Die Inzidenzen sinken, die Lockerungen greifen. Die Menschen haben Lust aufs Leben, auf das endlich wieder Beisammensein. Wir sind diese Menschen, die sich aufmachen, mit wachem Blick und offenem Herzen. Vielleicht sind wir sogar die Vorhut, jene Waldläuferinnen und Waldläufer, die tiefer in das Dickicht eintauchen und freier auf- und eintamen, wenn die Stunde schlägt. Jetzt im Sommer 2021. 

Anders leben und lieben 

Wir wollen fühlen, dass da etwas Gutes in der Luft liegt, die neue Zeit riechen, ganz nah flüstern und neugierig sein, wie es werden wird. Wir brauchen zukünftig viele neue (alte) Ansätze, um anders zu leben und anders zu lieben – wobei das eine das andere bedingt. Und umgekehrt. Wir benötigen Offenheit, Ehrlichkeit, Natürlichkeit, um Bedürfnisse entspannen und Kreativität freisetzen zu können. Um überhaupt mehr Miteinander, Gemeinschaft und Gemeinsinn zu erzeugen und schöpferisch hinaus in die Welt zu tragen. Um uns gegenseitig zu sehen! Diese Aufgabe ist „Nach Corona“ wichtiger denn je geworden. Denn das sind Ängste, Depressionen und neue Mauern als Langzeitfolgen. Da besteht die Gefahr eines heruntergedimmten Alltags, der so viel ausklammert, weil er möglichst „sicher“ im Sinne von kontaktlos sein soll. Das widerspricht allem, wofür wir stehen, wollen wir doch verbunden sein mit allen Lebensformen der Erde.  

Rauschhafte Gemeinschaft

Mein Eindruck: Wir bremsen uns zu sehr. Wir werden immer vorsichtiger. Leider nicht um mehr zu fühlen, sondern um zu funktionieren, d.h. weniger zu fühlen. Wie seltsam sich neulich ein Handschlag angefühlt hat, Handfläche an Handfläche. Dass das der verkehrte Weg ist, wissen wir alle. Deshalb: Anfassen, angreifen (wie man in Österreich sagt), endlich wieder. Wir benötigen neue Assoziations- und Begegnungsräume, wir treten ein für das Bedürfnis der Menschen nach Gemeinschaft, Ritual und Sinn. Im Sinne individueller und kollektiver Heilung in der postpandemischen Zeit soll das kollektive Erleben (Begegnung, Berührung, Begeisterung) betont werden. Alles was Erfahrungen auslöst: Festivals, Partys, Seminare, die intensiv und wahrhaftig und beglückend sind. Unsere Kreise weiten wir auch im dionysischen Rausch; denn der Mensch hat ein Recht auf Rausch. Es ist in unserer DNA eingeschrieben, sich zu mehreren zu treffen, um gemeinsam zu schwitzen, zu tanzen, zu singen und all die wunderbaren Dinge zu tun, die uns bestätigen, erfreuen und erhellen; die uns auch unsere Körper ermöglichen. 

Wir dürfen aus diesen elementaren Quellen trinken, um Kraft zu schöpfen, uns neu auszurichten und bewusster zu leben und zu lieben. Es wäre ein guter, notwendiger Schritt aus dem Unbewusstsein hinaus in eine liebevollere, gesündere und schönere Welt. 

Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*