von Anette Dröge

Gefühle gehören zu unserer körperlich-seelischen Grundausstattung. Obwohl sie uns oft gar nicht bewusst sind, sind sie doch immer da. Sie sind in einem gewissen Sinn unsere Verbindung zur Umwelt. Sie stellen die Verknüpfung zwischen unserem Inneren, unserer Seele, unserem Körper und der Umgebung her. Gefühle bringen uns im besten Falle sicher, gesund und glücklich durch den Tag.

Es macht einen himmelweiten Unterschied in unserem Leben, ob wir vor unseren Gefühlen – ganz besonders den unliebsamen – davonlaufen, indem wir sie verdrängen und uns ablenken, oder uns ihnen bewusst und wohlwollend zuwenden. Ungelöste Probleme und Gefühle verfolgen uns, schlimmstenfalls ein ganzes Leben lang. Wenn wir sie allerdings willkommen heißen und annehmen, können sie sich auflösen und lassen uns als Menschen innerlich reifen.

Gefühle sind untrennbar mit unserer Lebensqualität verbunden

Im Einklang mit unseren Gefühlen erleben wir Höhen und Tiefen, unser Leben ist bunt und lebendig. Wir können uns auf unsere Gefühle verlassen. Wir können eine Situation besser einordnen, uns einlassen und genießen oder uns früher abgrenzen und gehen, bevor es brenzlig wird. Wir sind in unserem Leben ständig auf unsere Wahrnehmung und Einschätzung von Situationen angewiesen. Wir können, unserem Bauchgefühl folgend, die richtigen Entscheidungen treffen – sei es beispielsweise um den richtigen Job zu finden oder einen guten Umgang mit uns wichtigen Menschen zu pflegen.

Doch das ist alles gar nicht so einfach. Zweifelsohne leben wir in einer Zeit in der, der allgemeine Stresspegel sehr hoch ist, und wir oft das Gefühl haben, funktionieren zu müssen. Die Folgen sind innerlicher Druck und für viele Menschen eine „Nun-reiß-dich-mal-zusammen-Haltung“. Wir reißen uns also zusammen und fangen an, über unsere gesunden Grenzen hinauszugehen. Wir »stehen stramm«, obwohl wir müde sind, und bekommen vermutlich Probleme im Schulter-Nacken-Bereich, Rückenschmerzen oder Knieprobleme. Dann werden wir innerlich wütend, dürfen das aber nicht ausdrücken, um keinen Ärger zu bekommen. Deshalb unterdrücken wir das Wutgefühl und es taucht einige Zeit später z.B. als Nebenhöhlenentzündung wieder auf. Einhergehend mit den psychischen Belastungen der heutigen Zeit treten auch körperliche Schmerzmuster vermehrt auf. Aber warum ist das so?

Dank der bahnbrechenden Forschungsergebnisse der Psychoneuroimmunologie, kurz PNI genannt, wissen wir heute, wie diese Krankheiten, die sich aus der Psyche entwickeln – auch psychosomatische Krankheiten genannt – entstehen.

Forscher entdeckten biochemische Boten- und Signalstoffe, die als Mittler zwischen Körper, Seele und Immunsystem fungieren. Und so sind wir heute sicher: Gefühle beginnen im Gehirn. Dort lösen sie biochemische Kaskaden aus und steuern viel stärker unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit, als wir das bisher angenommen haben. Krankheit entsteht in dem Moment, wo es zu einer wiederholten und dauerhaften biochemischen Stressreaktion im Körper kommt.

Doch es gibt nicht nur den »negativen« Zusammenhang: Die Forschung der Psychoneuroimmunologie hat ebenfalls unmissverständlich gezeigt, dass positive Gefühle wie Glück, Hoffnung, Zufriedenheit und Selbstwirksamkeit das Immunsystem stärken. Negative Gefühle wie Angst, Sorgen, Kummer und Selbstzweifel führen hingegen zu einer nachweislichen Verminderung der Immunzellen. In diesem Wissen stecken Chancen auf tiefgreifende Heilung.

In Einzelfallstudien zeigte sich, dass nicht nur negative Gefühle, sondern auch das Unterdrücken sowie die Unfähigkeit, Gefühle auszudrücken, krank machen können oder eine Genesung erschweren. Studien mit Krebspatienten machten beispielsweise deutlich, dass diejenigen Patienten, die in der Lage waren, ihre negativen Emotionen zu artikulieren, nachweislich schneller gesund wurden und eine längere Lebensdauer erreichten als solche, denen es schwerfiel, sich mit ihren Gefühlen auseinanderzusetzen (Zänker 1991).

Aus diesen Gründen möchte ich deshalb einen neuen, positiven und wohlwollenden Ansatz vorstellen, wie wir mit unseren körperlichen Symptomen und Gefühlen im Alltag gesünder umgehen können. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, die oft anerzogene, über Jahre oder Jahrzehnte trainierte Angst vor unserem Inneren aufzulösen. Ich möchte meine Leserinnen und Leser einladen, sich auf eine ganz neue, wohltuende und wertfreie Weise mit ihrem Inneren und ihren Symptomen zu beschäftigen.

Diese neue Sichtweise führt uns auch über die bisherige Deutung von Symptomen hinaus: Wir haben jetzt ganz andere Möglichkeiten, eine Krankheit und ihre Entstehungsgeschichte wirklich zu verstehen. Umfassender, ganzheitlicher, lebensbejahender!

Wenn wir eine Krankheit »nur« deuten, laufen wir sehr häufig Gefahr, die Symptome und die Krankheit zu bewerten und sie verändern zu wollen. Dadurch entstehen unter Umständen zusätzlich innerer Druck und Schuldgefühle darüber, etwas falsch gemacht zu haben.

Wenn wir aber wirklich wertfrei und unvoreingenommen auf die Beschwerden schauen – so, wie sie sind –, erfahren wir am meisten über uns selbst und den inneren Knoten, der uns krankgemacht hat. Und oft zeigt sich dann auch schon im selben Atemzug die Lösung des Problems.

In meinem Buch* habe ich diese wunderbaren und zum Teil sehr komplexen Funktionsmechanismen verständlich aufbereitet, um Sie zu ermutigen umzudenken. Wenn wir aufhören, gegen uns selbst anzukämpfen, und unsere Gefühle annehmen, wie sie sind, erfahren wir sehr viel über uns selbst und unsere innere Wahrheit. Wir können dann aufhören zu leiden und anfangen, unser Leben so zu gestalten, dass es uns mit Freude und Lebendigkeit erfüllt.

Getreu einer der wichtigsten Erkenntnisse aus der Körperorientierten Psychotherapie:
»Ein gefühltes Gefühl dauert fünf Minuten, ein nicht gefühltes dauert ein ganzes Leben!«

 

*
Fühlen ist gesund
Verlag: fischer&gann (zu Kamphausen Verlag)
Erscheinungsdatum: 30.9.2019
Preis: 18,-€
Seiten: 240
Übungen: 24 Übungen zur Erforschung und zum besseren Verständnis der Symptome
Vorwort von Anna Trökes

 

Die nächsten Termine:  
Oktober: 18.- 20.10.2019 und November: 22.-24.11.2019
Fühlen ist gesund – Anette Dröge Fachpraxis für Psychosomatik

 

 

 

 

 

Über den Autor

Avatar of Anette Dröge

ist Heilpraktikerin, Autorin und Dozentin für Psychotherapie und bietet körperorientierte Psychotherapie, Coaching, Gruppenarbeit, Klassische Homöopathie und Coaching mit Pferden an.

„Mir liegt die Verbindung von Mensch und Natur am Herzen. In meiner Arbeit verbinde ch deshalb die Welt des Denkens und Fühlens mit der inneren Weisheit des Körpers und der Schönheit der Natur. Ich arbeite seit 1998 in eigener Praxis mit Körperorientierter Psychotherapie und Coaching, Klassischer Homöopathie, Entspannungsverfahren und Coaching mit Pferden.“

Anette Dröge´s neues Buch ist erschienen: Fühlen ist gesund – Heilung durch die Balance von Körper, Seele und Immunsystem

 

Kontakt
Praxis Anette Dröge
Xantenerstrasse 6
10707 Berlin - Charlottenburg
Tel. 0172 300 4511




Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*