Diese Prinzipien können als Richtlinien für jede Gruppe eingesetzt werden, die eine integrale Kultur und Spiritualität unter ihren Teilnehmern verwirklichen möchte. Wir empfehlen sie vor jedem Treffen laut zu lesen, um ein kollektives Feld von Empfänglichkeit und gemeinsamer Absicht zu schaffen.

Rückhaltlose Absicht zur Transformation

Bringe alles, was Du bist, in diese Gruppe. Erkenne, dass dies ein Forum ist, in dem Dein tiefstes Verlangen nach einem größerem Leben, einem heiligen Leben vollständig aktiviert und ausgedrückt werden kann. Habe die Liebe, das Vertrauen und den Mut, Dein Herz und Deine Seele für die Aufgaben zu geben, die Dir in- und außerhalb dieser Gruppe gestellt werden. Tue dies im Wissen, dass eine der stärksten evolutionären Kräfte die Kraft unserer Absichten ist. Wenn Du willst, dass Dein Leben sich in grundlegender Weise wandelt, dann wird dies geschehen. Mit dieser Art von Absicht kann diese Gruppe ein machtvoller Katalysator sein.

Das Commitment sich zu engagieren

Die Praxis in einer Gruppe bringt zum Vorschein, wie grundlegend wir alle aufeinander wirken – durch unsere Teilnahme wie durch unsere Nicht-Teilnahme. Auf unsere Teilnahme mit ganzem Herzen kommt es an, weil es der einzige Weg ist, wirklich die Wohltaten dieser Gruppe zu ernten, mehr aber noch, weil die Gruppe es braucht. Wir alle zählen auf Dich, dass Du Deine Grenzen erweiterst, dass Du aufstehst und sprichst, wenn etwas unklar ist, und dass Du teilst, wenn etwas für Dich inspirierend oder bedeutsam ist. Wir werden hier einen greifbaren Sinn dafür entwickeln, wie alles, was wir tun, uns entweder erhebt oder herunterzieht. Wenn wir unsere Wirkung auf die Welt erkennen, tun wir das nicht, um eine „Geschichte“ über uns selbst zu erschaffen („Ich bin gut“ oder „Ich bin schlecht“), sondern um auf eine Weise zu beobachten und zu verstehen, die unsere individuellen und kollektiven Bestrebungen auf eine Weise leitet, dass sie zur menschlichen Evolution beitragen.

Anfängergeist

Wenn wir im Rahmen eines Kollektivs in ernsthaftes spirituelles Engagement eintreten, ist es wichtig, alles zurückzustellen, was Du schon weißt über Spiritualität, Psychologie, Transformation und den Sinn des Lebens. Es geht darum, das, was Du schon weißt zurückzustellen, um Raum zu schaffen, in dem neue Ideen und Perspektiven auftauchen können. Ein großer Teil dessen, was es ausmacht, an der Schwelle der Evolution zu leben, ist in einem Zustand beständiger und tiefer Empfänglichkeit zu sein. Wenn wir zugänglich sein wollen für die Bewegungen des Geistes, wenn wir fähig sein wollen uns zu wandeln und Neues zu entdecken, müssen wir bereit sein, all unsere fixen Ideen loszulassen und erneut hinzuschauen.

Aus den tiefsten und authentischsten Teilen des Selbst sprechen

Jedes Mal, wenn Du etwas zur Gruppe beiträgst, versuche den tiefsten Teil Deiner selbst hervorzubringen. Gehe das Risiko ein, die tiefsten Wahrheiten, die Du kennst, auszudrücken und ein Repräsentant des höchsten Potenzials der Menschheit zu sein. Eine der transformativsten Handlungen, die uns zur Verfügung stehen, ist aus den tieferen Anteilen unserer selbst heraus zu sprechen. Denn so locken wir sie aus der Tiefe hervor und erlauben ihnen, unsere Persönlichkeiten mit ihrer Weisheit und Gegenwärtigkeit zu durchwirken. Wenn wir das tun, erfüllen authentische Weisheit und Präsenz auch das Ganze der Gruppe.

Tieferes Zuhören

Eine der Grundlagen authentischen evolutionären kollektiven Engagements ist die Praxis des Tiefen Zuhörens – des Zuhörens aus dem tiefsten Teil Deiner selbst. Das bedeutet, dass Du versuchst, wenn jemand anderes spricht, auf die tieferen Akkorde in dem zu hören, was er/sie sagt und nur auf diejenigen Akkorde zu antworten, die in Resonanz treten mit der größten spirituellen Präsenz und Kraft. Wenn etwas Tiefes uns berührt in dem, was jemand anderes spricht, gehen wir das Risiko ein, es ihm oder ihr widerzuspiegeln oder es mit der Gruppe zu teilen. Indem wir ein Feld tieferen Zuhörens aufbauen, erschaffen wir ein kraftvolles unterstützendes Gefäß für jeden von uns, in das wir eintreten können, wenn wir sprechen.

Risiken eingehen

Nichts bringt uns schneller an die vorderste Schwelle der Evolution, als große Risiken einzugehen. Das heißt zum Beispiel, über eine Intuition zu sprechen, auch wenn Du nicht sicher bist, ob Du die richtigen Worte hast, um ihr eine Stimme zu geben. Oder auf ein Bauchgefühl zu antworten, dass etwas nicht stimmt, und es zu tun – verwundbar und wissend, dass möglicherweise Du Dich irrst. Es bedeutet auch, bereit zu sein, in neue Formen des Daseins vorzudringen, auch wenn sie sich unheimlich und fremdartig anfühlen. Tatsächlich ist jedoch das größte Risiko von allen, etwas so tiefgründig und fundiert auszudrücken, dass wir niemals mehr dahin zurück können vorzugeben, wir hätten keine Ahnung: Es ist das Risiko, unsere göttliche Natur zu umarmen, ein für alle Mal. Sobald wir uns einmal in der Gegenwart anderer in dieser und als diese Göttlichkeit gezeigt haben, können wir nicht mehr zurück, ohne einen Preis zu zahlen. Nicht nur, dass wir es vor uns selber zugegeben haben – alle anderen haben gesehen, wer wir sein können, wie weise wir sein können, wie frei von Neurosen wir sein können; und nun können sie von uns erwarten, dem gemäß zu leben, was wir ausgedrückt haben. Je größer das Risiko ist, das wir bereit sind einzugehen, desto tiefer wird unsere Erfahrung in der Gruppe sein – und unsere Wirkung auf sie.

Wir alle erweitern unsere Begrenzungen

Achim Zeltaufbau_13-6Wir alle sind unvollkommene Wesen auf einer endlosen evolutionären Reise. So spielt es keine Rolle, wo wir uns auf dieser Reise befinden. Worauf es ankommt ist, wo wir uns im Verhältnis zu unseren Grenzgebieten befinden. Wenn wir unsere Grenzen erweitern, sind wir immer am richtigen Ort, und immense transformative Möglichkeiten erschließen sich uns. In diesem Zusammenhang ist es wertlos zu versuchen, jemand anderes zu sein, als wir tatsächlich sind, oder uns den Anschein zu geben, als „hätten“ wir es. Es ist außerordentlich wertvoll, unsere Verwirrung zu offenbaren, unsere Unsicherheit und Verwundbarkeit. Ein „Ich weiß es nicht“ oder „Ich verstehe es nicht“ ist von großer Schönheit, weil es uns öffnet für Verstehen und Einsicht.

Wenn es nicht unbequem ist, ist es wahrscheinlich keine Evolution

Da Evolution bedeutet, sich in neue Gebiete des Selbst zu bewegen, wird sie stets von einem gewissen Maß an Unbequemlichkeit begleitet. Unglücklicherweise sind wir zutiefst konditioniert, dass Unbequemlichkeit etwas Negatives sei, und so versuchen wir sie zu vermeiden. An vorderster Stelle der Evolution zu leben bedeutet bereit zu sein, diese „Wachstumsschmerzen“ zu umarmen, um ein Leben fortwährenden Wachstums und fortwährender Entwicklung leben zu können. Beginne in der Gruppe eine Praxis, aktiv in diese Randzonen Deiner selbst vorzudringen, und verändere Deine Perspektive derart, dass Du sie nicht mehr als Feinde betrachtest, sondern als Freunde auf dem Weg höherer und tieferer Evolution.

Ein Leben fortwährender Klärung und Lösung

Ein Aspekt des Lebens an vorderster Stelle der Evolution ist die Bereitschaft ein Leben der ständigen Klärung und Lösung zu führen. Das bedeutet, jede Spannung zwischen Menschen so schnell wie irgend möglich aufzulösen, um in all unseren Beziehungen ein Feld der Harmonie und des Vertrauens aufzubauen. Es heißt, jede Begegnung „ohne Spuren“ hinter sich zu lassen. Für Gruppen, die an authentischer Co-Evolution interessiert sind, ist diese Praxis essenziell. Wenn Dich etwas daran stört, wie jemand angesprochen oder ein Thema behandelt wird, halte nach einem passenden Moment Ausschau, um es zur Diskussion zu bringen. Je nachdem, wo die Gruppe sich gerade befindet, mag es der richtige Moment für eine Auseinansersetzung sein oder auch nicht. Die Gruppe kann entscheiden, sich sofort damit zu befassen, zu einem späteren Zeitpunkt während des Treffens oder sich hinterher Zeit zu nehmen, um es zu lösen. Der springende Punkt ist, immer alle Reste vergangener Interaktionen zu bereinigen, damit sich das kollektive Feld der Gruppe weiter verstärken kann.

Ein Beispiel sein für jeden und von jedem lernen

Ein weiterer Aspekt eines Lebens an vorderster Stelle der Evolution ist, wenn irgend möglich stets präsent zu sein und zu erkennen, dass es unsere Aufgabe als Evolutionäre ist, eine Inspiration für jeden zu sein, den wir treffen. In den mythischen Religionen der Vergangenheit wurde der Glaube, dass Gott uns beobachtet, im besten Falle eingesetzt, um einen größeren moralischen Zusammenhang zu schaffen, der uns anspornt, in Übereinstimmung mit unserem tiefsten Wissen zu handeln. Oftmals diente diese Idee jedoch zur Festigung von Machtverhältnissen und der Erzeugung von Angst. In der integralen und evolutionären Spiritualität geht es heute um das Wissen, dass alles, was wir tun, ein Beispiel gibt, dem andere folgen können. Wir alle bekommen unablässig Hinweise von jedem anderen, bewusst und unbewusst; wenn wir eine bessere Welt erschaffen wollen, ist das Konstruktivste, was wir tun können, uns mit der größten Weisheit, Integrität, Fürsorge und Authentizität zu zeigen, die wir aufbringen können. Die neue Welt wird durch Milliarden kleiner Akte spirituellen Mutes erschaffen. Schaffe eine Kultur auf der Grundlage dieser Art spirituellen Bewusstseins in Deiner Gruppe.

Craig Hamilton

Kurs Ein neues Wir: hier

Abb: © Achim Ecker

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