Musik und Gesang sind seit Menschen Gedenken wesentlicher Bestandteil des Lebens. Viele der Lieder verbinden mit den Wesen und Kräften der Natur, mit innerer Weisheit, mit dem Kreislauf der Jahreszeiten, mit dem, was Menschen im Laufe ih-res Lebens begegnet: Geburt, Neuanfang, Beziehung, Trennung, Freude und Leid, Abschied und Tod. Sie verbinden mit dem, woran Menschen glauben, und woher sie ihre Kraft beziehen.
Auch heute ist Musik nicht wegzudenken von allen wichtigen Anlässen und Lebens-schwellen, die von Menschen gefeiert werden. Immer mehr gehen wir jedoch aus dem aktiven Singen heraus und lassen singen, werden zu Konsumenten. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass das eigene Singen eine ganz besondere Wirkung auf Körper, Geist und Seele hat:

Singen wirkt schmerzstillend und stimmungserhellend
Das Singen selbst hat eine hohe, energetische Wirkung auf uns, auf Körper, Geist und Seele, Unser Körper ist in der Lage, seine eigene Medizin zur Behandlung von Schmerzen zu produzieren.
Dabei handelt es sich um die Endorphine. Dieser Stoff ist eng verwandt mit dem Morphium. Unser Körper verwendet also sein eigenes Rauschgift, das bei hoher Ausschüttung schmerzlindernd wirken kann. Besonders aber geschieht diese Aus-schüttung bei biologisch wichtigen Vorgängen (Nahrung, Sex). Endorphine haben eine starke antidepressive Wirkung, geben uns ein Gefühl von Glück und „Flow“. Musik und Singen sind in der Lage, die Ausschüttung von Endorphinen wirksam an-zukurbeln. Die Schmerz dämpfende Wirkung wird inzwischen z.B. von Hebammen und Gynäkologen während der Geburt eingesetzt.

Singen stärkt das Immunsystem
Stress und Ärger schwächen unser Immunsystem. Gesang fördert die Produktion von Immunglobulin A. Dies ist ein Antikörper, der schon mit der Muttermilch verab-reicht wird und der die „vorderste Front“ bei der Verteidigung des Körpers gegen Krankheitserreger und Allergene bildet. Imunglobulin A wehrt die krankmachenden Eindringlinge bereits an den Schleimhäuten von Nase, Rachen und Darm ab und neutralisiert sie.

Singen lässt das Liebeshormon ausschütten
Wissenschaftliche Forschungen haben ergeben, dass das Singen zu einer erhöhten Produktion des Hormons Oxytocin führt. Dieses Hormon der Liebe, wie es auch ge-nannt wird, wird besonders bei der Geburt eines Kindes ausgeschüttet, es löst für-sorgliche Impulse und Liebesgefühle aus. Es wird auch beim Sex ausgeschüttet, und macht, ähnlich wie Opium, euphorisch und beruhigt. Es verstärkt in enormem Ausmaß die Bindung zwischen Menschen, indem es eine Atmosphäre von Liebe, Geborgenheit und Vertrauen entfacht. Oxytocin sorgt bei Menschen, die zusammen singen im wahrsten Sinn des Wortes dafür, dass die „Chemie stimmt“.

Singen baut Stress ab
Durch das Singen werden Stresshormone (v. a. Kortisol) abgebaut und die Aus-schüttung des „Aggressionshormons“ Testosteron wird gehemmt. Die Wirkung von Musik und Gesang schafft also die chemisch-hormonelle Basis zur Verringerung von Aggression und Spannungen zwischen Menschen und erleichtert das Entwickeln von Geborgenheit und sozialer Bindung. Singen wirkt sozusagen gewaltpräventiv.

Singen fördert die Sozialkompetenz
In musikbetonten Schulen stellte man fest, dass die Zahl von ausgegrenzten SchülerInnen signifikant geringer ist als in Vergleichsgruppen. Es zeigten sich auch auffallende Verbesserungen im Sozialverhalten und im Gruppenzusam-menhalt, in der Teamfähigkeit und in gegenseitiger Toleranz. Je häufiger und beteiligter Menschen in Gruppen singen, umso stärker sind sie auch in sozialen und Gesundheitsprojekten engagiert. Singen fördert also Hilfsbereitschaft und soziales Engagement.

Arbeitslieder
Aus afrikanischen und afro -amerikanischen Kulturen sind die Arbeitslieder und Ge-sänge bekannt, um den Arbeiterinnen Kraft zu zusingen und die Arbeit auch ge-sanglich zu unterstützen. Sie dien(t)en der Synchronisierung und synergetischen Abstimmung gemeinschaftlichen Arbeitens, der Schaffung einer positiven Energie, so dass die Arbeit Spaß macht. Gleichzeitig verband das Singen auch mit den jeweiligen Gottheiten, zur Heiligung der Arbeit und Segnung des Menschen.

Lieder des Widerstands
Aus Konzentrationslagern in der Nazizeit wird berichtet, dass Menschen sangen, um sich gegenseitig Trost zu spenden, sich zu ermutigen. Lieder waren ihre geistige Nahrung. Sie sangen als Mittel für Protest und Widerstand und um die Hoffnung zu stärken. Der gemeinsame Gesang wurde zu einem Symbol des Widerstands und der Menschenwürde.

Hagara Feinbier

Bild: © Hagara Feinbier

 

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Musikerin, Workshopleiterin und Herausgeberin der COME TOGETHER SONGS – Liederbücher und CDs, mit einfachen Herzensliedern aus verschiedenen Kulturen.
Seit über 20 Jahren leitet sie Kurse im In- und Ausland und engagiert sich, Menschen die Lebensfreude und Heilkraft des Singens erfahrbar zu machen. Sie ist die Initiatorin des Come Together Songfestivals, wo sich jährlich mehrere Hundert Menschen zum Singen und Vernetzen treffen.

„Mein Ziel ist es, mit den Liedern einen heilsamen Raum unter Menschen aufzubauen, der den ganzen Menschen mit einbezieht, den Körper, die Emotionen, den Geist und die Spiritualität. Das Lernen geschieht ohne Noten, so dass wir schnell „by heart“ singen und lauschend Verbindung und Stille entsteht.“