Wie nehmen Sie persönlich die Welt um sich herum wahr?

Lauschen, schauen oder fühlen Sie einmal kurz in sich hinein. … Und? Hauptsächlich mit den Augen? Oder eher mit den anderen Sinnen? Welche(n) ihrer Sinne nutzen Sie denn ganz aktiv und welche(n) weniger? Und wussten Sie, dass wir über unsere fünf Körpersinne hinaus noch viele weitere Sinne besitzen?

Während des Wartens an der roten Ampel bläst mir der Wind Nieselregen ins Gesicht. Irgendwo in der Ferne hupt ein Auto. Hinter mir fährt ein Fahrrad vorbei. Ich muss nicht hinsehen, um das Geräusch der schmalen Reifen auf dem nassen Weg zuzuordnen. Das Rad ist vorbei und plötzlich umweht mich ein Anflug von Sorge. Nun drehe ich mich doch um und sehe, eine Frau fährt das Rad. Ein Rucksack, ein leerer Kindersitz. Sie muss an Ihrer Ampel ebenfalls warten und wirkt in Eile – vielleicht kommt sie zu spät zur Kita?

Die Zeitung vor mir auf dem Schoß, ein dampfender Tee auf dem Caféhaustischchen vor mir. Ich bin ganz entspannt, genieße diesen Moment des Zeit-Habens. Da wird mein Gesicht irgendwie warm. Ich blicke auf und sehe, dass mich die Frau am Nachbartisch beobachtet hat. Schnell schaut sie weg.

Da Sie gerade SEIN lesen, können Sie sich wahrscheinlich vorstellen, dass es außer sehen, hören, riechen, schmecken und tasten noch andere Sinne gibt. Uns Menschen werden von der Wissenschaft unter anderem noch folgende Körpersinne zugebilligt: Die Empfindung von Wärme, Schmerz, Gleichgewicht und der Lage im Raum (Propriozeption).

Erforscht sind darüber hinaus bei Tieren unter anderem die Wahrnehmung von Elektrizität (Zitteraal, Zitterrochen), Infrarot (Schlangen), Magnetismus (Zugvögel), Mikro-Schwingungen (Spinnen), Sonar/Radar (Delphine), Verarbeitet werden die genannten Wahrnehmungen im Frontallappen des Gehirns. Die Tiere besitzen mit Ausnahme des Grubenorgans der Schlangen für Ihre Wahrnehmung kein spezielles Sinnesorgan.

Was hat es also auf sich, mit unserer Wahrnehmung für Raum-Atmosphäre, zwischenmenschliche Spannungen, mit dem Gespür für drohende Gefahr, dem Fühlen von Elektrosmog, unserer Intuition bei Entscheidungen, verschiedenen (Vor)Ahnungen in speziellen Situationen, dem viel besprochenen Bauchgefühl und dem sechsten Sinn?

Wahrnehmungen unabhängig vom Körper

Die Allgemeinheit geht davon aus, dass jemand diese Fähigkeiten besitzt, oder eben nicht. Als besonders zuverlässig gelten sie auch nicht, da mit den üblichen Methoden der Wahrheitsfindung schwer zu überprüfen ist, was zuerst da war. Henne oder Ei? Ereignis oder Ahnung?

Hellseher, Geisterbeschwörer und Medien waren von jeher beliebt bei den Herrschern der Welt. Aber sie waren auch gefürchtet und mit dem Mantel des Mystischen, Angst Machenden umhüllt. Diese Zwiespältigkeit in der Beobachtung und Beurteilung des „Unerklärlichen“ hält weiter an. Egal wie ein medial begabter Mensch zu seinen Informationen kommt, polarisiert sein Talent die Meinungen des Umfeldes.

Verstecken des Offensichtlichen

Ich selbst hatte als kleines Kind viele Erlebnisse, die meine Eltern, die Kindergärtnerin oder meine Freunde nicht erklären konnten. Ich träumte, was kurz darauf wahr wurde, ich sah mit den Händen, konnte instinktiv Heilenergie schicken oder bei der bloßen Berührung einer anderen Person deren Sorgen oder Schmerzen erkennen. Die Reaktionen meiner Umwelt darauf waren ganz verschieden. Von Ablehnung über Unglauben bis Verbot.

Erst viel später im Leben kam ich dazu, meinen Energien mehr Raum zu geben. Meinen Wahrnehmungen zuzuhören. Meine medialen Sinne zu schärfen. Ich fand zu einzelnen Erlebnissen sogar andeutungsweise Erklärungen, vereinzelte Hinweise in der Literatur. Im Austausch mit interessierten Menschen bin ich dann – für mich überraschend – darauf gestoßen, dass ganz viele Leute, einmal oder bereits öfter im Leben starke Intuition oder Ahnungen oder plötzliches Wissen erlebt hatten. Aber niemand von ihnen konnte es steuern oder zielgerichtet einsetzen. Also machte ich mich selbst auf den Weg, meine ‚anderen‘ Sinne zu erforschen. Da immer noch der Makel des „Andersseins“ in meinem Hinterkopf rumschwirrte, waren meine Forschungen ziemlich umständlich.

Ich versteckte meine Fähigkeiten oder entschuldigte mich dafür, wenn ich etwas wusste, was man mir nicht gesagt hatte. Oder wenn ich etwas sah, was anderen verborgen blieb, behielt ich das für mich. Aber oft kam ich in Konflikt: Wollte ich jemandem helfen, aber verschweigen, woher die Information kam (aus meinem Inneren – wie ungeheuerlich!), dachte ich mir skurrile Erklärungen als Quelle für mein Wissen aus und wirkte damit wohl oft etwas ver-rückt oder daneben.

Zwischenzeitlich trennte ich mich von meinem ursprünglichen Beruf als Bankkauffrau und absolvierte nebenberuflich eine Ausbildung zur Heilpraktikerin. Ich eröffnete eine eigene Praxis und war damit meinem inneren Drängen gefolgt. Ohne die äußeren Beschränkungen durch mein Umfeld, erwachten meine Sinne mehr und mehr. Bis dahin war es mir ja schon manchmal unheimlich gewesen, jetzt wurde es wirklich intensiv.

Geweckte Fähigkeiten

Immer öfter spürte ich, während mein Gegenüber von etwas ganz anderem sprach, wo im Körper oder im Gemüt noch Probleme steckten und fragte nach, ob es etwas zum Thema x im Leben des Patienten gibt. Die erstaunte Antwort war oft „Ja – das hätte ich beinah vergessen“ oder „Eigentlich wollte ich das gar nicht erzählen“. Meist kamen wir durch meine instinktiven Fragen schneller an den Kern der Beschwerden. Desto öfter ich diese Art überraschender Einsicht hatte, desto präziser wurde meine Auswahl der passenden Therapie.

Bei der Behandlung einer Patientin konnte ich mit den Händen sehen, wie das kranke Organ aussieht und dann ganz gezielt energetisch die Heilung dorthin entsenden. Als ich mich später traute, ihr das Gesehene zu beschreiben, sah sie mich mit erstaunten Augen an: „Ja! Genau so sah das auf dem Ultraschall aus!“

Dieses Erlebnis gab mir den Mut, immer mehr Patienten zu bitten, während die Akupunkturnadeln noch wirken, mit meinen Händen arbeiten zu dürfen. Die meisten stimmten zu, es wenigstens einmal anzufühlen.

Es ergaben sich kleinere und größere Energieoperationen. In den Auren der Patienten gespeicherte Krankheiten, Gefühle, Altlasten konnte ich mit den Händen nicht nur wahrnehmen, sondern auch ablösen. Manchmal flammte während eines Handkontakts in meinem Kopf der Name eines homöopathischen Mittels auf und bei näherer Prüfung war es das Passendste für diesen Patienten. Auf die klassische Weise hatte ich bisher immer Stunden der Anamnese und Auswertung benötigt, jetzt fiel mir das Wissen wörtlich in die Hände. Oder ich suchte im Medizinschrank ein Mittel – mit den Augen und nach Alphabet eine Sache von einer Minute. Mit meinem inneren Wissen nur noch ein Handgriff.

Willkürlich versus unwillkürlich

All das gelang natürlich nicht immer und schon gar nicht auf heftiges Wollen hin. Es war doch aber so schön einfach und so viel treffsicherer und hilfreicher. Irgendwie musste es möglich sein, diesen Wahrnehmungs-Ferrari nicht nur im ersten Gang zu fahren!

Tatsächlich gelang es mir nach und nach, den Zustand, der zu einer klaren Intuition, einer medialen Wahrnehmung oder einem instinktiven Wissen führt, aus meiner täglichen Arbeit herauszukristallisieren. Es ist eine Art innerer Fokus, der dennoch frei vom Ziel bleibt. Auch die Art der Wahrnehmung lässt sich steuern. Sprich die Form, in der die innere Information ankommt. Als inneres Sehen, Hören, Riechen, Wissen oder Fühlen…

Als ich eines Tages einem neuen Patienten erklärte, was ich vorhabe, stellte er mir ganz präzise Fragen, wieso ich jetzt gerade hier…, oder warum ich insbesondere dort…, was mich dazu veranlasst hatte, jetzt das … Beim Versuch alles zu beantworten, wurde mir bewusst, dass es mir schwerfiel, gute Worte zu finden. Aber nicht, weil es so unerklärlich ist, was ich da tue, sondern weil alle meine inneren Wahrnehmungsformen inzwischen so mit den Körpersinnen und auch untereinander so verwoben sind, dass sie eine Einheit bilden.

Später am Abend fiel mir auf, dass ich meine Fähigkeiten nicht nur an den Patienten, sondern beispielsweise auch beim Einkaufen, beim Gespräch mit Freunden, beim Autofahren oder beim Spaziergang im Wald benutzte. Und plötzlich wurde ich gewahr, was ich da eigentlich in mir trage: Ein Riesen-Geschenk!

Entdecke deine Möglichkeiten

Jetzt erklärte sich plötzlich, warum ich immer die Blumen kaufe, die zwei Wochen wie eine Eins in der Vase stehen. Mindestens aber eine Woche, wenn ich sie nicht zusätzlich noch mit Energie aus meinen Händen gepusht habe.
Darum bremse ich das Auto immer schon ab, bevor die brenzlige Situation zu sehen ist.
Deshalb verlaufe ich mich im Wald nie, obwohl ich die Angewohnheit habe, Stunde um Stunde querfeldein zu marschieren. Daher finde ich im Wald immer besonders schöne Stellen, begegne Tieren ganz aus der Nähe und kann sie lange beobachten.
Und beim Gespräch mit Patienten oder Freunden kommen mir darum so oft abwegige Fragen in den Sinn, die dann plötzlich den Kern des Problems offenbaren, weil ich etwas wahrgenommen habe!

Jetzt war meine Motivation erst richtig erwacht

Ganz bewusst schaute ich die Situationen meines täglichen Lebens nun neu an. Ich spürte wie meine Energie anstieg und damit anfangs leider auch meine Empfindlichkeit für elektrische Geräte. Hochspannungsleitungen hatte ich schon lange Zeit gespürt, aber nun bemerkte ich jede Stehlampe. Schlimm sind die Geräte, die in Standby-Modus sind. Dort staut sich die Energie, die aus der Steckdose in Richtung Gerät läuft, aber nicht genutzt wird. Eine Zeit lang gingen über mir regelmäßig die Straßenlaternen kaputt, mehrmals stürzte mein Handy davon ab, dass ich es nur in die Hand nahm. Um nicht von der Stadtverwaltung zur Ordnungsstrafe verdammt zu werden und weil Handys doch irgendwie teuer sind, justierte ich so lange, bis meine Eigenfrequenz nicht mehr mit der Umgebung kollidierte. (Beim GPS meines Auto-Navis gelingt mir das leider nicht immer – daran arbeite ich noch.)

Desto mehr ich mit meinen Patienten, Bekannten und Freunden energetisch und wahrnehmend arbeitete, desto mehr stellte sich heraus, dass jeder, der lernt, seine Aufmerksamkeit zu lenken, in der Lage ist, Energien und nicht körperliche Informationen wahrzunehmen. Meine rationalsten Patienten begannen zu spüren, wenn ich ihnen half, ihre Aufmerksamkeit zu lenken.

Wie das Leben so spielt, fragte mich wieder einmal ein Patient, wie ich dies oder jenes denn jetzt herausgefunden hätte und warum ich das kann. Das war der Moment, wo ich realisierte, was ich in Bezug auf meine Wahrnehmungen für einen Weg beschritten hatte, wer mir unterwegs alles begegnet war. Wie viele Menschen es wohl gibt, die ebenfalls gern ihre Sinne einordnen, verstehen oder steuern lernen wollen und ebenso im Dunkeln tappen wie ich lange Zeit? In dieser Nacht hatte ich einen sehr klaren Traum.

Geburtsstunde einer Schule

Die Summe meiner Wahrnehmungen, alte Ablehnungen, eigene Unsicherheiten, alles im Zeitraffer. Dann ändern sich die Bilder, werden heller und freundlicher. Ich lese einen Text, den ich schon 2001 geschrieben habe. Jemand zeichnete eine kleine Sonne mit sieben Strahlen auf einen Zettel. Meine einzelnen Wahrnehmungen verbinden sich zu einer Einheit. Ich halte sie wie eine Art Lichtkugel in der Hand und wenn ich damit vor mir auf die Ereignisse strahle, klären sich diese. Neben und hinter mir erscheinen Menschen, die ich nicht kenne. Sie schauen mir zu und tragen dann eigene kleine Kugeln aus Licht in ihren Händen.

Beim Aufwachen sind nicht nur Name und Logo für meine „SiebenSonne Hypnose- und Naturheilpraxis“ geboren, die bis dahin neutral www.Natur-und-Heilpraxis.de hieß, sondern auch das Konzept für eine Wahrnehmungsschule. Der Text, von dem ich geträumt hatte, trug 2001 den Titel „Mit allen Sinnen“ und der Ort, an dem die Menschen in meinem Traum gemeinsam mental lernten war der „Mediale Campus“.