Von Cornelia Wriedt

Das asiatische Feng Shui ist inzwischen schon ein Begriff, mit dem die meisten Menschen etwas anzufangen wissen. Nur Wenige aber sind darüber im Bilde, dass es auch ein europäisches Gegenstück dafür gibt. Die Geomantie, als alte Kunst und Wissenschaft um Lebensräume zu harmonisieren, ist leider zu Unrecht in Vergessenheit geraten.

Nun gibt es zum Glück dieser Tage gleichwohl viele herausragende Persönlichkeiten, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Namen wie Marko Pogačnik und Stefan Brönnle sind unter Interessierten einschlägig bekannt. Natürlich gibt es noch eine ganze Menge weiterer Geomanten, die ich erwähnen könnte. Man möge es mir verzeihen, dass ich das aus Platzgründen nicht tue.

Ich will mich jetzt nicht über das weite Feld der Geschichte der Geomantie auslassen. Damit fangen die meisten Bücher an und das ist auch gut so. Ich glaube aber, dass man in diese Materie immer noch eindringen kann, wenn man einmal  entschieden hat, sich intensiv mit der Geomantie zu beschäftigen. Für Anfänger und Neugierige ist es sicher spannender, erst einmal zu sehen worum es im Allgemeinen hier geht.

Wir stellen uns also vor, wir wollen ein Haus kaufen. Der Makler hat uns ein Gebäude angeboten, das uns eigentlich zusagt. Weil ein Hauskauf jedoch eine wichtige Entscheidung ist, die tief in unsere Lebensumstände eingreift, wollen wir alles richtig machen. Zeit und Geld spielen übrigens bei unserer fiktiven Annahme keine Rolle. Es geht hier nur um die Eigenschaften des Ortes beziehungsweise Objektes.

Was brauchen wir? Etwas Zeit für ausgiebige Spaziergänge rund um unsere zukünftige Wohnlage, Landkarten mit unterschiedlichen Maßstäben (auch topografische Karten), einen heißen Draht zum örtlichen Heimatverein (und oder deren Veröffentlichungen) und den Nachbarn in spe. Wir sammeln Informationen zu den unterschiedlichsten Faktoren.

 

Landschaft, Klima und Lage

Wie ist das Landschaftsbild im Allgemeinen? Berge, Hügel, Flachland? Welche Tiere und Pflanzen kommen hier vor? Gibt es Wasser in der Nähe? Flüsse, Seen oder ehemalige Wasserläufe? Wie ist die Straßenführung? Sind Industriegebiete oder hohe Gebäude in der Nähe? Oder gibt es einen Park, Wald oder Felder nicht weit entfernt?

Wie ist das Wetter im Allgemeinen? Gibt es viel Wind, Regen oder im Winter massig Schnee? Hält sich der Frost lange oder beginnt das Frühjahr zeitig? Besteht die Gefahr von Lawinen oder Hochwasser? Ist oft Nebel, Glatteis oder beginnen die Nachtfröste schon Anfang Oktober?

Zur Lage des Grundstücks im Großen wirft man einen Blick auf die Karten. Hier sollte man alles sammeln, was irgendwie zu bekommen ist. Je kleiner der Maßstab, umso hilfreicher ist das Material meist. Google bietet inzwischen auch eine gute Möglichkeit, um einen Blick von oben auf die Welt zu werfen.

Zur Lage des Grundstücks im Kleinen blickt man hinter die Grundstücksgrenze. Was für ein Anblick bietet sich mir zuerst, angenommen ich kommen nach einem langen Arbeitstag nach Hause? Was sehe ich, wenn ich aus den Fenstern blicke? Liegt das Grundstück in der Sonne oder im Schatten? Wo ist Norden, wo Süden?

 

Grundriss, Nachbarn, Geschichte und Identität

Wie ist der Grundriss des Hauses, wie ist das Gebäude ausgerichtet? Wie ist seine Form? Macht es einen harmonischen Eindruck? Oder scheint irgendetwas zu fehlen?

Einfach mal versuchen, mit den Nachbarn ins Gespräch zu kommen. Wie wirken ihre Grundstücke? Was für einen Eindruck lassen sie entstehen?

Was ist über die Geschichte des Hauses und Grundstücks bekannt? Wie lange steht das Haus? Wer waren die vorherigen Bewohner? Wie haben sie gelebt? Welchen Beruf, welche Schicksale hatten sie? Was war vorher auf dem Land, auf dem das Haus steht? Wald, Acker, ein Schlachtfeld, ein Friedhof, eine Mülldeponie?

Wie lange gibt es den Ort? Wie hat sich sein Name im Laufe der Zeiten verändert? Was bedeutete er ursprünglich? Wie heißt die Straße, die zu Deinem zukünftigen Heim führt? Warum? Was macht den Ort im Allgemeinen aus? Ist er für irgendetwas bekannt? Ist er berühmt? Hat er besondere Persönlichkeiten hervorgebracht? Hast Du einen Bezug zu diesen? Gibt es historische Ereignisse, die hier oder in der Umgebung spielen? Gibt es Sagen, Legenden, Geschichten und ähnliches, die hier oder in der Umgebung spielen?

Wir brauchen weiter alles, was auf die Identität des Ortes hinweist. Das reicht von Unfallstatistiken über Polizeiberichte, Arbeitslosenzahlen, Wirtschaftsdaten, Angaben über Gewerbegebiete, Kulturereignisse, Einwohnerzahlen, Verwaltungsstrukturen bis hin zu anstehenden und durchgeführten Reformen, egal auf welcher Ebene.

 

Wissen unserer Vorfahren

Man sieht allein an der Menge der möglichen Informationen, dass sich so ein Umzug auch gut vorbereiten lässt. Und dabei haben wir jetzt erst einmal nur einige Vorgaben für die analytische Betrachtung zusammengetragen.

Natürlich sind diese Betrachtungen nur ein winziger Einstieg in die spannende Erfahrungswissenschaft Geomantie. Sie sollen als ein Beispiel dafür dienen, wie das Wissen unserer Vorfahren auch heute noch hilft, unsere Gesundheit und Lebensqualität zu verbessern. So wie die Kräuterkunde mehr als nur die die moderne Medizin unterstützen kann, bietet die die Geomantie machbare Alternativen zur Architektur und zur Garten- und Landschaftsgestaltung. Es lohnt sich daher mehr als nur ein bisschen, sich mit dem Gebiet zu beschäftigen.

Schon die ersten Erkenntnisse bringen, neben praktischen Tipps für Haus und Garten, auch spannende allgemeine Hinweise. Getreu dem Spruch von Theodor Fontane „Man sieht nur das, was man weiß“, beginnt man seine Umwelt mit anderen Augen sehen. Auf einmal tauchen Fragen und Antworten auf, die vorher nicht da waren. Woher hat der Ort seinen Namen? Warum fühle ich mich an diesem Platz unwohl? Wieso zieht es mich immer wieder zu dieser Stelle?

Eine Gefahr besteht allerdings bei der ganzen Sache. Wer einmal anfängt, sich mit Geomantie zu beschäftigen, will meistens mehr darüber wissen. So hat es bei mir angefangen und es hat mich bis heute nicht losgelassen.

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