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Der falsche Präsident. Was Pfarrer Gauck noch lernen muss, damit wir glücklich mit ihm werden.

Der falsche Präsident. Was Pfarrer Gauck noch lernen muss, damit wir glücklich mit ihm werden.

Titel: Der falsche Präsident. Was Pfarrer Gauck noch lernen muss, damit wir glücklich mit ihm werden.

Author: Albrecht Müller

Verlag: Westend

Preis: 5,99

ISBN: 978-3864890284

Link: Bestellen bei Lehmanns Fachbuchhandlung

Lehrstunde in Demokratie

Der eine Bundespräsident gibt auf, der andere „wulfft“ sich mit seiner Gattin durch Amt und Würden und nun soll es eben Joachim Gauck richten. Doch auch (oder gerade) wenn Gauck von der medialen Meinungsmache und vielen Parteien derzeit regelrecht als Retter des Amtes hochgejubelt wird, sollte man diesem Mann doch mehr als einen kritischen Blick schenken.

Schon mit dem Ausruf „Empört euch nicht!“, der in weißer Farbe auf dem signalroten Buchrücken prangt, nimmt Albrecht Müller Bezug auf die Streitschrift „Empört euch!“ von Stéphane Hessel.

Der Diplom-Volkswirt Albrecht Müller, der 1972 Willy Brandts Wahlkampf und später die Planungsabteilung des Kanzleramts leitete, setzt sich hier mit dem neuen Bundespräsidenten auseinander und vertritt unter anderem die Ansicht, dass Politiker, für die die Springerpresse massiv Reklame macht, kritisch betrachtet werden sollten. Er betont die Diskrepanz zwischen einem nach außen hin auf demokratische Werte und Freiheit pochenden Präsidenten, der aber andererseits den wachen, hinterfragenden Verstand beim Bürger eher negativ zu sehen scheint – quasi ein Anti-Hessel zur Volksbefriedung. In dem knapp 60 Seiten starken und gut gegliederten Essay befasst sich Müller mit Zitaten Gaucks, eines Mannes, der Thilo Sarrazin schätzen kann, stolz auf die zerbröselten Überreste unseres Sozialstaates ist, Militäreinsätze im Ausland befürwortet, auf Occupy herab sieht, Hartz IV gut findet und der Meinung ist, dass die Deutschen sich in der Hängematte ausruhen.

Fazit: Eine nötige und klar formulierte Streitschrift, die eine gute Zusammenfassung der derzeitigen politischen Situation bietet. Denn auch wenn man allerorten liest und hört, welch große Akzeptanz der uns als „Freiheitskämpfer“ oder gar „Demokratielehrer“ vermittelte Gauck doch in der breiten Bevölkerung genießt, so mehren sich durchaus die Stimmen derer, für die er ein Zukunftsangst heraufbeschwörender, selbstzufriedener Vertreter einer neoliberalen Lebenswelt zu sein scheint, der Köhler im Vergleich geradezu das atemberaubende Flair eines offengeistigen Althippies verleiht.

Albrecht Müller beschränkt sich aber nicht nur auf Gauck selbst, sondern bietet im gleichen Atemzug auch Kritik an unserem System. Im Angesicht von zusammenbrechender Weltwirtschaft, Spekulantentum, dem Abbau von sozialen Sicherheiten und der wachsenden Occupy-Bewegung ist anscheinend auch im konservativen Lager die Erkenntnis herangereift, dass es – wenn wir weiterhin nichts ändern – keine Zukunft geben kann. Oder wenn, dann nur für eine marginale Anzahl von Privilegierten, die es sich auf den Gebeinen der sozial und finanziell gestrauchelten Masse bequem einrichtet.

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