Was ist Feng Shui?

Nicht nur äußere klimatische Einflüsse, auch die Beschaffenheit und Gestaltung unserer Wohn- und Arbeitsräume hat einen entscheidenden Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelten sich in vielen Kulturen eigene Formen der Wohnkunst.
Bei uns im Westen wurde vor allem das Feng Shui bekannt, eine Wissenschaft chinesischen Ursprungs. Sie beschäftigt sich mit den komplexen Zusammenhängen zwischen Umwelt und Mensch und bietet Ansätze zur Regulation der Umgebung entsprechend den individuellen Bedürfnissen einer Person. Ziel ist hierbei die Förderung von Aspekten wie Sicherheit, Gesundheit und Regeneration, sowie die Unterstützung der persönlichen Entwicklungsrichtung.
Der Begriff Feng Shui bedeutet „Wind und Wasser“ und stammt ursprünglich aus der Landwirtschaft. Vor rund 2500 Jahren in China entstanden, ist dieses System auch heutzutage im asiatischen Kulturkreis präsent. Trotz chinesischen Ursprungs sind die Prinzipien, nach denen Feng Shui funktioniert, nicht an die dortige Kultur gebunden. Sie lassen sich auch entsprechend den Gegebenheiten des europäischen Kulturkreises hervorragend anwenden. Mit Aberglauben oder dem Einsatz chinesischer Symbolik hat dies jedoch wenig gemein.

Bedeutung von Feng Shui für die Gesundheit

Im Wechselspiel unterschiedlichster innerer und äußerer Aspekte liegt die Basis für Gesundheit bzw. Disharmonie. Unsere Umgebung zählt neben Lebensweise, Emotionen sowie konstitutioneller Veranlagung zu den bedeutendsten Faktoren, die unser Wohlergehen direkt beeinflussen. Feng Shui ist daher ein fester Bestandteil der Chinesischen Medizin.
Neben der inneren Harmonisierung des Menschen, u.a. über Ernährung und tiefenmassierende Übungen, stellt die (Um)Gestaltung der Wohnumgebung einen entscheidenden Beitrag zur ganzheitlichen Gesundheitspflege sowie zur Harmonisierung spezifischer Probleme dar.
So kann Feng Shui beispielsweise bei Schlafstörungen und Unruhe, mangelnder Struktur und Organisation oder aber bei Umbruchphasen und Neuorientierung im Leben hilfreiche Impulse setzen. Eine Anpassung der Umgebung an die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Person wirkt sich zudem positiv auf die Vitalität sowie die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit aus.

Wie funktioniert Feng Shui?

Aus chinesischer Sicht sind wir gesund und fühlen uns wohl, wenn „alles fließt“, d.h. wenn wir uns adäquat an die sich ständig verändernde Umgebung anpassen können und unsere körperlichen und geistigen Prozesse geschmeidig ohne Stagnation ablaufen. Voraussetzung hierfür ist das richtige Verhältnis von Trennung (Yin) und Verbindung (Yang). Unterschiedliche Konstellationen dieser Verhältnisse werden über die Wandlungsphasen beschrieben (Wu Xing bzw. Ba Gua).
Gerade am Beispiel Umgebung lässt sich die Bedeutung dieses Wechselspiels leicht verdeutlichen. Damit wir nicht in unseren Entwicklungsprozessen stagnieren, benötigen wir einerseits Kontakt und Austausch mit unserer Umgebung, sowohl auf körperlicher als auch auf emotionaler Ebene. Die Interaktion mit anderen Menschen und die Kultivierung der Vitalität durch Aktivitäten im Freien seien hier als Beispiel genannt. Gleichzeitig ist jedoch auch ein gewisser Abstand und Rückzug wichtig, zum Schutz vor klimatischen Einflüssen, aber auch zur Entspannung und um Zeit für sich selbst zu finden. Mangel oder Übermaß von einem dieser beiden Aspekte führt langfristig zu Disharmonie.
Wie genau das „richtige“ Verhältnis aussieht, hängt von Veranlagungen und dem konkretem Anliegen einer Person ab. Neben der Erfassung der räumlichen Gegebenheiten ist aus diesem Grund auch eine ausführliche Befragung der Person einschließlich Gesichtsdiagnose zum Erkennen konstitutioneller Neigungen (Bedürfnis nach Trennung / Verbindung) Grundlage der Beratung. Wer von Hause aus leicht in Unruhe oder Hektik gerät, sollte bei Wahl und Gestaltung seines Lebensumfelds darauf achten, diese Eigenschaften nicht unnötig zu stimulieren, beispielsweise durch Unordnung, grelle Farben und unstete Formen. Einem sehr ruhigen Menschen, der eher ins andere Extrem tendiert, kann diese Anregung hingegen zu gute kommen. Grundprinzip ist hierbei immer: Schwächen fördern, Stärken kontrollieren.
Grundsätzlich werden die Trennungs-Verbindungs-Verhältnisse von grob nach fein justiert. Dies beginnt bei der Entscheidung zwischen Land- oder Stadtleben, Positionierung eines Hauses beim Neubau auf dem Grundstück bis hin zum Einsatz bestimmter Formen, Farben und Materialien. Feinere Aspekte wie die Innengestaltung können hierbei immer nur auf Grundlage des Groben, z.B. Grundstücksaufteilung und Hausform, wirken.

Praktische Anwendungsmöglichkeiten

Je nach Anliegen und Lebenssituation können Erkenntnisse des Feng Shui helfen bei der Auswahl eines Grundstücks für den Hausbau, der Aufteilung der Räume in einer Wohnung bis hin zur Gestaltung der einzelnen Zimmer entsprechend des gewünschten Zwecks. Ob mehr Gemütlichkeit und optimale Erholung, oder aber effektives Arbeiten und Kreativität hierbei im Vordergrund stehen – durch alle diese Bereiche zieht sich der Aspekt der Sicherheit wie ein roter Faden. Denn wie gut wir uns entspannen bzw. produktiv sein können, hängt stark davon ab, wie sicher wir uns in den eigenen vier Wänden fühlen.
Außerhalb der Wohnung treten wir in Interaktion mit der Gesellschaft und müssen uns daher abgrenzen. Dies erfolgt über Kleidung, Körpersprache und Gesichtsausdruck. Selten kehren wir hier unser innerstes nach außen. Diese Verhaltensweise ist natürlich und bietet Vorteile, kostet aber auch Kraft. Die Wohnung sollte daher so angelegt sein, dass dieser Kraftaufwand zu Hause nicht nötig ist. Die Wohnung übernimmt die Abgrenzung nach außen, die wir tagsüber selbst erhalten müssen. In einer Wohnung, die für den Bewohner ebenso wie für potenzielle Besucher klar gestaltet ist, fühlen wir uns instinktiv sicherer, können Anspannungen des Tages besser loslassen und uns intensiver erholen. Hier spielen beispielsweise klar gestaltete Eingangsverhältnisse eine Rolle: Ist der Haupteingang des Hauses deutlich gekennzeichnet? Können sich fremde Personen über eine Klingel bemerkbar machen? Ist der Privatbereich nach außen deutlich abgegrenzt?
Da wir allein über den Schlaf (eine gesunde Ernährung vorausgesetzt) unsere Kraftreserven auffüllen und den am Tag erfolgten Verbrauch der Nährungsenergie ausgleichen können, sollten Schlaf und Schlafqualität höchste Priorität haben. Aus diesem Grund wird beim Feng Shui für den Schlafplatz der sicherste Ort im Haus ausgewählt. In einem zweistöckigen Eigenheim findet sich dieser meist in der oberen Etage, in einer Wohnung möglichst weit entfernt von der Wohnungstür. Im Schlafzimmer selbst wird darauf geachtet, dass sich das Bett nicht genau in der Flucht der Tür befindet. Man sollte von seinem Schlafplatz aus den gesamten Raum gut überschauen können und eine eventuell eintretende Person wahrnehmen bevor diesen einen selbst entdeckt. In der Psychologie nennt man diesen zeitlichen Reaktionsvorteil Fight-or-Flight-Entscheidung.
Gleiches gilt übrigens auch für Räume mit Sitzgelegenheiten: am wohlsten fühlt man sich, wenn man von seinem Sitzplatz aus den Raum und vor allem die Tür ohne Probleme überschauen kann. Dieses Grundprinzip setzen wir meist instinktiv um. So setzt man sich im Restaurant beispielsweise ungern mit dem Rücken zur Tür.
Allein die Berücksichtigung dieses simplen Prinzips ist erstaunlich wirkungsvoll. So werden beispielsweise konzentriertes Arbeiten im Büro oder ein ruhiger und tiefer Schlaf begünstigt.

Autoren Info


Konstanze Malik

Gesundheits- und Ernährungsberaterin der Klassischen Chinesischen Medizin, Qigong-Lehrerin und Kursleiterin für Kinder-Kung Fu, Chinesische Tuina-Massagen, Mitglied im Fachverband „German Qigong Association“ e.V.

Thammavong Schule Am Heizkraftwerk 6 17235 Neustrelitz Tel/Fax: 03981-444144
buero@thammavong.de

http://www.thammavong.de

Seminar „Feng Shui – Anwendungsmöglichkeiten für die private Wohnumgebung“, Freitag 16.03.2012, 16.30 – 20.00 Uhr Qigong-Workshop „18 Mönchsübungen des Bodhidharma – Schwerpunkt Schulter-Nacken-Bereich“, Freitag 09.03.2012, 19.00 – 20.30 Uhr

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