Von den Schwierigkeiten und Möglichkeiten alternativer Gartenbaulandwirtschaft – ein Erfahrungsbericht

Einfach ein Feld pachten und loslegen mit Permakultur? Nicht so in Deutschland! Vieles muss beachtet, bürokratische Hürden müssen genommen werden.

„Permakultur ist das bewusste Design sowie die Unterhaltung von landwirtschaftlich produktiven Ökosystemen, die die Diversität, Stabilität und Widerstandsfähigkeit von natürlichen Ökosystemen besitzen.“ Ausgehend von diesen Prinzipien der Permakultur nach Bill Mollison, spezifiziert nach der Methode Sepp Holzers, fanden sich vor fast drei Jahren vier Gleichgesinnte zusammen, um ein Permakultur-Projekt in Kleinbeeren zu realisieren. Wir pachteten ein Stück Brachland von ca. 6200 qm am Waldrand.

Wir planten, auf einem Teil des Grundstücks Hügelbeete für Gemüse- und Kräuteranbau anzulegen und den übrigen Teil mit allen vorhandenen Wildwechseln als Brache zu erhalten und nur teilweise mit Obstbäumen und Beerensträuchern zu bepflanzen. Das Projekt sollte dazu dienen, Menschen die Möglichkeit zu geben, ihr eigenes, gesundes Gemüse und Obst in Subsistenzwirtschaft zu erzeugen und über die lokale Anlage hinaus Breitenwirkung erlangen und zur Nachahmung anregen. Schülergruppen sollte das Projekt zugänglich gemacht werden, um dieses für Feldforschungszwecke nutzen zu können. Ein „grünes Klassenzimmer“ wurde dafür auf dem Gelände angelegt.

Der bürokratische Hürdenlauf

Unser Grundstück liegt im Außenbereich des Dorfes, was ungeahnte Schwierigkeiten mit sich brachte. Da Permakultur weder in die traditionelle Landwirtschaft noch in die Kategorie des individuellen Gartenbaus einzuordnen ist (letzteres wäre im Außenbereich auch gar nicht erlaubt), wir zudem einen Bauwagen für die Arbeitsgeräte aufstellen und einen kleinen Teil des Grundstücks gegen Wildverbiss einzäunen wollten, musste eine Sondergenehmigung für dieses „Pilotprojekt“ beantragt werden. Dazu war die Genehmigung mehrerer Ämter bzw. Gremien erforderlich: die der örtlichen Gemeinde, die Zustimmung des Bauausschusses der Gemeinde, die Genehmigung des Amtes für Bauaufsicht, Planung und Denkmalschutz sowie der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises und, da sich das Grundstück am Waldrand befindet, auch die der Unteren Forstbehörde, vertreten durch den zuständigen Förster.

Da die Beete saisonal vermietet werden sollen, war der Nachweis von Parkplätzen nötig (die wir dankenswerterweise von unserem Nachbarn zur Verfügung gestellt bekamen), außerdem wurden wir bezüglich des Baus einer Wasserleitung befragt, da wir ja bewässern und auch Toiletten bauen müssten (was wir aber ablehnen konnten, da wir Regenwasser nutzen und eine Komposttoilette bauen wollten).
So ging das erste Jahr dahin…

Die Realisierung des Projektes

Für die Anlage der Hügelbeete nutzten wir im zweiten Jahr einmalig einen Radlader, um die Vertiefungen zu erzeugen, in die die Baumstämme und Äste als Erstes eingebracht werden. Dann ging es mit viel Spaß und Elan an die Arbeit: auf das Grobmaterial wurden die Grassoden gelegt, Laub gesammelt und aufgeschüttet und dann mit Erde abgedeckt. Wir mussten aber feststellen, dass die Begeisterung schnell nachlässt, wenn Kraft und Ausdauer gefragt sind. So herrschte einige Zeit ein Kommen und Gehen der Helfer, und das Gemüse im Supermarkt war dann eben doch einfacher zu bekommen, wenn auch mit Pestiziden versetzt… Das Wetter schlug noch eigene Kapriolen, und so beschränkten wir Übriggebliebenen uns zunächst darauf, das erste Hügelbeet von 8 qm zu bepflanzen.

Eines Tages war es dann soweit: Zucchini wetteiferten miteinander, sich im Wachstum zu übertreffen, Kürbisse schlängelten sich durchs Gelände, Rote Beete glänzten zwischen Wildkräutern und Kohlrabis versprachen leckeren Genuss, ihr Kraut mussten wir allerdings mit den Schnecken teilen. Aber auch rundherum sorgte Mutter Natur dafür, dass es das ganze Jahr etwas zu ernten gab:

Brennnesseln schossen nur so aus dem Boden und versorgten uns mit ihren wertvollen Nähstoffen, z.B. für Wildkräuterpesto oder Grüne Smoothies, die Sonnenblumen schenkten uns und den Vögeln viele gehaltvolle Kerne, Ringelblumen und weiße Taubnesseln erfreuten nicht nur Bienen und Hummeln, sondern lieferten auch uns eine wichtige Grundlage für Kräutertees. Holunderbeeren und Kapuzinerkresse rundeten die erste Ernte ab.

Im Herbst pflanzten wir dann noch einige Büsche und Obstbäume, und so konnten wir schon etwas zufriedener auf unser Werk zurückschauen als im ersten Jahr.

Wie geht es weiter?

In diesem Jahr wollen wir gezielter anbauen und weiter experimentieren. Ein Vorhaben ist die Milpa-Anbauweise der mesoamerikanische Völker, die mit Mais, Kürbissen und Bohnen in direkter Nachbarschaft ein symbiotisches Ökosystem erzeugt: die Bohnen können an dem Mais hinaufklettern, während die Kürbisse mit ihren großen Blättern die anderen Pflanzen vor dem zu schnellen Austrocknen der Wurzeln schützen.

Außerdem planen wir einen Aktionstag zur Permakultur am 10. Mai 2014 für Kinder und Erwachsene. Neben einer Einführung in die Prinzipien der Permakultur soll es die Möglichkeit zu sehr viel Praxis geben: man kann vorgezogene Pflanzensetzlinge kennen und unterscheiden lernen, erfahren, welche Pflanzen miteinander harmonieren und sich gegenseitig mit Nährstoffen versorgen, säen und pflanzen, die Kinder dürfen den Bauwagen bemalen und natürlich auch beim Anpflanzen helfen, mit den „Großen“ ein Insektenhotel bauen, Autoreifen in Tiertränken verwandeln u.v.m. Zum Abschluss gibt es ein Ritual für Mutter Erde und – bei gutem Wetter – Geschichten am Lagerfeuer mit Curtis Nike.

Wir machen unverdrossen weiter und suchen noch Mitgestalter/innen für unser Projekt.

Abb: © Tessa Hannemann

Autoren Info


 

Tessa Hannemann

Künstlerin, Reiki-Lehr­erin und Schamanisch Praktizierende. Sie engagiert sich für Umweltschutz und die Heilung von Mutter Erde. Wir suchen Mitgestalter/ innen für unser Projekt.

 

http://www.permakultur-kleinbeeren.de