Frau Dr. Renate Wirth erklärt die Wirkung von Aufstellungsarbeit

Die Arbeit mit Aufstellungen hat in den letzten Jahren viele Menschen erreicht. Es gibt Systemaufstellungen, Organisationsaufstellungen, Familien-aufstellungen, Symptomaufstellungen, um nur einige zu nennen. Sowohl privat als auch beruflich werden Aufstellungen genutzt, um hemmende Beziehungen eines Systems erkennen und verändern zu können. Aufstellungen haben Eingang in viele Lebensbereiche und Berufsfelder gefunden und damit den Rahmen der Therapie schon längst überschritten. In Pädagogik, Politik, Medizin, Wirtschaft und in vielen anderen Gebieten wird die Arbeit mit Aufstellungen sehr erfolgreich eingesetzt.

Trotz allem ist die Aufstellungsarbeit schwer zu erklären. Dr. Renate Wirth, systemische Therapeutin und Heilpraktikerin für Psychotherapie, leitet in Berlin und anderen Orten Deutschlands und Österreich seit vielen Jahren Aufstellungsseminare und bildet in Aufstellungsarbeit aus. In ihrer Praxis nahe Berlin arbeitet sie neben dem Gespräch überwiegend mit der Methode der Einzelaufstellung. Sie leitete bisher mehr als 1.000 Aufstellungen und hat Antworten auf die vielen Fragen zum Phänomen der Aufstellungsarbeit.

„Wie wirken denn eigentlich Aufstellungen?“

Dr. Renate Wirth:
„Das Phänomen der Aufstellungen ist die sogenannte repräsentierende Wahrnehmung. Der Klient stellt Stellvertreter im Raum für die Personen auf, die an seinem Problem beteiligt sind. Diese Personen kennen den Klienten nicht, sie kennen die Personen nicht, die sie vertreten, sie sind also fremd. Das Phänomen dabei ist, dass die Stellvertreter Gefühle wahrnehmen, die nicht zu ihnen selbst, sondern zur Person gehören, für die sie stellvertretend stehen“.

„Warum können fremde Menschen plötzlich stellvertretend Wahrnehmungen haben, die sie im normalen Leben nicht erfahren?“

Dr. Renate Wirth:
Diese Situation stösst im Allgemeinen auf Unverständnis und Zweifel. Vom Zweifler zum Glaubenden wird man, wenn man zum ersten Mal in einer Stellvertreterrolle gestanden hat und diese Fremdgefühle am eigenen Leib erlebt hat. Denn man erfährt plötzlich eine völlig neue Dimension der menschlichen Wahrnehmung. Immer mehr Naturwissenschaftler gehen heute davon aus, dass es neben unserer rational zu verstehenden Welt noch eine transmentale oder transrationale Welt gibt, in der sich die Wirklichkeit unserem logischen Denken entzieht. Quantenphysiker sprechen von einem Quantenfeld, in dem alles miteinander verbunden ist und alles mit allem kommunizieren kann.

Der englischer Biologe Ruppert Sheldrake prägte den Begriff des „Morphischen Feldes“ und der „Morphischen Resonanz“. Morphische Felder sind fähig, Informationen zu registrieren. Sie verfügen über eine gewisse Art von Gedächtnis und sind weitgehend unabhängig von Zeit und Raum. Morphische Felder sind genau so real wie Gravitationsfelder oder Magnetfelder, an deren Existenz heute niemand mehr zweifelt. Sie sind überall in der Natur zu finden.

Es gibt inzwischen wissenschaftliche Studien, die das Phänomen der repräsentierenden Wahrnehmung belegen. Wie dieses Phänomen jedoch wirkt, dazu wird es in den kommenden Jahren mit Sicherheit noch neue Erkenntnisse geben“.

„Familienaufstellungen werden immer bekannter. Man sagt, es sei eine tiefe und heilsame Erfahrung. Was kann man sich darunter vorstellen?“

Dr. Renate Wirth:
„Unser Denken und unsere Wahrnehmung sind sehr eingeschränkt. Wir können nur das wahrnehmen, was wir aus unserer eigenen Erfahrung kennen. Wenn wir zum Beispiel während der Meditation unsere Gedanken beobachten, ist das so in etwa immer wieder das Gleiche. Viel Neues kommt da nicht dazu.

Als Columbus nach Amerika kam, konnten die Ureinwohner die Segelschiffe nicht sehen, weil sie noch nie ein Schiff mit Segeln gesehen hatten. Segelschiffe existierten nicht in ihrer Erfahrung!

Also – nur was wir wirklich selbst erfahren haben, gehört zu unseren Denk- und Gefühlsmöglichkeiten. Nur neue Erfahrungen schaffen neues Denken und Fühlen.

„Ermöglicht das Familienstellen Erfahrung zu machen, die so im Leben nicht möglich wäre?“

Dr. Renate Wirth:
„Ja, so ist es. Es geht beim Familienstellen meist um Leid und um Schicksal, das Leid verursacht hat. Ein Klient hat selbst Leid oder jemand aus seiner Familie hat leidvolle Erfahrungen gemacht, die sich auf das Leben auswirken. Ist beispielsweise der Vater früh gestorben, ein Geschwister oder jemand in der Familie ist vermisst oder alkoholkrank oder stark behindert oder, oder, oder… Das ist Schicksal. Das geht in der Familie an den anderen nicht spurlos vorbei. Es ist eine leidvolle Erfahrung, mit der müssen alle leben.
In der Aufstellungsarbeit kann der Mensch eine neue Erfahrung machen, die er so im Leben nicht machen kann. Das kann ein Abschied sein oder ein Zustimmen oder was auch immer in der ganz speziellen Situation heilsam ist. In Einklang zu kommen mit allen Menschen aus seinem System. Das ist heilsam. Wenn alle dazugehören dürfen. Und das Herz sich öffnen kann. Für die Liebe.

Wenn wir das Leid nicht wollen und das Herz für denjenigen verschließen, der es uns angetan hat, dann hat auch die Liebe als zugehöriger Aspekt keine Chance. Und dieses „Liebe-zulassen-können“ im eigenen Herzen, dass heilt.“

„Es geht also darum, als erstes das Leid anzunehmen?“

Dr. Renate Wirth:
„Ja! Aber das sagt sich so einfach. Der Klient kann es aber nicht. Gerade das ist das Problem. Wenn es ginge, hätte er es ja schon getan.

Die Aufstellung ermöglicht dem Klienten die Erfahrung, dass zu seinem Leid, zu seinem Hass, seiner Angst oder Wut, seiner Suche und Verzweiflung die Liebe gehört. Und dass er aus Liebe leidet.

Es geht nur, wenn er diese Erfahrung selbst machen kann. Wenn er diese Erfahrung in seinem Herzen spüren kann. Diese Erfahrungen sind im „normalen Leben“ außerhalb der Aufstellung nicht möglich. Zum Beispiel den Abschied von einem Toten zu fühlen oder von einem abgetriebenen Kind. Da vollzieht sich Heilung auf der Seelenebene. Das hat mit unserem Denken wenig zu tun. Es vollzieht sich von selbst im Herzen. Wenn wir still und achtsam sind.“

„Ist das Problem oder Leid nach der Aufstellung sofort gelöst oder muss man noch warten?“

Dr. Renate Wirth:
„Beides kann zutreffen. Manchmal vollzieht sich die neue heilsame Erfahrung sofort, als hätte sie schon lange darauf gewartet. Meist aber ist der Satz oder das Bild oder die ganze Aufstellung wie ein Tor, durch das der Klient gehen kann, um dahinter in der Welt des Alltags neue Erfahrungen zu machen. Die Aufstellung zeigt den Weg, aber gehen muss ihn der Klient nach der Aufstellung selbst. Doch dieses Tor, durch das er geht, ist schon heilsam, weil es endlich einen Weg und neue Hoffnung ermöglicht.“

Dr. Renate Wirth
Praxis für Familienstellen
Sentastraße 16
14542 Werder / Havel
Telefon: 03327 / 71000
renate.wirth@aufstellungstage.de
www.aufstellungstage.de

 

3 Responses

  1. Sven Schwarzer
    (verkaufte) DUMMHEIT in TÜTEN

    „Als Columbus nach Amerika kam, konnten die Ureinwohner die Segelschiffe nicht sehen, weil sie noch nie ein Schiff mit Segeln gesehen hatten. Segelschiffe existierten nicht in ihrer Erfahrung!“

    Der Artikel enthält viel Zweifelhaftes, Halbwahrheiten und Instimmiges. Aber das obige Zitat ist mir ABSTAND das Dümmste, was ich in den letzten Jahren gelesen habe. Und es wird auch nicht durch Worttrickserei und Definitionblabla schlauer.

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  2. shumil
    Selber die Erfahrung machen!

    „… nur was wir wirklich selbst erfahren haben, gehört zu unseren Denk- und Gefühlsmöglichkeiten. Nur neue Erfahrungen schaffen neues Denken und Fühlen.“

    „Vom Zweifler zum Glaubenden wird man, wenn man zum ersten Mal in einer Stellvertreterrolle gestanden hat und diese Fremdgefühle am eigenen Leib erlebt hat.“

    Lesen und Lernen ist sicher notwendig, aber erst durch die eigene Erfahrung wird etwas Neues für uns Menschen zur Wahrheit – SO entsteht übrigens echter Glaube!

    Meine erste Erfahrung als Stellvertreter bei einer Familienaufstellung war einfach umwerfend und tief ergreifend für mich – fast unvorstellbar, dass so etwas möglich ist, aber es gilt dieser Satz:

    „dass es neben unserer rational zu verstehenden Welt noch eine transmentale oder transrationale Welt gibt, in der sich die Wirklichkeit unserem logischen Denken entzieht. […] in dem alles miteinander verbunden ist und alles mit allem kommunizieren kann.“

    Mit dem Verstand (Kopf) erfassen wir nur 5-10% der wirklichen Wirklichkeit, der Rest ist nur erfahrbar durch Erleben mit Fühlen (Bauch).

    (Ebenso ist angeblich nur ein 5-10%-Teil unseres Gehirnes aktiv und ebenso verschwanden schon in Sekundenbruchteilen nach dem letzten Urknall um die 90% der entstehenden Materie in für uns unsichtbare Ebenen.)

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  3. Doreen Haehnel
    erfahrung gesammelt

    Hätte nie gedacht,das so eine aufstellung hilfreich im leben ist.bei mir hat sich seitdem so vieles im leben positiv verändert.es ist der wahnsinn.vieles macht nun einen sinn,warum sovieles schief bei mir gelaufen ist.

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