Um in unserem Leben Sicherheit zu gewinnen und fundierte Entscheidungen treffen zu können, ist es hilfreich, ein tiefergehendes Verständnis der Materie zu entwickeln. Es kann auch äußerst bereichernd sein, sich intensiv in ein Thema zu vertiefen und dessen vielfältige Facetten zu erkunden – so entdecken wir, wie spannend und vielschichtig ein Wissensgebiet sein kann.

von Jutta Ebinger

Wir alle haben im Laufe unseres Lebens unzählige Dinge gelernt und unsere Neugier bewahrt. Doch manchmal, wenn wir auf ein Thema stoßen, das uns interessiert, verlieren wir plötzlich das Interesse oder scheinen den Drang nach Wissen zu verlieren. Was passiert in solchen Momenten? Wahrscheinlich sind wir auf ein Lernhindernis gestoßen, das uns daran hindert, weiter voranzukommen.

Dieses Verständnis kann uns helfen, Wege zu finden, um solche Hindernisse zu überwinden und unsere Lernreise mit neuer Motivation fortzusetzen. Wenn du möchtest, kann ich dir auch Tipps geben, wie man Lernhindernisse erkennt und überwindet.

Grundlagen  des Lernens

Wir werden geboren und beginnen sofort zu lernen: wir lernen, wie man isst, geht, spricht, klettert, malt, schreibt, liest und rechnet. Unser Drang nach Wissen ist ein lebenslanger Begleiter, der uns antreibt, wächst und gedeiht.

Doch wie macht man das Lernen wirklich zum Vergnügen? Woran liegt es oft, dass es in der Schule hakt? Und wie kann man es schaffen, sein Studium mit Leichtigkeit und Freude zu bewältigen? Was sind die Dinge, die man schon immer lernen wollte, sich aber bisher nicht zugetraut hat?  – Es ist möglich, Lernschwierigkeiten zu überwinden und mit Freude am Lernen teilzunehmen. Wenn wir die Hindernisse erkennen und gezielt angehen, können wir das Lernen wieder mit Freude und Leichtigkeit gestalten.

Wenn ein Wort unverständlich ist

Wenn Sie einen Text zunächst mit Interesse gelesen haben und dann feststellen, dass Sie unkonzentriert werden, dann stöbern Sie dort herum, wo es noch gut lief. Stöbern Sie nicht nur nach einem Wort, das Sie nicht kennen, sondern auch nach einem, von dem Sie ganz sicher annahmen, es zu kennen, doch nicht in diesen Zusammenhang. Nehmen Sie ein Wörterbuch, schlagen Sie es nach und lesen Sie dann ihren Textabschnitt noch einmal durch. Sie werden sehen, dass ihre Konzentration wieder da ist. Und die Freude am Lernen auch.

Ein missverstandenes oder unverstandenes Wort bindet Aufmerksamkeit. Wenn sie weiterlesen, wird ein Teil ihrer Aufmerksamkeit damit beschäftigt sein, etwas Unverständliches einordnen zu wollen. Je mehr Unverständliches, desto mehr Konzentrationsfähigkeit geht Ihnen verloren. Sind die unbewussten Fragezeichen verschwunden, dann ist die Aufnahmefähigkeit sofort wieder da.

Wenn die Anschaulichkeit fehlt

Die zweite Stolperfalle ist ein Mangel an Anschaulichkeit. Um eine Sache wirklich zu verstehen, muss man sie begreifen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Stellen Sie sich einmal vor, ein Nachbar erzählt ihnen völlig begeistert von seiner neuen Straßenkehrmaschine. Zugegeben, sie können es nicht ganz nachvollziehen, wieso man als Besitzer von zehn Meter Bürgersteig eine solche braucht. Aber der Mensch ist nett und außerdem völlig begeistert. Also hören Sie ihm aufmerksam und wohlmeinend zu: „Also, das Ding ist echt kompakt und sehr beweglich…“ – Sie haben zugehört und versucht, sich ein Bild zu machen – von einem kompakten, metallischen 4×4- beinigen Bürstenkäfer, der saugt und sich in die Höhe entleert…

Es ist gut, wenn man als Vortragender Zeichnungen, Bilder oder bewegliche Modelle benutzt. Tut man das nicht, so verliert man leicht den Kontakt zu seinem Publikum, das sich – so es guten Willens ist, die absonderlichsten Bildvorstellungen zusammenreimt. Die ohne guten Willen schlafen schon. Als Zuhörer oder Leser kann man sich Zeichnungen machen oder kleine Objekte (Büroklammen, Murmeln, Stifte) hin und her schieben, um sich Funktionen und Beziehungen klar zu machen.

Logos (Verstand) und Psyche (Gefühle) lernen optimal zusammen, wenn man ihnen diese Möglichkeit gibt. Jede Ebene auf ihre Art. Logos ist gut darin, Bedeutungen, Ideen, Konzepte anzunehmen, zu bewerten und gegeneinander abzuwägen. Aber es fehlt die Nachhaltigkeit. – Neulich dachte ich, ich hätte da wirklich was verstanden, aber jetzt erinnere ich mich nicht mehr, was das war. – Fehlt die begreifbare Anschaulichkeit, dann fühlt sich die Psyche dazu angeregt mit eigenen Bildern auszuhelfen, die mehr oder weniger dazu passen. Meistens weniger.

 

Wenn Lernphasen übersprungen werden

Die dritte Falle sorgt für Verwirrung und manchmal für Verzweiflung. So mancher Ehrgeizling ist schon in sie hineingetappt. Es ist die übersprungene Lernstufe. – Frau Meier sagt nach dem Besuch einer Kunstausstellung mit Aquarellen zu ihrem Mann: „Du Paul, das will ich auch können, so schwer sieht das nicht aus und wir haben noch so viele leere Wände“. Frau Meier meldet sich in einem Malkurs an. Nach der ersten Stunde kommt sie unzufrieden nach Hause. „Die wollen mir zuerst Zeichnen beibringen, einen Sinn für Proportionen und Licht und Schatten soll ich kriegen, ehe ich überhaupt einen Pinsel anfassen darf. Ich geh da nicht mehr hin. Jeder ist ein Künstler, das hat doch dieser berühmte Professor aus Düsseldorf schon gesagt.” Frau Meier schwingt den Pinsel. Aber so recht klappen will es nicht. Wieso wird plötzlich alles so bräunlich gräulich? Und fließt immer dahin, wo es nicht hin soll. Das Papier wellt sich und der Pinsel tropft. Als Frau Meier schließlich aufgibt, ist sie den Tränen nahe: „Jeder ist ein Künstler, nur ich nicht!“ schluchzt sie. Das ist das Ende ihrer Ambitionen und um die bildende Kunst macht sie in Zukunft lieber einen Bogen. Schade.

Haben Sie vielleicht das entscheidende Wort schon bemerkt? Ja, Frau Meier will es können, nicht etwa lernen. Liegt es an unserer schnelllebigen Zeit, in der Bedürfnisse, kaum gedacht auch schon erfüllt werden können, das Sätze wie „Eins nach dem Anderen“ oder „Übung macht den Meister“ so altmodisch klingen? Vielleicht.

Natürlich sollte Frau Meier wieder ihren Zeichenkurs besuchen. Mag sein, dass sie sogar Freude am Lernen bekommt, wenn sie sich darauf einlassen kann. Ein kluger Lehrer würde ihr zeigen können, dass jeder Lernschritt ein kleiner Sieg sein kann. Die ersten Anzeichen einer übersprungenen Lernstufe sind Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit. Selbst sicher geglaubte Daten verschwinden im Orbit. Man verliert buchstäblich den Boden unter den Füssen. Der Kopf ist leer. Wenn Sie diese Symptome an sich feststellen, dann heißt es innehalten und sich erinnern, wann alles noch gut lief. Wenn Sie dorthin zurückgehen, von da aus neu starten und sorgfältig eine Stufe nach der anderen nehmen, dann wird alles prima gehen.

Es ist eine Frage der Einstellung: Daten und Erfahrungen, die man nicht wertschätzt, behält man nicht. Für die meisten unteren Lernstufen bekommt man noch keinen Beifall. Es ist also wichtig, sich die kleinen Erfolge selbst zu bestätigen, Freude am Lernen selbst zu entwickeln und Träume von „Standing Ovations“ eine Weile zu verschieben…

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