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Der zweite Code

Der zweite Code

Titel: Der zweite Code

Author: Peter Spork

Verlag: rororo

Preis: 9,95

ISBN: ISBN: 978-3499624407

Link: Bestellen bei Lehmanns Fachbuchhandlung

Epigenetik: Das Gedächtnis der Zellen

Dass unser genetisch programmiertes Erbgut eben nicht alles im Leben bestimmt und die Eugenik und ihre krankhaften Auswüchse im Nationalsozialismus mehr als nur daneben lagen, das wissen wir – vielleicht bis auf manche Politiker in der nahen Vergangenheit – den Göttern sei Dank schon ein wenig länger. Der Wissenschaftszweig der Epigenetik beschäftigt sich damit, welche molekularbiologischen Informationen unsere Zellen – unabhängig vom Erbgut – durch Umwelteinflüsse  abspeichern und weitergeben. Denn unsere Zellen besitzen offenbar ein Gedächtnis, das unsere Gene aktivieren oder deaktivieren kann. In der Theorie werden wir so auch jetzt noch davon beeinflusst, wie unsere Großeltern lebten und sich ernährten – eine mögliche Erklärung, warum es passieren kann, dass manche Kettenraucher kerngesund bleiben, während Gesundheitsfanatiker an Krebs dahinsiechen. In den sieben Kapiteln, in denen er sich den Bereichen der Krankheitsvorsorge, Krebsforschung, Pädagogik, Psychologie, Psychiatrie, Altersforschung und  Evolutionsbiologie widmet, erläutert Spork zunächst die Grundlagen und zeigt auf, wie unsere Gene – und die der uns potentiell nachfolgenden Generationen – manipuliert werden können.

Kann man sich also mit bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln seine Genome anders programmieren? So einfach ist die Antwort wohl nicht. Die Wissenschaft steckt auch hier noch in den Kinderschuhen und rät davon ab mit solchen Dingen herumzuspielen, da man die Spätfolgen erst in Jahrzehnten abschätzen kann.
Die Türe zu diesem geheimnisvollen Universum voller Wissen und Antworten ist lediglich einen minimalen Spalt weit aufgedrückt, aber noch nicht einmal ansatzweise geöffnet worden. Wir können nur erahnen, was und welche Möglich-keiten dahinter auf uns und unser menschliches Potential warten.

Fazit: Erkrankt man als Erwachsener wirklich leichter an schwerwiegenden Krankheiten, wenn man als Baby nicht genug Liebe bekommen hat? Schadet der in Kunststoffflaschen vorkommende Stoff Bisphenol A vielleicht Generationen von Nachkommen? Als Laie kann man inhaltliche Fehler zum Thema Biogenetik schwer bis gar nicht beurteilen, kritische Stimmen werfen Spork auch vor, teilweise etwas zu spekulativ zu formulieren.
Zumindest liefert der Autor hier jedenfalls einen gut geschriebenen Überblick über ein unfassbar spannendes und weites Feld, mit dessen verschiedenen Theorien und Diskussionen man sicherlich Bände füllen könnte. Dieses populärwissenschaftliche Werk bietet ungemein faszinierende, aber wissenschaftlich sicherlich nicht unumstrittene Thesen, die nicht nur Hoffnung machen können, sondern zugleich auch etwas Beängstigendes
haben. Ein interessanter erster Einstieg in das weite Feld der Epigenetik – mit großem Anhangapparat zu weiterführender Literatur und Studien.

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