Bernd Kolb: Atman – Seele

Titel:  Atman – Seele

Author: Bernd Kolb

Verlag: terra magica, 2015

Preis: 192 Seiten, 50 Euro

ISBN: 978-3724310570

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Magische Momente

Atman, dieses uralte, mystische Wort aus dem Sanskrit, beschreibt nach der indischen Philosophie der Veden das wahre, individuelle Selbst einer Person, die Essenz des Geistes, den Funken des Göttlichen in uns allen. Dieses weitfassende Konzept kann man grob mit „Seele“ übersetzen.

Bernd Kolb machte eigentlich Karriere als Internet-Pionier und Telekom-Vorstand, bevor er aus diesem Leben ausstieg und einen Stadtpalast in Marrakesch restaurierte und als Hotel ausbaute. In den letzten Jahren widmete er sich mehr spirituellen Themen und bereiste die verschiedenen Kulturen und Regionen Asiens, auf der Suche nach den Quellen der Weisheit der Menschheit, dem inneren Frieden und diesem göttlichen Funken.

Sein Plan: Diese in Zeiten des rasanten Wandels unserer Welt fotografisch festzuhalten. Seine Reise führt ihn dabei von Indonesien (Bali, Java) über Kambodscha, Thailand und Burma bis hin nach Nepal. Die Bilder entstanden in einem Zeitraum von drei Jahren. Kolb hat auch nicht wahllos auf den Auslöser gedrückt, sondern nur dann, wenn er glaubte, eine tiefe, seelische Verbindung – einen magischen, herzberührenden Moment – zwischen sich und der fotografierten Person zu spüren. Achtsamkeit, Respekt, Vertrauen, Offenheit und Begegnung auf Augenhöhe waren die Grundlage bei der Anfertigung der einzigartigen Portraits.

Das Buch selbst ist sehr ungewöhnlich gestaltet. Schon auf dem Cover leuchtet einem das erste Gesicht entgegen. Der Hintergrund der Seiten ist komplett schwarz, die Fotografien fügen sich hier perfekt ein, teils fließend, schwebend, herauftauchend, kraftvoll auf die Betrachter zutretend, mit bezwingender Intensität. Bernd Kolb selbst beschreibt, dass alle Bilder aus der Situation entstanden, meist bei Dunkelheit, ohne Regieanweisungen, Kunstlicht oder Blitz.

Einmalige Momentaufnahmen, bei denen die Fotografierten (Schamanen und Schamaninnen, Kindgöttinnen, Tänzer/innen, Dorfälteste, alt und jung, lächelnd, ernst, verloren in Trance und und und..) einen Blick auf ihre Seele freizugeben scheinen. Besonders schön auch, dass sich am Ende des Buches eine Bildübersicht befindet, in der Bernd Kolb über die Begegnungen und abgelichteten Menschen erzählt.

Fazit: Ein wunderschöner Bildband, den man immer wieder hervornehmen möchte, um sich meditativ in den Gesichtern zu verlieren. Die Diversität der Menschheit, die Vielfalt und Tiefe der Emotionen, die sich in den Bildern wiederfinden und die Offenheit der Menschen, die sich fotografieren ließen, beeindrucken.