Wir Männer
…möchten uns einsetzen für eine Sache, die uns wirklich am Herzen liegt. Wir möchten gebraucht werden und es macht uns eine riesige Freude, wenn wir etwas beitragen können, das in der Welt einen Unterschied macht, was – groß gesagt – die menschliche Evolution voran bringt.
Etwas bewegen zu wollen, etwas für den Stamm nach Hause zu bringen und dafür bewundert zu werden, scheint sehr tief in unserer Natur angelegt zu sein.
Wir möchten anerkannt werden für unsere Kraft, unsere Intelligenz und unseren Beitrag, aber auch einfach dafür, dass wir Männer sind, so unterschiedlich und eigen, wie wir eben sind. Wir möchten sexuell begehrt werden und mit unserer Lust und unserem erotischen Wesen geliebt und akzeptiert werden.

…Viele von uns sind ständig in der Gefahr, in dieser Außenorientierung unsere inneren Quellen und Ströme zu vergessen. Die Verbindung zu unseren Gefühlen, unserer Zartheit, unserer Verletzlichkeit.
Gerade diese Verbindung nach innen, genauso wie die Verbindung zum Lebendigen in der Natur und zum unaussprechlichen, göttlichen Mysterium des Seins könnte uns tiefer nähren als jeder äußere Erfolg.

…Diese innere Sehnsucht nach Ganzheit in uns kann uns auch keine Frau erfüllen.
Wenn ich die Quelle ausschließlich in meiner Beziehung suche, entstehen meiner Erfahrung nach sehr leicht Formen emotionaler und sexueller Abhängigkeit. Dann sind wir schnell im alten Liebesdrama. Ich persönlich liebe mittlerweile den konfrontierenden Satz von Eckart Tolle dazu: „Beziehungen sind nicht primär da, um glücklich zu sein, sondern um bewusster zu werden und um gemeinsam in Liebe zu wachsen“.

…Wirklich zu lieben und uns hinzugeben ist bei uns oft mit der Angst vor Freiheitsverlust verbunden.
Wir möchten unsere Autonomie behalten, auch wenn wir uns ganz in Bindungen hinein geben. Ich selber habe in mehr oder weniger schmerzlichen Prozessen immer wieder erfahren, dass weder Mama noch Traumfrau mir emotionale Sicherheit geben, sondern, dass ich selber dafür verantwortlich bin. Durch diesen Reifeprozess werden wir schließlich beziehungsfähig.

…Gegenüber anderen Männern müssen wir uns oft behaupten, erleben Konkurrenz und Abwertung.
Dabei können wir Männer uns gegenseitig so viel geben. An Unterstützung, Verständnis, Wärme, Trost und positiver gegenseitiger Herausforderung. Das sehe ich ganz stark auch immer wieder in der Arbeit mit Jungen und jungen Männern.
Ich erlebe in der Öffnung zu anderen Männern häufig eine Art Selbstverständlichkeit, humorvolle Nüchternheit und Direktheit, bei der mir das Herz aufgeht. Meiner Erfahrung nach gibt es ein Aufgehoben sein unter Männern, das ich mit Frauen in dieser Form nicht erleben kann. Diese „Heimat unter Männern“ kann auch unsere Liebesbeziehungen zu Frauen enorm entlasten, weil dann dort nicht mehr alles Nährende stattfinden muss. Das entlastet meiner Erfahrung nach auch die Frauen.

…Das Vertrauen zu anderen Männern und die Berührbarkeit, die entstehen, wenn ich mich als Mann nicht mehr vor der feindlichen Männerwelt schützen und ständig angestrengt in ihr behaupten muss ist ein Schatz. Aus meiner Sicht ist diese „Entkonkurrierung“ (P. Bönisch) eines der wichtigen Elemente für den Wandel hin zu einer partnerschaftlichen Kultur der Kooperation.

Zum Abschluss möchte ich dich fragen:

„Wofür brennt dein Feuer?“
„Was gibt dir Sinn und wofür gehst du in deinem Leben mit aller Konsequenz?“
„Ist deine Berührbarkeit ein Teil deiner Kraft als Mann?“
„Wer bist du im Kontakt mit starken, erotischen Frauen, die dich herausfordern?“
„Wie ist es für dich, wenn jeder präsente, kraftvolle Mann eine Einladung für dich ist, selber ganz in deine Kraft zu gehen?“

Lasst uns gemeinsam daran forschen und uns dabei gegenseitig unterstützen. Zum Wohle aller Wesen.

Kolja Güldenberg

Abb: © Sinan Mucur /  pixelio.de

 

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