Das Erwachen der Natur im Frühling aus der winterlichen Ruhe ist auch beim Menschen traditionell eine Zeit des Neubeginns und Loslassens, man denke nur an den sprichwörtlichen Frühjahrsputz. Diesen kann man unter gesundheitlichen Aspekten auch körperlich und geistig umsetzen in Form einer reinigenden Frühlingskur.

In vielen Kulturen der Erde werden verschiedene Formen des Fastens unter therapeutischen oder aber spirituellen Gesichtspunkten praktiziert. Bei unseren Vorfahren war das Frühjahr in Anbetracht der zur Neige gehenden Vorräte zwangsläufig eine Zeit der Enthaltsamkeit. Angesichts einer sehr reichhaltigen und zum Teil einseitigen Ernährung wurden reinigende Fastenkuren in jüngerer Zeit gerade im Westen sehr populär. Bei derartigen Kuren soll durch eine spezielle Diät sowie zusätzlichen Maßnahmen wie Übungen der Stoffwechsel kurzzeitig entlastet und gleichzeitig angeregt werden, sodass mit der freiwerdenden Energie disharmonische Stagnationen abgebaut und der Körper „entgiftet“ werden kann.

Das Fasten sollte hierbei jedoch nicht mehr als eine optionale Unterstützung eines grundsätzlich vitalen Stoffwechsels darstellen. Denn da alles fließt und in ständiger Umwandlung begriffen ist, reinigt ein gesunder Körper sich selbst, eine harmonische Lebensweise vorausgesetzt. Eine individuell angepasste Ernährung mit überwiegend regionalen und saisonalen Lebensmitteln in Bio-Qualität, abwechslungsreiche Bewegung an frischer Luft, ein maßvoller Lebensstil und positives Denken stellen hier eine wichtige Grundlage dar.

Eine präventive Fastenkur zur Unterstützung der Gesundheit kann darauf aufbauend sinnvoll sein und lässt sich unter Berücksichtigung einiger Richtlinien sicher zu Hause durchführen. Dies bietet sich klassisch im Frühling an, um im Winter entstandene Stagnationen, beispielsweise durch schweres Essen und Kälte, zu beseitigen. Die ersten warmen Tage im Mai lassen den Körper tiefgründig entspannen, was den reinigenden Effekt einer Kur wesentlich begünstigt.

Als ebenfalls nachteilig schwächend hat sich Fasten mittels Nahrungsentzug erwiesen, denn dies greift die Reserven über Gebühr an. Reserven sind hierbei nicht als Fettspeicher zu verstehen, sondern vielmehr als Überschuss an Vitalität. Dieser ist lebensnotwendig, um unvorhergesehene Belastungen wie mangelnder Schlaf, unregelmäßige Nahrungsaufnahme, Krankheiten oder aber auch eine Schwangerschaft zu meistern. In der Chinesischen Medizin werden genügend Reserven als Voraussetzung für ein gesundes und langes Leben angesehen.
Lebenskunst besteht darin, diesen Überschuss durch maßvolle Lebensweise zu bewahren.

Aus diesem Grund ist während der Kur leichte sättigende Kost zu empfehlen. Die Grundlage stellt gekochtes Getreide dar (z.B. Haferbrei, Reis, Gerstengrütze, Graupen) sowie saisonales Gemüse und Obst – zu dieser Zeit des Jahres also immer noch winterharte bzw. lagerfähige Sorten. Die Speisen werden gekocht und nicht gewürzt, in Maßen ist auch Rohkost möglich. Frühlingskräuter stimulieren sanft den Stoffwechsel und können vielseitig in die Ernährung mit einbezogen werden, beispielsweise Schnittlauch, Petersilie, Kresse, Pimpinelle, Kerbel, Löwenzahn, Brennessel, Giersch, Vogelmiere, Gänseblümchen, Knoblauchsrauke, Bärlauch, Sauerampfer, Waldmeister und Hirtentäschel. Für die Ernährung während der Kur gilt ferner: Verzicht auf Fleisch, Fisch und Eier, Milchprodukte und Fett, Säfte, Brot und Teigwaren. Außerdem sind Genussmittel wie Süßigkeiten und Zucker, Alkohol, Kaffe, Tee, Drogen und natürlich sämtliche Zusatzstoffe zu meiden. Am letzten Tag der Kur wird zum Abschluss eine kräftigende Knochenbrühe (mindestens 6 Stunden ausgekocht) mit Brühreis zubereitet.

Als Getränk dient stilles Wasser. Morgens nimmt man zudem als erstes zur Ausleitung eine Tasse abgekochtes Wasser (15 min abkochen) zu sich. Ebenfalls ausleitend ist ein Tee aus Löwenzahnblättern, Brennnessel und Klettenlabskraut. Hiervon wird dreimal täglich eine Tasse getrunken. Um das geschmeidige Ausscheiden von ungünstigen „Schlacken“ zusätzlich zu unterstützen, kann zwei mal täglich ein Esslöffel Rhabarbersaft mit Rapsöl im Verhältnis 1:1 eingenommen werden.
Auch beim Ausleiten ist zu bedenken, dass es im Rahmen einer einwöchigen Kur der Gesundheit sehr zuträglich sein kann. Auf Dauer wirkt es aber schwächend, da nicht nur „schlechte“ Stoffe eliminiert, sondern im gleichen Maße lebensnotwenige Minerale aus dem Körper gespült werden.

Das körperliche Reinigen und Loslassen funktioniert am besten, wenn dies auf allen Ebenen geschieht, sowohl körperlich als auch geistig, innerlich wie äußerlich. Hierfür ist es zweckmäßig, aus dem normalen Rhythmus herauszutreten. Die Zeit des Fastens sollte nicht länger als 4 bis maximal 7 Tage dauern und nach Möglichkeit frei und ohne Termine sein. Wichtig ist, auch in dieser Zeit aktiv zu sein, jedoch sollte schwere körperliche bzw. mentale Belastung gemieden werden.

Tiefenmassierende Übungen wie Yoga und Qigong lösen nachhaltig Stagnationen auf und vitalisieren den gesamten Stoffwechsel. Auch Wandern und Spaziergänge an der frischen Luft regulieren die körpereigenen Prozesse, optimieren das Ausleiten und machen außerdem den Kopf frei.

Ferner ist es in diesem Zusammenhang lohnenswert, der Ballastbearbeitung auf mentaler Ebene Beachtung zu schenken. An erster Stelle muss hier natürlich noch einmal der klassische Frühjahrsputz genannt werden, der ein Aufräumen und Säubern der gesamten Wohnung beinhaltet, inklusive Keller, Dachboden und Schubladen. Als Ballast zählen alle bewussten und unbewussten Verbindungen und Kontakte zu Dingen und Menschen, die zwar Kraft verbrauchen (weil sie in unserem Kopf sind), uns aber nicht nähren. Dazu zählt alles, was wir nicht lieben und nicht brauchen, Ungeordnetes und Verschmutztes sowie alles, was kaputt ist. Wer Ballast hat, schleppt diesen permanent mit sich herum – diese unnötige Last macht jeden Schritt schwer und behindert neue Entwicklungsrichtungen. Daher ist es empfehlenswert, in regelmäßigen Abständen, wenigstens aber einmal im Jahr, seinen Lebensrucksack auszupacken und nach Ballast zu durchforsten. Schreiben Sie hierfür einfach alles auf, was Sie und Ihr Leben ausmacht, z.B. private und berufliche Beziehungen, Hobbies, Wünsche, Ängste, Wohnung, Garten,… Überprüfen Sie alles und machen Sie für Ihren persönlichen Ballast einen Plan, wie und wann Sie ihn bearbeiten möchten, z.B. das alte Fahrrad morgen reparieren, ein klärendes Gespräch mit Ihrem Kollegen in drei Wochen führen, heute den Stapel alte Postkarten wegschmeißen…

Falls Sie noch nie gefastet haben, fangen Sie klein an, beispielsweise mit einem oder zwei Tagen, an denen Sie Ballast bearbeiten, zwischendurch spazieren gehen und den beschriebenen Kräutertee zu sich nehmen. Gestalten Sie Ihre persönliche Frühjahrskur als entspanntes und angenehmes Wohlfühlprogramm für Körper und Geist, und genießen Sie den Frühling.

Konstanze Malik

(Foto: Birgit / pixelio.de)

Autoren Info


Konstanze Malik

Gesundheits- und Ernährungsberaterin der Klassischen Chinesischen Medizin, Qigong-Lehrerin und Kursleiterin für Kinder-Kung Fu, Chinesische Tuina-Massagen, Mitglied im Fachverband „German Qigong Association“ e.V.

Thammavong Schule Am Heizkraftwerk 6 17235 Neustrelitz Tel/Fax: 03981-444144
buero@thammavong.de

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