Endlich kommt es mal zur Aussprache. Dieser Artikel ist ein wesentlicher Bestandteil meines Lazy Gardening Konzepts. Ich habe immer behauptet, dass Gartenarbeit nicht hart sein muss und jetzt rücke ich endlich raus mit der Sprache, wieso das so ist. Lasst euch inspirieren, ermutigen und zum Träumen anregen. Dieser Artikel ist für alle, die noch andere Dinge lieben neben dem Gärtnern, aber auf die Freiheit der Selbstversorgung nicht verzichten möchten. Viel Spaß!

Selbstversorgung. Harte, süße Selbstversorgung

Wie oft habe ich schon zu hören bekommen, dass ich viel Zeit investieren muss um solch einen Gemüsegarten zu hegen und zu pflegen. Wieviel Arbeit ich mir doch mache und dass diejenigen, die mich so sehr für meinen Garten loben, sich niemals so viel Arbeit machen könnten.

Das Lob beschämt mich, denn ich tue fast nichts, dass mein Salat wächst oder meine Früchte vor Fülle explodieren. Auch Unkraut ist schnell entfernt. Mein Mann und meine Freunde wissen das und grinsen in sich hinein, wenn der Besuch unseren Garten bewundert. Man sieht mich selten bei der Arbeit im Gemüsegarten, dafür aber öfter dort beim Entspannen mit einer Tasse Tee.

Ich habe keinen Stein der Weisen entdeckt noch bin ich eine super Gärtnerin, der jede Pflanze mal so aus dem Daumen wächst. Aber ich bin ein Nerd in Sachen alternative Gartenbücher rund um die Welt. Und ich bin experimentierfreudig. Ich muss es einfach immer irgendwie anders machen als andere. Dazu kommt noch eine gewaltige Portion Vertrauen in die Natur. Das sind wohl die Grundsteine, die mir einen festen Boden in der Selbstversorgung geben.

Neue Beete zu setzen, zähle ich nicht zu den 3 Tagen, denn einmal errichtet brauchen sie keine ständige Erneuerung. Das gehört für mich zur Saisonplanung und je nachdem, wie komplex ein Beet sein soll, nimmt es unterschiedlich viel Zeit in Anspruch. Pflügen tue ich alleine nur mit einer Spatengabel/ Grabegabel. Für unseren trockenen Sandboden ideal, da ich somit keine Mikroorganismen oder Mycelien zerstöre, die ich für eine gute Wasserhaltung des Bodens benötige. Das minimiert meinen Aufwand für die Beackerung des Feldes schon enorm. Mein Lieblingsbeet kommt vollständig ohne Umgraben aus und ist in wenigen Minuten pflanzbereit. Lies hier dazu.

Jetzt wird’s aber ein bisschen esoterisch

Aber nun zum eigentlichen Thema. Wenn die Beete stehen und das Wetter mitspielt kann es losgehen. Ich orientiere mich an dem Aussaatkalender oder auch Mondkalender von Maria Thun. Ob du daran glaubst oder nicht ist völlig nebensächlich. Er gibt mir eine gute Orientierung, wann und was ich regelmäßig pflanzen soll. Falls du nicht weißt, wie der Pflanzkalender von Maria Thun funktioniert, gibt es hier einen kurzen Anriss.

Die Tage sind je nach Planetenkonstellation in vier Kategorien unterteilt (Blatttage, Wurzeltage, Blütentage und Fruchttage). Blatttage symbolisieren das wässrige Element und in der angegebenen Pflanzzeit werden an diesen Tagen Salate, Kohlköpfe, Kräuter und andere Gemüsesorten gepflanzt, von denen man es auf das Blatt als Gemüse abgesehen hat. So sind Wurzeltage für Gemüse unter der Erde gedacht (Karotten, Beete, Pastinaken usw.), Blütentage für Blumen und Früchte bei denen auf eine Bestäubung abgezielt wird und Fruchttage für Früchte im Allgemeinen (Zucchini, Äpfel, Tomaten, Gurken, Himbeeren usw.).

Einmal zwei Wochen lang ist im Monat Pflanzzeit und auf diese Zeit habe ich es abgesehen. Du kannst dir natürlich auch einfach so einen Zeitraum im Monat notieren, an dem du auf jeden Fall pflanzt. Ich habe einfach das Gefühl, dass die Planeten mir noch ein wenig Unterstützung liefern. Ein positiver psychischer Effekt, der meinen inneren Schweinehund überlistet.

Ich säe aus, setze um und pflanze nur an diesen Tagen ein. Blütentage lasse ich öfters aus, da ich mich kaum von essbaren Blüten ernähre und sie meist mit den Fruchttagen gleichsetze. Ich bin da relativ undogmatisch.Für mich ist nur wichtig, dass ich in dieser Zeit pflanze und etwas tue, damit ich nicht einen Monat ohne ein variationsreiches Gemüsebeet dastehe. Eine Prise Disziplin braucht es schon. Aber zum Glück nur einen Hauch. Falls du dich jetzt fragst, ob du so viele Pflanzen an einem Tag schaffst unter die Erde zu bringen kann ich dich beruhigen. Ja das schaffst du!

Hier ein kleiner Trick: Pikierschalen für viele kleine Pflanzen und eine Erdballenpresse für die Größeren, geben dir genug Zeit dich an diesen Tagen auch noch anderen Aufgaben zu widmen. Ansetzen von Düngemittel bzw. das Düngen mit Mist und Brennnesseljauche, Unkraut Jäten, Ställe Reinigen (bitte öfter als nur einmal im Monat), sollten auch in diese Zeit fallen. Vergiss auch nicht das Wässern der Sämlinge und Jungpflanzen. Ein gut platzierter Rasensprenger kann dir hier viel Zeit sparen.

Den Kompost brauche ich nicht zu wenden. Das tun meine Hühner für mich (Bitte Mist getrennt vom Kompost lagern, damit die Hygiene der Tiere bewahrt bleibt). Dadurch braucht er ein Viertel der Zeit zum Verrotten und meine Hühner sind mit zusätzlichen Mineralien versorgt.

Und was ist mit Wildkraut/Unkraut zupfen?

Hier habe ich drei entscheidende Tipps, die du befolgen solltest, damit deine Pflanzen im Wildkrautmeer nicht untergehen.

1. Pflanze nach der Biointensiven Methode an. In Reihen pflanzen ist von Gestern, heute pflanzt man im Hexagon-Muster, also in einem Bienenwabenmuster. Du pflanzt so dicht, dass die Pflanzen, nachdem sie ausgewachsen sind, sich berühren. Das hat den Vorteil, dass der Boden beschattet wird: Fremdkräuter dringen kaum noch durch, da ihnen das Sonnenlicht entzogen wird und der Boden bleibt durch diese natürliche Mulchschicht länger feucht. Des Weiteren nehmen die Pflanzen sich auch nicht ihre Nährstoffe weg, sondern stehen in einer gesunden leichten Konkurrenz zueinander, was ihren Wachstum antreibt. So bekommst du enorm viele Pflanzen auf kleiner Fläche unter.

2. Wenn du in den Garten gehst, picke dir immer ein paar Unkräuter mit heraus. Verfütter sie an deine Tiere oder an dich, wenn sie essbar sind. Ich mache morgens immer grüne Smoothies und schmeiße neben Gemüse und Früchten ein paar Wildkräuter mit in den Mixer. So wirst du ohne es zu merken unkrautfrei. Falls dir grüne Smoothies nichts sind, wie wär‘s mit einem Knoblauch-Wildkräuter-Pesto?

3. Mulche mit Stroh! Wenn die Jungpflanzen groß genug sind, bekommen sie eine Decke aus Stroh oder abgelagerten Stallmist mit Stroh gemischt, je nach Verzehrbedarf der Pflanze (Schwachzehrer/Starkzehrer). Der Boden bleibt feucht und unterdrückt unerwünschte Beikräuter. Zusätzlich liefert er eine langanhaltende Nährstoffversorgung für deine Pflanzen.

Der absolute Geheimtipp, wenn du mal deine Beete zu sehr gehen gelassen hast oder aus dem Urlaub wiederkommst: Hole dir, wenn du ein paar Groschen über hast, eine Pendelhacke. Damit befreist du große Flächen von Kräutern in Sekunden. Meine Lieblingsgartengeräte sind vorwiegend aus Kupfer. Sie kosten ein Schweinegeld, aber ich liebe sie und ihren Style einfach. Und ja, das ist wieder so ein esoterisches Ding, aber dazu gibt es bald einen eigenen Artikel.

Unkräuter sind kein so großes Problem, wenn man regelmäßig etwas tut. Die meiste Zeit benötigst du für das Vereinzeln von Karotten. Also, wenn du eine Kaninchenfarm dein Eigen nennst rechne hier noch mal einen Tag drauf.

Auch in den Wintermonaten säe ich ein paar Samen an

Genauso regelmäßig solltest du jeden Monat pflanzen. Auch in den Wintermonaten säe ich ein paar Samen an, die im Frühjahr in Massen sprießen und mir die Arbeit zum Saisonstart erleichtern. So habe ich mehr Zeit für neue Beete und muss nicht hetzen. Außerdem sind Spinat und Co. somit früher erntereif. Wichtig ist auch noch zu erwähnen, dass viele meiner Pflanzen sich selbst aussäen. Permakultur halt.

Zum Beispiel mein Kopfsalat besteht jetzt schon seit mehreren Jahren aus angesäten Pflanzen, die sich regelmäßig von selbst aussäen. Ich lasse mindestens drei Kopfsalate in Blüte gehen und ernte von diesen, nur vereinzelte Blätter. Im Hochsommer verbreiten sich die Samen übers gesamte Beet und weit darüber hinaus. Dadurch habe ich wieder neue Salate vor Wintereinbruch. Zwar wachsen auch mal Salate auf dem Weg, jedoch setze ich diese dann einfach um. So verfahre ich auch mit vielen anderen Vertretern meines Gemüsegartens ohne dass ich viel Arbeit habe.

Du siehst, es steckt nicht so viel Arbeit hinter einem funktionierenden System. Die Natur kommt ganz gut ohne uns zurecht und fließt unaufhörlich weiter. Wir können nur versuchen, sie ein wenig in unsere Richtung fließen zu lassen. Das reicht aus für einen üppigen Gemüsegarten, der dich und deine Familie versorgen kann. Hab ich deinen inneren Schweinehund überzeugen können? Lass mir noch ein Kommentar da und dann raus in den Garten mit dir!

 

 

Über den Autor

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Nicole Steinfurth ist selbständige Mutter und Gründerin der Biotopica Farm, einem kleinen Selbstversorger-Hof zwischen Hamburg und Berlin, der sich auf fast ausgestorbene Tierrassen und historische Pflanzenarten spezialisiert hat. Durch die Einbindung der Permakultur in ihren Hofgarten gelingt es ihr, ihre vierköpfige Familie mit biologischem Obst und Gemüse vollständig zu versorgen. Unter biotopicafarm.de schreibt sie regelmäßig Artikel rund um das Thema Selbstversorgung.



6 Responses

  1. gyanmandiro
    regional brandenburg und speckgürtel

    interessant, bisher gibts nur den balkon als start und das unkraut an den stadträndern von berlin, kann ja noch werden. danke für die hinweisr

    gyanmandiro,
    berlin -siemensstat

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  2. sarah
    So ein falscher Pessimismus

    Setz dich mal mit den Prinzipien der Permakultur zusammen, das wird dir den Weg erleichtern. Ich ernähre meinen PArtner und mich mit 230 Qm in Sachen Gemüse und Obst komplett selbst. Und die wenigen alten Arbeitsgeräte berühre ich vielleicht an 5 Tagen im Monat.

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  3. Annekatrin
    Haben oder Sein

    Ich selbst lebe seit 16 jahren auf einem Hof und betreiben eine Hobbylandwirtschaft. Also versuchen uns selbstzuversorgen. Ich glaube ich kann den Arbeitsaufwand realistisch einschätzen. Als ich den Artikel von Nicole Steinfurt das erstemal gelesen habe überflogen habe, war ich neidisch, beim zweitenmal dachte ich: “ Völlig unrealistisch!“ beim drittenmal habe ich dann auf die links geklickt und mir wurde klar warum immer mehr Artikel in diesem Stil in Netzt stehen. Die links führen zu Amazon und es sollen einem der Kauf von Werkzeugen und Gartenzubehört schmackhaft gemacht werden…nach dem Motto: “ Kauf dies und mach es Dir einfach“. So läufts leider nicht. Das Paradies ist kein Schlaraffenland!

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    • Annekatrin

      Sorry für die Rechtschreibfehler…habe es gerade spontan in die Taten gehauen und nicht mehr korrigiert….

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    • Erwin Lindemann
      Erwin. L

      So ist es.
      Ich habe 600 qm und ein Gewächshaus!
      20 Gläser gab es im diesmal Jahr an Obst und Gemüse zum Einkochen.
      Ein paar Apfelkuchen wurden gebacken.
      Kartoffeln für ca. 4 Monate.
      Das war s. Zum Ernähren einer Familie?!?
      Schön wäre es.
      Ich arbeite daran… .

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