Der Steintaler im Fläming

Geld sollte dem Menschen dienen, nicht umgekehrt. Das ist die kürzeste Formel der Idee von Regiogeld, einer ergänzenden Währung des gesetzlichen Zahlungsmittels Euro. Das Steintaler-Team um Lothar Hammes-Lerch und Michaela Sommerfeldt will  das Geld wieder auf seine Grundfunktionen zurückführen: Tauschmittel für Waren und Dienstleistungen, Rücklagenbildung für die Zukunft, Investitionen ermöglichen durch Verleih.
Geld mit Geld verdienen ist unsozial: denn Geld „arbeitet“ nicht: Menschen arbeiten. Also soll das Geld, das die Menschen verdienen, auch in der Region bleiben und dort Wohlstand und Sicherheit gewährleisten.

Ab sofort kann im Fläming mit dem „Steintaler“ bezahlt werden. Seit vorgestern kursiert die Regionalwährung bereits in Höhe des aktuellen Gegenwerts von 1500 Euro. Zur feierlichen Einführung der Komplementärwährung am Sonntagnachmittag im Wiesenburger Quergebäude konnten ausnahmsweise Euros gegen Steintaler-Scheine getauscht werden, um einige von ihnen in Umlauf zu bringen.
Normalerweise kommt der „Steintaler“ als leistungsgedeckte Währung immer dann in den Geldkreislauf, wenn konkrete Leistung bzw. ein Warenwert dagegen steht. „Denn nicht das Geld arbeitet, sondern der Mensch, alles andere ist unsozial“, räumt Lothar Hammes-Lerch, Initiator des Steintalers, mit alten Glaubenssätzen auf. „Also soll das Geld, das die Menschen verdienen, in der Region bleiben und dort Wohlstand und Sicherheit gewährleisten“, sagt der Vorsitzende des Vereins für regionale Entwicklung im Fläming (Reif). Jeder „Steintaler“, der in Umlauf gebracht werde, erzeuge bei jedem Kauf erneut eine Nachfrage hierzulande. Denn man kann ihn nur in Bad Belzig und Umgebung ausgeben – nicht in festverzinsliche Wertpapiere stecken, schon gar nicht mit ihm spekulieren.

Da eine Regionalwährung keinen virtuellen Gegenwert habe, sondern einen realen, auf Arbeit beruhenden, sei sie wie zu Zeiten der Erfindung des Geldes ein echtes Tauschmittel und damit die „härteste Währung der Welt“, wie Frank Janski, Vorstandsmitglied des bundesweiten Regiogeld e.V., den zahlreichen Anwesenden versicherte. Bundesweit existieren derzeit etwa 30 Regionalwährungen, viele seit mehr als fünf Jahren. Die Finanzkrise 2009 sorgte noch einmal für Aufschwung im Bewusstseinswandel um regionale Wirtschaftskreisläufe.

Die Regionalwährung existiert in Scheinen im Wert von 1, 2, 5, 10, und 20 Steintalern, auf denen nach einem Entwurf des Potsdamer Studenten Björn Zühlsdorf Gebäude aus Feldsteinen zu sehen sind. Sie sind aus Spezialpapier und mehrfach fälschungsgesichert. Der Steintaler ist mit einer Umlaufsicherung von drei Prozent belegt. Der Wert fällt, je länger er liegt, was die Zirkulation gewähren soll. Finanzbehörden akzeptieren Buchhaltungen in Regionalwährung. Online-Konten können ab sofort im Internet eröffnet werden.

Um 100 „Steintaler“ mehrfach in der Region kursieren zu lassen und Wertschöpfung zu betreiben, braucht es viele Leistungsträger als Mitmacher (Akzeptanzstellen) und einen guten Branchenmix.

 

Die nachhaltige Funktion von Regiogeld

Regiogeld ist nachhaltig in wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Hinsicht

1. Je öfter Regiogeld getauscht wird, desto mehr Werte und Wohlstand entstehen in der Region, denn jeder Tauschwunsch bedeutet die Nachfrage nach Arbeit. Alle Leistungen, die im regionalen Austausch erbracht werden können, werden gefördert: Wohnen, Bauen, Energie, Verkehr, Bildung, Handwerk, Kunst, Lebensmittel und vieles mehr. So stimuliert eine regionale Währung die ansässige Wirtschaft und vermindert die Anfälligkeit gegenüber nationalen und globalen Krisen.

2. Da sich die Regiogeld-Initiativen gemeinsam verpflichtet haben, keine Zinsen auf Guthaben auszuzahlen, entsteht bei einem Überschuss an Geld automatisch eine Kreditmöglichkeit zu sehr, sehr günstigen Bedingungen. Davon profitieren private und gewerbliche Investoren, die wiederum auf regionale Handwerker und Produkte zurück greifen. Es entsteht ein für alle profitabler Wirtschaftskreislauf.

3. Zunehmende regionale Versorgung mit Waren und Dienstleistungen bedeutet eine Abnahme von weiten Transportwegen. Das schont die Umwelt und ist unter dem Gesichtspunkt sich ständig steigernder Transportkosten auch gut für den Geldbeutel.

4. Durch die Abkoppelung von Zinseszinsdynamik und Renditewahn entfällt die
Notwendigkeit zu dauerndem Wirtschaftswachstum. Nachhaltigkeit ist eine Frage des ökologischen Überlebens.

5. Die Menschen einer Region machen die Erfahrung, dass ihre Arbeit zum gegenseitigen Nutzen ist. Die soziale und kulturelle Verbindung der Menschen wird durch gemeinsam erarbeiteten Wohlstand gestärkt. Dieser verschwindet nun nicht mehr in den Dividenden von großen Einkaufsketten und auf Nummernkonten dubioser Inselbanken, sondern vermehrt sich und trägt seine Früchte in der Region, wo er entstanden ist.

Quelle:
www.reif-ev.de

www.steintaler.org

siehe auch unser Artikel über die Potsdamer Havelblüte

 

3 Responses

  1. Frank Jansky

    Der Steintaler, Havelblüte und UrstromTaler haben sich zusammengetan, weil sie nah beieinander sind. Die Aktivitäten haben in den letzten Jahren nachgelassen, aber es gibt das gemeinsame System noch. Der nächste Schritt dort ist der WIR, ähnlich dem Geld in Schweiz. wirgeld.de

    Antworten
  2. Martin Matzat

    Hallo,

    ich bin bei meiner Recherche zu meinem nächsten Blogartikel auf den Steintaler gestoßen und wieder einmal auf Eurer hübschen Seite gelandet. 🙂

    Ist Euch näheres über den Steintaler bekannt?
    Was ist passiert?

    Die Webseite steintaler.org ist ja nicht mehr aufrufbar…

    Liebe Grüße
    Martin

    Antworten

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