Ein Interview mit dem Schamanischen Klangheiler Manuel B. Breuer

Du bietest Schamanische Exkursionen zu Kraftorten in Brandenburg an. Was sind für dich Kraftorte und wie findest Du diese Orte?

Ganz allgemein gesagt sind Kraftorte Plätze in der Natur, die uns gut tun, einfach dadurch, dass wir uns dort aufhalten. Sie versetzen uns in eine angenehme Stimmung, in einen Zustand von Harmonie und innerem Frieden. Hier können wir uns fallen lassen, ganz bei uns sein, einfach den Vögeln oder Blättern zuhören oder in uns hinein lauschen. Typische Beispiele für solche Kraftorte sind Waldlichtungen, Bergkuppen oder Steilküsten. Manche Menschen haben ein sehr persönliches Verhältnis zu „ihrem“ Kraftort, vielleicht weil sie dort einmal eine wichtige Erkenntnis hatten, dort als Kind viel Zeit verbracht haben oder Trost finden, wenn etwas sie aus dem Gleichgewicht gebracht hat.

In Brandenburg ist es relativ einfach, solche Orte zu finden, in Städten z.B. in Parks oder an Wasserläufen, und erst Recht, sobald man die Stadt verlässt und seiner inneren Stimme und einer guten Landkarte vertraut, auf der z.B. alte Bäume oder Findlinge markiert sind. Auch eine Internetrecherche kann erste Hinweise geben oder ein Wanderführer, in denen markante Plätze, Seen oder Bäume beschrieben sind, zu denen man sich dann auf den Weg machen kann. Ich würde sagen, man findet aber einen Kraftort eher, als dass man ihn sucht.

 

Du hast dich in deiner schamanischen Arbeit auf alte Bäume und Steinaltäre spezialisiert. Was macht für dich deren Wirkung aus?

Bäume sind spirituell gesehen unsere nächsten Verwandten: Sie stehen wie wir aufrecht und verbinden Himmel und Erde. Mit ihren Blättern, Ästen und Blüten nehmen sie Informationen aus ihrer Umgebung auf, aus dem Himmel und aus dem Universum, und leiten sie in die Erde. Über ihr Wurzelwerk und das Grundwasser kommunizieren sie mit anderen Bäumen und schaffen auf diese Weise unterirdische Informationsnetze. Wenn wir in einen alten Hain oder eine Buchenwaldhalle gelangen oder vor einem stattlichen Baum stehen, bemerken wir eine Veränderung in uns selbst. Uns überkommen Gefühle von Ehrfurcht, vielleicht ein heiliger Schauer, angesichts dieses Wunders der Natur: Ein alter Baum, der schon so viele Stürme erfahren, Blitzeinschläge, Wildverbiss oder trockene Sommer überlebt hat, erinnert uns an unseren eigenen Überlebenswillen, die Niederlagen in unserem Leben und die Kraft, die uns immer wieder aufstehen lässt. In seinem Schatten, an seinem Stamm, in seiner Aura erfahren wir Trost, Ruhe, Einheit mit uns selbst. Und was zuvor noch schwer erschien, wird plötzlich leicht.

Steinaltäre auf der anderen Seite sind von unseren jungsteinzeitlichen Vorfahren erbaute Anlagen, die aus großen Findlingen bestehen. Diese wurden mit der letzten Eiszeit in unsere Region gebracht. Solche Anlagen werden von der Archäologie als Großstein- oder Megalithgräber bezeichnet, sind aber in den meisten Fällen Altaranlagen der damaligen jeweiligen Gemeinschaften.

 

Und welche Götter haben diese Gemeinschaften auf diesen Anlagen verehrt?

Die Jungsteinzeit kennzeichnet den Übergang unserer kulturellen Entwicklung vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit. Spirituell betrachtet tritt hier an die Stelle der Anbetung von Tiergöttern wie dem Bären- oder Hirschgeist – die es für die Jagd gnädig zu stimmen galt – eine Verehrung der Großen Erdmutter, die ihre Kinder mit Nahrung versorgt und in einem ewigen Kreislauf von Erblühen, Reifen und Vergehen dem Menschen ein Vorbild ist. Die Jungsteinzeit war nach meinem Verständnis die erste und letzte kreisförmige Kultur unserer Breitengrade, in der also die Vorstellung von Tod und Wiedergeburt, von einem in diesem Sinne ewigen Leben eine zentrale Rolle spielte. Auf den Megalithanlagen dieser Kultur wurde der Tod verehrt – aber nicht als Ende allen Seins, sondern als Geburtsstätte des Lebens. Einige schöne Exemplare dieser Altäre finden wir bis heute vor allem im nördlichen Brandenburg, in der Prignitz und der Uckermark.

 

Haben diese Steinaltäre selbst eine bestimmte Kraft oder Qualität oder ist es der Platz, der die Altäre sozusagen energetisiert?

Steine selbst sind zunächst neutral, bis sie zu einem Altar, an einem besonderen Ort und mit einer bestimmten Absicht aufgestellt werden. Dort überhöhen sie die natürlich gegebene Qualität des Platzes, können aber auch individuell energetisiert, mit Informationen aufgeladen sein – je nach historischer Nutzung dieses Ortes. Bei der Erforschung und Einordnung der individuellen Qualität solcher Plätze nutze ich gerne das aus dem Yoga bekannte Chakrensystem. So haben viele Plätze deutliche Bezüge zu Qualitäten des Herzraums, zum Wurzel- oder Kronenchakra. Durch die Resonanz mit unseren Seelenzentren sind sie in der Lage, diese zu stärken oder uns Menschen dabei zu unterstützen. Wenn ich also einen solchen Platz zum ersten Mal besuche, spüre ich zuallererst in mich hinein, zu welchem Bereich meines Körpers dieser Platz die stärkste Resonanz hat.

Dann haben wir in Deutschland das Glück, dass unsere Großsteinanlagen in der Regel von Pflanzen bewachsen sind. Manchmal findest Du Plätze, die liegen vielleicht 50 Meter auseinander. Und auf dem einen steht genau in der Mitte nur eine große Eiche, ansonsten wächst dort nur Gras oder Brennessel, während der andere Platz gleich nebenan von Weißdorn und Holunder geradezu übersäht ist. Da fragt man sich schon, wie kann das sein, und was sagt mir das über die Bedeutung und individuelle Qualität dieses Platzes? Aus dem Bewuchs kann man also ebenfalls eine Menge über die Qualität des Platzes erfahren, wenn man sich die Zeit nimmt, inne zu halten und in diesen großartigen Kosmos einzusteigen. Und je tiefer die Reise geht, desto mehr der einzigartigen Geschichte, Energien und Qualitäten des Platzes offenbaren sich.

 

Wenn Du von den Chakrenbezügen sprichst: heißt das, du betrachtest die Erde als einen Organismus mit einem ähnlichen energetischen Aufbau wie der Mensch?

Genau, die Erde ist für mich eine Große Mutter und ein fühlendes, lebendes Wesen, so wie wir fühlende und lebende Wesen sind. Sie hat natürlich eine andere Art, sich auszudrücken und ihr Körper ist äußerlich von unserem sehr verschieden, aber wir sind aus denselben Substanzen aufgebaut. Wir sind Erde! Und wenn unsere Körper vergehen, werden alle unsere materiellen Bestandteile verwertet und kehren in den Kreislauf zurück, werden Dünger für neues Leben.

 

Wie würdest Du die Kräfte beschreiben, die an diesen Plätzen wirken?

Diese Frage würde die TCM wohl mit „Chi“ beantworten, der Indigene Nordamerikaner mit „Großer Geist“. Kraftplätze sind Orte, an denen das Chi, die Energie der Erde besonders frei fließt und an denen es uns Menschen leicht fällt, sich mit ihr zu verbinden. Erdenergie können wir ja überall spüren, sogar da wo Boden versiegelt oder unterhöhlt wurde. An Kraftorten eben nur besonders leicht und besonders stark. Häufig liegen solche Orte an Kreuzungspunkten von Erd-Energiebahnen – die mit unseren Meridianen verglichen werden können. Marko Pogačnik andererseits hat z.B. die Ein- und Ausatmungspunkte der Landschaft erforscht – in solche Orte einzutauchen ist ein ganz wundervolles Erlebnis – und sehr viel für einen neuen Zugang zur Welt der Elementarwesen geleistet. Ein Kraftplatz kann vor diesem Hintergrund auch dadurch zum Kraftplatz werden, dass sich hier viele Energiewesen versammeln und ihre Kräfte bündeln.

 

Was können wir Menschen an diesen Orten finden?

Was wir als erstes finden ist tiefe Stille und Entschleunigung. Alte Bäume werden bei uns maximal 800 bis 1.000 Jahre alt, aber diese Steine sind vor Millionen von Jahren entstanden und über tausende von Jahren mit der letzten Eiszeit zu uns gewandert. Seit ungefähr 3.500 Jahren stehen sie mehr oder weniger unverändert an derselben Stelle. Wenn man sich das bewusst macht, setzt es alles in Relation, was uns gerade an Alltagsproblemen beschäftigt. Weil es uns zeigt, dass es etwas gibt, dass größer ist als wir und das alles überdauert. Wir tauchen ein in eine Welt der Zeitlosigkeit und erfahren Ganzheit, Integrität und Harmonie, tiefe Heilung. Heilung in diesem Sinne heißt für mich, dass wir an diesen Orten ein Gefühl dafür bekommen was es heißt, den Raum zwischen unseren Gegensätzen mit unserem wahren Selbst auszufüllen, anstatt uns auf der einen oder anderen Seite von Polaritäten aufzuhalten.

 

Warum führst Du Menschen an diese Plätze und was genau macht ihr dort?

Ich gehe mit Menschen an diese Plätze, weil ich der Erde etwas zurück geben möchte. Aus mitgebrachten Gaben, also z.B. Heilsteinen, Federn, Muscheln usw. und dem, was die Plätze uns schenken errichten wir Mandalas, kraftvolle Bilder unserer Herzen. Über Körperübungen, Trancereisen und Naturrituale verbinden wir uns tief mit den Kräften des Platzes. Als Gemeinschaften auf Zeit tanzen, trommeln und singen wir, senden unseren Dank und unsere Gebete zum Himmel und in die Energiebahnen dieses wunderschönen Planeten.

Es gibt in unserer Geschichte eine Zeit, in der wir im Einklang mit den Zyklen der Natur und damit eine Form von Weisheit gelebt haben, die über das Rationale, das mit den Augen Sichtbare hinaus ging. Eine wichtige Quelle dieser Weisheit finden wir in den Kraftplätzen, die ich auf meinen Exkursionen besuche und damit auch einen Weg, diese Weisheit in unserer Gesellschaft wieder zum Leben zu erwecken. Dafür möchte ich einen Beitrag leisten und lade daher alle fühlenden und naturverbundenen Menschen ein, mich bei dieser Aufgabe zu unterstützen.

 

Zum Abschluss noch die Frage nach deinen Lieblingskraftorten in Brandenburg, wenn es solche geben sollte?

Im Bereich der Bäume fällt mir da zuerst die Alte Eiche im Gutspark Sacrow ein, ein großartiger Baum, dessen abgebrochene Arme wie Krakenarme um ihn herum drapiert liegen. In der Nähe von Lebusa (Elbe-Elster) gibt es eine wunderschöne Buchenwaldhalle, die auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Und eine meiner Lieblings-Megalithanlagen, einen Altar der Weißen Göttin findet man in Mürow, nördlich von Angermünde, gleich neben der Landstraße.

 

Vielen Dank!

 

Das Interview führte Lydia Poppe.

 

Termine:

HEILIGE ORTE 2015 – Schamanische Exkursionen zu Steinaltären, alten Bäumen und magischen Plätzen mit Manuel B. Breuer am 14.-17.05. (Mecklenburg 1), 10.-12.07. (Uckermark) und 18.-20.09.2015 (Mecklenburg 2)

SCHAMANISCHE ABENDE in Berlin am 28.04., 12./26.05., 09./23.06.2015

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