© Susana Cipriano auf PixabayIm Körper sein – spirituelle Übung für den Alltag 27. Januar 2025 von Judith Mücke In meiner Arbeit mit Menschen beobachte ich immer wieder, dass viele ihren Körper nicht wirklich bewohnen. Stattdessen sind sie in ihrem Geist gefangen, also eher verkopft, von äußeren Einflüssen getrieben oder von der Verbindung zu sich selbst und der Welt um sie herum entfremdet. Oft fehlt der Zugang zum Körpergefühl, und das Bewusstsein ist nicht fest in ihm verankert. Kurz gesagt: Sie spüren sich selbst nicht und sind nicht wirklich bei sich. Der Körper ist unser Zuhause Unser Körper ist weit mehr als ein biologisches Gefäß – er ist unser Zuhause hier auf dieser Erde und gibt uns die Möglichkeit, in einer materiellen Welt zu existieren. Er bietet Schutz, Bewegungsfreiheit und die Möglichkeit, die Welt auf sinnliche Weise zu erfahren. Unser Körper ist immer da und begleitet uns ein Leben lang durch Höhen und Tiefen und passt sich den Veränderungen an, die das Leben mit sich bringt. Wie jedes Zuhause braucht auch unser Körper Pflege und Achtsamkeit. Er reagiert auf das, was wir ihm geben – sei es Nahrung, Bewegung, Ruhe oder Gedanken. Ein verantwortungsvoller Umgang mit unserem Körper stärkt nicht nur unsere physische Gesundheit, sondern auch unser inneres Wohlbefinden. Wird er vernachlässigt, entziehen wir uns selbst eine wesentliche Grundlage für unsere Kraft und Individualität. Ein Übergang zwischen innen und außen Unser Körper ist der Ort, an dem wir uns selbst begegnen. Er ist die Brücke zwischen unserem wahren Wesen und der Außenwelt. In Momenten der Stille und Selbstwahrnehmung können wir spüren, wie eng Körper und Geist miteinander verbunden sind. Sobald wir erkennen, dass unser Körper Tag und Nacht für uns arbeitet, immer dafür sorgt, dass es uns gut geht, entwickeln wir eine tiefe Wertschätzung für ihn. Dieses Bewusstsein schafft Raum für Selbstfürsorge, Verantwortung, Dankbarkeit und die Erkenntnis, dass unser Körper der beste Ort ist, den es im Grunde gibt. Keiner zu Hause? Wenn wir nicht in unserem Körper präsent sind, nehmen wir ihn oft nur schwach oder gar nicht bewusst wahr. Dieser körperlose Zustand fühlt sich ganz normal an. Er ist vertraut. In den meisten Fällen wird dies nicht als störend empfunden, sondern eher als erleichternd oder schützend wahrgenommen. Das „Nicht-im-Körper-Sein“ kann ganz unterschiedliche Ursachen haben: Es kann eine Reaktion auf traumatische Erfahrungen sein, das Ergebnis ständiger Ablenkung oder einer übermäßigen Verlagerung des Fokus ins Geistige oder Spirituelle. Dieser Zustand kann sich über Jahre hinweg allmählich entwickeln oder bereits seit der frühen Kindheit bestehen. Körperliche Dissoziation bis zur Erschöpfung Die meiste Zeit meines Lebens steckte ich in einer körperlichen Dissoziation, in einem dauerhaften Abgetrennt-Sein, in einer anhaltenden Distanz zum Physischen. Durch eine Bindungsstörung, Frühtraumatisierungen, die Weigerung, in diesem Leben anzukommen und die Sehnsucht, in meine wahre Heimat zu gehen, versuchte ich, dem Himmel näher zu sein als der Erde. Ein Burnout half mir dabei, bei mir selbst anzukommen, meinen Körper als mein Zuhause anzunehmen, ihn zu lieben und durch Körpertraumatherapie und Achtsamkeit wirklich zu inkarnieren. Wenn wir inkarnieren, ist uns bewusst, dass wir uns bis zum Ableben unseres Körpers untrennbar mit ihm verbinden. Es bedeutet, dass unser feinstoffliches Wesen in einer stofflichen Existenz Gestalt annimmt. Durch traumatische Erfahrungen in unseren ersten Lebensjahren, aber auch aus vorherigen Leben, kann es schwer für uns sein, uns wirklich tief in unserem Körper wohl und sicher zu fühlen. Dann entfernen wir uns von ihm, bis wir ihn kaum noch wahrnehmen. Nachteile der Körperdistanz Wenn wir nicht mit unserem Körper verbunden sind, hat dies weitreichende Konsequenzen, die sowohl die physische als auch die emotionale und geistige Gesundheit betreffen. Warnzeichen wie Schmerzen, Verspannungen oder Erschöpfung können übersehen werden, was dazu führt, dass gesundheitliche Probleme oft erst spät erkannt werden. Ebenso bleiben grundlegende Bedürfnisse wie ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung oder Bewegung unberücksichtigt, da die Verbindung zum Körper fehlt. Auch die Wahrnehmung und Verarbeitung von Emotionen wird beeinträchtigt, da Gefühle oft über den Körper spürbar sind. Fehlt diese Verankerung, wird es schwer, Emotionen richtig zu deuten oder ihnen Raum zu geben. Darüber hinaus kann ein fehlender Bezug zum Körper dazu führen, dass Momente der Ruhe oder des inneren Ausgleichs schwerer zugänglich werden. Ohne die Fähigkeit, sinnliche Erfahrungen wie Berührung, Bewegung oder Genuss voll zu erleben, bleibt das Leben oft auf eine rein mentale Ebene beschränkt. Dies kann ein Gefühl von Leere oder Entfremdung erzeugen. Besonders herausfordernd ist, dass diese Distanz zum Körper häufig eine Schutzstrategie darstellt, um unangenehme oder traumatische Erfahrungen zu vermeiden. Doch langfristig verhindert dieser Mechanismus die notwendige Heilung und erschwert den Zugang zu einem Gefühl von Stabilität, Sicherheit und Zugehörigkeit. Diese Distanz beeinflusst auch die Beziehung zu anderen Menschen. Wer den eigenen Körper nicht spürt, findet es oft schwierig, Nähe und Intimität zuzulassen. Ebenso fällt es schwer, persönliche Grenzen wahrzunehmen oder zu erkennen, wenn diese überschritten werden. Ohne die bewusste Verbindung zum Körper bleibt eine der wichtigsten Grundlagen für Gesundheit, Lebensfreude und authentische Beziehungen ungenutzt. Im Körper sein 50Die fehlende Verbindung zu unserem Körper kann dazu führen, dass wir nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch die Tiefe und Fülle des Lebens verpassen. Die Rückkehr zum Körper – sei es durch Achtsamkeit, Bewegung oder therapeutische Arbeit – ist ein wichtiger Schritt zu einem gesunden, authentischen und spirituellen Leben. Wir können uns angewöhnen, im Alltag immer wieder bewusst in unserem Körper anzukommen. Dann nehmen wir wahr, wie unser Körper auf der Unterlage sitzt, spüren den Rücken an der Lehne, die Füße fest auf dem Boden, den Atem, der unseren Körper weitet. Wir spüren die Energien in ihm und die Empfindungen. Kehren wir tagsüber immer wieder mit unserer Aufmerksamkeit zu unserem Körper zurück, stärken wir unser Körperbewusstsein. Das macht uns verantwortungsbewusster und kraftvoller. Je mehr wir mit uns verbunden sind, desto besser können wir wahrnehmen, wenn etwas nicht in Ordnung ist, und entsprechend handeln. Diese Praxis zählt zu den wichtigsten spirituellen Übungen im Alltag. Sie hilft uns, in der Welt präsent zu sein, unsere Bestimmung zu leben und tief mit allem um uns herum verbunden zu sein. Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. Durch Deinen Klick auf "SENDEN" bestätigst Du Dein Einverständnis mit unseren aktuellen Kommentarregeln.