Im ländlichen Raum gemeinsam eine lebenswerte Heimat gestalten

von Ina-Maria Raschen

Mein Gott, wer kennt schon Oberhavel? Und dann noch Nord-Oberhavel! Nun, wer mit der Regionalbahn (RB 5) von Berlin über Oranienburg gen Ostsee fährt, nicht schläft, die Landschaft genießt, der bemerkt den Halt in Gransee und in der  Wasserstadt Fürstenberg, der Drei-Seen-Stadt und dem Fluss „Die Havel“.
Wir befinden uns in Nord-Oberhavel.
Hier tummeln sich die Ortsansässigen seit Generationen, die Zugezogenen aus West und Ost und inzwischen viele Neu-Brandenburger z.B. aus Bayern, Hessen, Niedersachsen, Potsdam, aus dem Rheinland und viele Ex-Berliner, also Großstadtgeplagte: nun überwiegend in Rente.

Wir alle lieben die neue Heimat, sind stolz auf die Natur vor unserer Tür, die Seen, die Wälder und Naturschutzgebiete und die zahlreichen kulturellen Angebote und Sehenswürdigkeiten; für uns selbst, aber natürlich auch für die Gäste.
Sanfter Tourismus, versteht sich. Jawohl.
In diesem Zusammenhang möchte ich einen Verein beschreiben, der mich seit einem Jahr erfreut, fast möchte ich sagen „begeistert“. Der Verein „Gemeinsam“. Mit ihm tanze ich alle vierzehn Tage, mal im Dorf Menz, dann im Städtchen Fürstenberg, offene Gruppe, 20 – 30 Bewegungswillige aus den umliegenden Dörfern. Sehr herzlich, einander durchaus positiv zugewandt und ich behaupte, alle freuen sich auf das Wiedersehen. Überwiegend Frauen, 60 +, auch einige Jüngere sind dabei, aber das fällt nicht so sehr auf…

Dieser Verein „Gemeinsam“ lenkt des Öfteren die Aufmerksamkeit der regionalen Presse auf sich. Im September 2013 wurde unsere Bergbesteigung des Pritzkow (102 Meter über dem Meeresspiegel!!, Nähe Großwoltersdorf) mit Augenzwinkern in einem Bericht nebst bunten Bildern gewürdigt. Nun muss man wissen, dass Nord-Oberhavel eigentlich recht flach ist, nur leicht hügelig, finde ich. Also einen Berg zu besteigen hier in der Gegend – das ist eine echte Herausforderung, verbunden mit viel kreativen Einsatz von Seiten der Mitglieder des Vereins: So gab es unterwegs Musik, Gesang, Rast und viel, viel Spielfreude, z.B. wurde ein Film gedreht, mit großem Applaus wurden einige Einsatzfreudige geehrt und endlich oben auf dem Gipfel gab es Kulinarisches. Lecker, lecker, fast jeder brachte etwas mit. Und dann der weite Blick über das Land belohnte uns alle: Neubürger, wie auch Alteingesessene.

Mit dem kreativen Verein „Gemeinsam“ ins Buddhistische Zentrum

Wer ist nun eigentlich dieser tanzfreudige, witzige und kreative Verein?
Man nimmt sich gegenseitig im Auto mit, tauscht Erfahrungen aus, hilft sich untereinander, ist online zu erreichen (es gibt auch eine Adressliste), oder man trifft sich zu anderen Gelegenheiten wie Kartoffelfest, Filmnacht, Apfeltag, Sauna und dergleichen.
Das finde ich toll. Es entspricht meinem Freiheitsdrang (ich kann, ich muss nicht) und meinem Wunsch nach lockeren und freudvollen Begegnungen, die sich durchaus intensivieren dürfen. So kann ein Besuch des Buddhistischen Zentrums bei Menz organisiert werden, ein Treffen zur gemeinsamen Meditation, oder eine Sylvesterfeier im Dorf Zernikow. Der Gedenktag an die Reichspogromnacht, der 9. November, wird nach jüdischer Tradition im Heimatmuseum in Gransee würdig und kreativ von den Mitgliedern des Vereins gestaltet.

In der Jugendherberge neben der Gedenkstätte Ravensbrück (ehemaliges Frauen-Konzentrationslager in Fürstenberg) haben unsere russischen, israelischen, türkischen Tänze, auch Tänze aus dem Balkan, schon mal Gast-Schüler aus Niedersachsen aus der Reserve gelockt und zur spontanen Teilnahme motiviert. Wie schön!! Jung und Alt beieinander, beschwingt, an die Hand nehmend, auf die Füße tretend, lachend und schwitzend. Alles ohne die „Diktatur des Geldes“. Aber das ist ein anderes Thema.

Aber wer ist nun dieser „lockere“ Verein?

Er ist tatsächlich ein eingetragener Verein und er ist gemeinnützig. Er wurde nach der Wende 1993 gegründet und besteht nunmehr satte 20 Jahre. Anfangs bemühte man sich noch um Fördergelder, da ist man längst von ab gekommen, da der Verein beschloss, sich selbst zu tragen und nicht abhängig zu sein von den vielen Auflagen, Bestimmungen, der „verrückten“ Bürokratie.
Der Vorstand ist der Sprecherkreis (3 Sprecher). Ihr Geschäftsführer ist Herbert Brauer. Die Mitgliederversammlung tagt einmal im Jahr und beschließt Anträge, neue Arbeitskreise, Projekte oder Arbeitsvorhaben.
Der Verein fördert freizeitpädagogische Projekte, ist politisch und konfessionell neutral, wirkt im Geiste der Völkerverständigung und des Friedens, sowie der Gleichberechtigung aller Menschen, unabhängig von ihrer politischen, ethnischen oder sexuellen Orientierung im Geiste der Verfassung des Landes Brandenburg.

WOW. Da bin ich ganz richtig. Da mache ich echt mit.

Und ich finde – so einen Verein kann es überall geben. Einen Verein „Gemeinsam“ im ländlichen Raum für eine lebenswerte Heimat.

Kontakt: Herbert Brauer, Tel.: 033082-70334, email: vereingemeinsam@web.de

Foto: Ina-Maria Raschen

 

 

 

 

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