Bluthochdruck, Ängste, Depressionen, Übergewicht, Fehlgeburten, unerfüllter Kinderwunsch, Erfolglosigkeit, Rückenbeschwerden – Wofür sind Symptome eigentlich gut? Woher kommen sie und wofür stehen sie? Mit Hilfe der Aufstellungsarbeit können wir einen Blick hinter die Kulissen werfen. Ein Einblick in die Welt der Symptome von Nora Sophie Köhler

Symptome sind unangenehm

Könnten wir unsere Zeit doch mit wahrlich Wichtigerem verbringen, als mit Symptomen und Ängsten. Denken wir. Doch hinter allen unseren Ängsten und Symptomen ist immer auch ein Hinweis, der uns hilft, uns näher zu kommen und Klarheit in unser Leben zu bringen.
Sie erinnern uns an das nicht Gelöste in unserem Leben, an Themen die oft mit Trauer und Schmerz verbunden sind. Und dabei helfen sie uns, wenn wir hinschauen, immer mehr in Einklang mit uns selbst zu kommen.

Wer von uns kennt das nicht?

Ein störender Ausschlag, das Immunsystem droht zusammenzubrechen oder die Stimme, die immer leiser wird, bis sie ganz verschwindet. Oft sind wir genervt und möchten die Sicherheit unserer Strukturen und Gewohnheiten beibehalten. Ein Symptom ist ein Eingriff in diese Ordnung. Nur wenn es unumkehrbar ist, wir so eingeschränkt sind, dass wir nicht mehr anders können, nehmen wir uns die Zeit tiefer hinzuschauen. Bei Klienten, die mit ähnlichen Symptomen zu mir kommen, sind dennoch oft unterschiedliche Themen anzuschauen. Ein und dasselbe Symptom hat meist bei jedem einen anderen Hintergrund.

Symptome dienen der Heilung

Meine Erfahrung ist es, dass Symptome etwas sichtbar machen und heilsam sind. Die Aufstellungsarbeit kann aufzeigen, was nicht gesehen wird oder aber von uns nicht gesehen werden will. Der Weg von Pontius zu Pilatus kann erspart bleiben, wenn wir stehen bleiben und hinschauen, was das Symptom zeigen möchte. Oft wirken Ereignisse aus der Familiengeschichte auf uns, auch die Ereignisse, die wir nicht kennen. Dann möchte etwas in Heilung und Einklang kommen dürfen, was vorher nicht möglich war. Wenn beispielsweise die Großmutter ihren Mann im Krieg verloren hat und es keine Zeit zum Trauern gab, kann dies bei uns eine Schwere bewirken, die nicht unsere eigene ist. Wir haben dann Symptome, die nicht zu uns gehören, die wir übernommen haben. Woher sollen wir das wissen ? Die Aufstellungsarbeit kann uns dabei helfen, unsere Symptome und ihren Ursprung zu beleuchten und Licht ins Dunkel zu bringen. Wenn die Trauer der Großmutter sich durch uns vollziehen darf, kann sie gehen, lastet nicht mehr auf uns und wirkt nicht mehr in den nächsten Generationen.

Der Weg zur Heilung

Oft erlebe ich, dass das Symptom nicht angeschaut wird. Unbewusste Bindungen können dann dazu führen, dass wir durch Liebe und Loyalität zu jemandem aus unserem System nicht auf eine andere Person schauen können oder wollen. Auch Familienmitglieder, die abgetrieben wurden oder Fehlgeburten waren, wirken in unser System hinein und wollen gesehen werden. Sie wirken auf uns. Das Symptom will dann zu ihnen führen. Das Familiensystem möchte, wie jedes System, ganz sein. Ausgeschlossenes führt zu einem Ungleichgewicht, das sich auf uns unterschiedlich auswirken kann. Erst wenn wir bereit sind unserer inneren Dynamik zu folgen, wenn wir unser Symptom ins Herz nehmen, kann sich Heilung in unserem Inneren vollziehen.
Ich habe oft erleben können, wie Klienten erst bei Symptomen reagiert haben, die unumgänglich waren. Manchmal reichten Ängste nicht aus, dann brauchte es den Hautausschlag den jeder sehen konnte, damit der Schritt zu einer Symptomaufstellung möglich wurde.
Oder aber es gab keine andere Hilfe mehr von außen, so dass der Schritt nach Innen derjenige war, der Heilung brachte. Als Aufstellerin kann ich bei den heilsamen Schritten helfen, gehen aber kann sie nur der Klient. Erst wenn sich im Inneren des Klienten etwas vollziehen darf und in Frieden kommen kann, ist Heilung möglich.

 

Foto: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

 

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