss zu nehmen. Wir wissen heute, dass wir im ruhigen Atmen das vegetative Nervensystem balancieren können und die Schwingungen der Gehirnwellen verändern. Wir wissen, dass die innere Balance Grundlage ist für Heilung und Regeneration.
In einer Zeit der Reizüberflutung ist es umso wichtiger, die Pole von Anspannung und Entspannung über das Atmen zu spüren. Dies braucht keine komplizierte Technik. Es beginnt mit dem Wunsch, den eigenen Körper und seine Reaktionen zu beobachten und seine Energien, z.B. im Stress und großer Anspannung, zu verändern.  

Dein Atem lehrt dich Energien zu lenken

Meine persönliche Erfahrung mit Yoga öffnete mir ganz neue Facetten und Möglichkeiten im Atmen. Hier begann ich bewusst Atmen und Bewegung mit Körperhaltungen zu verbinden. Ich lernte darin die tiefe heilsame Kraft kennen, im Atmen zuzulassen und Spannung sanft zu lösen. In der heilenden Arbeit und meiner eigenen Entwicklung wird mir bewusst, dass der Atem weit über das hinausgeht, was ich bisher gelernt hatte. Je mehr wir uns mit dem Bewusstsein ausdehnen, umso grenzenloser fließt auch der Atem und erreicht Dimensionen einer Wirklichkeit, die wir nicht mit den äußeren Augen erkennen können. Und doch kenne ich gut die Zeiten, in denen mir der freie, leichte Atem fehlt und sich mein Herz überfordert zusammenzieht. Dann ruft mich die Natur besonders, um für eine Weile die laute Welt zurückzulassen und die Ruhe und den inneren Frieden wieder zu finden. In der Natur spüren wir so leicht die Einheit des Körpers, der Gefühle und Gedanken. Sie hilft uns zu lauschen, zu empfangen und zu sein. 

Der Atem verbindet die physischen und feinstofflichen Kräfte

Wenn wir uns mit offenen Sinnen in die Natur begeben und lauschen, erleben wir das Atmen nicht nur weiter, freier, kraftvoller. Oft spüren wir spontan im Wald oder am Wasser, dass der Atem unmittelbar reagiert auf die Energie der Landschaft und sich beruhigt!
Wir spüren den Atem über den Körper hinaus im Raum, mit dem wir in Kommunikation treten. Es erweitert sich die Wahrnehmung für die feinstofflichen Ebenen in und um uns, die wir atmend durchströmen. So wie uns der Atem über das Herz mit den Zellen verbindet und über den Lungenkreislauf mit der Außenwelt, nehmen wir atmend auch Schwingungen auf durch die Gedanken, Emotionen oder Energien durch Menschen, Tiere, Pflanzen und andere Wesen der Natur.
Der Atem transportiert also nicht nur Sauerstoff. Er ist das Instrument für feinstoffliche Energien, die wir nicht sehen, aber fühlend wahrnehmen können. Sind wir regelmäßig in der Natur, nehmen wir wahr, dass uns das Atmen mit allen Wesen verbindet und wir ein erweitertes Empfinden für die Bäume, Pflanzen, Blumen, Steine oder auch Tiere bekommen. Es darf uns wieder bewusst werden, dass alles Leben atmet und im Rhythmus von Ein- und Ausatmen, von Empfangen und Loslassen existiert.
Ich liebe es unter den alten Bäumen zu sitzen, zu atmen und fühlend ihre großartigen Kräfte aufzunehmen, die uns in jedem Moment genau das schenken, was wir für die innere Harmonie brauchen.
Die Natur ist weise! Mögen wir sie täglich achten, dankbar ihren Segen empfangen und für ihren Schutz einstehen.

Atmen als Tor zur Meditation – zu einem höheren Bewusstsein der Stille

Atmen ist eine wundervolle Vorbereitung für die Praxis der Meditation. Sie braucht das achtsame Atmen und die Fähigkeit, sich von einer höheren Perspektive wahrzunehmen und mit dem Atem zu lenken. Je stiller unser Atmen wird, umso mehr verändern sich die Gehirnwellen, sodass wir in eine Verfassung des inneren Gewahrseins und der inneren Stille finden. Je mehr wir die große Macht des Atmens kennenlernen, umso leichter können wir in stressvollen Situationen von innen heraus über das Atmen Energien verändern und aufbauend lenken.
Da der Einfluss der Welt und auch unserer Medien enorm stark ist, indem Ängste und Sorgen um die Zukunft ein tägliches Thema sind, finden wir hier eine Herausforderung, der wir mit einer achtsamen Atemtechnik begegnen können. Zeiten in der Natur und bewusstes Atmen entwickelt unsere Fähigkeit, Ängste wahrzunehmen und sich aus ihrer Macht zu lösen. Persönlich arbeite ich gerne mit dem Herzchakra, lege meine Hände auf die Brust und atme für einige Minuten ins Herz, bis die Gedanken gehen und der Rhythmus sich vertieft und beruhigt. Bin ich ganz mit der Aufmerksamkeit in mir angekommen, spüre ich ein inneres Lächeln.

Atmen – sich mit dem Göttlichen verbinden

Wenn ich erst die Magie meines Atems entdecke, mit ihr forsche und auf innere Reisen gehe, öffnet sich mein ganz persönlicher Zugang zum Göttlichen. Denn jede Zelle des Körpers atmet und empfängt über das Herz reine göttliche Lebensenergie. Jeder Atem fließt durch das Herz und öffnet hier das Tor zu den höheren Dimensionen und zum wahren Selbst.  Es spielt keine Rolle, welche Namen du dem Göttlichen in deinem Leben gibst. Es spielt keine Rolle, aus welcher Tradition heraus du deinen Atem einsetzt zur Achtsamkeit und Anbindung an deine innere Mitte. Entscheidend ist deine persönliche Erfahrung.
So spüre ich mit jedem neuen Tag in Dankbarkeit das Geschenk des Atems, das mich mit allen Wesen und mit der Urquelle verbindet. In dieser inneren Verbundenheit kann ich in jeder großen Herausforderung und Prüfung über den kostbaren Atem Heilung und Segen erbitten und empfangen.

Wir alle sind auf dem Weg unser Herz immer bewusster zu öffnen für die lichtvollen Ströme des Kosmos und der Erde, für die höchste Macht der Liebe, die uns atmet, die wir teilen.

Impuls: Nimm dir täglich eine kostbare Auszeit für das Atmen, lege dabei die Hand auf dein Herz und führe alle Aufmerksamkeit in dein wunderbares Herz, bis sich die Gedanken ganz natürlich lösen und der Erfahrung von innerer Ruhe und Stille Raum schenken. Schenke dir zum Abschluss ein Lächeln. Schenke der Welt ein Lächeln.

Wenn der letzte Atem einen Menschen aus dem Leben trägt

Im Laufe meines Lebens durfte ich einige Menschen in ihrem Abschied aus dem Leben begleiten und in ihrer Nähe sein. Diese kostbaren Augenblicke haben mich mit Ehrfurcht und Demut erfüllt für mein Leben und die Weisheit und Schönheit unserer Seelen. Die Seele ist es, die uns in Lebendigkeit durchströmt und mit jedem Atemzug Leben und Liebe einhaucht für unsere Zeit hier auf der Erde. Jedes Leben ist ein Mysterium. Dein Leben ist ein Mysterium und einzigartig. Dein Atem ist ein Geschenk.