von Cordula Roemer

Kennst du Missverständnisse in SMS-Nachrichten oder Mails? Interpretiert dein Adressat dein Geschriebenes völlig anders als von dir gemeint, oder umgekehrt? Warum ziehen dich manche Schreibstile an und andere nicht? Hier spielen Emotionen eine große Rolle. Aber sind sie uns bewusst? Sind sie dir bewusst? Hast du in der Schule gelernt, wie wir absichtsvoll unser inneres Empfinden in Worte kleiden können? Ich nicht! Ich hatte Rechtschreibung, Grammatik, Textfluss und Schönschrift. Was hat mich aber auf die Spur der Gefühle in Wort und Satz gebracht?

Schreiben? Bloß nicht!

Schreiben? Mochte ich nicht! – dachte ich zumindest bis vor einigen Jahren. In der Schule hasste ich es, bereits geschriebene Aufsätze noch einmal in „Schönschrift“ abzuschreiben. Für mich war das schlichtweg verlorene Zeit und indiskutabel, da mir der Inhalt wichtiger als die Schönschrift war. Also schrieb ich mein Eigenes nie ab und nahm stattdessen lieber eine schlechtere Note für die meinerseits unbemerkten Fehler in Kauf. Beim Schreiben verkrampfte sich mein Körper jedoch immer sehr, so dass mich umfangreicheres Schreiben (ein Aufsatz war damals schon ein „Werk“ für mich) sehr anstrengte und ich es als Folge möglichst vermied.

Mein beruflicher Werdegang ließ mich mit dem Schreiben gottlob in Ruhe. Hie und da ein Bericht und glücklicherweise nötigte mich nichts und niemand zu einem Tagebuch. Ergo gibt es keine. Diese friedliche Ruhe um den Stift herum fand unerwartet ihr Ende, als ich mich entschloss, als werdende Hochsensibilitäts- und Hochbegabten-Expertin ein Buch zu schreiben.

Natürlich fragte ich mich, warum ich Schreibmuffel nun plötzlich – mit jedem Buch mehr – eine gewisse Freude beim Schreiben empfinden konnte? Irgendwann wurde es mir klar: Ich schrieb nicht mit der Hand! Ich tippte. Ich tippe meine Bücher und andere Texte in den Laptop. Damit entfiel all der Stress von körperlicher Anspannung und mühseliger Korrektur. Mein Weg zum Ausdrucksmittel Schreiben öffnete sich. Dies machte den Raum frei, mich nicht nur mit meinen Fachinhalten auseinanderzusetzen, sondern auch mit den Stilmitteln. Inzwischen sind es übrigens derer acht Bücher geworden, mal dickere mal dünnere.

Nicht jedes Buch zeigt Gefühl – oder?

Fachbücher kommen gerne recht trocken daher. Sachbücher versuchen ihrerseits eine Brücke zwischen Fachwissen und der Leichtigkeit des Lesens zu schlagen. Und Romane entfalten die Blume der Fantasie, um ihre Leserschaft in bekannte oder unbekannte Welten zu entführen und sie, mit den vielfältigsten Empfindungen versehen, mit auf eine wundersame, beglückende oder gar berauschende Reise zu nehmen. Ich bin eine Sachbuchautorin mit Tendenzen zur Belletristik. Daher gestatte ich mir zuweilen scheinbar unpassend blumige Formulierungen und literarisch gewundene Ausdrucksweisen. Die Reaktion der Leserinnen und Leser darauf überraschte mich: Du schreibst so schön in Bildern. Da kann ich alles gut verstehen und nachvollziehen. Oh, ach so?! Aber wie kam es dazu?

Auf der Suche nach dem Wie und Warum begann ich mein Schreiben zu beobachten. Ich entdeckte, dass ich, anfangs unbewusst, Worte und Sätze nach ihrer emotionalen Wirkung in mir selbst beurteilte. Manche Formulierungen erschienen mir langweilig oder erzeugten in mir ein Widerstreben, ein sperriges Gefühl. Andere lösten in mir emotionale Freude aus, wie ein wohliger Geruch oder ließen mich innerlich vor Aufregung vibrieren. So entdeckte ich die emotionale Wirkung der Sprache im praktischen Tun und begann mich beim Schreiben davon führen zu lassen.

Worte wirken jenseits des Inhalts

Mit einem Text, und mag er noch so kurz sein, bekommen wir meist zwei Informationen übermittelt: 1) die sachliche Information; 2) die emotionale Information. Wir haben gelernt, uns auf die sachliche Ebene zu konzentrieren, es sei denn, wir schreiben einen emotional gefärbten Text wie in einen Liebesbrief, ein Gedicht oder einen Roman. Allerdings trägt jede schriftliche Aussage einen emotionalen Kern in sich. Selbst eine Geräte-Gebrauchsanweisung kann so geschrieben sein, dass wir uns abgestoßen oder eingeladen und unterstützt davon fühlen.

Um dir einen kleinen Eindruck zu geben, wovon ich hier sprechen, habe ich einen Satz mehrfach geringfügig verändert. Die inhaltliche Aussage bleibt dabei gleich. Spüre einmal, wie sich die Unterschiede für dich anfühlen. Lass dazu jeden einzelnen Satz einen Moment auf „der Zunge zergehen“ und vergleiche deine Empfindungen dann mit dem nächsten Satz. Gehe so Satz für Satz vor.
„Hast du eigentlich schon die Tickets gekauft?“
„Hast du schon die Tickets gekauft?“
„Hast du die Tickets gekauft?“
„Hast du eigentlich die Tickets gekauft?“
Welcher Satz löst welche Gefühle in dir aus? Was glaubst du, in welcher emotionalen Stimmung ist der oder die Verfasserin bei welchem Satz? Du siehst, bereits kleine Variationen können große Wirkungen bewirken.

Die Vielfalt der emotionalen Be-Deutung

Kommunikation, und damit auch das Schreiben unterliegt einigen, recht diffizilen Faktoren. Rechtschreibung und Grammatik sind dabei nur die äußeren Gerüststangen, um die verständliche Form zu gewährleisten. Inhaltlich interessant wird es in den geschriebenen und gefühlten Zwischentönen – den Emotionen in Wort und Satz. Dort werden die tatsächlichen Informationen ausgetauscht, wie Befindlichkeiten, Haltungen oder Wünsche.

Somit ist Aussage nicht gleich Aussage. Spätestens seit dem 4-Ohren-Model von Schulz von Thun wissen wir, dass wir auf unterschiedlichen Kanälen senden und auf unterschiedlichen Kanälen empfangen (Sachebene, Appell, Beziehungseben, Selbstoffenbarung). Dies betrifft die gesprochene Kommunikation. Sowohl in der gesprochenen als auch in der geschriebenen Mitteilung kann jedoch ein und dasselbe Wort in unterschiedlichen Zusammenhängen und Satzpositionen zusätzlich verschiedene Wirkungen erzeugen:
Ich wollte gestern eigentlich die Tickets kaufen.
Ich wollte eigentlich gestern die Tickets kaufen.
Eigentlich wollte ich gestern die Tickets kaufen.

Schreiben – Kommunikation ohne Gegenüber

Hast du bemerkt, dass schon die kleinen Veränderungen emotional unterschiedliche Empfindungen in dir auslösen? So ist es bei jedem Satz. Allerdings gibt es einen Unterschied, ob er zu jemandem gesprochen oder geschrieben wird.
Beim Sprechen habe ich in der Regel ein Gegenüber und sehe sofort, sofern ich dafür sensibilisiert bin, wie meine Mitteilung ankommt. Bei Bedarf kann ich dann unklare oder falsch verstandene Informationen direkt ergänzen oder korrigieren. Dies entfällt beim Schreiben! In dem Moment, in dem die SMS das eigene Handy, die Mail den Rechner oder das Manuskript den Schreibtisch verlässt und den, momentan nicht präsenten oder gar unbekannten Empfänger erreicht, kann ich die Reaktion auf das Geschrieben nicht wahrnehmen. Also ist es auch nicht möglich, im Moment des Entstehens der Reaktion beim Gegenüber darauf einzugehen. Der Text scheint wie in Stein gemeißelt. Somit erhöht sich das Risiko von Missverständnissen und Unklarheiten.

Ich habe in den letzten Jahren deutlich mehr per SMS oder Mail kommuniziert. Dabei fielen mir sowohl bei mir selbst als auch in der Kommunikation in Gruppen vermehrt eben jene oben beschriebenen Schwierigkeiten auf. Häufig lösten unklar transportierte Emotionen Missverständnisse und Missmut aus. Nicht selten kam nach einem längeren frustrierendem oder gar verletzendem Hin und Her der klassische Satz: „So habe ich das aber doch gar nicht gemeint!“
Wollen wir solchen deprimierenden Ereignissen vorbeugen, sollten wir wissen, wie Emotionen im geschriebenen Wort wirken und wie wir Unterschiede erwirken können.

Alles eine Frage der Schwingung?!

Jedes Wort hat in sich eine eigene Schwingung. Sie setzt sich unter anderem aus den (schwingenden) Tönen beim Sprechen und dem ihm zugeschriebenen Inhalt zusammen. So schwingt das Wort Wut völlig anders als Freude, Langeweile anders als Hektik.

Die Numerologie bietet eine weitere Möglichkeit, die spezifischen Schwingungen oder Energien eines Wortes zu erfassen. Hier werden jedem einzelnen Buchstaben bestimmte Energien zugeschrieben und ein Wort ist somit eine Komposition dieser verschiedenen Buchstabenenergien.

Dass die Schwingungen der Worte zusätzlich auch einen qualitativen Unterschied transportieren, hat der japanische Wasserforscher Masaru Emoto mit seinen Bildern von gefrorenen Wasserkristallen aufgezeigt. Das Wasser wurde zuerst mit einer Information versehen (Schild mit Wort auf Behälter). Dann wurde es gefroren und die Wasserkristalle unter einem Elektronenmikroskop fotografiert. Der Unterschied zwischen negativen und positiven Begriffen ist frappierend: Die Kristalle der negativen Worte waren teilweise bis zur Unkenntlichkeit verformt, die Kristalle positiver Worte hingegen zeigten wunderschöne und harmonische kristalline Formen.

Wenn wir uns nun vor Augen halten, dass wir Menschen zu ca. 70% aus Wasser bestehen, wird klar, warum gewählte und positiv ausgerichtete Sprache so wichtig ist. Und warum es dabei sinnvoll ist, die Emotionalität der Worte und Sätze bestmöglich zu kennen.

Der Schreibkurs

Im Schreibkurs widmen wir uns gemeinsam diesen filigranen Fäden schriftlicher Kommunikation. Durch den gemeinsamen Austausch erlebst du die Unterschiedlichkeit, aber auch die Parallelität menschlicher Wahrnehmung in unserer Sprache. Du lernst die emotionale Aussage eines Wortes oder Satzes anhand deiner eigenen inneren Wahrnehmung kennen. Mit diesem Wissen und Empfinden wirst du absichtsvoll deine Intentionen und Gefühle in deine Texte einfließen lassen können. Damit jedes deiner Worte gut ankommt!

 

Termine:
Emotionales Schreiben – Der Schreibkurs (online)
Launchabende: 8.2. und 23.2. jew. 18:00 – 19:00h (kostenlos)
Der Schreibkurs: ab 2.3.
Webseite: https://sensibel-beraten.de
Kontakt:
info@sensibel-beraten.de

Über den Autor

Avatar of Cordula Roemer
Mehr Infos

Coach, Dozentin und Sachbuch-Autorin, Expertin für Hochsensibilität & Hochbegabung
Aus einer Journalisten-Familie stammend hat die Autorin spät zum Schreiben gefunden und dabei ihre alten Wurzeln wiederentdeckt. Seit 2011 schreibt sie Sachbücher mit Hang zum Belletristischen zu ihrem Expertenthema. Im Schreibkurs verbindet sie ihr psychologisches Knowhow mit der Neugier am geschriebenen Wort.
Darüber hinaus begleitet sie feinfühlige Menschen im Life- und Job-Coaching.

Cordula Roemer ist Dipl. Pädagogin, HSP-Beraterin u. -Coach, Dozentin und Autorin. Seit 2007 weiß sie von ihrer eigenen Hochsensibilität und gründete 2009 das Offene Berliner HSP-Treffen, das seither monatlich stattfindet. Vorträge, Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte, Beratungen für Betroffene und Sachbücher folgten.

 

Bücher:
Cordula Roemer: Hurra, ich bin hochsensibel! Und nun?, Springer 2017
Cordula Roemer: Perlen im Getriebe – Hochsensibel im Beruf, Humboldt 2018
Cordula Roemer und Anne Oemig: Ein hochsensibles Jahr mit Gustav, Springer 2018



Eine Antwort

  1. Petra Hartmann
    Emotionales Schreiben

    Danke liebe Carola, für die bewusstmachenden Zeilen. In der Kürze liegt die Würze ist zweckmäßig, aber nicht emotional. Der Mittelweg ist die Kunst eines angenehmen Umgangs miteinander. So wie man schreibt, so ist man auch. LG Petra Hartmann

    Antworten

Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*