„Jenseits von Vorstellungen
von richtigem und falschem Handeln,
gibt es einen Raum, einen singenden Raum,
dort begegne ich dir.“
Rumi

Wir wollen ein Leben schaffen, wo Gefühle und Energien frei fließen können; ein Leben, wo wir Konflikte nicht vermeiden, sondern sie als Gelegenheiten betrachten, tiefer zu gehen. Es gibt nichts Ursprüngliches in uns, das es verdient, versteckt zu werden. Wenn Gefühle versteckt werden, ist unsere Lebensenergie blockiert. Blockierte Lebensenergien führen zu Angst und Gewalt. Wir bauen ein empathisches, soziales Umfeld auf, das uns dabei unterstützt mit allem präsent zu sein, was in uns ist, wie auch immer es sich anfühlt. Können wir mit dem Schmerz in uns präsent bleiben, mit dem Ärger oder der Freude und dann weitergehen?
Als die Gemeinschaft, die heute das ZEGG ist, 1978 gegründet wurde, traten wir an mit dem Ideal einer neuen Kultur, die frei ist von Gewalt und die mit der Natur kooperiert. Wir stellten viele soziale Konzepte des Mainstream in Frage. Vor allem waren wir nicht einverstanden, wie unsere Gesellschaft Liebe, Sexualität und Beziehungen lebte, da das unsere Liebesmöglichkeiten einschränkte. Wir machten uns auf den Weg, Kernfamilien in ein größeres Gefäß einzubetten, in eine Gemeinschaft von verbindlich lebenden Menschen. Dazu brauchten wir einen starken menschlichen Kommunikationsprozess, der Vertrauen unter uns schaffen konnte, indem er Transparenz herstellt. Das war die Geburtsstunde von dem, was wir heute das „Forum nennen“. Das ZEGG („Zentrum für Experimentelle Gesellschaftsgestaltung“) gründete sich 1991 als Gemeinschaft, Ökodorf und Seminarzentrum in Belzig, südlich von Berlin.

Inzwischen hat sich die Methode des Forums von unserer Gemeinschaft hinaus in die Welt hinein verbreitet. Viele Gemeinschaften auch über Deutschland hinaus haben den Prozess von uns gelernt und nutzen ihn beim Aufbau ihrer eigenen Gemeinschaften. Für uns ist es eines der besten Werkzeuge, um den Zusammenhalt einer Gemeinschaft oder einer Organisation zu stärken.

Transparenz schafft Vertrauen

„Forum“ ist ein tief greifender und intimer Prozess für Gruppen bis zu 35 und mehr Teilnehmern. Es geht darum zu entdecken, was in uns lebendig und wahr ist. Forum ist eine Reise in unser berührendes inneres Universum. Es bietet einen tiefen und intimen Heilungsprozess, der gleichzeitig weich, einladend und berührend ist. Es könnte beschrieben werden als ein Medium und als die Erlaubnis für authentische Wahrnehmung von sich Selbst und Anderen. Forum stärkt Vertrauen, die Erfahrung von Verbundenheit, schafft Transparenz und macht Spaß.
Im unterstützenden Umfeld des Forums können wir spüren, wie der Blick der Anderen der Heilung, dem Wachstum und der eigenen Ermächtigung dienen kann. Wir können die Erfahrung machen, wie beschützt ich bin, wenn ich mich verletzlich mache und dass mein größter Schutz meine größte Offenheit sein kann.
Natürlich werde ich so allem in mir begegnen, was dem angstfreien Ausdruck im Wege steht, wie meinen verkapselten Schmerzen. In meinem Schatten liegt ein Schatz verborgen. Wenn wir es schaffen präsent zu bleiben, werden wir fähig, die aufsteigenden Gefühle anzunehmen, zu heilen und gestärkt weiterzugehen.

„Sehen ist lieben“

Forum unterstützt alle Beteiligten sich jenseits von Höflichkeit und den üblichen Versteckspielen zu bewegen. Ein Mensch, der verbunden ist mit seiner oder ihrer inneren Wahrheit, egal wie verletzt er/sie sein mag, ist immer schön und wird Liebe schaffen. „Sehen ist lieben“ ist eine häufige Erfahrung unserer Arbeit. Authentisch sein heißt so etwas wie „stimmig“ mit sich selber. Innen wie außen. Was innen ist, kann frei nach außen durchscheinen, wird nicht festgehalten und ist mir im gleichen Augenblick bewusst. Ein authentischer Mensch ist schön in seiner Bewegung und in seiner Ausstrahlung. Es ist eine andere Schönheit, als die der Modezeitschriften. Wir alle kennen und erkennen sie.

Weiter gehen, darüber hinaus.

Seit wir mit Forum vor mehr als 30 Jahren anfingen, hat es sich immer weiter entwickelt und verfeinert. Es ist eine Methode, die leicht viele andere Wege mit einbeziehen kann. Forum heute beinhaltet die empathische Weltsicht der Gewaltfreien Kommunikation nach M. Rosenberg, die weiche Erforschung von Tiefenökologie, die repräsentative Arbeit des Familienstellens, die Urteilsfreiheit der Neuen Medizin, spirituelle Gegenwärtigkeit u.v.a.m.

Wir sind in unserer Arbeit inspiriert von Thomas Hübl, einem spirituellen Lehrer, mit dem wir mehr als zwei Jahre in einer Assistenten-Ausbildung gelernt haben. In seiner Arbeit sehen wir ein gutes Werkzeug in der persönlichen und kulturellen Heilung wirksamer zu sein und einen Zustand zu erreichen, wo uns psychische Ängste nicht mehr lähmen und bestimmen. Dazu braucht es unsere Ausrichtung auf den inneren Zeugen. Den Raum, in dem wir uns bewusst sind, dass wir nicht unser Körper, unsere Emotionen oder unser Denken sind. Das sind alles Vorgänge, die wir beobachten können. Ein gutes und gelungenes Forum unterstützt den Darsteller, sich von seinen emotionalen Zuständen zu entkoppeln. Er lernt, dass er mehr ist als nur seine wechselnden Emotionen.

Wie funktioniert es praktisch?

Die große Gabe der Forumsarbeit und seine Magie gleichzeitig entpuppt sich im Zusammenspiel von Selbsterkenntnis, Offenheit im „Sehen lassen“ und den „Spiegeln“. Hier offenbart sich die volle Qualität von kollektiver Intelligenz und Empathie.

Im Forum gibt es drei wichtige Rollen: den Darsteller, die Forumsleitung und die „Spiegel“. Die Gruppe versammelt sich im Kreis. Die Darstellerin geht in die Mitte und teilt mit, was in ihr gerade vor sich geht und sie bewegt. Sie kann den gesamten Raum in der Mitte nutzen, sich bewegen, sprechen, spielen und sich mit ihren Gefühlen verbinden. Das einzige Ziel ist es, authentisch zu werden. In der Mitte können die Umsitzenden besser auf allen Ebenen „zuhören“, nicht nur verbal intellektuell, sondern auch die Bewegungen wahrnehmen und den Klang der Stimme und die Energie der Person. Was wir mit den Ohren an Information aufnehmen macht höchstens 20% der Gesamtinformation aus, die wir empfangen, wenn wir jemanden wahrnehmen.
Der Kreis unterstützt die Darstellerin mit seiner konzentrierten liebenden Präsenz. Seine Rolle ist es wahrzunehmen und den Prozess als Zeuge zu begleiten. Es kann sehr kraftvoll und berührend sein, jemanden in der Mitte wahrzunehmen, der tiefer geht. Oft berühren die Themen des Einzelnen die Menschen im Kreis sehr und deren eigene Prozesse werden angestoßen. Wir erkennen, dass unsere eigenen emotionalen Vorgänge ähnlich sind und dass alles, was in der Mitte passiert, Beispielcharakter hat.
Die Forumsleiter spielen eine zentrale Rolle und brauchen eine gründliche Ausbildung. Sie müssen selber authentischer werden und lernen, mit den Gefühlen dableiben zu können, die in ihnen selbst oder im Kreis aufkommen. Forumsleiter sind wie Geburtshelfer, die den Prozess des Darstellers unterstützen. Idealerweise gibt es zwei Leiter, eine Frau und einen Mann. Nur die Leiter interagieren mit der Darstellerin in der Mitte. Da sie sich selber transparent machen, stehen im Vertrauen der Gruppe ihrer Erfahrung und Intuition folgend zu handeln. Die Aufgabe eines Forumsleiters ist es, die persönliche Wahrheit einer Person hervorzulocken, damit sie und die Gruppe sie wahrnehmen können.

Empathie – Unterstützung durch soziale Rückkopplung

Sobald die Darstellerin fertig ist, können andere in die Mitte gehen und mitteilen, was sie wahrgenommen haben. Wir nennen das einen „Spiegel“ geben. Es bedeutet, dass Menschen aus dem Kreis ihre Sichtweise und Beobachtungen anbieten. Es ist ein Geschenk für die Darstellerin zu erfahren, was andere über sie zu dem Auftritt denken oder empfinden und was auf allen Ebenen aufgefallen ist. Auf der Suche nach Selbsterfahrung ist soziale Rückkopplung ein unverzichtbarer Bestandteil. Der Spiegel wird in der Mitte gegeben, um zu unterstreichen, dass es der persönliche Blickwinkel dessen ist, der den Spiegel gibt. Jeder Spiegel ist subjektiv. Die Darstellerin selbst trägt die Verantwortung, die Spiegel anzunehmen oder zu verwerfen, je nachdem, ob etwas innere Resonanz erzeugt oder nicht. Selbst der beste Spiegel ist nur ein Wegweiser; er bewahrt uns nicht davor, den Weg selber zu gehen.
Wir möchten in den Zustand kommen, wo wir Realität direkt erfahren, wie sie jetzt ist und die Bilder darüber zurück lassen. Werte bilden sich in unserer Arbeit viel aus dem „So-Sein“ direkt in den Herzen der Menschen, hohe menschliche und soziale Werte. Alles, was ich tue, oder unterlasse zu tun, hat eine Wirkung in der Welt und auf die Welt. Jeder Mensch hat eine innere Reaktion darauf, einen Spiegel, was das, was ich erlebe mit mir macht. Aus diesem reichen und oft wenig bewussten Schatz wollen wir schöpfen. Wir sehen das Forum als einen Beitrag für die Welt, die wir schaffen wollen – eine Welt die sich tief aus den Herzen der Menschen entwickelt.

Bild: © ZEGG

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