C. Voormann, Dr. med. Govin Dandekar: Babymassage

Titel: Babymassage

Author: C. Voormann, Dr. med. Govin Dandekar

Verlag: Gräfe und Unzer, 2015

Preis: 128 Seiten, 12,99 Euro

ISBN: 978-3833841729

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Ayurvedische Babymassage

Es ist kaum vorstellbar, dass Frédérick Leboyers ungemein wichtiges Buch „Geburt ohne Gewalt“ die Welt Gebärender erst vor wenigen Jahrzehnten revolutionierte. Babys brauchen Nähe, Geborgenheit und liebevolle, sanfte Berührungen, die dem Kind Vertrauen, Liebe und Selbstbewusstsein mitgeben. In dieser Tradition sieht sich auch die vierfache Mutter Christina Voormann, Expertin für ayurvedische Massagen, die hier zusammen mit dem (2009 verstorbenen) Ayurvedaarzt Dr. med. Govin Dandekar dieses Buch über ayurvedische Babymassage verfasst hat.

Die indische Gesundheitslehre wird kurz erklärt und Aspekte davon in unsere europäische Welt übertragen. Das Buch setzt nach der Geburt an und versucht frisch gebackene Mütter aufzufangen und sie wieder in Balance zu bringen. Und es gibt Tipps zu Ruhezeiten und heilsamen Massagen als Gesundheitsvorsorge für Wöchnerinnen und auch, um Wochenbettdepressionen vorzubeugen. Basierend auf der indischen Gesundheitslehre gibt es im Büchlein zahlreiche Rezepte für selbstgemachte Öle, Badezusätze, aber auch Kräuterpasten und auch ein Rezept zur Herstellung von Ghee (ayurvedischem Butterschmalz) – einem der wichtigsten „Verjüngungsmittel“ im Ayurveda, mit dem auch massiert werden kann.

Die Autoren widmen sich auch der Lehre der drei Doshas (Kapha, Pitta und Vata), der drei Konstitutionstypen, nach denen die Behandlungen ausgerichtet sind. Auch bei Babys kann man schon die Doshas anhand von Verhalten und äußerlichen Merkmalen (rundlich, muskulös, feingliedrig, lebhaft, gutmütig, isst gerne, besitzergreifend, gemütlich, selbstständig, anhänglich, ängstlich und so weiter) etwas bestimmen. Hier sind sie sehr niedlich und beredt zusätzlich noch typisiert in „Kapha, der kleine Bär“, Pitta, das Pumakätzchen“ und „Vata, das  Lämmchen“. Dementsprechend gibt es dann Empfehlungen zu Ölen und Massagetechniken für die Babys. Schon ab dem fünften Tag nach der Geburt darf man ein gesundes Kind mit sanften Massagegriffen verwöhnen.

Doch warum überhaupt massieren? Das Buch listet viele Vorteile regelmäßiger Massagerituale auf: Förderung der motorischen und geistigen Entwicklung (besonders für Frühchen wichtig), Stärkung der positiven Eltern-Kind-Beziehung (behütet und geborgen), Förderung des Immunsystems und der hormonalen Stressabwehr, Milderung von Allergien und Neurodermitis. Durch die Babymassage wird der Grundstein für eine positive Körperwahrnehmung gelegt, unruhige Kinder können so beruhigt werden und man kann damit auch wunderbar etwas gegen Bauchweh bei Blähungen tun. Die zahlreichen Massagen sind ausführlich beschrieben und bebildert, so dass man nach dem Einlesen gleich losmassieren kann.

In den nachfolgenden Kapiteln gibt es weitere Anleitungen wie Tipps für Partnermassagen, die Stillzeit. Körper- und Entspannungsübungen finden sich hier ebenso wie etwas kalenderblattartige Ratschläge zur Selbstakzeptanz und Kommunikation in der Beziehung – an dieser letzten Stelle hat man das Gefühl, dass das ohnehin schon sehr reichhaltige Werk (ganz abgesehen von der transportierten Heteronormativität) leider fast zu viel will.

Fazit: Die „GU“ Ratgeber aus dem Gräfe und Unzer-Verlag sind in Deutschland ein Markenzeichen für qualitative Inhalte. Das zeigt sich auch daran, dass dieses Buch schon seit 1999 auf dem Markt ist und das meistverkaufte Buch zum Thema ist. Die überarbeitete Neuauflage, die gerade neu erschienen ist, ist ein gutes, ausführliches und liebevoll verfasstes Buch, das kaum eine Frage zur Babymassage offen lässt. Bestimmt auch ein schönes Geschenk für frisch gebackene Eltern.